Seewölfe Paket 11. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 11 - Roy Palmer


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Männer danebenschießt.“ Er drehte etwas den Kopf nach rechts. „Mister Conroy?“

      „Sir?“ tönte es vom Achterkastell der „Isabella“ zurück.

      „Sind die beiden achteren Drehbassen feuerbereit?“ rief Hasard hinüber.

      „Aye, aye, Sir, feuerbereit!“

      „Welche Zielpunkte?“

      „Steuerbord achtern, Wasserlinie, Sir! Gibt zwei saubere Löcher!“

      Hasard richtete den Blick seiner eisblauen Augen auf den niederländischen Kapitän, der bleich geworden war.

      „Pech für Sie, de Jonge“, sagte er kühl. „Ihr wertes Leben ist in Gefahr, und Ihrer ‚Zwarte Leeuw‘ drohen zwei Löcher in der Wasserlinie. Wenn Sie auf mich schießen lassen wollen – bitte sehr.“

      „Sie – Sie Teufel!“

      Hasard verbeugte sich leicht. „Eine Anrede, die mich ehrt, weil sie erkennen läßt, daß Sie offenbar begriffen haben, wie die Partie zur Zeit steht – nämlich nicht gut für Sie. Sie ist sogar tödlich, und davor haben Sie Angst. Kerle, die Angst haben, sind für mich schlechte Bündnispartner. Wenn es nämlich hart auf hart geht, kneifen sie und lassen den anderen sitzen. Vielen Dank, de Jonge, Sie haben sich demaskiert.“

      Der Kapitän hatte wieder einmal Atembeschwerden, und dann verstieg er sich dazu, seine Pistole aus dem Gürtel zu reißen.

      Hasard wartete, bis er sie heraus hatte. Dann schnellte sein rechtes Bein hoch, krachte unter des Kapitäns Handgelenk, und die Pistole segelte in hohem Bogen ins Wasser.

      Noch bevor er wieder reagieren konnte, wischte Hasard ihn mit einem rechten Haken von der Pier. Er flog seiner Pistole hinterher.

      Rechts von Carberry erschien der Kopf des Bullen an der Oberkante der Pier. Er hatte lange gebraucht, um sich an einem Pfosten hochzuarbeiten. Quer im Mund hatte er ein Messer.

      „Verschluck dich nicht“, sagte Carberry und trat zu.

      Der Bulle klatschte zurück ins Wasser. Alle Mühe war umsonst gewesen.

      „Das war eben nicht sehr fein, Ed“, tadelte Hasard. „Er konnte sich nicht wehren.“

      „Das konnte die Javanerin auch nicht, die er vergewaltigt hat“, knurrte Carberry, „mit Verlaub, Sir.“

      „Hat er das?“

      „Jawohl, das hat er, und deswegen wurde hier ein Posten mit durchschnittener Kehle gefunden, der mit diesem Rübenschwein Ähnlichkeit gehabt haben soll. Und dieser Mistkerl von Kapitän hat behauptet, die Portugiesen hätten den Posten ermordet.“

      „Sauber, sauber“, murmelte Hasard. Sein Blick flog über die Männer, die sich an der Stelling und auf der Kuhl drängelten. Da schien keiner mehr geneigt zu sein, Gewaltmaßnahmen zu ergreifen. Er blickte in ziemlich geschockte Gesichter. Sehr deutlich sagte Hasard: „Zu meiner Crew gehörten einmal zwei Niederländer. Es waren gute Männer, und ich habe die Niederländer nach ihnen beurteilt. Jetzt lautet mein Urteil anders. Wer von euch noch Ehre im Leib hat, sollte sich schämen, unter einem Kapitän de Jonge und seinem Profos zu fahren. Für euer Land sind sie eine Schande. Und noch etwas: Solltet ihr gezwungen werden, gegen uns zu kämpfen, dann tut es mir leid, daß ihr es ausbaden müßt, denn unsere Breitseiten kennen keine Rangunterschiede. Das ist eine Warnung!“

      Hasard wollte sich abwenden, aber ein Mann rief: „Sollen wir etwa meutern?“

      Hasard drehte sich zu ihm um. „Was ihr sollt, kann ich nicht beantworten. Jeder trägt den Schuh, der ihm paßt. Ich kann nur für mich antworten, und da lautet meine Antwort: Unter einem größenwahnsinnigen Feigling und Erpresser sowie unter einem Frauenschänder würde ich nicht fahren. Aber wie gesagt, das ist euer Schuh, nicht meiner.“

      Zusammen mit Carberry und den sechs Männern verließ er die Pier. Daß der Kapitän vom Wasser aus hinter ihm herfluchte, ignorierte er.

      Bei den vierzehn schnarchenden Wein- und Schnapsleichen blieb er noch einmal stehen und schüttelte den Kopf.

      „Was habt ihr mit denen nur angestellt, Ed?“ fragte er.

      „Ein bißchen gespielt“, erwiderte der Profos grinsend. „Und das Rübenschwein dort ist in ein Sirupfaß gefallen.“ Er deutete mit der Rechten zu dem Kerl, der in alles mögliche eingehüllt war und wie eine Mumie wirkte.

      „Da hast du ihn reingeworfen, wie?“

      „Aber nicht doch, Sir“, sagte Carberry treuherzig. „Ich hab ihm nur ein bißchen aufs Haupt geschlagen, und da sauste er durch die Dielenbretter in einen Keller. Allerdings hatte Batuti schon etwas vorgearbeitet und diesen Kerl bis zur Brust versenkt. Konnte ich wissen, daß im Keller ein Sirupfaß stand?“

      „Natürlich nicht.“ Hasard verbiß sich ein Lächeln.

      „Siehst du, Sir. Außerdem haben wir diesen Stinten immer nur Maulschellen verpaßt, weil du gesagt hattest, wir sollten sauber kämpfen. Wir sind keine Totschläger, hast du gesagt. Nur Batuti hat diesem Abschaum von Profos ein Ding unter das Kinn gedonnert, weil der ihn beleidigt hatte. Der hatte zu Batuti gesagt, so einen wie ihn brauchten sie bei sich an Bord, um mit ihm die Bilge und den Abtritt ihrer Offiziere auszuwischen. Und das war eine Beleidigung, Sir, der wir uns nicht in aller Demut beugen konnten, obwohl wir’s versucht haben. Dann haben wir ihnen ein bißchen die Köpfe aneinandergebumst und unsere Maulschellen verteilt. Anschließend haben wir sie auf die Köpfe gestellt und ihnen ihre Münzen aus den Taschen geschüttelt. Das hat den glatzköpfigen Wirt sehr gefröhlicht …“

      „Gefröhlicht?“

      „Gefreut, mein ich“, verbesserte sich Carberry und fuhr fort: „Und darum gab’s Freitrinken. Weil die Stinte von den Maulschellen und so noch so beduselt waren, erbarmten wir uns ihrer und ließen sie an den Flaschen nuckeln wie – wie …“

      „Wie Babys an der Mutterbrust“, sagte Hasard.

      „Genau, Sir, du hast es erfaßt!“ Carberry strahlte und sah wieder aus wie ein verhungerter, zähnefletschender Wolf.

      „Und die Flaschen waren wechselnden Inhalts?“ fragte Hasard, aber es war mehr eine Feststellung.

      „Natürlich, Sir“, sagte Carberry fröhlich, nickte und fügte sehr wichtig hinzu: „Rum war auch dabei. Und Arrak natürlich. Der Reisschnaps der Zopfmänner natürlich auch, ja und Wein war auch dabei, damit ich das nicht vergesse. Und da war eine Chinesin, die wollte mir doch glatt meine Brusthaare kraulen. Was sagst du jetzt, Sir?“

      „Hat sie nur die Brusthaare gekrault, Ed?“

      „Wo denkst du hin, Sir!“ Carberry kratzte über sein Rammkinn. „Wir mußten doch diese besoffenen Bäkkerburschen in die Heia bringen. Und darum lösten wir uns von den taubenden Turteln …“

      „… turtelnden Tauben“, sagte Hasard, und jetzt hatte er wirklich ernsthafte Schwierigkeiten, den gemessenen Ernst zu wahren.

      „Natürlich.“ Carberry nickte gewichtig und fuhr fort: „Uns von den getäubten Turtlern zu lösen, sagte ich. Aber da war Suleika, die schon das Bett von dem Dingsda gehimmelt hatte, und die wickelte sich um unseren Ersten, der meinte, morgen sei auch noch eine Nacht …“

      „Stimmt ja auch“, sagte Hasard.

      „Richtig, Sir, vergiß das nicht!“ Carberry räusperte sich. „Und jetzt paß auf.“ Carberry verdrehte sich, schlang die Arme um jemanden, den er sich vorstellte, und sagte: „Das ist Suleika, Sir, eine glutäugige Blume, versteht du?“

      „Verstehe.“

      „Gut. Sie umrankt also unseren Ersten und flötet: ‚Oh, oh, oh! Ganzen Tag warten auf Bän Breitohn?‘“ Carberry dehnte das „Bän“ so ordentlich in die Länge und umarmte dabei die Luft.

      Nun war der eiserne Profos der „Isabella“ eben ein Profos – und was für einer! –, aber gewiß kein Schauspieler. Und darum waren seine Gesten


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