Seewölfe Paket 11. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 11 - Roy Palmer


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„Das ist ja die reinste Satansbrut, diese ehrlichen Handelsfahrer.“

      „Wir sollten uns die Burschen mal an Land ansehen, Sir“, meinte Carberry. „Die Kerle gehen mir mächtig auf die Nerven, und den großkotzigen Anführer würde ich gern mal verhackstücken.“

      Immer noch pullten die Kerle verbissen und sauer. Sie hatten ihre erste Niederlage schneller hinter sich, als sie geglaubt hatten.

      „Ja, wir gehen auf jeden Fall mit einem Trupp an Land“, sagte Hasard. „Offensichtlich sind die Halunken hier gestrandet und hausen jetzt auf der Insel wie die Wilden. Deshalb haben sich die Insulaner auch versteckt oder sind geflüchtet.“

      Nein, da gab es kein langes Überlegen, entschied der Seewolf. Jetzt, da dem Gesindel der Schreck noch in den Knochen steckte, war es am besten, gleich nachzufassen und die Kerle auf ihre normale Größe zurechtzustutzen.

      „Laß das große Boot zu Wasser, Ed!“ befahl er. „Ich suche einen Trupp aus, der an Land geht, die anderen bleiben an Bord und nehmen alles unter Feuer, was sich der ‚Isabella‘ auch nur auf hundert Yards nähert. Alle Culverinen werden sofort überprüft.“

      „Aye, aye, Sir“, sagte Ed.

      Dann wurde das große Boot abgefiert.

      7.

      Hasards Stellvertreter Ben Brighton hatte das Kommando, als das Beiboot ablegte.

      Es war besetzt mit Hasard, Dan O’Flynn, Big Old Shane, Carberry, Ferris Tucker, Matt Davies, Batuti, Stenmark, Bob Grey, Luke Morgan, Smoky und Jeff Bowie.

      Die anderen Seewölfe blieben für alle Fälle zur Verteidigung an Bord zurück.

      Elf Männer würden genügen, um mit der Horde aufsässiger und randalierender Kerle fertig zu werden, falls sich das als nötig erweisen sollte, denn der Seewolf glaubte, die Piraten würden die Flucht ergreifen.

      Diesmal täuschte er sich allerdings. Die Kerle waren zwar losgepullt, aber sie gaben nicht auf. Ihre einzige Chance, hier wieder wegzukommen, lag auf der „Isabella“, und ihre Verzweiflung trieb sie zu mutigen Taten.

      Am Strand hatten sie sich zusammengerottet und warteten. In den Fäusten trugen sie Entermesser, einige hatten auch Äxte und Schiffshauer, zwei waren mit Degen bewaffnet. Ihr stiernackiger, rotgesichtiger Anführer fühlte sich außerordentlich stark und stand vor seiner bunt zusammengewürfelten Meute herausfordernd da.

      Hasard blieb vier Yards vor ihm stehen und musterte ihn. Er sah nur in bärtige, unrasierte oder dreckige Visagen, die ihn hämisch, verschlagen oder hinterhältig anstarrten.

      „Bist du gekommen, um zu kämpfen, Mann?“ fragte der Anführer.

      „Was habt ihr mit den Eingeborenen getan?“ wollte Hasard wissen.

      Lachen wurde laut.

      „Na, was schon, du Wanze! Wir haben uns das geholt, was wir dringend brauchten, und das waren vor allem Weiber. Stimmt’s Leute?“

      Zustimmendes Gegröle war die Antwort.

      Hasard glaubte das unbesehen. Er warf einen Blick auf den kleinen Tempel im Wasser und sah, daß die Statuen davor beschädigt waren. Alles war mutwillig zerstört worden. Die Galle stieg ihm bei diesem Anblick hoch.

      Noch beherrschte er sich, doch der Anführer näherte sich ihm um noch ein Yard und grinste frech.

      „Hör mal zu, Capitano“, sagte er. „Ihr habt uns überlistet. Gut, das verzeihen wir ja, schließlich habt ihr Kanonen und wir nicht. Wir verlangen nicht viel von euch. Ihr sollt uns nur zurück nach Sumatra bringen, da gehen wir an Land. Das tut euch nicht weh, und wir sind wieder daheim.“

      Er sah Hasards spöttisches Lächeln und lief rot an. Er sah aber auch den narbengesichtigen Mann an seiner Seite, dann einen rothaarigen, breitgewachsenen Burschen und einen graubärtigen Riesen mit den Schultern eines Giganten. Daneben stand noch ein Herkules und außerdem ein Kerl mit einem Eisenhaken statt einer Hand, und da wurde ihm zum ersten Male etwas mulmig, und er fragte sich besorgt, ob sie sich nicht doch etwas übernommen hatten, denn diese Burschen waren ganz sicher keine harmlosen Handelsfahrer.

      „Den Teufel werde ich tun“, sagte Hasard gelassen. „Und die Wanze nimmst du zurück, sonst stopfe ich dir den Bart zwischen die Zähne!“

      Der Anführer spie verächtlich in den Sand.

      Den Seewölfen juckte es mächtig in den Fäusten, aber auch sie beherrschten sich noch und warteten ab.

      Hasard war mit zwei Sätzen so schnell bei dem rotgesichtigen Koloß, daß der erschrocken zusammenfuhr. Automatisch riß er die Arme hoch, aber da traf ihn ein Brocken in den Magen, daß ihm die Luft wegblieb und er sich vor Schmerzen krümmte. Er hatte den Kopf noch nicht ganz unten, da trafen ihn zwei unheimlich schnelle und harte Schläge und rissen seinen Schädel wieder hoch.

      „Ar-we-nack!“ donnerte der Profos, und jetzt hielt ihn nichts mehr. Das war auch gleichzeitig für die anderen das Signal zum Angriff, und dann ging es rund am Strand. Die Seewölfe hatten sich von den Kerlen genug bieten lassen, jetzt war das Maß voll.

      Carberry hatte sich schon vorher einen rattengesichtigen Kerl ausgesucht und sich vorgestellt, wie er mit ihm verfahren würde.

      Jetzt setzte er seine hochgespannten Erwartungen augenblicklich in die Tat um, schnappte sich blitzschnell den Kerl und wischte den Strand mit ihm auf. Doch das Rattengesicht hielt das Tempo leider nicht lange mit, und so ließ Ed ihn einmal um seine Achse kreisen und dann losfliegen, bis der Kerl mit dem Schädel voran im Sand landete und liegenblieb.

      Schon hatte er den nächsten am Wickel. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Batuti zwei Gegner herzhaft mit den Köpfen zusammenstieß.

      Dan O’Flynn wütete mit schnellen harten Fäusten, Ferris Tucker sprang mit den Burschen um, als bearbeite er sie mit einem gewaltigen Hobel, und der Schmied von Arwenack ackerte sich durch, als habe er glühendes Eisen auf dem Amboß und klopfe es mit einem Hammer in die richtige Form. Da ließ Bob Grey die Fäuste fliegen, da kämpften Smoky, Stenmark und der Hitzkopf Luke Morgan, dem mal wieder das Temperament durchging. Und die beiden Hakenmänner knallten dem Gegner ihre Prothesen entgegen.

      Der Seewolf stand vor dem idiotisch lallenden Anführer, dem die Lippen aufgeplatzt waren und vorn oben die Schneidezähne fehlten.

      Der Kerl war schon zweimal zu Boden gegangen, aber er hatte eine Bärennatur und stand immer wieder auf.

      Taumelnd rückte er auf den Seewolf zu und hieb ins Leere. Hasards eisenharte Faust traf seinen Schädel und warf ihn zurück. Noch einmal kam er auf die Beine, zitternd, mit blutunterlaufenen Augen versuchte er, seinen Gegner anzugehen.

      Hasard wich und wankte nicht und schickte den Stiernackigen mit einem letzten mächtigen Schlag endgültig zu Boden.

      Dann bellte ein Schuß auf, und Bob Grey griff sich an die Schulter. Einer der Kerle hatte noch eine Waffe, und mit der setzte er sich jetzt zur Wehr.

      Gerade als er noch einmal abdrükken wollte, fiel sein Arm kraftlos herunter.

      Aus seinem Rücken ragte ein Kris, ein krummer Dolch, und auch ein zweiter hatte plötzlich die Waffe im Körper und fiel der Länge nach in den Sand.

      Zwei Eingeborene verschwanden – so schnell, wie sie erschienen waren – wieder im Pagodenwald. Sie hatten die Messer geschleudert und Rache an den getöteten Insulanern genommen.

      Damit war der Kampf auch schon entschieden. Die meisten hockten oder lagen im Sand, einige bewußtlos, drei oder vier waren tot.

      Bob Grey hatte einen Streifschuß am Arm und blutete leicht, aber für ihn war das nur ein Kratzer, wie er versicherte, und er verband sich die Wunde auch gleich selbst, indem er einen Streifen aus seinem Hemd riß und ihn um den Arm wickelte.

      Hasard zählte die restlichen Männer. Einer oder zwei hatten sich wahrscheinlich im allerletzten Augenblick doch noch abgesetzt


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