Seewölfe Paket 8. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 8 - Roy Palmer


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mit von der Partie. Schnappt euch die Fässer, wir entern in das Boot ab. Donegal!“

      „Sir?“

      „Du übernimmst während unserer Abwesenheit das Kommando über die ‚Isabella‘.“

      „Danke, Sir. Soll ich gefechtsklar gehen?“

      Der Alte hatte es auf englisch gesagt, und Hasard vergewisserte sich durch einen Blick zu Segura und Franca, daß sie es nicht verstanden hatten. Aus den Mienen der Mädchen ließ sich jedenfalls nichts Derartiges ablesen, kein Aufleuchten der Erkenntnis war in ihren Augen.

      „Ja“, entgegnete der Seewolf. „Und wenn wir in zwei Stunden nicht wieder hier sind, schickst du einen Stoßtrupp los. Das Haus befindet sich keine Meile entfernt in nördlicher Richtung, soweit ich verstanden habe. Dort müßt ihr nach uns suchen, wenn wir nicht wieder erscheinen.“

      „Aye, Sir.“

      Die Männer blickten sich verstohlen untereinander an. Es war jetzt allen klar, daß Hasard Unrat witterte. Der Seewolf, Ben Brighton, Ferris Tucker, Big Old Shane und Edwin Carberry – das war schon eine „Elitetruppe“ für sich, und aus der Tatsache, daß sich Hasard persönlich an Land begab, sprach der Verdacht, der ihn bewegen mußte.

      Er ließ sich nicht aufs Kreuz legen und ging den Dingen auf den Grund. Wenn sich hinter dem scheinbar harmlosen Benehmen der Mädchen eine Falle verbarg, dann wartete Hasard nicht ab, bis sie tatsächlich zuschnappte. Er forcierte die Entwicklung der Dinge – eine Taktik, die er schon oft mit Erfolg angewandt hatte.

      Hasard lächelte Segura und Franca zu, die jetzt etwas unschlüssig am Schanzkleid stehengeblieben waren.

      „Entschuldigt“, sagte er auf spanisch. „Aber ich habe meinen Männern noch ein paar Anweisungen geben müssen, ehe wir uns zum Ufer pullen lassen können. Ich will nicht, daß die Ladung unseres Schiffes in irgendeiner Weise gefährdet wird.“

      Segura blickte ihm tief in die Augen. „Was habt ihr denn für Fracht, Capitán Drummond?“

      „Getreide“, erwiderte Hasard, ohne eine Miene zu verziehen. „Weizen und Gerste aus Portugal für die leeren irischen Speicher. In unserem Heimatland hungern die Menschen, Segura.“

      „Schrecklich“, sagte sie.

      „Weißt du wirklich, wie das ist, wenn man nichts zu beißen hat?“

      „Ja. Ich habe es erfahren. Am eigenen Leib.“

      5.

      Sie schritten auf das Licht im Nordosten zu und hatten den schmalen Gürtel aus Pinien und Zypressen hinter sich gebracht, als Kapitän Alvaro Monforte abrupt stehenblieb.

      „Da ist jemand“, sagte er gepreßt. „Dort, links von uns.“

      Reto und Tarquinho lenkten ihre Blicke in die von ihrem Vorgesetzten angegebene Richtung. Auch der Soldat und der Decksmann der „Sao Sirio“ – sie hießen Tulio und Josefe – spähten nach links.

      So gewahrten sie alle die drei Männer, die sich ihnen näherten. Eine wuchtige und zwei schlanke Gestalten in Wind und Regen waren es. Sie hoben im Näherkommen die Hände und riefen etwas.

      Monforte und seine Begleiter hatten unwillkürlich zu den Waffen gegriffen. Ihre Pistolen waren durch das Seewasser unbrauchbar geworden, aber sie hatten noch Degen und Säbel, mit denen sie sich notfalls ihrer Haut wehren konnten.

      „Wenn das Wegelagerer sind“, zischte Monforte, „haben sie kein leichtes Spiel mit uns. Wir sind zu fünft. Solange keine anderen Männer auftauchen, sind wir in der Überzahl und erledigen sie, selbst wenn sie uns mit Pistolen zu Leibe rücken.“

      „Ich glaube, die haben keine feindlichen Absichten“, sagte Tulio, der Soldat.

      „Der Mann in der Mitte ruft wieder etwas“, meinte Tarquinho, der Decksälteste. „Himmel, wenn man es nur verstehen könnte. Capitán, er hat einen mächtigen Vollbart, glaube ich.“

      „Wer seid ihr?“ schrie Monforte den drei Männern zu.

      „Companhero“, erwiderte der Bärtige, „habt Vertrauen zu uns! Wir wollen euch helfen! Was ist euch passiert?“

      „Wer seid ihr?“ wiederholte der abgekämpfte, argwöhnische Kapitän seine Frage.

      Der Bärtige blieb stehen, und sofort verhielten auch die beiden anderen ihren Schritt. „Pinho Brancate und seine Söhne Charutao und Iporá“, entgegnete er. „Wir sind friedfertige Bewohner der Küste, ehrbare Leute. Der Wind hat Schreie zu unserem Haus herübergetragen, und wir wollten nach dem Rechten sehen. Wir haben unten auf dem Kieselstrand Männerleichen entdeckt. Was hat das zu bedeuten? Habt ihr damit zu tun? Was ist geschehen?“

      „Tretet näher“, forderte Monforte die drei auf. „Habt ihr Waffen?“

      „Nein, wir haben keine“, sagte Pinho Brancate mit sonorer Stimme.

      Die Männer der „Sao Sirio“ musterten ihn und seine Söhne und stellten fest, daß die drei tatsächlich weder Schuß- noch Hieb- oder Stichwaffen bei sich führten. Das überzeugte sie vollends von der Harmlosigkeit der Brancates. Monforte, Reto, Tarquinho, Tulio und Josefe nahmen nacheinander die Hände von ihren Degen und Säbeln.

      Nachdem Alvaro Monforte den Vater und dessen beide Söhne eingehend betrachtet hatte, sagte er: „Wir sind Schiffbrüchige. Unsere Galeone ‚Sao Sirio‘ ist keine Viertelmeile vor der Küste auf ein tückisches Riff gelaufen. Nur wir fünf sind ihrem Untergang lebend entkommen.“

      Brancate bekreuzigte sich. „Das Riff“, murmelte er. „Das verfluchte Riff, immer wieder fordert es Opfer. Es ist schon vielen Schiffen zum Verhängnis und vielen braven Männern zum Friedhof geworden. Sie sind der Capitán, Senor?“

      „Ja.“

      „Ich spreche Ihnen hiermit mein Beileid aus. Kann ich irgendwie helfen? Gibt es noch irgend etwas zu tun?“

      Monforte nannte seinen Namen. Er stellte auch seine vier Männer vor, und die Brancates schüttelten ihnen nacheinander die Hände.

      Charutao und Iporá hatten eine andere Statur als ihr Vater, aber aus der Nähe fiel doch ihre große Ähnlichkeit mit Pinho Brancate auf. Ihre Züge waren ihm wie aus dem Gesicht geschnitten, das konnte auch nicht das Bartgestrüpp verbergen, das Pinho Brancates Kinn und Wangen überwucherte. Sehnige junge Männer waren Charutao und Iporá, augenscheinlich strotzten sie vor Gesundheit.

      „Senor Brancate“, sagte Monforte. „Sie sind Fischer, nehme ich an?“

      „Nein. Ich habe keine Beziehung zum Meer, wenn wir auch nicht weit davon entfernt leben. Mehr noch, ich hasse die See.“

      „Das ist ungewöhnlich …“

      „Mein Vater ertrank darin“, versetzte der Bär von einem Mann gedämpft. „Ich kann es nicht vergessen und immer, wenn ich die Abuela, meine Mutter, anschaue, erinnere ich mich an die furchtbare Szene, die ich miterlebte, ohne etwas tun zu können.“

      Monforte nickte. „Ich kann Ihnen nachempfinden, wie Ihnen zumute ist, glauben Sie es mir. Ich habe mehr als zwanzig meiner Männer einen grausigen Tod sterben sehen. Sie haben folglich auch kein Boot, wie ich annehme?“

      „Nein. Wir leben von der Landwirtschaft – meine Familie und ich. Außerdem betreiben wir nebenher noch eine bescheidene Herberge, Capitán.“

      „So. Ich hatte gehofft, mit Ihrer Hilfe die Leichen meiner Männer nach seemännischem Zeremoniell bestatten zu können.“

      Brancate hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. „Verzeihen Sie mir, aber mit einem Boot kann ich wirklich nicht dienen.“

      „Im Morgengrauen könnten wir einen der Fischer aufsuchen, die in der Umgebung wohnen“, sagte Charutao, der ältere der Brüder. „Wenn wir einen dieser Männer um seine Schaluppe bitten, wird er uns gewiß nicht die Tür weisen.“

      „Danke“,


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