Die Sterne in uns. Jan Corvin Schneyder

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Die Sterne in uns - Jan Corvin Schneyder


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der Geheimdienste. Und eine Reiseerlaubnis brauchen Sie ja nicht, höchstens Freistellung, damit Sie ihren Posten verlassen können. Ich stelle Ihnen ein Universal-Traineeship-Zertifikat aus. Damit können Sie ständig und überall hineinschnüffeln. Also außer in Kommandounternehmen und Geheimprojekte natürlich.«

      »Schön und gut«, sagte ich. »Einarbeiten und integrieren kann ich mich eigentlich überall ganz gut. Ich bin kein Newbie mehr. Aber ich brauche neue Leute, Commodore! Jensen, Torgan und Bekker sind … weg. Ich brauche mindestens zwei neue Leute.«

      »Wünsche?«, fragte sie nickend und nahm ihren Noticer, um sich Namen aufzuschreiben.

      »Erst mal Bekker«, sagte ich.

      Ich habe ihr Verrat zugetraut. Schlimm genug. Aber der Mordvorwurf ändert alles. Sie hat nichts damit zu tun. Ich will es glauben! Ich glaube es.

      Dangler schüttelte entrüstet den Kopf.

      »Eine Mordangeklagte! Was Besseres fällt ihnen nicht ein?«

      »Sie war´s nicht, Commodore! Sie ist Teil des Rätsels. Wir sind Freunde, und sie ist ein ausgezeichneter Offizier. Wenn Sie mir Jill Bekker entziehen, kann ich keine großen Sprünge garantieren.«

      Dangler überlegte einen Moment. Dann nickte sie zaghaft.

      »Sie bekommen Jill Bekker, aber nur als Gefangene.«

      Das würde merkwürdig werden, aber ich stimmte zu.

      »Wen noch? Jetzt aber wirklich Leute, die arbeiten dürfen, Woodman.«

      Alle Freunde und Freundinnen, die mir in den Sinn kamen, waren sehr weit weg, tot, schwer geisteskrank oder anderweitig verhindert.

       Naja, bis auf … nein, besser nicht!

      »Ich vermute, das ist zu viel verlangt, aber könnten sie Noona Striker reaktivieren?«

      Dangler schaute mich überrascht an.

      »Die Tochter des Ex-Commodores, der in die Politik gegangen ist?«

      Ich nickte.

      »Naja, sie ist aber nicht nur Tochter, sondern auch Stalev.«

      »Außer Dienst!«, sagte Dangler mit abfälliger Betonung. »Außerdem ist sie selbst so eine Art Politikerin. Ganz davon abgesehen finde ich ihre öffentlichen Auftritte geradezu obszön.«

      Oh ja, das sind sie. Ich habe mich nie großartig mit ihr verstanden, aber sie ist unterhaltsam, und für Intrigen und Ermittlungen ist sie geradezu optimal. Ich brauche diese verfluchte Hexe! Vielleicht finde ich nebenbei Dinge über sie heraus, die mir helfen bei … anderen Angelegenheiten.

      »Trotzdem!«, sagte ich. »Ich habe eine Zeit lang mit ihr gedient und denke, sie hat für diese Sache genau die richtigen Fähigkeiten.«

      »Denken Sie denn, sie würde überhaupt Interesse haben?«, fragte Dangler skeptisch.

      Hinter ihr sah ich Müllkolonnen anrücken, mein schönes Geschütz zu recyceln.

      »Was bietet ihr die Squadronica?«, fragte ich zurück.

      Für mich selbst bat ich um nichts.

      »Kein Kommando!«, sagte Dangler bestimmt.

      Volltreffer! Genau das hätte Noona interessiert.

      Anscheinend grinste ich, ohne es zu bemerken. Dangler fragte zumindest, warum ich grinse. Ich grinste weiter, weil ich mich schämte, gegrinst zu haben, ohne es zu wissen. Also falls es denn stimmte.

       Ach, verflucht noch mal!

      »Äh, also können Sie ihr wirklich kein Kommando anbieten? Ich weiß, sie ist Stalev, noch ganze drei Ränge vom Stalord entfernt und darf kein Schiff haben, aber geben Sie ihr doch irgendwas anderes. Eine Abteilung an der Fortress oder sowas.«

      »Das kann ihr Vater ihr selbst geben! Titel und politische Ämter sind nicht unser Geschäft. Eine militärische Position vergibt allein die Squadronica – und Lady Striker hat sich kein Kommando verdient.«

      Dangler beeindruckte mich erstmals ein wenig. Sie schien nicht ohne Weiteres korrumpierbar zu sein.

      »Dann mache ich auch nicht mit. Sie finden bestimmt viele andere wie mich. Es war ohnehin nur ein dummer Zufall, dass Sie ausgerechnet auf mich gekommen sind«, sagte ich kurzentschlossen, drehte mich um und ging.

       Oder? Muss ich bei Ablehnung dieser Anfrage eigentlich in Untersuchungshaft?

      Ganz davon abgesehen ließ man als Stalev keinen Commodore einfach so stehen, fiel mir glühend ein.

      »Warten Sie gefälligst, Woodman!«

      Dangler seufzte.

      »Frauen sind wirklich schlimmer als Männer. Ich muss es ja wissen«, sagte sie bittersüß.

      Ich grinste.

      »Schlimmer nicht, nur klüger.«

      »Striker kann eine Forschungsabteilung oder ein Waffenlager haben«, bot sie zähneknirschend an.

      »Sie wird eine Waffenfabrik haben wollen, also Forschungsabteilung plus Produktion plus Tests plus Lager«, sagte ich.

      »Ich kann einem so jungen Stalev keine Waffenfabrik geben!«

      »Gut, dann gehe ich«, sagte ich wieder.

      Ok, das war vielleicht wirklich ein bisschen zu bockig. Dangler pfiff mich zurück und appellierte an meine Vernunft.

      Ich sicherte zu, alles zu versuchen, Noona auch ohne Groß-Kommando zu bekommen. Ich hielt es aber wirklich für schwierig. Noona hielt nicht so wahnsinnig viel von mir.

      »Bieten Sie ihr doch einfach den ganzen Strauß von Stalev Stadux-Privilegien an, ohne dass sie Stalev Stadux ist, Comodore! Das brächte diese Position doch weitestgehend mit sich. Das reicht vielleicht.«

      Ich sah Dangler mit großen, fragenden Augen an und schwieg. Manchmal funktionierte der Einsatz dieses Kampfmittels sogar bei Frauen.

      Sie seufzte.

      »Eine Forschungsabteilung in einer Waffenfabrik ist möglich. Auch Test- und Produktionskapazitäten, nur nicht die ganze Fabrik … Sie wissen schon.«

      Ich nickte. Ich würde es kurz und knapp schriftlich an Noona weiterleiten, gleich während der Rückfahrt.

      Ein Gespräch mit ihr würde zu weit führen, möglicherweise eher kontraproduktiv sein.

      »Wen wollen Sie noch? Sie sagten, sie brauchen zwei Crewies. Bekker zählt als Gefangene nicht dazu.«

      Dangler machte den Eindruck, als müsse sie los. Sie sah sich immer wieder nach den anderen um, mit denen sie gekommen war. Die begaben sich auf den Rückweg zu ihrem InterTrafficer.

      Ich nickte.

      »Ja. Bekker plus zwei.«

      »Aber nicht Pendra!«, sagte sie sehr bestimmt.

      Ich lachte.

      Schön wär´s, aber nein. Stan wäre zum jetzigen Zeitpunkt eine Katastrophe, vor allem in Kombination mit Noona. Vor allem für mich! Ich wusste nicht mal sicher, ob die beiden noch zusammen waren, aber gepasst hatte mir diese Beziehung nie.

      »Das nicht, aber ich hätte gern Garrett.«

      Auch wenn er dann vielleicht wieder denkt, ich verliebe mich doch noch in ihn, was ich nicht tun werde.

      »Flink P. Garrett?«

      Ich nickte.

      Sie hatte es mit einem beinahe verzweifelten Unterton gefragt.

      »Kennen Sie ihn?«, fragte ich.

      Sie nickte und wurde blass.

      »Ich habe ihn an der Fortress unterrichtet.«

      So wie sie das sagte, musste es eine schreckliche Erfahrung gewesen


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