Seewölfe Paket 21. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 21 - Roy Palmer


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mal nicht so sicher sein“, sagte Jorge Matteo. „So gering, wie du denkst, sind die vorhandenen Kraftreserven bei der guten Verpflegung an Bord der Schiffe nicht. Laß dir das von einem Don gesagt sein.“

      „Schon gut“, sagte Jörgen und grinste. „Der ‚Don‘ ist übrigens kein Schimpfwort.“

      „So habe ich es auch nicht aufgefaßt.“

      „Und unsere Devise ist nach wie vor, daß wir eingreifen, um ein großes Blutvergießen zu verhindern“, sagte Don Juan. „Wir halten also Fühlung, folgen dem Verband, wenn er wieder die Segel setzt, und kitzeln den Grund der Seelen unserer Landsleute sozusagen mit spitzen Federn. Bald werden sie ziemlich gereizt sein, und daraus wiederum könnte sich ein schwacher Punkt ergeben, der uns die Möglichkeit eines neuen Angriffes bietet.“

      Er grinste Arne anerkennend zu. Dieser neue Freund aus Deutschland, aus dem fernen Kolberg, bewies wieder einmal mehr, daß die englischen Teufelskerle um Philip Hasard Killigrew keinen besseren Mann nach Havanna hätten schicken können. Arne von Manteuffel war hervorragend geeignet für diese Aufgabe, und unter dem Tarnmantel eines biederen deutschen Kaufherrn hatte er es bisher verstanden, jeden Zweifel an der Authentizität seiner Rolle von sich fernzuhalten.

      Geschickt und intelligent, wie er war, konnte er sich noch über Jahre in Havanna halten und mit Hilfe seiner Männer Jörgen Bruhn und Jussuf die besten und vielversprechendsten Raids für den Bund der Korsaren auskundschaften. Die Verständigung mit der Schlangen-Insel funktionierte dank der Brieftauben, und kein Außenstehender würde jemals erfahren, wie es geschehen konnte, daß Philip Hasard Killigrew rechtzeitig davon erfuhr, wenn spanische Schatzschiffe den Hafen von Havanna verließen.

      Noch während er darüber nachdachte und zu den Galeonen und Karavellen des Kriegsverbandes blickte, fiel Don Juan plötzlich wieder etwas ein.

      Er hatte Arne von Manteuffel bereits vorgeschlagen, die Position als deutscher Kaufherr in Havanna möglichst nicht aufzugeben – was aber der Fall sein würde, wenn Arne auf der Schebecke durch einen dummen Zufall vom Gegner erkannt wurde. Einen solchen Umstand sollte man nicht heraufbeschwören. Don Juan hielt es für angebracht, noch einmal mit Arne über dieses Thema zu sprechen, solange sie die Gelegenheit dazu hatten. Da der Verband immer noch vor Treibanker lag und darauf wartete, daß die Ruderanlage der einen Karavelle wieder in Ordnung gebracht wurde, herrschte für die Männer der Schebecke gewissermaßen Leerlauf.

      „Überlegen Sie sich noch mal, wie es wäre, wenn wir Jörgen und Sie an Land setzen würden“, sagte Don Juan zu Arne.

      „Ich habe mir Ihren Vorschlag auch schon durch den Kopf gehen lassen.“

      „Und zu welcher Ansicht sind Sie gelangt?“

      „Daß Sie recht haben.“

      „Es freut mich wirklich, daß Sie das einsehen.“

      „Ich darf den Posten in Havanna um keinen Preis aufgeben“, sagte Arne. „Für die Freunde auf der Schlangen-Insel ist er geradezu lebenswichtig und notwendig.“

      „Warum reden wir noch lange herum?“ fragte Jörgen. „Treffen wir eine Entscheidung.“

      „Du bist also auch meiner Meinung – oder besser, unserer Meinung?“ Arne sah ihn erwartungsvoll an.

      „Natürlich. Es soll aber nicht so aussehen, als wollten wir vor weiteren Kampfaktionen kneifen“, entgegnete Jörgen.

      „So seht ihr auch gerade aus“, sagte Vigil. „Nein, ich glaube, das denkt keiner von uns.“

      Don Juan sagte: „Wir sind bereit, euch noch heute nacht an der Küste an Land zu setzen.“

      „Einverstanden“, sagte Arne. „Aber wo?“

      Vigil brachte eine Karte, deren Eintragungen und Zeichnungen jedoch nur schwach zu erkennen waren. Licht durften sie nicht entfachen, um dem Gegner ihre Position nicht zu verraten. Also beugten sie sich einer nach dem anderen über die Karte und versuchten, im bleichen Schimmer des Mondes soviel wie möglich zu sehen.

      Arne tippte schließlich auf La Isabela. Unwillkürlich mußte er wegen des Namens lächeln. La Isabela war ein Hafenort nördlich von Sagua la Grande.

      „Der erscheint mir gerade wegen der Lage zu unserer momentanen Position günstig“, sagte er. „Außerdem dürften dort hauptsächlich Fischer wohnen, die zumeist wortkarg sind und nicht viel fragen.“

      „Ja, auch ich glaube, daß Sie Ihre Wahl gut getroffen haben, Arne“, sagte Don Juan. „Ich bin einverstanden.“ Er wandte sich an seine Mannschaft. „Setzt die Segel. Wir runden den Verband und gehen auf Kurs Süden. Wir laufen die Küste von Kuba an, unser Ziel ist La Isabela.“

      „Und der Verband?“ fragte einer der Männer.

      „Der bleibt uns sicher“, erwiderte Vigil grinsend. „So schnell bricht er noch nicht wieder auf. Aber unsere lieben Landsleute werden denken, daß wir auch weiterhin im Dunkeln auf der Lauer liegen. Ja, diese Art der Kriegführung ist wirklich nicht schlecht.“

      Wenig später glitt die Schebecke davon, umsegelte den Verband und legte sich auf südlichen Kurs. Kein Mann an Bord der Kriegsschiffe registrierte ihr Ablaufen, auch die Jollenbesatzungen sahen es nicht. So blieben die Ungewißheit und die Spannung, und die Nervosität wuchs, wie Arne das vorhergesagt hatte. Mit Hast wurde an Bord der beschädigten Karavelle gearbeitet, keinem ging das Instandsetzen der Ruderanlage schnell genug.

      Nur ein Mann betete darum, daß der Verband ewig vor Treibanker liegen möge: Don Antonio de Quintanilla. Der Geschmack an der Rolle des Eroberers war ihm gründlich vergangen. Er wußte jetzt, daß der Kampf nicht ohne Blutvergießen abgehen würde. Solange es das Blut der anderen war, kümmerte es ihn nicht. Doch auch sein Blut würde fließen – und allein die Vorstellung bereitete ihm Grauen.

      Unterdessen steuerte die Schebecke Don Juans die Küste von Kuba an. Die Fahrt verlief ruhig. Es wurde kaum ein Wort gesprochen, aber immer wieder hielten die Männer aufmerksam Umschau.

      Im Morgengrauen des 21. Juli erreichten sie die Küste in unmittelbarer Nähe von La Isabela. Nebliggraue Schleier krochen über die See zum Land, durchsetzt von rötlichem Zwielicht, dennoch fiel den Männern die Orientierung nicht schwer. Sie steuerten zwischen den Inseln hindurch, die der Küste vorgelagert waren, wichen jedem Riff und jeder Untiefe aus und segelten schließlich auf die Palmen und Mangroven zu, die sich mattgrün hinter den aufsteigenden Brandungswellen erhoben.

      „Beidrehen!“ befahl Don Juan. „Geit auf die Segel! Fiert ab das Boot!“

      „Das wäre dann also die Stunde des Abschieds“, sagte Arne. „Schade – aber nicht zu ändern.“ Er streckte Don Juan die Hand entgegen. „Adios – oder soll ich lieber sagen: Hasta la vista?“

      „Das klingt besser“, entgegnete Don Juan. „Auf Wiedersehen und nicht ade. In Havanna treffen wir uns wieder.“

      „Daran führt kein Weg vorbei.“ Jörgen mußte lachen. „Und die Fronten sind jetzt geklärt. Jeder weiß vom anderen, wer er wirklich ist. Geheimnisse gibt es nicht mehr.“

      „Und unser Pakt, unsere Freundschaft?“ fragte Arne. „Wann werden wir die endlich gebührend feiern?“

      „Die Gelegenheit kommt noch“, erwiderte Don Juan. „Nach dem Gefecht um die Schlangen-Insel. Ich schätze aber, daß wir bis dahin noch einiges auf uns nehmen müssen. Ganz reibungslos wird auch unsere Aktion letztlich nicht verlaufen.“

      „Ich denke auch an Don Antonio“, sagte Arne. „Wir haben immer Ärger mit ihm gehabt, und er wird es uns auch in Zukunft nicht daran mangeln lassen.“

      „Irgendwie habe ich aber doch das Gefühl, daß Don Garcia Cubera ihn früher oder später durchschaut“, sagte Don Juan. „Daraus ergeben sich Konsequenzen. Wenn ich doch mit diesem Cubera hätte sprechen können, wie ich es in Havanna vorgehabt hatte.“

      „Aber Sie sehen doch ein, daß es glatter Selbstmord gewesen wäre, nicht wahr?“ fragte Arne. Schließlich war er es gewesen, der ihn


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