Seewölfe Paket 8. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 8 - Roy Palmer


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sondern die gesamte Besatzung menschlich behandelt – ohne dabei jedoch an Autorität zu verlieren. Sogar zwischen Soldaten und Seeleuten hatte es unter Monforte eine größere Verständigung gegeben als auf anderen spanischen oder portugiesischen Seglern. Monforte, der alles andere als ein sturer Vorgesetzter war, war in diesem Punkt seiner Zeit voraus.

      Seine vier Begleiter empfanden Hochachtung für ihn. Ohne große Absprache waren sie sich einig, daß sie für ihren Kapitän durchs Feuer gehen würden, falls das nötig war.

      Der Aufstieg endete hinter einem Durchlaß, der so schmal war, daß sich der breit gebaute Tarquinho nur mit Mühe hindurchzwängen konnte. Dann aber standen die fünf Männer auf der Höhe der Klippfelsen und schauten sich um.

      „Wir wandern landeinwärts“, entschied Monforte. „Nach Osten scheint das Felsland etwas abzufallen, und wahrscheinlich gibt es dort auch Vegetation. Wenn wir schon kein Dorf und keine Hütte finden, in der wir bis morgen früh unterkriechen können, können wir uns doch wenigstens im Wald ein einfaches Lager herrichten.“

      Die bis auf die Haut durchnäßten Männer strebten weiter voran. Sie erreichten schon nach wenigen Minuten die ersten geduckten Pinien, die am Fuß des Hanges wuchsen, den sie nun hinter sich gebracht hatten. Von diesen knorrigen Nadelbäumen aus sah Reto als erster das Licht, das nordöstlich versetzt in der Dunkelheit schimmerte.

      „Capitán“ sagte er. „Sehen Sie doch. Sollten wir nicht doch lieber unsere Marschrichtung ändern?“

      „Einverstanden“, erwiderte Monforte kurz entschlossen.

      4.

      Die komplette Crew der „Isabella“ war auf den Beinen, als das Boot durch das bewegte Wasser der Bucht auf die Galeone zusteuerte. Alles äugte zu dem „Besuch“ hinüber, den Dan und Matt da herantransportierten, und man bedauerte insgeheim Batuti, Gary Andrews, Sam Roskill und Bob Grey, die weiterhin an Land Wache schoben und daher bei diesem Ereignis nicht mit dabeisein konnten.

      „Mann“, sagte Blacky. „Also, das haut doch nun wirklich dem Faß den Boden aus.“

      „Zwei Weiber“, raunte Jeff Bowie. „Wo in aller Welt haben diese Himmelhunde die Frauenzimmer bei dem Sturm bloß aufgetrieben? Herrgott noch mal, da denkst du, du bist in einer Gegend gelandet, in der der Hund erfroren ist – und dann so was.“

      „Vielleicht haben die Mädchen hier irgendwo ein Nest“, sagte Luke Morgan.

      „Witzbold“, knurrte Old O’Flynn, der sich zwischen die Gestalten geschoben hatte, die das Steuerbordschanzkleid der Kuhl belagerten. „Erzähl noch so einen dämlichen Witz. Du denkst, da oben hinter den Felsen steht ein richtiges Bordell, was?“

      Lukes Miene verfinsterte sich. „Und wenn es so wär? Was würdest du dann sagen, Old Hinkebein?“

      „Wie war das?“ giftete der Alte. „Wiederhole, wie du mich genannt hast, du alter Stinkstiefel.“

      „Ich sagte Old Hi …“

      „Hört doch auf“, mischte sich jetzt Will Thorne ein. „Seht euch lieber an, was für schöne lange schwarze Haare das eine Mädchen hat.“

      „Sie hat nicht nur die schönen Haare“, sagte Jeff.

      „Aber die andere ist ja noch ein Kind“, stieß Blacky plötzlich verblüfft aus. „Ho, wer wird sich daran denn vergreifen?“

      Luke Morgan kratzte sich am Kinn. „Tja, das ist eine berechtigte Frage. Männer, und wenn ich mir die Schwarzhaarige jetzt aus der Nähe betrachte, dann habe ich den leisen Verdacht, daß sie auch nicht sehr viel älter ist.“

      „Da stimmt was nicht“, murmelte Old O’Flynn. „Da geht was nicht mit rechten Dingen zu, sage ich.“

      „Fehlt bloß noch, daß du behauptest, Dan und Matt hätten zwei Wasserhexen oder Sumpfsirenen ins Boot geladen“, sagte Blacky grinsend. „Na, habe ich den Nagel auf den Kopf getroffen?“

      „Ja, du“, erwiderte Dans Vater. „Lach du nur. Eines Tages werdet ihr alle sehen, was ihr von eurem Spott habt. Mit gewissen Dingen scherzt man nicht. Euch holt alle noch der Sensenmann.“

      „Donegal“, erklang in diesem Augenblick Big Old Shanes drohende Stimme. Der ehemalige Schmied und Waffenmeister von Arwenack-Castle war hinter die Sprecher getreten. „Donegal“, wiederholte er. „Es wäre nicht das erstemal, daß du mit deiner verdammten Unkerei ein Unheil heraufbeschwörst. Hör auf mit dem Gefasel.“

      „Du glaubst doch selbst an Spuk und Gespenster“, begehrte der Alte auf.

      „Nein. Aber ich glaube daran, daß du heute nacht noch ein Bad im Teich nimmst – mit deinem elenden Holzbein.“

      „Ihr könnt mich alle mal“, sagte Old Donegal. Damit war für ihn die Unterredung beendet. Finster blickte er zu seinem Sohn und zu Matt Davies hinunter, die soeben mit dem Beiboot an der Bordwand der „Isabella“, angelegt hatten.

      Den Mädchen brauchten Dan und Matt nicht erst zu helfen. Die klommen schon behende an der Jakobsleiter empor. Gewandt wie die Katzen überbrückten sie die Distanz bis zur Kuhl, kletterten übers Schanzkleid und blieben auf der Kuhl stehen, als ob dies alles eine Selbstverständlichkeit wäre.

      Die Seewölfe musterten ihre unerwarteten Gäste in einer Mischung aus Überraschung und Belustigung.

      Bill, der Moses, der um diese Stunde nicht im Großmars weilte, betrachtete die portugiesischen Mädchen, als handle es sich um ein Weltwunder. Philip und Hasard, die Zwillinge – sie durften jetzt, in der geschützten Bucht, an Oberdeck sein –, staunten ebenfalls nicht schlecht.

      Der Seewolf trat langsam auf die Mädchen zu. Sein Blick wanderte an ihren Gestalten auf und ab. Hosen trugen diese beiden ländlichen Schönheiten, Blusen aus grobem Kattun und Jacken, in die jede von ihnen zweimal hineingepaßt hätte. Pitschnaß waren sie, und Franca nieste jetzt, als der große schwarzhaarige Mann mit den eisblauen Augen vor ihnen stehenblieb, zweimal kräftig.

      Dan O’Flynn und Matt Davies waren nun ebenfalls aufgeentert. Dan gab seinem Kapitän hinter dem Rükken der Mädchen ein Zeichen. Hasard verstand es. Als Ire sollte er sich ausgeben, keinesfalls als das, was er wirklich war.

      „Also“, sagte der Seewolf auf spanisch zu den Mädchen, mein Name ist Philip Drummond, ich bin der Kapitän dieses Schiffes, das mit Fracht für Dublin vor drei Tagen Lissabon verlassen hat. Mit wem habe ich denn das Vergnügen?“

      „Sie heißen Segura und Franca“, erklärte Dan, bevor die Siebzehn- und die Dreizehnjährige den Mund auftun konnten. „Ich habe sie oben auf den Klippen aufgelesen, und sie behaupten, sie wollten uns nicht belauern. Sir, ich habe es für meine Pflicht gehalten, sie dir vorzuführen. Außerdem haben sie selbst den Wunsch geäußert, mit dir zu reden“.

      „Ach“, entgegnete Hasard. Er zog die Augenbrauen hoch. Er begegnete Seguras Blick, einem glühenden Blick aus phantastischen dunklen Augen, und wußte, daß dieses Mädchen es faustdick hinter den Ohren haben mußte.

      „Gehen wir in meine Kammer“, sagte er. „Dort könnt ihr eure Kleidung ein wenig trocknen, Mädchen. Wenn wir noch lange im Regen stehen, holt ihr euch garantiert eine Erkältung.“

      „Sir“, sagte Dan O’Flynn. „Ich weise dich darauf hin, daß die beiden Ladys dein Anerbieten falsch auslegen könnten. Sie glauben einfach nicht daran, daß wir anständige Kerle sind, die Kinder beschützen, statt sich an ihnen zu vergehen.“

      Wieder fühlte Segura sich in ihrer Ehre gekränkt. Kinder? Wer sagte diesem frechen jungen Kerl denn, daß sie immer noch so naiv war, wie er es sich vielleicht einbildete? Sie würde ihm schon noch beweisen, daß sie nicht so unbedarft war, wie er annahm.

      Hasard hob den Kopf und schaute zu seinen Männern. „Freunde, dies ist eine heikle Situation. Ben, Ferris, Shane, Smoky und Donegal, ihr begleitet uns. Dan und Matt, ihr kommt natürlich auch mit, zum Berichterstatten. Alle anderen begeben sich wieder


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