Seewölfe Paket 20. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 20 - Roy Palmer


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steckten. Ein Rack nach dem anderen mit pyramidenförmig aufgeschichteten Kanonenkugeln verließ den Bauch der Galeone und wanderte in das Boot.

      Auf der dritten Galeone wurden Fässer abgefiert. Hasard brauchte nicht herumzurätseln, was die Fässer enthielten. Sie waren bis an den Rand mit Schießpulver gefüllt. Zu dem Artilleriegut, das dort verladen wurde, gehörten auch Lunten, Wischer, Kratzer, Ansetzer und Pulverschaufeln.

      Es war eine unvorstellbare Menge Kriegsgut, das hier aus Spanien eingetroffen war, um die Macht der Dons weiter zu stärken.

      Hasard setzte das Spektiv ab, denn jetzt konnte man die Arbeiten mit dem bloßen Auge erkennen.

      Er sah, daß auch die Männer aus Kolberg, die gemischt zwischen den Seewölfen verteilt waren, aufmerksam zur Reede blickten.

      Big Old Shane starrte düster zu den sechs Galeonen. Seinem Blick war anzusehen, was er dachte.

      „Der Satan soll die Kerle holen“, brummte er. „Diese Ladung festigt die Macht der Dons noch mehr. Mit Hilfe des Kriegsmaterials werden sie immer mächtiger und aggressiver. Hörst du mir überhaupt zu, Sir?“

      Hasard hatte nur mit halbem Ohr zugehört, aber jetzt schrak er auf. In seinen Augen lag ein eigentümlich kalter Glanz, der Shane an das blauweiße Eis der Gletscher erinnerte.

      „Ja, ich höre dir zu, Shane“, sagte er leise, „ich dachte auch eben so ähnlich. Was diese sechs Galeonen in ihren Räumen haben, bedeutet Tod und Vernichtung, Unterdrückung und Sklaverei. Es wird ihnen helfen, sich noch weiter auszubreiten. Aber da ist noch etwas anderes, an das ich gerade dachte. Eines Tages wird man einen Teil dieser Waffen auch gegen uns einsetzen. Es kann sein, daß dort bereits für einige von uns der Tod in den Rohren lauert.“

      Shane sah den Seewolf aufmerksam an.

      „Hast du etwas vor? Immer wenn du diesen Blick drauf hast, dann braut sich etwas zusammen.“

      Hasard gab keine Antwort. Er blickte über die Reede zum Hafen und sah sich die anderen Schiffe an. Dort lagen nicht nur Handelsfahrer, sondern auch Kriegs-Karavellen und zwei schwer armierte Kriegs-Galeonen.

      Jetzt erhielten auch sie Nachschub an Pulver, Kugeln und Kanonen.

      Eines Tages, überlegte er, würden die Dons die Schlangen-Insel entdecken, und dann würden sie erbarmungslos alles das vernichten und zerstören, was sich die Seewölfe in jahrelanger mühseliger Arbeit aufgebaut hatten. Sie würden mit einer Armada aufmarschieren, und von der Insel und ihren Bewohnern würden nur noch die Felsen übrigbleiben.

      Als er immer noch auf Shanes Frage keine Antwort gab, dachte sich der Ex-Schmied von Arwenack seinen Teil.

      Fast alle blickten zu den Galeonen und dem bunten Treiben auf Reede, und jeder von ihnen hatte einen gewissen scheelen Blick drauf, als sie die ungeheuren Mengen an Kriegsmaterial sahen. Und das war nur ein kleiner Teil dessen, was noch alles in den Laderäumen verborgen war.

      Luke Morgan, der Hitzkopf unter den Seewölfen, sprach das aus, was auch die meisten anderen dachten.

      „Jetzt müßte auf den Pulverkähnen ein kleines Feuerchen ausbrechen. Stellt euch nur vor, wenn ein einziger Kahn in die Luft fliegt. Das ist wie eine ansteckende Krankheit, dann kriegen die anderen auch die Pest, und die Dons würden dämlich in die Gegend glotzen.“

      „Falls sie dann noch glotzen können“, sagte Stenmark einschränkend. „Die ehrenwerten Dons wären wohl etwas geblendet. Aber sie hätten ein paar hundert Tonnen Munition weniger.“

      Sie wollten gerade ausgiebig ihrer Phantasie freien Lauf lassen, als aus dem Ausguck gewahrschaut wurde.

      „Schaluppe nimmt Kurs auf uns!“ rief ein dunkelblonder Kolberger.

      „Jetzt werden sie mißtrauisch“, sagte Shane. „Sicher wollen sie wissen, was wir hier zu suchen haben.“

      Die Dons waren auch mißtrauisch, denn beide Schiffe, die „Pommern“ und die „Caribian Queen“ hatten keine Flagge gesetzt.

      Es war unverkennbar, daß die Schaluppe Kurs auf sie nahm. Sie segelte rasch aus dem Hafen, brauste an den auf Reede liegenden Galeonen vorbei und jagte heran.

      „Kurs halten, Sir?“ fragte Pete Ballie.

      Hasard ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

      „Wir bleiben auf Kurs“, sagte er. „Sicher ist das wieder so ein Wichtigtuer, der glaubt, die Welt gehöre ihm allein.“

      Er griff wieder zum Spektiv und sah sich die Schaluppe an. Dann nickte er bestätigend.

      „Ein Capitán der Marine“, sagte er. „Ein überheblicher und geschniegelter Stiesel, wie ich schon dachte. Das Kerlchen scheint ganz aufgeregt zu sein, daß wir es wagen, hier die Gewässer zu durchsegeln.“

      Das mit dem geschniegelten Stiesel war keinesfalls übertrieben. Hasard wußte Gesichter und Mimik zu deuten.

      Als die Schaluppe näher heransegelte, konnten sie neben den Seesoldaten den Capitán deutlich erkennen. Er war aufgedonnert, als wollte er zu einem Ball gehen. Sein Rüschenhemd war blütenweiß, die übrige Uniform offenbar ganz neu. Aber sein Gesicht war arrogant. Er wirkte schon von weitem hochnäsig und eingebildet. Die Soldaten hatten unter seinem Kommando sicher nicht viel zu lachen, man sah es an ihren mürrischen Gesichtern. Steif wie die Stockfische standen sie herum.

      Der Stiesel mochte so an die dreißig Jahre alt sein, und nahm sich sehr wichtig. Er wölbte bereits drohend die Brust vor, um mit dieser Drohgebärde die Seewölfe einzuschüchtern. Bei den Dons klappte diese Geste immer, aber hier grinste man nur abwartend.

      „Jetzt pumpt das Kerlchen sich auf“, sagte Shane. „Hoffentlich platzt er dabei nicht.“

      Als die herkulische Aufblasgebärde ihre Wirkung verfehlte, lief der Capitán etwas rötlich an. Vermutlich nahm er an, die Kerle auf den beiden Schiffen würden sich jetzt ängstlich ducken. Doch die grinsten immer noch etwas milde, weil sie ihn offenbar nicht ganz für voll nahmen.

      Mit Braßfahrt rauschte die Schaluppe heran, schlug einen Bogen und segelte parallel zur „Pommern“ her. Der Abstand betrug jetzt noch etwa zehn Yards.

      Einen Gruß, wie er sonst üblich war, hielt der spanische Capitán wohl für überflüssig. Hasard verzichtete daher auch auf warme Worte. Er sagte überhaupt nichts, sondern blickte den Capitán nur einmal flüchtig an, was den bis zur Weißglut reizte.

      „Ihr da!“ brüllte er. „Ihr habt keine Flagge gesetzt! Wie heißen die Schiffe, welcher Nationalität gehört ihr an? Ich will eine Antwort haben, sonst lasse ich euch aufbringen. Wer sind Sie?“ brüllte er noch lauter und sah Hasard dabei an.

      Solche geschniegelten und anmaßenden Kerle gingen Hasard stets runter wie ranziges Öl. Der Blick seiner Augen wurde noch eisiger.

      Der Capitán holte tief Luft. Aus funkelnden Augen blickte er nach oben zum Achterdeck.

      „Woher und wohin des Wegs?“ rief er. „Wer sind Sie?“

      Daß dieser schwarzhaarige Riese nicht kuschte und in sich zusammenkroch, erboste ihn immer mehr. Er fuchtelte aufgeregt mit den Armen.

      Hasard brüllte im gleichen Tonfall zurück: „Ich bin der Radschah von Kalikut! Von Indien segelnd auf Pilgerfahrt zur Audienz Papst Clemens des Dritten nach Italien!“

      Die Antwort verblüffte die Seesoldaten, den Capitán regte sie jedoch so auf, daß er zornig einen Schritt vorsprang und in seiner Aufregung fast über Bord fiel. Erst ganz dicht vor dem niedrigen Schanzkleid fing er sich, wobei er wild mit den Armen ruderte.

      Die anderen waren jetzt noch mehr am Grinsen. Luke Morgan feixte niederträchtig, griff mit beiden Händen nach seinen Ohren und zog sie so vom Schädel ab, daß sie wie zwei Topflappen wirkten. Dazu streckte er die Zunge raus und brüllte: „Uäääähhhh!“

      Der Capitán war drauf und dran, seine Autorität bei den Seesoldaten einzubüßen. Dieses Pack nahm ihn nicht für voll, denen mußte wohl erst eine harte


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