Seewölfe Paket 11. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 11 - Roy Palmer


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zum Himmel strebte.

      „Eine Wasserhose!“ rief der Moses Bill.

      „Quatsch“, sagte Carberry. „Das ist keine Wasserhose. Eine Trombe sieht ganz anders aus, das haben wir schon beobachtet.“

      „Was ist es denn, Profos?“

      Carberry hob ratlos die Schultern.

      „Keine Ahnung“, sagte er ehrlich.

      Der einzige, der es wieder mal wußte, war O’Flynn.

      „Da taucht ein Riesenkrake aus dem Meer auf“, behauptete er steif und fest. „Und der ist so groß, daß er die andere Galeone schlagartig in die Tiefe zieht.“

      Selbst der Seewolf konnte sich das Naturschauspiel nicht erklären. Aber seine Vermutung stimmte fast, wie sich später herausstellte.

      „Das sieht nach einem Seebeben aus“, sagte er ruhig. „Es ist möglich, daß dem Beben eine riesige Flutwelle folgen wird.“

      „Der Don segelt genau darauf zu, er hat es noch gar nicht bemerkt“, sagte Ben.

      Die Nebelbank an jener Stelle wurde dichter und kompakter. Jetzt sah es nach einem riesigen qualmenden Feuer aus, gleich darauf stieg eine dunkle Rauchwolke in den Himmel.

      „Wir müssen den Don warnen“, sagte Hasard. „Der segelt blindlings in sein Verderben. Was sind denn das für Schlafmützen an Bord?“

      Unbekümmert segelte die Galeone auch weiterhin darauf zu.

      „Die beiden vorderen Drehbassen klar zum Feuern, Al!“ rief Hasard. „Jagt dem Don eine Ladung nach, den Knall wird er ganz sicher hören. Profos! Die anderen Männer an die Brassen, auf Stationen. Sobald wir gefeuert haben, drehen wir ab auf Westkurs. Wir müssen jedes bißchen Wind ausnutzen.“

      „Aye, aye, Sir!“ rief Ed.

      „Feuer frei, Al!“ schrie Hasard.

      Gary Andrews und Al Conroy bedienten die vorderen Drehbassen. Smoky reichte ihnen die Lunten, die auf das Zündloch gedrückt wurden.

      Funken fraßen sich schnell und gierig durch das Zündkraut, gleich darauf wummerten die beiden schwenkbaren Geschütze los.

      Lautes Getöse herrschte auf dem Vordeck, eine dunkle Qualmwand zog über Backbord ab.

      Auf der voraussegelnden Galeone ging zu Hasards Verblüffung gleich darauf die spanische Flagge hoch.

      „Ja, ist der Kerl denn wahnsinnig!“ schrie Ed. „Wir wollen ihn doch nur warnen. Segelt dieses Rübenschwein doch ganz belemmert weiter, was, wie!“

      Aus dem Meer waren vor irgendwoher bedrohliches Zischen und Brodeln zu vernehmen. Vermutlich kam es aus der jetzt immer schärzer werdenden Nebelbank. Dort liefen große Wellen kreisförmig nach allen Seiten. Es sah so aus, als seien riesige Felsen ins Wasser geschleudert worden.

      „Brassen“, ertönte Carberrys mächtige Stimme. „Rum mit den Zahnstochern, ihr eingelegten Seewanzen! Batuti, du sollst nicht den Mast aus dem Kielschwein rupfen, sonst …“

      „Ha, Batuti haben schwarzes Affenarsch und nix kariertes“, sagte der Gambianeger vom Stamme der Mandingo lachend.

      Die Rahen wurden vierkant gebraßt, so daß sie nun in Querrichtung standen. Gleichzeitig drehte die „Isabella“ hart nach Backbord ab, bis Westkurs anlag.

      Jetzt lief sie platt vor dem Wind und unter vollem Preß davon. Aber der Wind blies nur noch ganz schwach.

      Hasard blickte zu dem Spanier, der immer noch stolz Flagge zeigte und unbeirrbar seinen Kurs weitersegelte.

      Auf der „Isabella“ ließ Ben Brighton mit roten Tüchern winken, um die Dons doch noch zu bekehren. Doch sie blieben stur und ignorierten die deutlichen Vorboten des Grauens, die da aus dem Meer krochen.

      Der schwarze Nebel legte sich platt über das Wasser, eine unansehnliche Rauchfahne, die der leichte Wind vor sich hertrieb.

      Dann geschah es übergangslos und mit grenzenloser Heftigkeit:

      Eine pechschwarze Eruption stieg aus dem Meer. Urweltliche Gewalten brüllten und fauchten los, als hätten sich die Schlünde der Hölle schlagartig geöffnet.

      Brausen und Grollen lagen in der Luft, Zischen und Brodeln übertönten es, gleich darauf erfolgten zwei knallende harte Schläge.

      Eine schwarze Säule nach der anderen stieg an jener Stelle aus dem Wasser. Begleitet wurden sie von brodelndem, zähem Rauch und teuflischen Geräuschen.

      Immer neue Säulen stiegen aus dem Wasser und wurden mit gewaltiger Kraft nach oben geschleudert. Schlamm, Dreck und Wasser erhoben sich, und die Kette der unheimlichen Säulen und Rauchwolken pflanzte sich rasend schnell fort, als würden Tausende Zentner Schießpulver explodieren. Die Säulen wurden immer höher, hundert, zweihundert, schließlich dreihundert Yards stiegen sie hoch und fielen auf ihrem Gipfelpunkt infernalisch donnernd in sich zusammen. Sie hatten das Wasser noch nicht ganz erreicht, als schon wieder neue folgten und die tobenden Wassermassen wieder noch oben jagten.

      Erst jetzt änderte der Don den Kurs, jetzt, als die brüllenden und schnell aus dem Meer steigenden Eruptionen direkt auf das Schiff zuliefen. Gleich darauf war die Galeone in dichte Rauchschwaden gehüllt. Dicht vor ihr stieg es brüllend, einem Höllenreigen gleich, kaskadenartig aus dem Meer.

      Danach folgten unterseeisches Grummeln, Rollen und Stampfen. Obwohl die „Isabella“ schon eine ganz beachtliche Strecke davon entfernt war, erzitterte sie plötzlich in allen Verbänden und begann wild zu schlingern.

      „Deshalb war mir so mulmig“, stammelte Old O’Flynn. „Ich wußte doch, daß etwas bevorstand. Himmel, hoffentlich wird der Don noch verschont und wir ebenfalls.“

      Vergessen war der brütende Aracanga, denn jetzt ging es ums nackte Überleben.

      Hier, ganz in ihrer Nähe, wurde eine Insel geboren, und sie waren Zeugen bei diesem grandiosen und gefährlichen Naturschauspiel.

      Das, was sich mit Fauchen und Donnern angekündigt hatte, wurde jetzt gleich darauf zu einem Höllenspektakel. Das Meer brüllte an jener Stelle wild auf, schäumte hoch, warf gigantische Blasen und brodelte. Unaufhörlich stieg heißer Dampf nach oben, eine Eruption folgte der anderen, das Brüllen wurde immer lauter.

      Carberry lehnte mit bleichem Gesicht am Schanzkleid. Auch in den Gesichtern der anderen stand blankes Entsetzen, denn jeder ahnte, daß es gleich ein Höllentänzchen geben würde, wie der Profos sagte.

      Vermutlich würde ein starkes Seebeben mit haushohen Wogen folgen.

      Dann kehrten ihre Blicke wieder zu der spanischen Galeone zurück.

      Niemand konnte ihr helfen, menschliche Hilfe war in diesem Fall unmöglich, denn kein Mensch war in der Lage, sich den Naturgewalten zu widersetzen.

      In dichte Rauchwolken gehüllt, trieb sie dahin. Von der „Isabella“ aus wirkte der Don, als sei er in ein schweres Seegefecht geraten und stünde jetzt in Flammen, über die sich schwarzer Rauch gebreitet hatte.

      Gewaltige Eruptionen hoben das Schiff wie einen Spielball in die Höhe und ließen es wild tanzen. Einmal krängte es hart nach Steuerbord, dann richtete es sich schwerfällig wieder auf und hob plötzlich den Bug steil in die Höhe.

      „Das schafft er nicht mehr“, sagte Ferris Tucker, der jetzt ebenfalls auf der Kuhl stand. „Diesem schlafmützigen Kapitän gehört eine Tracht Prügel, daß er die Zeichen nicht erkannt hat.“

      „Vielleicht hielt er es anfangs für Nebel, oder er lag in seiner Koje, als es losging“, meinte Blacky.

      Die Eruptionen näherten sich rasend schnell dem Schiff, während die „Isabella“ immer weiter ablief. Schon jetzt konnte man sich an den Fingern einer Hand abzählen, wann eine der gewaltigen Säulen das Schiff erreichen würde.

      Wie Ferris Tuckers Höllenflaschen, die unter Wasser krepierten, sah es aus. Nur war alles riesenhaft groß


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