Seewölfe Paket 11. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 11 - Roy Palmer


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neun schwer angeschlagene Männer blieben übrig, und die Frage warf sich auf, was mit ihnen geschehen sollte. Der Anführer war immer noch bewußtlos und regte sich erst nach geraumer Weile.

      Die Seewölfe nahmen den Kerlen die Entermesser ab und vergaßen auch die nicht, die noch in ihren Gürteln steckten.

      „Wo lassen wir das Gesindel jetzt?“ fragte Carberry. „Das sind immerhin noch neun Kerle.“

      Hasard zuckte mit den Schultern.

      „Am liebsten würde ich sie hierlassen, aber dann werden sie von den Insulanern umgebracht, obwohl die Halunken das verdient hätten. Das möchte ich aber auch gern vermeiden.“

      „Dann bringen wir sie auf eine der kleinen Inseln, die wir an Steuerbord in östlicher Richtung gesehen haben“, schlug der Profos vor. „Da sind ein paar Palmen, und bei der üppigen Vegetation gibt’s da bestimmt auch Trinkwasser.“

      „Ich habe leider auch keinen besseren Vorschlag“, sagte der Seewolf. „Aber es ist die einzige Möglichkeit. Also los, bringen wir die Kerle zum Schiff. Shane wird sie in der Vorpiek in Eisen legen, damit wir vor Überraschungen sicher sind.“

      Hasard schaute sich nach den Insulanern um, die er erst nur ganz flüchtig gesehen hatte, doch niemand ließ sich blicken. Sie mußten sich weiter ins Inselinnere zurückgezogen haben. Vielleicht wußten sie auch nicht, wie sie sich diesen neuen Fremden gegenüber verhalten sollten, und warteten erst einmal ab.

      Immerhin hatten sie in den Kampf eingegriffen und es dabei nur auf die Piraten abgesehen.

      „Los, hoch mit euch, ihr Halunken!“ befahl Big Old Shane. „Beißt die Zähne zusammen, ihr Strandläuse, jetzt gelangt ihr doch noch auf das Schiff, nur etwas anders, als ihr euch das vorstellt.“

      „Und es wird geschwommen“, setzte Ed grimmig hinzu. „Immer schön neben dem Boot her, sonst gibt es richtige Senge. Das war nämlich erst der Auftakt.“

      Niemand muckte mehr auf. Ihr Respekt vor den Seewölfen hatte sich nach der Schlägerei verzehnfacht, und sie staunten jetzt noch, daß sie so sang- und klanglos untergegangen waren. Und, verdammt noch mal, dabei glaubten sie sich wirklich aufs Kämpfen zu verstehen. Aber diese Kerle schienen direkt der Hölle entsprungen zu sein, denn so schnell hatte noch keiner mit ihnen aufgeräumt.

      Trotzdem sannen sie auf Rache, das war ihr zweiter Gedanke, doch konnten sie den vorerst nicht verwirklichen.

      Carberry scheuchte sie ins Wasser, und wer nicht schnell genug hineinflitzte, dem half der Profos kurzerhand nach, und als er den ersten die Marschrichtung zeigte, da beeilten sich die anderen so schnell wie noch nie in ihrem Leben und schwammen gehorsam auf die „Isabella“ zu, ganz so, wie sie es gewollt hatten.

      Neun etwas übelriechende, verwahrloste Piraten wurden in Empfang genommen und in Eisen gelegt. In der Vorpiek war genügend Platz für die jetzt sehr schweigsame Meute. Selbst der grobschlächtige Anführer hatte die Sprache verloren.

      „So, das ist geklärt“, sagte Carberry, als die Kerle versorgt waren. „Jetzt können wir uns um die Insulaner kümmern.“

      „Die laufen schon am Strand zusammen“, sagte Bill und zeigte auf den Palmenwald, wo immer mehr braunhäutige Leute zusammenliefen.

      Sie winkten und riefen zur „Isabella“ und bedeuteten den Seewölfen durch Handzeichen, daß sie an Land gehen sollten.

      Hasard gab schließlich die Erlaubnis dazu, denn jetzt bestand keine Gefahr mehr, dessen war er sicher.

      Etwas später legte das Boot wieder ab.

      Die Insulaner entpuppten sich als freundliche, gütige und fröhliche Menschen. Sie feierten die Seewölfe wie Retter, die immer wieder von allen Seiten umringt wurden.

      Ein paar Brocken Polynesisch verstand Hasard, der Rest wurde durch Handzeichen und Bewegungen verdolmetscht, und darin hatten die Seewölfe bereits langjährige Erfahrung.

      Nach und nach fanden sie heraus, daß hier ein Fest gefeiert werden sollte, nachdem die Räuber und Mörder die Insel verlassen hatten und nicht wiederkehren würden.

      Der Balian humpelte neben Hasard her, und als der Seewolf einen Blick zum Strand hinunterwarf, sah er, daß die Leichen der Piraten bereits verschwunden waren. Das hatten die Insulaner besorgt.

      Noch am Abend desselben Tages begann das angekündigte Kecakfest, für dessen weitere Verschiebung kein Grund mehr bestand, und eins der eindrucksvollsten und seltsamsten Feste, die die Seewölfe je erlebt hatten, nahm seinen Lauf.

      Es begann wieder mit dem Legong-Tanz. Zartgliedrige Mädchen bewegten sich anmutig zum Takt fremdartiger Musik, die auf hölzernen Trommeln, Flöten und harfenähnlichen Instrumenten gespielt wurde.

      Die jungen Tänzerinnen trugen bunte, bis auf den Boden reichende Gewänder. In den schwarzen Haaren steckten rote und gelbe Blumen, die den Reiz der Tänzerinnen noch unterstrichen.

      Dann ging der Mond über dem Meer auf. Einem Riesenball gleich, schob er sich über das Wasser, übergoß es mit zartem Silber, daß es weiter hinten wie erstarrt dalag. Am Strand liefen kleine Wellen flüsternd und murmelnd über den hellen Sand.

      Man nahm zwanglos auf dem Boden Platz, wo in langen Reihen Körbe voller Früchte standen.

      Der Balian, der sich immer noch nur mühsam fortbewegte, erklärte dem Seewolf, der Legong würde zu Ehren der fremden Männer extra stattfinden aus Dank für die Vertreibung der Piraten.

      Es dauerte eine ganze Weile, bis Hasard begriff, was gemeint war, denn in dem hohen Singsang der hochbalinesischen Sprache hörte Hasard nur selten ein verständliches Wort heraus.

      Erst die unterstreichenden Gesten erklärten manches.

      Einmal blickte Carberry lange über die Schulter zur „Isabella“ hinüber. Dem Seewolf entging der Blick nicht.

      „Besorgt, Ed?“ fragte er.

      „Ich will mich nur vergewissern, Sir. Aber die Kerle können aus eigener Kraft niemals aus der Piek heraus. Ich habe selbst alle kontrolliert und die Ketten überprüft.“

      „Da kann nichts passieren. Außerdem geben die Männer, die an Bord geblieben sind, scharf acht, daß sich keiner von denen muckst.“

      Als der anmutige Legong beendet war, begann der Drachentanz mit dem Dämon Barong.

      Der Anblick des Dämons, in der Gestalt eines Tieres mit langen Haaren und stark hervorquellenden Maskenaugen und langen Zähnen, verkörperte das Gute.

      Junge Balinesen sprangen auf und schwangen drohend ihre krummen Messer. Es sah gefährlich aus, und der Anblick des hin und her laufenden Dämons verfehlte selbst auf den Seewolf seine Wirkung nicht.

      Im schimmernden Mondlicht war jede Einzelheit deutlich zu sehen. Wie rasend bewegte sich der Dämon mit dem furchterregenden Schädel. Die langen Haare berührten bei jeder Drehung den Boden. Der mit hauchdünnen Goldplatten bedeckte Schädel ruckte schnappend hoch, und jedesmal schrien die Insulaner wild auf.

      „Was hat das zu bedeuten?“ fragte Bill den Seewolf.

      Hasard ließ es sich wortreich von dem Balian und einer jungen Tänzerin erklären. Auch das dauerte eine Weile, bis er es verstand.

      „Dieser Dämon Barong versucht, die Todesgöttin Rangda zu besiegen, die eine häßliche alte Hexe ist“, erklärte er Bill. „Aber weil der Dämon es allein nicht schafft, unterstützen ihn die Männer mit ihren Messern und lautem Geschrei.“

      Der wilde Tanz nahm an Gefährlichkeit zu, als die Balinesen sich in einen regelrechten Rausch steigerten, von dem etwas später auch der Balian ergriffen wurde.

      Die Wandlung mutete unheimlich an, als der Balian sich in Trance versetzte, das Gesicht verzog und zu zucken begann, bis sein ganzer Körper von den wilden Zuckungen ergriffen wurde.

      Vorbei waren seine Schmerzen, er humpelte nicht mehr, sondern führte jetzt die Krieger an, die mit wildem Gebrüll


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