Seewölfe Paket 20. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 20 - Roy Palmer


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Fall. Bist du ein Galgenstrick oder ein ordentlicher Kerl?“

      „Was geht dich das an? Frag nicht danach.“

      „Du hast recht. Ein Fischer bist du bestimmt nicht. Das ist mir recht.“

      „Warum?“

      „Ich mag keine Fischer. Sie stinken nach Fisch.“

      Caligula lachte dröhnend, und sie stimmte mit ein. Er zerrte sie auf seinen Schoß, und sie ließ es sich gefallen, daß er ihr eine Hand auf den Schenkel legte und kräftig zudrückte.

      „Ihr Schwarzen sollt ja ganz besondere Qualitäten haben“, sagte sie.

      „Willst du damit sagen, daß du noch nie mit einem schwarzen Mann ins Bett gegangen bist?“ fragte er zweifelnd.

      „Es wird dich wundern, aber es stimmt“, erwiderte sie.

      „Dann wird es Zeit“, sagte er mit heiserer Stimme.

      Wenig später verschwanden sie in einem Hinterzimmer der Kaschemme. Caligula war viel zu fasziniert von Joannas Reizen und dem, was ihm bevorstand, um die beiden Männer zu bemerken, die ihn schon die ganze Zeit über beobachtet hatten.

      Sie saßen an einem Tisch, der halb durch eine Säule des Kellergewölbes, in dem die Kneipe eingerichtet war, verdeckt wurde – Jörgen Brunn und Jussuf. Sie hatten sich ein Bier gegönnt. Für Jussuf war es eine Ausnahme, weil er sonst keinen Alkohol trank. Aber Allah, so meinte er, würde in diesem Fall schon mal ein Auge zudrücken oder woanders hinschauen.

      Wie immer waren sie auch an diesem Abend unterwegs, um Informationen über Schiffe zu sammeln, die Havanna anliefen oder bereits zum Auslaufen bereit mit neuer Ladung im Hafen lagen. Jede Galeone konnte eine Beute für den Bund der Korsaren bedeuten, und die entsprechenden Nachrichten wurden durch Jussufs Brieftauben zur Schlangen-Insel übermittelt.

      Dieses Informations-System funktionierte reibungslos und hatte sich bewährt – in beiden Richtungen. Auch der Seewolf und die Kameraden auf der Schlangen-Insel konnten auf diesem Weg Botschaften nach Havanna schicken, wo Arne von Manteuffel mit unerwartetem Erfolg sein Handelshaus eingerichtet hatte.

      „Mann“, sagte Jörgen gedämpft. „Er ist es wirklich. Ich habe mich nicht getäuscht.“

      „Caligula also“, murmelte Jussuf. „Der Unterführer der Black Queen. Gleichzeitig ihr Geliebter. Du hast mir ja alles erzählt.“

      „Ja. Hör zu. Es kann nichts Gutes bedeuten, daß ausgerechnet der hier auftaucht.“

      „Das hängt wahrscheinlich mit dem Kreolen zusammen, mit Cariba“, sagte Jussuf. „Cariba sollte Don Juan über die Schlangen-Insel unterrichten. Du meine Güte, sollte Caligula etwa das gleiche vorhaben?“

      „Ich muß sofort Arne Bescheid sagen“, sagte Jörgen, der in höchstem Maß alarmiert und besorgt war. „Bleib du bitte hier und paß weiter auf ihn auf.“

      Jussuf lächelte verhalten. „Er dürfte wohl ein Weilchen beschäftigt sein, dieser Caligula. Das heißt, daß ich mir die Zeit mit einem weiteren Bierchen vertreiben muß. Ob Allah mich dafür strafen wird?“

      „Hör bloß mit deinem Allah auf.“

      „Versündige dich nicht“, sagte Jussuf. Er war todernst. In solchen Dingen verstand er keinen Spaß. „Es könnte sonst sein, daß dich der Blitz trifft, ehe du Arne erreichst.“

      „In Ordnung. Bis später also. Wir treffen uns in der Faktorei, ja?“

      „Einverstanden“, erwiderte Jussuf.

      Jörgen verließ die Kaschemme und schritt mit gezügelter Hast zur Faktorei. Immer wieder blickte er sich unauffällig nach allen Seiten um. Hatte Caligula Begleiter? Kerle aus der Mannschaft der Black Queen? Nein, es zeigte sich kein anderes Gesicht, das ihm von der Begegnung mit der „Caribian Queen“ her bekannt erschien. Vielleicht war Caligula wirklich allein.

      Etwas später hockte Jörgen Arne im Kontor gegenüber und berichtete ihm, was Jussuf und er gesehen hatten.

      „Verdammt“, sagte Arne. „Das ist ganz schlecht für uns. So ein Mist aber auch.“ Er war genauso alarmiert wie Jörgen – einmal wegen der Gefahr, von Caligula unter Umständen „enttarnt“ zu werden, falls man sich in Havanna über den Weg lief. „Und zum anderen, weil wir vermuten müssen, daß Caligula das gleiche Ziel verfolgt wie Cariba“, sagte er.

      „Den Spaniern zu verraten, wo die Schlangen-Insel liegt“, sagte Jörgen. „Wir müssen etwas dagegen unternehmen.“

      Sie waren durch eine Brieftaubennachricht von der Schlangen-Insel bereits darüber informiert, wie das Unternehmen Don Juan de Alcazars mit der Kriegskaravelle „Pax et Justitia“ sowie seine erste Begegnung mit Hasard verlaufen waren. Die Karavelle war im Gefecht mit der „Isabella“ gesunken, Don Juan war einer der wenigen Überlebenden gewesen. Auf Lobos Cay, einem winzigen Eiland, hatte er sich mit Hasard ein Duell geliefert, aber dann waren sie beide von Piraten überrumpelt worden. Sie hatten sich befreit und waren geflohen, und inzwischen befanden sich die Arwenacks wieder vollzählig auf der Schlangen-Insel. Don Juan war verletzt und noch nicht nach Havanna zurückgekehrt.

      Don Juan hatte sein Ziel, Hasard gefangenzunehmen, also nicht erreicht. Und über die genaue Lage der Schlangen-Insel tappte er auch noch im dunkeln. Dabei würde es vorläufig bleiben, denn Cariba war mit der „Pax et Justitia“ auf Tiefe gegangen, ohne die Position der Insel Don Juan mitgeteilt zu haben.

      Noch war also Don Juan nicht wieder in Havanna eingetroffen, vermutlich wegen seiner Verletzungen, wie Arne annahm. Dennoch waren sich Arne und Jörgen darüber im klaren, daß sie wegen Caligula etwas unternehmen mußten. Sie grübelten gemeinsam darüber nach, was zu tun sei.

      Ihre Sorge wurde nicht geringer, als Jussuf nach Mitternacht von der Beschattung Caligulas in die Faktorei zurückkehrte.

      „Mit der blonden Joanna war er schnell fertig“, berichtete er. „Inzwischen hat er einen Streifzug durch sämtliche Pinten unternommen und kräftig gezecht. Den Rest der Nacht verbringt er in dem Hurenhaus am Rande des Hafens. Keine Sorge, ich bin da sicher. Aber er hat sich überall, in jeder Kneipe, nach Cariba erkundigt.“

      „Und?“ Arne blickte Jussuf mit besorgter Miene an. „Was hat er dabei herausgekriegt?“

      „Er hat erfahren, daß Cariba zuerst eingekerkert und später gefesselt an Bord der ‚Pax et Justitia‘ gebracht worden ist, die mit Kurs Ost Havanna verlassen hat.“

      „Hat er sich auch nach Don Juan erkundigt?“ wollte Jörgen wissen.

      „Ja, und ein Kerl hat ihm mitgeteilt, daß sich eben dieser Don Juan mit an Bord der Karavelle befände, jener Spanier also, von dem man gehört habe, daß er auf der Jagd nach englischen Piraten sei.“

      „Das ist alles?“ fragte Arne.

      „Natürlich“, entgegnete Jussuf. „Mehr weiß man hier ja nicht. Caligula scheint über das Gehörte sehr zufrieden zu sein. Er hat die Informanten auch großzügig mit klingender Münze belohnt.“

      „Und was hat er vor?“ fragte Jörgen.

      Jussuf hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. „Nach dem, was ich so alles vernommen habe, hat er die Absicht, so lange in Havanna zu bleiben, bis die Kriegskaravelle zurückgekehrt ist. Denn er will über den Erfolg oder Mißerfolg der Mission Bescheid wissen.“

      „Daß sie nie zurückkehren wird, wissen zur Zeit nur wir“, sagte Arne. „Das bedeutet, daß sich Caligula so lange hier herumtreiben wird, bis ihn seine Informanten von der Rückkehr Don Juans und damit vom Fehlschlagen des Unternehmens in Kenntnis setzen.“

      „Und daraus folgert wiederum, daß das ganze Theater von vorn beginnen wird“, sagte Jörgen.

      „Richtig“, pflichtete Arne ihm bei. „Jetzt wird also Caligula Kontakt zu Don Juan aufnehmen, und zwar mit aller Wahrscheinlichkeit geschickter als Cariba und möglicherweise über Mittelsmänner, um nicht ebenfalls


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