Seewölfe Paket 11. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 11 - Roy Palmer


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und die Krise schwangen gefährlich nahe vor ihren Gesichtern. Das Kampfgeschrei steigerte sich immer mehr.

      „Mann“, sagte Carberry, „dagegen hört sich unser Arwenack-Gebrüll ja direkt kläglich an. Das werden wir in Zukunft noch etwas lauter üben müssen.“

      Einige Balinesen hatten nun am teilweise verwüsteten Wassertempel flakkernde Lichter entzündet, die den Tempel geisterhaft beleuchteten.

      Andere trugen Holzstücke von den verbliebenen Resten des Wracks zusammen und brachten sie in den Wald, aus dem fremd und geheimnisvoll die kleinen Geistertempel herüberblinkten.

      Es war eine fremdartige, seltsam anmutende Welt, fanden die Seewölfe, faszinierend und irgendwie unwirklich.

      „Was tun die mit dem Holz?“ fragte Ferris Tucker seinen Freund Ed.

      „Vielleicht grillen die ein paar Schweine“, vermutete Carberry.

      „Die verstreuen das Holz regelrecht zu langen Bahnen. Auf die Art kann man keine Schweine am Spieß grillen.“

      Auch Hasard wußte es nicht und grübelte darüber nach. Den Balian konnte er nicht fragen, denn der bewegte sich jetzt in einer anderen Welt. Er wirkte völlig geistesabwesend und hatte einen verklärten Blick.

      „Das ist eine lange Grube, in die sie das Holz legen“, sagte Matt Davies nachdenklich. „Sie ist mindestens zehn Yards lang.“

      Die Seewölfe rätselten daran herum, doch vorerst erfuhren sie es nicht, und so blieb jedem selbst überlassen, was er sich in seiner Phantasie ausmalte.

      Fast eine Stunde lang hielt der Tanz an. Der Dämon Barong bewegte sich immer schneller, und auch die jungen Krieger gerieten in fast beängstigende Ekstase. Sie brachten sich Verletzungen bei und waren bereit, sich selbst zu töten. Ihre Umwelt existierte für sie nicht mehr.

      Zwischendurch reichten anmutige junge Tänzerinnen Früchte und berauschende Getränke. Das dem Kawa ähnliche Getränk berauschte jedoch sehr schnell, und der erste, der mit glasigen Blicken auf die Tänzerinnen stierte, war der Hitzkopf Luke Morgan.

      Hasard warf dem Profos einen Blick zu. Carberry verstand sofort.

      „Trinkt vorsichtig, ihr triefäugigen Hafenratten“, warnte der Profos. „Sauft das Zeug nicht so in euch hinein, sonst fallt ihr um und steht die nächsten Tage nicht mehr auf. Und wen ich total besoffen bei der Arbeit sehe, den hänge ich zum Auslüften so lange an die Rah, bis er Schimmel ansetzt. Habt ihr das kapiert?“

      „Das Zeug schmeckt aber wirklich gut“, sagte Luke lallend. „Ich will noch mehr davon!“

      Er kriegte aber nichts mehr, und der Profos goß ihm Kokosmilch in die Schale.

      Luke war so voll, daß er jedesmal, wenn er Kokosmilch trank, verzückt die Augen verdrehte.

      „Ein – ein – ed-edles Gesöff“, lobte er überschwenglich. „Und so schön berauschend.“

      Aus dem Wassertempel ertönte Gesang, und als das Singen zart durch die Nacht herüberklang, da war die Hexe Rangda von dem Dämon endlich besiegt worden.

      Die Bewegungen wurden matter und langsamer, als ließe der Gesang die Tänzer aus tiefer Trance erwachen. Einer nach dem anderen blieb stehen. Ihre Blicke wurden klarer, und die meisten sahen sich ernüchtert um, als grenzenloser Jubel losbrach. Wieder einmal hatte der Dämon mit Hilfe der jungen Männer es geschafft, das Böse zu besiegen.

      Auch der Balian kehrte mit glänzenden Augen zurück und nahm dicht neben dem Seewolf auf dem Boden Platz.

      Gedämpfte Schweinestücke wurden herumgereicht, und die Seewölfe hieben kräftig rein.

      Der Balian unterbreitete Hasard gestenreich den Vorschlag, man solle doch die Gefangenen holen, um sie abzumurksen, doch Hasard schüttelte den Kopf. Die Leute waren teilweise berauscht und in genau der Stimmung, in der sie das auch getan hätten.

      Statt dessen erklärte der Seewolf, sie würden die neun Männer zu einer kleinen Insel bringen.

      Der Balian verstand, erhob sich und zeigte erfreut nach Osten. Damit meinte er die Insel, die die Seewölfe schon gesehen hatten. Drei Inseln gäbe es, erklärte der Medizinmann, und damit war das Thema für ihn erledigt.

      Nach einer kurzen Pause ging es weiter.

      Das Holz in der Grube wurde entzündet und mit einer Flüssigkeit getränkt, die es schnell brennen ließ.

      Rings um die Grube wurde Aufstellung genommen, und wieder strömten alle zusammen und blickten in das lodernde Feuer.

      „Jetzt bin ich aber wirklich gespannt, was das wird“, sagte Big Old Shane zu Hasard. „Bis jetzt sehe ich noch keinen Sinn darin.“

      „Eine rituelle Handlung“, meinte Hasard achselzuckend. „Nur, in welcher Form sie stattfindet, weiß ich nicht.“

      „Vielleicht verbrennen sie die Toten“, meinte Smoky. „Deshalb ist die Grube auch so lang.“

      Aber sie brachten keine Toten Zwölf sehr lebendige Männer erschienen auf geheimnisvolle Weise aus dem Tempelwald. Sie tauchten so urplötzlich auf, als wären sie aus dem Boden gewachsen.

      Junge Mädchen legten sich an den Rand der Mulde und bliesen ins Feuer, das immer stärker aufloderte. Dann wurde das Feuer außerdem noch mit langen Palmwedeln angefacht, bis auf dem Grund der Mulde das Holz hellrot aufglühte.

      Hasard sah sich die Männer an, die am hinteren Ende der Mulde Aufstellung nahmen. Sie wirkten unbeteiligt. Ihre Gesichter waren maskenhaft starr, und wenn sie sich bewegten, wirkte es hölzern.

      Als Bekleidung trugen sie nur einen von der Hüfte bis zu den Knien reichenden Schurz aus buntem Stoff. Dazu hatten sie ein gebogenes Bambusgestell über dem Rücken hängen, das mit langen Gräsern und getrockneten Pflanzen verziert war.

      Als Hasard den Balian fragend ansah, der sich immer an seiner Seite hielt, erschien ein geheimnisvolles Lächeln auf seinem Gesicht, und er sprach schnell ein paar unverständliche Worte.

      Dann zeigte er auf die Männer und unterstrich mit Gesten, daß sie alle durch das Feuer gehen würden.

      Es handelte sich um das Trance-Zeremoniell des Sanghyan Djaran, das zweitgrößte Fest auf Bali, wie der Balian versicherte.

      Smoky, Blacky, Big Shane, der junge O’Flynn und selbst der Seewolf sahen den Balian ungläubig an.

      „Der will uns wohl auf den Arm nehmen“, sagte Dan. „Ich habe noch keinen Menschen gesehen, der durch so ein Feuer geht. Und wenn es einer wagt, überlebt er nicht einmal die erste halbe Minute. Da drin ist es so heiß wie in der Hölle!“

      „Als ob du schon mal da gewesen bist“, spottete Smoky. „Vielleicht meinen die damit zum Tode Verurteilte, die man auf den Scheiterhaufen wirft wie bei den Hexenverbrennungen bei uns.“

      Der Seewolf zog plötzlich ein bedenkliches Gesicht. Es widerstrebte ihm, hier einzugreifen, wenn das wirklich geschah, aber er fand den Gedanken von Smoky gar nicht unwahrscheinlich.

      Noch einmal sah er sich die Männer an, die wartend in einer langen Schlange Aufstellung nahmen.

      Sollten das zum Tode Verurteilte sein? überlegte er beklommen. So sahen sie gar nicht aus, aber der Teufel mochte wissen, was hier vorging und was das alles bedeutete.

      Nein, sie mußten den Balian warnen, keine Menschen zu verbrennen, selbst wenn sie damit geheiligte Riten störten.

      Anscheinend sah der Balian die Zweifel in Hasards Augen, denn er lächelte beruhigend und demonstrierte etwas.

      Er tat ein paar tänzelnde Schritte, drehte sich dabei ein paarmal um seine eigene Achse, schloß die Augen und tat so, als ginge er durch das knisternde Feuer. Unversehrt und ohne Schaden würde dort jeder der Tänzer wieder erscheinen, betonte er.

      Der Profos schüttelte den Kopf, während Hasard sinnend den Balian anblickte.

      „Das gibt es nicht“, behauptete


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