Seewölfe Paket 13. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 13 - Roy Palmer


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Höhlen, sie wirkten um Jahrzehnte jünger. Sie drückten Kühnheit und Entschlossenheit aus, Scharfsinn und Erfahrung.

      „Ja“, sagte Hasard. „Er scheint mir ein gewitzter Kerl zu sein. Fragt ihn doch mal, ob er einen guten Fang gehabt hat.“

      Hasard junior erklärte: „Das haben wir auch schon getan. Er hat am Vormittag so viele Thunfische an Bord seines Bootes gezogen wie nie zuvor in seinem Leben. Er muß einen gewaltigen Schwarm aufgestöbert haben, so groß, daß er nur einen Teil davon in sein Netz kriegen konnte.“

      „Trotzdem hat er eine beachtliche Leistung vollbracht“, sagte der Seewolf. „Thunfische können nämlich kräftig zappeln und auch tüchtig zubeißen. Manche werden so groß wie ausgewachsene Haie. Aber jetzt weiter. Wer jagte ihm die Fische wieder ab?“

      „Eine Galeone näherte sich ihm von Osten – kurz nach der Mittagsstunde“, wußte Philip junior zu berichten. „Offenbar brauchte der Kapitän einen Rat, er schien sich versegelt zu haben. Jedenfalls las der Alte dies – sein Name ist übrigens Kambos – aus den Zeichen, die der Ausguck ihm vom Großmars der dreimastigen Galeone aus gab.“

      „Und folglich ging Kambos arglos bei der Galeone längsseits?“

      „Ja. Ein paar Männer enterten zu ihm in die Tartane ab. Plötzlich brachten sie Handspaken zum Vorschein und hieben damit auf ihn ein. Er wehrte sich verzweifelt, aber das nützte ihm nichts. Er brach zusammen. Seine Brust wollte vor Schmerz zerreißen, wie er sagt, und sein Kopf dröhnte entsetzlich“, erwiderte Philip.

      „Jetzt wird mir alles klar“, sagte der Seewolf. „Der Kapitän der Galeone, dieser Lump, brauchte dringend frischen Proviant. Er holte ihn sich und überließ den armen Alten seinem Schicksal. Als Kambos wieder zu sich kam, dachte er, er wäre an Bord der fremden Galeone gelandet.“

      „So ist es!“ stieß Hasard junior erregt hervor. „Aber nach seinem gescheiterten Fluchtversuch sah er seinen Irrtum ein. Als wir ihm jetzt Lord Henrys ‚Cruel Jane‘ beschrieben, dachte er, Henry sei der Übeltäter gewesen, der ihm den Thunfisch abjagte.“

      „Unmöglich“, sagte sein Vater. „Henry und Selim segelten von Norden heran, nicht von Osten. Sie können dem Alten nicht vor uns begegnet sein, es sei denn, sie vermögen mit ihren Schiffen zu fliegen.“

      Der Kutscher sagte: „Diese Möglichkeit würde höchstens Donegal einräumen, schätze ich.“

      Der Seewolf setzte sich zu Kambos auf den Rand der Koje. „Allerdings. Folglich muß es sich bei den Fischräubern um Leute handeln, die auch wir nicht kennen. Dies müssen wir unserem Freund hier auf jeden Fall beibringen. Philip und Hasard, ich will außerdem eine genaue Beschreibung der fremden Galeone und ihrer Besatzung haben, man weiß nicht, wozu sie uns noch dienen kann. Traut ihr euch das zu?“

      „Aber sicher doch, Sir“, sagte Philip junior.

      „Dann los.“

      Der alte Mann lächelte und streckte dem Seewolf seine Hand entgegen. Hasard nahm sie an und drückte sie. Es war eine harte und knochige Hand, ans Zupacken gewöhnt.

      Hasard sah Kambos in die Augen und sagte: „Na endlich, wir verstehen uns jetzt also.“

      Am frühen Morgen des 18. Dezember 1591 erreichten sie Pomos, doch ohne Kambos’ Hilfe wäre es ihnen nie gelungen, in die kleine, jedoch erstaunlich tiefe Bucht zu manövrieren, die sich vor dem Fischerdorf ausdehnte. Kambos war wieder auf den Beinen und betätigte sich seit dem Passieren des Kaps Kormakitis als Lotse.

      Dichter Nebel breitete sich im Erwachen des neuen Tages schwadenweise über der See aus, doch der Mann von Zypern geleitete die „Isabella“ sicher an allen der Küste vorgelagerten Riffen vorbei und dann durch die schmale Einfahrt in die schützende Bucht.

      Unweit der hölzernen Piers, an denen die Boote der Fischer vertäut waren, ging die „Isabella“ vor Anker. Dann begaben sich Hasard, Ben Brighton, Shane, Smoky und der Profos mit Kambos an Bord der Tartane an Land.

      Kambos’ Rückkehr wurde von den Dorfbewohnern wie ein Wunder gefeiert. Man hatte ihn bereits für verschollen gehalten, denn jegliche Suche vor der Küste hatte am Vortag erfolglos abgebrochen werden müssen. Übergroß war daher die Freude der Familienangehörigen und der Nachbarn. Hasard und seine Männer wurden von einem Haus ins andere eingeladen, und die Männer, Frauen und Kinder überschütteten sie mit ihrer Herzlichkeit und Gastfreundschaft.

      Hasard nahm die Gelegenheit wahr, um frischen Proviant, Wein und Wasser zu kaufen, die wenig später zur „Isabella“ hinübergeschafft und in den Vorratsräumen verstaut wurden. Als es jedoch ans Bezahlen ging, lehnte Kambos, der in seinem Dorf großen Einfluß zu haben schien, jedes Entgelt kategorisch ab.

      Dennoch gelang es Hasard, sich zu revanchieren. Er ließ Tauwerk, Schießpulver, Munition und ein paar Waffen ins Dorf bringen, Dinge, die die Zyprioten zweifellos gut gebrauchen konnten. Sie waren nicht nur Fischer, sondern auch Jäger, wie er durch seine Söhne von Kambos erfahren hatte.

      Die Männer des Dorfes Pomos stiegen in ihre Boote und halfen bei den Außenarbeiten an der „Isabella“ mit, sobald sich der Nebel etwas verzog und Ferris, der mit seinen Helfern in eine Jolle abgeentert war, genug erkennen konnte.

      So wurde die „gute alte Lady“, wie die Seewölfe ihr Schiff gelegentlich zu nennen pflegten, wieder vollständig instand gesetzt.

      Bei den Gesprächen, die dank der Dolmetschertätigkeit der Zwillinge mit den Menschen von Pomos geführt werden konnten, kriegte der Seewolf schließ-lich auch noch heraus, daß die Dreimast-Galeone, die den alten Kambos überfallen hatte, am vorhergehenden Tag nahe der Küste gesichtet worden war. Die Beschreibung des Schiffes entsprach genau der, die auch Kambos gegeben hatte: Es handelte sich um einen Segler von etwa 300 Tonnen Größe, mit relativ hohen Masten und recht flachen Aufbauten.

      „Hol’s der Henker“, sagte der Profos, als er dies vernahm. „Mit anderen Worten, der Kahn ähnelt unserer ‚Isabella‘. Nun sag bloß noch, er ist ein Engländer, Sir.“

      „Das wohl nicht. Die Flagge, die er führt und die von den Zyprioten in seinem Großtopp gesehen wurde, hat andere Farben. Ich schätze, daß er ein Franzose ist.“

      „Ein französischer Bastard, der einem hilflosen Alten den sauer verdienten Fang stiehlt“, sagte Ben Brighton. „Wer immer er ist, man sollte ihm deswegen mal kräftig auf die Finger klopfen.“

      „Vielleicht ergibt sich die Gelegenheit noch.“ Hasard sah seine Männer, die jetzt, als die Sonne mit voller Kraft zu strahlen begann, mit ihm bei den Piers standen, an und lächelte. „Die Fischer der Nachbardörfer im Westen haben den Leuten von Pomos erzählt, daß auch sie die Galeone beobachtet haben. Offenbar will sie – immer auf der Suche nach Beute – die Insel im Westen runden. Da an Bord Proviantmangel herrscht, könnte es aber auch gut angehen, daß sie Paphos, den größten Hafen an der Westseite Zyperns, anläuft.“

      „Und was tun wir, Sir, wenn man fragen darf?“ erkundigte sich Big Old Shane.

      „Wir lichten noch heute, am frühen Nachmittag, den Anker und verlassen Pomos. Wir runden Zypern im Westen und segeln dann nach Süden.“

      „Wieder in Richtung Nordafrika?“ fragte Smoky.

      „Zur Mündung des Nils“, erwiderte der Seewolf. „Es müßte doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir es nicht schaffen, unser Ziel nun bald ohne größere Zwischenfälle zu erreichen.“

      7.

      Verbissen hielt Lord Henry an seinem Vorhaben fest. Er forschte im Morgengrauen die Küste südlich des Kaps Kormakitis ab und hielt sich so dicht unter Land, daß sein Loggast unausgesetzt von der Galionsplattform der „Cruel Jane“ aus die Wassertiefe aussingen mußte. Die „Grinta“ segelte im Kielwasser der „Jane“, und allmählich bewegten sich die beiden Schiffe immer näher auf die Bucht von Pomos zu.

      Doch im Nebel übersahen sowohl die Engländer als auch die Türken die Einfahrt der Bucht. Sie zogen


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