Seewölfe Paket 20. Roy Palmer

Читать онлайн книгу.

Seewölfe Paket 20 - Roy Palmer


Скачать книгу
oder Afrikanisch.“

      „Blödsinn!“ begehrte Ed auf. „Wenn ich ein Chinese bin, kann meine Sprache nicht indisch oder afrikanisch klingen. Du redest vielleicht einen Stuß, du rothaariger Holzwurm!“

      Ferris verdrehte die Augen und warf einen hilfesuchenden Blick gen Himmel.

      „Aber du bist doch gar kein Chinese!“

      „Weiß ich selber, Mister Tucker. Und wenn du mein hervorragendes Deutsch nicht verstehst, dann geh mal bei unseren Blondschöpfen in die Schule. Vielleicht kapierst du dann mit deinem Quadratschädel, was ich in dieser – äh – Kultursprache gesagt habe.“

      Ferris Tucker streckte die Waffen, zumal es jetzt auch genug andere Dinge zu tun gab, als sich mit diesem Dickschädel von einem Profos über dessen Sprachkenntnisse zu streiten.

      Arne von Manteuffel war inzwischen mit Renke Eggens in der Kapitänskammer angelangt und umarmte dort seinen Vetter Hasard.

      Auf allen Seiten war die Wiedersehensfreude echt und tief. Die eisblauen Augen des Seewolfs blitzten, der mehr als sechs Fuß große Mann mit den breiten Schultern und schmalen Hüften hatte sich von seinem Stuhl erhoben.

      Nur zu gerne wäre er an Land gegangen, um die Faktorei Arnes zu besichtigen, aber das wäre zu riskant gewesen. Die Dons waren geradezu begierig darauf, ihn zu vernichten, oder – was ohne Zweifel rentabler war – ihn als Gefangenen ins ferne Spanien zu bringen. Für sie war er der Staatsfeind Nummer eins, denn kein anderer hatte die Schiffe der spanischen Krone so gründlich erleichtert wie er.

      Dabei war er kein Pirat, sondern ein Korsar der englischen Königin Elisabeth I. Sie hatte ihm einen Kaperbrief ausgestellt und ihn für seine Erfolge, von denen sie gewaltig profitierte, zum Ritter geschlagen.

      Während Philip Hasard Killigrew drei schwere Zinnbecher auf den Eichentisch stellte und besten spanischen Rotwein einschenkte, sagte der blonde Arne, der bis auf die Haarfarbe seinem Vetter zum Verwechseln ähnlich sah: „Leg schon los, Hasard. Was gibt es Neues auf der Schlangen-Insel?“

      „Oh“, meinte Hasard lächelnd, „dort ist eigentlich immer eine Menge los, langweilig wird es so gut wie nie.“ Dann berichtete er einige amüsante Begebenheiten aus „Old Donegals Rutsche“, der Felsenkneipe des alten O’Flynn, und natürlich auch von seiner Lebensgefährtin und „Beschließerin“, der rothaarigen und resoluten Mary Snugglemouse, was soviel wie Kuschelmaus bedeutete.

      Auch Smoky, seine Gunnhild und der gemeinsame Stammhalter, gaben eine Menge Gesprächsstoff her, ebenso die hervorragenden Schiffe, die Hesekiel Ramsgate und seine Männer auf der Inselwerft bauten. Es tat Arne sichtlich gut, wieder einmal etwas über die Freunde auf der Schlangen-Insel zu hören, und so drehte sich das Gespräch noch eine ganze Weile um das versteckt gelegene Domizil des Bundes der Korsaren.

      „Jetzt bist du aber an der Reihe“, sagte Hasard schließlich lachend. „Wir sind ja nicht nach Kuba gesegelt, um uns über niedliche Babys, Kneipen und Kuschelmäuse zu unterhalten. Ich nehme an, daß du ebenfalls mit einigen Neuigkeiten aufwarten kannst.“

      „Das kann man wohl sagen“, erwiderte Arne und nahm einen Schluck aus dem Zinnbecher. „Hier hat unser gemeinsamer Freund Caligula wieder einmal für Furore gesorgt. Über sein plötzliches Auftauchen und seine Gefangennahme habe ich euch ja durch die Brieftauben auf dem laufenden gehalten, dennoch hat sich das Blatt inzwischen wieder gewendet.“

      Hasards Züge wurden ernst. Ja, Arne hatte ihn und die anderen Bewohner der Schlangen-Insel in letzter Zeit ständig mit Nachrichten versorgt. So hatten sie rechtzeitig davon erfahren, daß nach dem Tod Caribas, der sich an Bord der gesunkenen spanischen Kriegskaravelle befunden hatte, Caligula persönlich aufgebrochen war, um die Engländer auf raffinierte Weise ans Messer zu liefern.

      Sie waren auch darüber informiert worden, daß die totgeglaubte Black Queen noch unter den Lebenden weilte, und daß sich Caligula in einer Kneipe wie ein Verrückter aufgeführt hatte. Sein Amoklauf hatte einem Fischhändler sowie zwei Gendarmen das Leben gekostet. Kein Wunder, daß Soldaten anrücken mußten, um ihn ins Stadtgefängnis zu verfrachten. Da Arne große Bedenken gehabt hatte, daß sich der Schwarze dort mit seinem Wissen um die Schlangen-Insel freikaufen könnte, hatte er eine Brieftaube auf die Reise geschickt.

      Alles in allem waren das Gründe genug, um eine gut armierte Galeone wie die „Pommern“ als Handelsschiff getarnt nacht Kuba zu schicken.

      Die letzte Neuigkeit jedoch erfuhr Hasard erst jetzt.

      „Caligula ist aus dem Stadtgefängnis ausgebrochen“, berichtete Arne, „und zwar in der Nacht vom zweiundzwanzigsten auf den dreiundzwanzigsten April. Wie ich in Erfahrung bringen konnte, hat er eine Reiterpatrouille abgehängt und dabei fünf Bluthunde erschlagen. Einen Reiter hat er aus dem Sattel geschossen und ist dann mit dessen Pferd weitergeflohen. Obwohl die Reiter seine Spur verloren haben, steht fest, daß er nach Süden geritten ist.“

      Hasard horchte auf.

      „Nach Süden? Wenn man davon ausgeht, daß er zur ‚Caribian Queen‘ zurückkehrt, dann müßte sich das Schiff vor der Südküste versteckt halten.“ Der Seewolf hieb sich plötzlich mit der flachen Hand auf den rechten Oberschenkel. „Ich will verdammt sein, wenn sich das Pack nicht irgendwo zwischen den Islas de Mangles verkrochen hat. Sie liegen vor der westlichen Südküste und bieten jede Menge Schlupfwinkel.“

      Arne nickte zustimmend.

      „Darüber habe ich mir auch schon den Kopf zerbrochen und stundenlang die Seekarten studiert. Der Verdacht liegt in der Tat sehr nahe, daß sich die Schnapphähne samt ihrer Königin bei den Islas de Mangles versteckt halten. Aber wo? Wenn du sie dort suchen willst, kannst du gleich die Stecknadel im Heuhaufen suchen. Die Karten weisen zwölf nicht sehr große Inseln aus, die sich, hintereinanderliegend, als Kette von Süden nach Nordwesten erstrecken, und zwar in einer Gesamtlänge von etwa fünfundzwanzig Meilen.“

      Hasard zuckte mit den Schultern.

      „Ein Kinderspiel wird es sicherlich nicht sein, aber unmöglich ist es nicht, die Kerle zu finden. Wir haben da schließlich auch unsere Erfahrungen und manchmal sogar einen Riecher für solche Verstecke. Zumindest werden wir es versuchen, denn aus diesem Grund sind wir ja nach Kuba aufgebrochen. Ich bin der Meinung, daß wir endlich für reinen Tisch sorgen müssen, bevor uns die Black Queen noch weiteren Ärger bereitet.“

      „Hoffentlich hat das Caligula nicht schon getan“, wandte Renke Eggens ein. „Wenn er dem fetten Gouverneur die Position der Schlangen-Insel verraten hat, wird einiges auf uns zukommen.“

      „Da hast du völlig recht“, bestätigte Hasard, „doch ich denke, daß er es nicht getan hat. Zumindest läßt seine plötzliche Flucht und die Tatsache, daß man ihn erfolglos gefoltert hat, darauf schließen. Nachdem er erfahren hat, was aus Cariba geworden ist, hat er wohl begriffen, daß ihm ein Verrat in seiner Situation als Gefangener überhaupt nichts nützen würde. Wahrscheinlich hätte man ihn ebenso wie Cariba auf ein Kriegsschiff verfrachtet.“

      Das leuchtete den Männern ein, und in gewissem Sinne atmeten sie alle auf. Dennoch waren sie sich darüber im klaren, daß die Bedrohung durch die Queen nach wie vor weiterbestehen würde, wenn man sie nicht zur Strecke brachte. Die Möglichkeit war nie auszuschließen, daß sie dem Gouverneur oder Don Juan, dem Sonderbeauftragten der spanischen Krone, auf anonymem Weg die Lage der Insel verriet, um sich am Bund der Korsaren zu rächen. Ein rasches Handeln war deshalb unumgänglich.

      Der Seewolf erhob sich. Mit nachdenklichem Gesicht ging er in der Kapitänskammer auf und ab und stützte dabei die Hände in die Hüften.

      „Wir werden die ‚Caribian Queen‘ finden“, sagte er fest entschlossen.

      „Wie willst du das anstellen?“ wollte Renke Eggens wissen.

      „Wir werden während unserer Suche verschiedene Tricks ausprobieren“, antwortete Hasard. „Zum Beispiel werden wir versuchen, die ‚Pommern‘ als Köder anzubieten, um die Horde aus ihrem Versteck zu locken. Bekanntlich läßt ja die Katze das Mausen nicht. Des weiteren ist es möglich, daß sich die Piraten


Скачать книгу