Seewölfe Paket 11. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 11 - Roy Palmer


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war der Kutscher, dessen Fluchtplan längst feststand, jedoch schneller.

      Er schaffte es, die Kombüse zu erreichen, flitzte hinein, schlug das Schott hinter sich zu und verriegelte es.

      Aber sein Gelächter klang nach draußen, und das versetzte den Profos in helle Weißglut. Er rannte zur Nagelbank und suchte Tuckers Axt, aber die war zum Glück nicht da, sonst hätte er in seinem Zorn das Schott zertrümmert. Immer noch war er der Ansicht, der Kutscher hätte ihm diesen dicken Hund unter die Weste geschoben.

      „Verflucht, wo ist die lausige Axt?“ brüllte er, außer sich vor Wut. „Ferris, du rothaarige Kanalratte! Ich will augenblicklich die verdammte Axt haben! Den Kutscher nehm ich auseinander, das Rübenschwein wird den Tag seiner Geburt noch lauthals verfluchen, so wahr ich der Profos bin!“

      Langsam wichen selbst die Hartgesottensten vor Carberry zurück, denn so wie jetzt hatten sie ihn höchstens mal beim alten Plymson in der Kneipe gesehen, als der Streit mit den Fischern losgegangen war und Ed herzhaft aufgeräumt hatte.

      Jetzt sah er genauso gefährlich aus und wütete herum.

      Keiner der Seewölfe hatte ein schlechtes Gewissen, auch der Kutscher nicht, der sich über den Spaß lediglich köstlich amüsierte. Das aber stachelte Carberrys Ärger nur weiter an.

      Immer noch suchte er fluchend die Axt, um es „dem Rübenschwein von Kutscher“ ordentlich zu zeigen.

      Da erklang eine sanfte Stimme hinter ihm.

      Ed fuhr zornig herum und starrte den Seewolf an, der seinen Platz auf dem Achterdeck verlassen hatte und nun auf der Kuhl stand.

      „Was ist denn mit dir los, Mister Carberry?“

      Dieses „Mister Carberry“ und der sanfte Ton ließen Ed sofort hellhörig werden. Sprach der Seewolf in diesem sanften, fast singenden Tonfall, dann war das schlimmer, als wenn man die Pest erwischte.

      „Ich suchte die Axt“, sagte Ed erbost. „Und damit du es weißt, Sir, ich will das Kombüsenschott einschlagen und dem Kutscher den Hals umdrehen.“

      Hasard hatte zwar Gelächter und Gebrüll gehört, wußte aber nicht, um was es ging. Ihm war lediglich aufgefallen, daß die Zwillinge Hasard und Philip in auffallender Eile nach achtern verschwunden waren, als hätten sie ein schlechtes Gewissen.

      „Und warum?“ fragte der Seewolf.

      „Nun, diese verwanzte Hafenratte hat Eier in das Nest gelegt. Äh – ich meine, er hat mich angeschissen, jawohl, Sir, das hat er. Die Eier von Sir John waren nämlich gar nicht echt. Die sind aus Kandiszucker, und das Nest hat auch der Kutscher gebaut. Dieser Halunke untergräbt meine Autorität. Wie stehe ich jetzt da, wenn alle über mich lachen?“

      Hasard schüttelte den Kopf, dann ging er zum Kombüsenschott und klopfte dagegen.

      „Öffnen, Kutscher!“ befahl er.

      Das Schott öffnete sich, und Carberry wollte sich mit einem wilden Schrei auf den Kutscher stürzen, aber Hasards Hand hielt ihn gerade noch zurück.

      „Hier wird keinem der Hals umgedreht. Ich will jetzt wissen, was passiert ist.“

      „Ich habe damit nichts zu tun, Sir, mein Ehrenwort“, sagte der Kutscher. „Ich habe lediglich über Ed gelacht, weil ihn jemand damit reingelegt hat. Herrgott, seit dieses Federvieh angeblich Eier legte, ist an Bord der Teufel los, und am schlimmsten benimmt sich der Profos. Da hat ihm jemand einen Steich gespielt, weiter steckt nichts dahinter, Sir.“

      „Wer war es?“ fragte Ed drohend.

      Niemand meldete sich. Sie grinsten nur versteckt, mehr oder minder stark, und einige verbissen sich das Lachen nur mühsam.

      „Das hat mit der Untergrabung deiner Autorität nichts zu tun“, sagte Hasard schließlich zum Profos. „Hier hat jemand die gesamte Mannschaft kräftig auf den Arm genommen, und ein Schaden ist dabei auf keinen Fall entstanden. Ich kann mir auch schon denken, wer das war und sich das ausgeheckt hat.“

      „Hasard und Philip, Sir?“ fragte der Profos zweifelnd.

      „Viel Geschrei um nichts“, sagte Hasard. Er wandte sich an den grinsenden Moses Bill.

      „Geh nach achtern, Bill, und bringe die beiden Kerle her.“

      „Aye, aye, Sir!“

      Bill rannte grinsend nach achtern und holte die Zwillinge, die ziemlich belemmert aussahen.

      Niedergeschlagen wie zwei ertappte Sünder standen sie gleich darauf auf dem Vordeck vor der fast vollzählig versammelten Crew.

      Hasard sah die beiden Racker lange an, die die Köpfe gesenkt hatten und auf die Planken starrten.

      „Ich würde gern eine Geschichte hören“, sagte er, „aber sie muß gut sein. Ihr habt doch im Orient immer von den Märchenerzählern geschwärmt. Jetzt möchten wir alle auch mal so ein schönes Märchen von euch hören.“

      Die Zwillinge hatten längst spitzgekriegt, um was es ging und daß alles wie eine Seifenblase geplatzt war. Sie hatten nur einen Spaß im Sinn gehabt, aber daß der Profos so sauer darauf reagierte, ahnte keiner der beiden.

      „Es war so eintönig“, sagte Hasard junior schließlich stockend. „Und da wollten wir ein bißchen Abwechslung bringen.“

      „Weiter, weiter, wir alle hören zu.“

      „Da dachten wir, wenn Sir John plötzlich Eier legt, dann ist mal ordentlich was los an Bord, und das war es ja schließlich auch, Dad, Sir.“

      „Ja, da war allerdings eine Menge los“, sagte Hasard und konnte sich das Lachen nicht verbeißen. „Und wie habt ihr das angestellt?“

      Die beiden Knirpse wurden etwas mutiger, als sie die grinsenden Gesichter sahen. Hasard junior reckte leicht die Brust raus.

      „Wir bauten ein Nest und brachten es in den Hühnerkäfig. Dann legten wir für Sir John Futter im Käfig aus, und der Ara hat sich auch gleich daran gewöhnt. Dann klau … äh – borgten wir uns ein paar Brocken Kandiszucker vom Kutscher und haben sie mit der Feile zurechtgeschliffen, bis sie wie Eier aussahen.“

      Smoky prustete los und hielt sich die Hand vor den Mund. Neben ihm stand der ehemalige Schmied von Arwenack. Sein Riesenkörper bebte, und er lächelte verschmitzt.

      Nur auf Carberrys Gesicht lag immer noch ein drohender, unheilverkündender Schatten. Seine Züge blieben finster, aber sein gewaltiges Kinn war nicht mehr so hart vorgeschoben.

      „Dann malten wir ein paar grüne Farbtupfer auf die Eier und versteckten sie im Nest. Sir John hat sich auch ein paarmal drauf gesetzt, aber dann ließ er es bleiben, weil der Kandis so klebte.“

      „Sir John war sehr verwundert, Dad“, sagte Philip. „Immer hat er die Eier mit dem Schnabel rumgerollt. Wir wollten sie später wegnehmen, aber dann hat sich Mister Carberry so sehr darum gekümmert, und wir wollten ihm die Freude doch nicht verderben. Nicht wahr, Hasard?“

      „Ja, genauso war es. Wir dachten, alle würden es gleich merken, weil Papageien doch keine Nester bauen, aber es hat keiner gemerkt, und so ließen wir das Nest eben im Käfig.“

      In Shanes Augen begann es zu blinken. Der graubärtige Riese schlug sich lachend auf die mächtigen Schenkel. Dann lehnte er sich mit beiden Armen an den Fockmast und lachte noch lauter.

      Die Zwillinge belauerten den Profos, in dessen Gesicht eine eigenartige Verwandlung vor sich ging.

      Eben sah es noch düster und drohend aus, doch langsam begann es sich aufzuhellen, und sein rechter Mundwinkel verzog sich etwas widerwillig. Der Profos sah so aus, als hätte er Essig getrunken.

      Dann schüttelte er fast vorwurfsvoll den Kopf, kratzte sich den Kopf und verzog das Gesicht noch mehr.

      „Ihr wolltet mich also nicht verarschen?“ fragte er, schon fast halb versöhnt.

      Zwei unschuldige,


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