Seewölfe Paket 1. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 1 - Roy Palmer


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schloß sich die Luke über dem Frachtraum. Von unten drang wütendes Stimmengemurmel herauf.

      Ferris Tucker lauschte und sagte: „Wenn mich nicht alles täuscht, kriegt dieser Giftzwerg jetzt seine zweite Abreibung.“

      „Das hatte ich gehofft“, erwiderte Hasard trocken.

      10.

      Gegen Abend schlief der Wind ein, sprang nach einer halben Stunde noch einmal auf, kreiselte um die halbe Windrose und legte sich dann endgültig schlafen.

      Hasard fluchte, aber damit war kein Wind herbeizurufen. Sie dümpelten südlich der Azoren, die Segel schwappten und klatschten lustlos an den Rahen, die Holzverbände ächzten und verstärkt ertönte das Knarren und Quietschen von Blockwerk und Takelage.

      Steuerbord querab von ihnen schaukelte die „Santa Barbara“ in der Dünung. Über ihnen wölbte sich ein glitzernder Sternenhimmel, den keine Wolke verdunkelte.

      Hasard beschloß, Ben Brighton auf der „Santa Barbara“ zu besuchen, um ihn über die Landung zu informieren und nachzusehen, wie es bei ihm an Bord stand. Das Boot wurde ausgesetzt und Hasard hinübergepullt. Nuva und Wobia sahen ihm aus dunklen, verschleierten Augen nach – es war nicht zu verheimlichen, daß ihre Gefühle für ihn nicht von Dankbarkeit bestimmt waren.

      Nuva seufzte.

      Und dann seufzte auch Wobia.

      Hasard kletterte die Jakobsleiter hoch und sprang über das Schanzkleid. Ben Brighton empfing ihn lächelnd.

      „Alles klar bei dir?“ fragte Hasard.

      „Alles klar“, erwiderte der Bootsmann. „Hast du Sehnsucht nach uns?“

      „Das auch. Verfluchte Flaute. Morgen mittag hätten wir die Azoren erreichen können, wenn der Wind so geblieben wäre. Hast du mitnavigiert?“

      Ben Brighton nickte. „Du wolltest Flores westlich der anderen Inseln ansteuern, nicht wahr?“

      „Genau. Aber wir werden zuerst Corvo anlaufen, dort die Dons an Land setzen und uns erst dann Flores vornehmen. Dort landen wir die Schwarzen, und Ferris wird euch so schnell wie möglich zu einem neuen Fockmast verhelfen. Er rechnet mit zwei bis drei Tagen. Deine Leute werden ihm zur Hand gehen müssen. Wir werden uns inzwischen um Trinkwasser und Frischproviant kümmern, auch für euch natürlich. Ich möchte, daß der Fockmast tatsächlich so schnell wie möglich hergerichtet wird. Jeder Tag, den wir dort verbringen, vergrößert die Gefahr der Entdeckung.“

      „Rechnest du mit Dons?“

      „Ja. Kapitän Drake riet mir, die Azoren zu meiden. Aber jetzt bleibt uns gar keine andere Wahl, als sie anzulaufen. Wie geht es Pete und Gary?“

      „Pete stand schon vier Stunden am Ruder, und Gary hat heute Sitzarbeit verrichtet. Er hat zerrissene Segel genäht und einen Teil des Tauwerks überholt. Die Wunde verheilt bestens. Übrigens – du hast doch den Descola auf der Kuhl verdroschen ...“

      „Er war über eine der Negerinnen hergefallen, dieser Mistkerl. Habt ihr das so genau beobachten können?“

      „Wir waren herangedreht. Erst dachte ich, die Spanier seien wild geworden und wir müßten euch ein bißchen helfen.“

      „Ah, das ist gut.“ Hasard nickte. „Man kann ja nie wissen. Aber da hätten auch die Schwarzen bei mir an Bord ein Wörtchen mitgeredet. Wie sind deine Neger?“

      „Prächtig.“

      „Sprachschwierigkeiten?“

      Ben Brighton schüttelte den Kopf.

      „Da ist einer, der heißt Tarim. Er spricht nicht so gut wie Batuti, aber es reicht. Die Burschen kapieren schneller, als ich gedacht habe. Und sie wollen lernen. Wie geht’s denn deinen schwarzen Täubchen?“

      „O Gott!“ Hasard verdrehte die Augen. „Frag mich nicht. Batuti hat mir noch eine angeboten ...“

      Ben Brighton grinste.

      „Was gibt’s da zu grinsen?“

      „Nichts. Ich überlegte nur gerade, was ich an deiner Stelle täte.“

      „Und? Was würdest du tun?“

      „O Mann!“ Ben Brighton seufzte. „Ich – ich würde so richtig sündigen.“

      „Klar“, sagte der Seewolf. „Und die Männer? Die sehen ihren Kapitän mit so einer Schönen in seiner Kammer verschwinden. Hältst du das für richtig? Soll ich vielleicht auf der ‚Barcelona‘ ein Bordell eröffnen?“

      Ben Brighton grinste wieder.

      „Wär mal ganz was Neues, wie?“ Er wurde wieder ernst. „Aber du hast recht. Das gäbe nur Stunk an Bord.“

      „Siehst du. Entweder alle oder keiner. Und ich habe mich für das letztere entschlossen. Aber noch etwas anderes, Ben, was mir eben eingefallen ist. Sollte uns ein Spanier in die Quere geraten, laß uns nach folgendem Rezept vorgehen: Du übernimmst seine Luvseite, und ich bleibe in Lee von ihm. Klar?“

      „Klar, aber da bist du in der schlechteren Position.“

      „Dafür ist die ‚Barcelona‘ kampfstärker als die ‚Santa Barbara‘. Ich habe zwölf Kanonen auf jeder Seite, du nur sechs.“

      „In Ordnung. Willst du dir noch eine Prise aufhalsen?“

      „Nein, nur vorbauen im Fall der Fälle. Vergiß nicht, daß die Azorengegend für uns gefährlich ist. Wir müssen höllisch aufpassen.“

      Eine halbe Stunde später war Hasard wieder zurück an Bord der „Barcelona“, und das Boot wurde hochgehievt.

      Eine Stunde nach Mitternacht säuselte ein leichter Südwestwind heran, der sich nach zehn Minuten etwas verstärkte und dann beständig blieb. Die beiden Galeonen nahmen erneut Fahrt auf und steuerten ihren Kurs auf die Azoreninsel Flores zu.

      Hasard überrechnete seine Navigation. Jetzt würden sie erst am frühen Abend die Insel erreichen. Es war alles unwägbar. Der Wind hatte seine Launen und Mucken, und wenn er ganz verrückt spielte, fing er an zu toben.

      Hasard ließ einen vierstündigen Wachtörn gehen und übernahm selbst die Wache von morgens vier Uhr ab. Als die Sonne über der Kimm aufging, begann wieder das Geschnatter auf dem Vordeck. Die Schönen widmeten sich ihrer morgendlichen Wäsche, das heißt, sie zeigten sich, wie sie von Gott erschaffen wurden.

      Hasard marschierte auf dem Achterdeck seine gewohnte Route, die zu einem Dreieck geworden war – von Backbord nach Steuerbord, von dort zur Heckmitte und zurück zur Backbordseite. Das Geschnatter stimmte ihn einerseits heiter und andererseits wütend – der Teufel mochte wissen, warum.

      Weiber, dachte er verächtlich.

      Und auf seinem Weg vom Heck zur Backbordseite tat er dennoch nichts anderes als jeder Mann seiner siebenköpfigen Crew. Er riskierte mehr als nur einen Blick auf die nackten Schönheiten.

      Dann entdeckte er die grinsenden und feixenden Gesichter seiner Männer, und die Heiterkeit verging ihm. Er wurde wieder biestig und ekelhaft.

      „Daniel O’Flynn! Die Aufgabe und Pflicht eines Ausgucks besteht darin, ständig die Kimm ringsum zu beobachten und keine Hügel abzugrasen, auf denen Läuse geknackt werden könnten!“

      „Aye, aye, Sir.“

      „Smoky! Klarier das Fall der Fock, verdammt noch eines. Schau dir das lieber an, statt gewisse Buchten mit den Augen zu streicheln!“

      „Aye, aye, Sir.“

      „Kutscher! Rührst du da in einem Topf rum? Aber da ist kein Topf, da ist nur Luft. Und in der brauchst du nicht herumzurudern, verflucht! Dein Topf ist in der Kombüse!“

      „Aye, aye, Sir.“

      „Matt! Grinse nicht so dämlich!“

      „Aye,


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