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Читать онлайн книгу.Tiere gebe, oder daß es deren zwar gebe, der Mensch aber ein wildes sei, oder du magst auch den Menschen zwar ein zahmes nennen, aber nicht glauben daß es eine Nachstellung auf den Menschen gebe; was du hiervon am liebsten möchtest behauptet haben, darüber erkläre dich nur.
Theaitetos: So halte ich denn uns für ein zahmes Tier, o Fremdling, und sage auch, daß es eine Nachstellung auf Menschen gebe.
Fremder: Zwiefach, sagen wir nun auch wieder, sei die zahme Jagd.
Theaitetos: Weshalb sagen wir das?
Fremder: Die Räuberei, die Sklavenfängerei, die Tyrannei und die gesamte Kriegskunst, dies sämtlich bestimmen wir als die gewaltsame Nachstellung.
Theaitetos: Schön.
Fremder: Die sachwalterische aber und die volksrednerische und die umgängliche, insgesamt als Eins, wollen wir eine Kunst, die überredende, nennen.
Theaitetos: Richtig.
Fremder: Von der Überredungskunst aber setzen wir zwei Gattungen.
Theaitetos: Was für welche?
Fremder: Eine die unter Einzelnen, die andere die öffentlich getriebene.
Theaitetos: Beide Arten gibt es allerdings.
Fremder: Von der nicht öffentlichen nun ist wiederum die eine die Lohnfordernde, die andere die Geschenkbringende.
Theaitetos: Das verstehe ich nicht.
Fremder: So scheinst du auf die Nachstellung der Liebenden wohl noch nie gemerkt zu haben.
Theaitetos: Wie so?
Fremder: Wie sie den Gefangenen noch Geschenke dazu geben.
Theaitetos: Du hast ganz recht.
Fremder: Diese Art sei also die der Liebeskunst.
Theaitetos: Ganz wohl.
Fremder: Von der Lohnfodernden aber gibt es zunächst eine Art, welche immer lieblich redend und die Lust überall als Lockspeise brauchend als einzigen Lohn Nahrung fordert, welche wir, glaube ich, als die einschmeichelnde Alle für eine ergötzliche Kunst erklären würden.
(223) Theaitetos: Wie denn anders?
Fremder: Die andere aber, welche um der Tugend willen Umgang zu pflegen verheißt, und sich Geld zum Lohne reichen läßt, lohnt es nicht, daß wir diese Art mit einem andern Namen benennen?
Theaitetos: Allerdings.
Fremder: Aber mit welchem wohl, das versuche zu sagen.
Theaitetos: Es ist klar. Denn den Sophisten haben wir, dünkt mich, gefunden. Ich wenigstens glaube indem ich ihn für dieses erkläre ihn mit dem schicklichsten Namen zu benennen.
Fremder: Nach dieser jetzigen Rede also, o Theaitetos, wäre die von der nachstellend bezwingenden aneignenden Kunst, und zwar von der Tiernachstellung zu Lande auf Menschen, nämlich der nicht öffentlichen Überredungskunst lohnforderndem, für Geld sich verkaufendem, scheinbarbelehrendem Teil auf reiche angesehene Jünglinge angestellte Jagd, wie diese Rede uns ausgegangen ist, die sophistische Kunst zu nennen.
Theaitetos: So ist es allerdings.
Fremder: Auch so laß uns aber noch zusehn. Denn nicht einer geringen Kunst ist teilhaftig was wir jetzt suchen, sondern einer gar mannigfaltigen. Denn auch aus dem vorher gesagten ergibt sich ein Schein, als sei es nicht das was wir jetzt sagen, sondern noch eine andere Gattung.
Theaitetos: Wie so doch?
Fremder: Von der erwerbenden Kunst gab es doch zwei Arten: indem sie sowohl einen nachstellenden Teil hat als einen umsetzenden.
Theaitetos: So war es.
Fremder: Dem Umsatz wollen wir nun wieder zwei Arten geben, die eine das Schenken, die andere das Kaufen oder den Handel.
Theaitetos: Das soll gelten.
Fremder: Weiter wollen wir sagen, daß auch der Handel in zwei Teile zerfalle.
Theaitetos: Wie?
Fremder: Absondernd den Eigenhandel der Selbstverfertiger von dem Zwischenhandel derer, welche fremde Arbeit umtauschen.
Theaitetos: Sehr wohl.
Fremder: Wie aber? was von dem Zwischenhandel städtischer Verkauf ist, gewiß fast die Hälfte desselben, nennt man das nicht Krämerei?
Theaitetos: Ja.
Fremder: Den Handel aber, welcher von einer Stadt zur andern durch Kauf und Verkauf getrieben wird, nennt man den nicht Großhandel?
Theaitetos: Freilich.
Fremder: Und haben wir etwa nicht bemerkt, daß dieses Großhandels einer Teil das, wovon der Leib sich nährt und Gebrauch macht, der andere das wovon die Seele, im Verkauf gegen Geld umsetzt?
Theaitetos: Wie meinst du dies?
Fremder: So ist uns wohl das unbekannt von der Seele, denn das andere verstehen wir doch.
Theaitetos: Ja.
(224) Fremder: Die gesamte Tonkunst wollen wir also sagen indem sie von einer Stadt zur andern, hier eingekauft und dort hingeführt und verkauft wird, und die Malerei und die Taschenspielerei und vieles andere der Seele angehörige was teils der Ergötzung, teils auch ernstlicher Beschäftigung wegen verfahren und verkauft wird, verschafft denen die es verfahren und verkaufen, mit nicht minderem Recht den Namen eines Kaufmannes, als der Handel mit Getreide oder Wein.
Theaitetos: Du hast ganz Recht.
Fremder: Willst du also nicht auch den, welcher Kenntnisse zusammenkauft und sie von einer Stadt zur andern wieder umsetzt gegen Geld, mit demselben Namen benennen?
Theaitetos: Ganz stark.
Fremder: Von diesem Seelengroßhandel nun könnte man mit Recht den einen Teil die Schaustellung heißen, dem andern aber, obgleich nicht minder lächerlich als das vorige, muß man dennoch als einem Handel mit Kenntnissen einen dem Geschäft verschwisterten Namen beilegen.
Theaitetos: Allerdings.
Fremder: Von diesem Kenntnisverkauf nun wollen wir den Teil, der die Kenntnis der andern Künste betrifft, mit einem, den aber auf die Tugend sich beziehenden mit einem andern Namen benennen.
Theaitetos: Wie sollten wir nicht.
Fremder: Der Namen Kunstverkauf möchte für jenes übrige wohl angemessen sein, diesem aber versuche du den Namen zu geben.
Theaitetos: Und welchen Namen könnte man ohne zu fehlen der Sache geben, außer wenn man sagt, sie sei das eben jetzt von uns gesuchte das sophistische Geschlecht?
Fremder: Nicht anders. Komm also, laß uns das Ganze zusammenstellen und sagen, es sei als der erwerbenden Kunst umsetzenden kaufmännischen Zweiges, und zwar des Zwischenhandels mit Seelengütern, Reden und Kenntnisse über die Tugend verkaufender Teil zum zweitenmal nun erschienen die sophistische Kunst.
Theaitetos: Vortrefflich.
Fremder: Drittens denke ich aber auch, wenn Jemand in der Stadt