Seewölfe Paket 1. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 1 - Roy Palmer


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      Er trat an den Kolderstock.

      „Neuer Kurs Ostnordost, Pete“, sagte er.

      Ein gebrummtes „Aye, aye“, tönte ihm entgegen, dann schwang der Bug der „Isabella“ schon langsam herum.

      Es war nur eine geringfügige Kurskorrektur, die Pete Ballie vornehmen mußte. Hasard warf einen Blick in die Segel. Sie standen gut, eine Änderung der Segelstellung war vorerst noch nicht nötig.

      Immer noch unter Vollzeug liefen sie dem Plymouth Sound entgegen, der die Einfahrt zum Kriegshafen bildete.

      Hasard blieb auf dem Quarterdeck. Er beobachtete, wie sich die Umrisse der Küste und dann auch die der Stadt nach und nach aus dem Dunst schälten. Unsägliche Erleichterung erfüllte ihn, aber davon ließ sich der Seewolf nichts anmerken. Er hatte es geschafft. Die Silberbarren und vor allem die kostbaren Karten waren endlich in Sicherheit.

      „Alle Mann an die Brassen!“ kommandierte er dann, und die Männer flogen förmlich über Deck.

      Sie näherten sich rasch der Hafeneinfahrt. Laute Kommandos von Ben Brighton und Smoky schallten über Deck.

      Patrick O’Moore und Neil Griffith standen in der Nähe der Galeone „Santa Cruz“, die Francis Drake zuerst erobert hatte und die schon seit einiger Zeit im Hafen von Plymouth lag. Von dort konnten sie den Plymouth Sound und damit auch die Hafeneinfahrt hervorragend überblicken.

      Wieder hatte O’Moore sein Spektiv vor dem rechten Auge. Eine ganze Weile stand er so da. Dann reichte er es Neil Griffith.

      „Das ist sie, Neil. Unser Warten hat sich gelohnt. Der Junge segelt unter Vollzeug herein. Alle Achtung, der versteht sein Handwerk.“

      Neil Griffith blickte durch das Spektiv, und dann nickte er. Er war ein seebefahrener Mann und wußte zu beurteilen, wie ein Schiff geführt wurde und wie nicht. Was ihm Hasard da allerdings vorexerzierte, das grenzte für seine Begriffe schon an Hexerei. Fasziniert starrte er dem Schiff entgegen, und als es nahe genug heran war, setzte er das Glas wieder ab.

      Dann schüttelte er den Kopf.

      „Der Kerl rauscht in die Mill Bay herein, als wenn es gar nichts wäre“, sagte er bissig. „Bin mal gespannt, wie er die Fahrt aus dem Schiff kriegt, wenn er an die Pier gehen will!“

      O’Moore sagte nichts. Ihn interessierte das gekonnte Manöver der „Isabella“ nicht so sehr, wohl aber faßte er es als eine sehr nachdrückliche Warnung vor jenem Mann auf, der an Bord dieses Schiffes das Kommando führte. Er nahm sich vor, bei der Lösung dieses Auftrags ganz besonders auf der Hut zu sein.

      Die „Isabella“ hatte ihren Kurs geändert. Die Rahen schwangen herum, das Schiff lag jetzt auf Steuerbordbug. Laute Kommandos erschallten an Deck. Abermals schwangen die Rahen herum, wurden mittschiffs gebraßt, und dann packten die Männer auf den Rahen zu und refften die Segel. Nur der Lateinerbesan und die Fock nebst Blinde blieben stehen.

      Die „Isabella“ glitt in die Mill Bay, von den lauten Jubelrufen der zuschauenden Fahrensleute begrüßt.

      Hasard stand auf dem Quarterdeck wie ein Baum. Längst hatte er die gekaperte Galeone an der weit in die Mill Bay hinausragenden Pier entdeckt.

      Wieder ein kurzes Kommando, Fock und Blinde und Lateinerbesan verschwanden. Mit letzter Fahrt rauschte die „Isabella“ heran. und ging an der anderen Galeone längsseits.

      Leinen flogen von Bord zu Bord, harte Seemannsfäuste packten zu, holten die Leinen durch und belegten sie an den Klampen.

      Das Tauwerk knirschte, die Fahrt kam aus dem Schiff. Langsam und majestätisch legte sich die „Isabella“ neben die „Santa Cruz“.

      Neil Griffith stand wie erstarrt.

      „Alle Achtung“, sagte er dann. „Das macht diesem Killigrew so leicht keiner nach!“ Prüfend schnupperte er in den Wind, der immer noch in beachtlicher Stärke durch den Hafen und die Straßen von Plymouth pfiff. „So einen Mann kannst du suchen, Patrick, aber du wirst ihn kaum finden.“

      Er reichte seinem Gefährten das Spektiv, und dieser schob es in die Tasche.

      „Schon gut“, sagte er dann und wandte sich der Wirtschaft zu, in der sie schon oft gesessen hatten. „Wir werden jetzt etwas essen und trinken. Dabei können wir die „Isabella“ im Auge behalten. Verläßt dieser Killigrew die „Isabella“, können wir ihn packen. Verläßt sie ein anderer, werden wir ihm folgen und knöpfen uns den Mann vor. Du weißt schon, was ich meine. Ich habe einen Plan, aber ich muß erst einmal abwarten, was sich an Bord des Schiffes tut.“

      Griffith nickte, dann betraten sie die alte Seemannskneipe, und der schwimmige Wirt empfing sie wie stets dienernd und mit tiefen Bücklingen.

      „Was zu essen und zu trinken. Aber was Ordentliches, oder wir ziehen dir das Fell ab“, sagte O’Moore, und der Stämmige nickte dem Wirt bedeutsam zu.

      „Sofort, die Herren, nur ein wenig Geduld. Sie erhalten das Beste, was meine Küche zu bieten hat. Wünschen die Herren eine Flasche Wein? Oder soll es wieder heißer Rum sein?“

      „Wein diesmal, aber vom besten.“

      Der Wirt dienerte abermals, dann verschwand er in einem der Nebenräume.

      Außer O’Moore und Griffith befanden sich noch ein paar andere Gäste in der Wirtschaft. Sie kannten die beiden Fremden schon und schenkten ihnen kaum noch Beachtung.

      „Ich vermute, daß dieser Killigrew irgendwann dem dicken Plymson in der „Bloody Mary“ einen Besuch abstatten wird. Ich jedenfalls an seiner Stelle würde es tun. Wenn das der Fall sein sollte, werden wir leichtes Spiel mit diesem blauäugigen Satan haben. Also aufgepaßt!“

      Der Wirt erschien und stellte einen dickbauchigen Krug mit Wein auf den Tisch.

      O’Moore probierte, während sich der Wirt vorsichtig ein paar Schritte zurückzog.

      „In Ordnung. Beeil dich mit dem Essen, wir haben Hunger!“

      Er goß sich ein und schob den Krug Griffith zu. Während sie tranken, beobachteten sie unauffällig die beiden Galeonen, die nebeneinander – von der Kneipe aus gut zu überblicken – an der Pier lagen. Doch vorerst tat sich auf den Schiffen nichts, und Griffith stieß schließlich eine Verwünschung aus.

      „Warten“, sagte sein Komplice lediglich. „Geduld muß man bei unserem Geschäft schon haben. Das Schiff ist hier, alles andere erledigt sich fast von selbst.“

      Neil Griffith kratzte sich den Kopf.

      „Von selbst?“ meinte er dann und sah den Hageren zweifelnd an. „Also das würde ich lieber nicht sagen. Du weißt, daß ich selbst den Teufel nicht fürchte, aber diesen Satan da, das ist, glaube ich, etwas ganz anderes.“

      Und damit sollte er zweifellos recht behalten. Aber seine und die Geduld seines Gefährten wurden bis dahin noch auf eine harte Probe gestellt.

      6.

      Schon bald nachdem die „Isabella“ bei der anderen Beutegaleone längsseits gegangen war, bat Hasard Ben Brighton, Smoky und Ferris Tucker in seine Kammer.

      Er wartete, bis die drei Männer erschienen. Dann entkorkte er eine Flasche Wein, schenkte ein, und trank ihnen zu.

      „Ich habe einiges auf dem Herzen“, begann er dann. „Ich möchte euch und allen Männern dieses Schiffes meinen Dank sagen. Wir hatten viele Hindernisse auf unserer Reise zu überwinden. Die gesamte Mannschaft hat sich die ganze Reise über hervorragend geschlagen. Ich sage das hier in kleinem Kreis mit der Bitte, es weiterzugeben, weil ich vermeiden möchte, daß allzuviele fremde Ohren davon erfahren, was wir hinter uns gebracht haben. Ich halte es nicht für ratsam, auf Deck die Mannschaft zu versammeln, das würde eine Menge von Gaffern anlocken. Sagt es jedem einzelnen weiter, und bittet ihn, über die Vorfälle dieser Reise strengstes Stillschweigen zu bewahren.“

      Er prostete den


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