Seewölfe Paket 20. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 20 - Roy Palmer


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zunächst die Geldkatze und die beiden Perlenbeutel.

      Dann sagte er: „Lassen sie den Kerl in den Vernehmungsraum bringen. Ehe wir aber mit der Prozedur anfangen, will ich mich allein mit ihm unterhalten.“

      „Ja, Señor.“

      Wenig später saß Don Antonio Caligula gegenüber. Caligula hatte ausgiebig Gelegenheit, die Marterinstrumente in Augenschein zu nehmen: das Streckbrett und die Daumenschrauben, all die Zangen und Eisen, mit denen man den Gefangenen zusetzte. Ob auch Cariba hier gefoltert worden war? Er beschloß, lieber nicht danach zu fragen.

      „Ich will mich kurz fassen“, sagte Don Antonio. „Was hat es mit diesen Golddublonen und Perlen auf sich? Sie stellen ein Vermögen dar.“

      Caligula grinste unwillkürlich. Daß er zwei Spanier auf dem Gewissen hatte, schien diesen fetten Mann nur am Rande zu interessieren. Das Geld und die Perlen stimmten ihn neugierig – er hatte also seinen wunden Punkt.

      „Wer bist du?“ fragte Caligula.

      Don Antonio verzog das Gesicht, als habe ihn ein Insekt gestochen. Dieser Abschaum der Menschheit duzte ihn einfach – es war nicht zu fassen. Aber er wollte ja etwas von ihm, deshalb war es besser, vorerst nicht zu drastischen Mitteln zu greifen. „Ich bin Don Antonio de Quintanilla, der Gouverneur von Kuba.“

      „Und ich bin Caligula, der schwarze König der Karibik.“

      „Offenbar hast du den Verstand verloren.“

      „Nein, ich bin wieder ganz nüchtern.“

      Die Frechheit dieses Kerls kannte keine Grenzen. Don Antonio hätte ihn am liebsten eigenhändig ausgepeitscht, aber wieder bezwang er sich.

      Caligula wäre gern aufgesprungen, um den Fettsack zu packen und auf die Streckbank zu verfrachten, aber er konnte sich ja nicht rühren. Mit Ketten war er an die Wand gefesselt. Er würde in diesem Kerker sterben oder am nächsten Morgen im frischen Wind von Havanna baumeln, daran bestand kein Zweifel. Aber irgendwann starb jeder Pirat, und Caligula war verwegen genug, sich deswegen keine größeren Sorgen zu bereiten. Er hatte nichts zu verlieren und alles zu gewinnen. Auf sein Geschick kam es jetzt an.

      „Gut, dann verstehst du also, auf was ich hinauswill“, sagte Don Antonio. „Woher hast du deinen Reichtum?“

      „Warum soll ich es dir verraten, Gouverneur?“

      „Weil ich es dir befehle.“

      „Ich lasse mir gar nichts befehlen. Weder von dir noch von sonst jemandem, auch nicht vom König von Spanien.“

      Don Antonio seufzte. „So kommen wir wohl nicht weiter. Sehr bedauerlich. Die Soldaten werden dich quälen, und deine Schreie werden durch den ganzen Kerker gellen.“

      Caligula grinste verschlagen. „Das bringt dir aber nichts ein. Wenn ich hier verrecke, kann ich dir nichts mehr verraten.“

      „Meine Leute beherrschen die große Kunst, einen Mann an den Rand des Sterbens zu bringen, ihn dann aber doch am Leben zu erhalten.“

      „Gouverneur“, sagte Caligula, und das Grinsen glitt aus seinem Gesicht. „Das wirst du nicht wagen. Wenn Caligula zum Krüppel werden sollte, wird die Rache der Königin furchtbar sein. Ein Schiff wird im Hafen erscheinen und ganz Havanna mit seinen Kanonen in Schutt und Asche legen.“

      Don Antonio schauderte unwillkürlich ein wenig zusammen. Sehr gefährlich war dieser Mann, das war ihm klar. Aber dennoch wollte er den Versuch noch nicht abbrechen.

      „Wer ist diese Königin?“

      „Mein Weib. Ich bin der König.“

      „Ich hatte gehofft, du würdest vernünftiger sein.“

      „Was willst du von mir wissen?“

      „Woher du die Golddublonen und die Perlen hast.“

      „Du schonst mich, wenn ich es sage?“

      „Ja“, erwiderte Don Antonio. „Ich will dir nämlich helfen. Ich hasse es, Wehrlose zu quälen. Es ekelt mich an. Wenn ich es vermeiden kann, wirst du erst gar nicht gefoltert.“

      „Sondern gleich am Hals aufgehängt?“

      „Das wird sich herausstellen. Weißt du, daß ich die höchste richterliche Instanz von Havanna bin?“

      „Jetzt weiß ich es“, erwiderte Caligula. Er ahnte, daß Don Antonio das genaue Gegenteil eines Menschenfreundes war, ein skrupelloser Sadist, der sich an den Qualen eines Opfers weidete. Aber er ging auf das Spielchen ein. „Ich danke dir, Gouverneur. Also schön, du sollst es wissen. Ich habe das Zeug einem englischen Piraten namens Killigrew abgenommen.“

      „Und du weißt, wo es noch mehr zu holen gibt?“

      „Ja. Sackweise. Ich kenne den Schlupfwinkel dieses Hundes, der sich El Lobo del Mar nennt.“

      In Don Antonios Geist überschlugen sich die Gedanken, nicht nur wegen dieser verlockenden, vielversprechenden Aussage. Aber er erinnerte sich sofort an Cariba, den Kreolen. Der hatte genauso behauptet, den Schlupfwinkel der englischen Piraten zu kennen. Dorthin war Don Juan de Alcazar mit der beschlagnahmten Kriegskaravelle „Pax et Justitia“ aus Cartagena unterwegs.

      Und wahrscheinlich wird er die Schätze dieser Freibeuter ausheben, dachte Don Antonio. Das wiederum bedeutet, daß er sie für die spanische Krone beschlagnahmt. So eine Schande!

      Dann aber grinste auch er süffisant. Erst einmal galt es abzuwarten, was Don Juan überhaupt erreicht hatte. Schließlich hatte er keine Garantie dafür, daß er auch wirklich als Sieger aus dem Kampf hervorging. Wenn der Gegner ihm eine Abfuhr erteilte, dann konnte er, Don Antonio, die Sache in die Hand nehmen, und zwar ohne Don Juan, den Schnüffler.

      Ja – und wenn bei seinem, Don Antonios, Unternehmen dieser Killigrew geschnappt wurde, dann würde er, Don Antonio, den Gefangenen der spanischen Krone präsentieren, nicht Don Juan. Damit waren zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Killigrew überführt und Don Juan als unfähig bloßgestellt.

      Das waren, alles in allem betrachtet, recht schöne Perspektiven. Don Antonio erhob sich.

      „Gut“, sagte er. „Hochinteressant. Ich will sehen, was ich tun kann. Du würdest mich also zu der Insel führen?“

      „Unter einer Bedingung“, sagte Caligula.

      „Freigelassen zu werden?“

      „Ja.“

      „Du verlangst viel. Aber ich werde mir die Sache überlegen.“ Don Antonio hatte es jetzt eilig, den Vernehmungsraum zu verlassen. Er ging zum Kerkerkommandanten und verpflichtete ihn zu strengstem Stillschweigen gegenüber Don Juan de Alcazar. „Er darf nicht erfahren, wer hier im Kerker einsitzt. Ich habe meine ganz bestimmten Gründe dafür. Schärfen Sie das auch Don Ruiz ein.“

      „Ja, Señor.“

      „Eine Gerichtsverhandlung gegen den Neger ist ebenfalls nicht anzuberaumen, jetzt jedenfalls noch nicht.“

      „Wie Sie wünschen, Señor.“ Der Kommandant war verblüfft, hütete sich aber, es offen zu zeigen. Wenn Don Antonio behauptete, er habe seine Gründe, dann hatte er sie auch wirklich. Wie die aussahen, wollte der Kommandant gar nicht erst wissen.

      Händereibend verließ Don Antonio das Stadtgefängnis und kehrte in seine Residenz zurück. Caligula wurde unterdessen in seine Kerkerzelle zurückgebracht. Sein Mut hatte etwas nachgelassen. Er wußte nicht so riecht, ob der Köder, den er ausgeworfen hatte, von dem feisten Gouverneur geschluckt wurde. Er wußte nur, daß dieser Don Antonio ein ganz geriebener Fuchs war, vor dem er sich hüten mußte.

      In der Dunkelheit dieses 18. April ließen Arne von Manteuffel und seine beiden Männer eine zweite Brieftaube vom Hof der Faktorei aufsteigen. Diesmal war es der Täuberich Dragan, dessen Weibchen auf der Schlangen-Insel Sulima hieß. Wieder war die Meldung von Arne geschrieben und von Jussuf unter der mittleren Schwanzfeder des Vogels befestigt.

      Die


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