PLATON - Gesammelte Werke. Platon
Читать онлайн книгу.teils einkaufend teils auch selbst zuschnitzend, wiederum verkaufte, und davon zu leben sich vorsetzte: so würdest du ihn mit keinem andern Namen nennen, als dem eben jetzt genannten.
Theaitetos: Wie sollte ich auch.
Fremder: So würdest du also auch der erwerbenden Kunst umsetzenden kaufmännischen Zweiges Krämerei und Selbstverkauf, beides, sobald es nur in diesen Gegenständen zur Kenntnisverkaufenden Art gehört, allemal wie es scheint Sophistik nennen.
Theaitetos: Notwendig; denn wo die Rede hingeht muß ich folgen.
Fremder: Laß uns denn noch sehen, ob etwa auch diesem noch die jetzt verfolgte Art gleicht.
Theaitetos: Wem denn?
Fremder: Ein Teil der erwerbenden Kunst war uns doch die Kampfgeschicklichkeit?
(225) Theaitetos: Allerdings.
Fremder: Nicht uneben wäre es nun, diese auch wieder zwiefach zu teilen.
Theaitetos: Auf welche Weise?
Fremder: Der eine sei Wettkampf, der andere Gefecht.
Theaitetos: Gut.
Fremder: In welchem Gefechte nun Leib gegen Leib steht, dem dürften wir natürlich und schicklich einen solchen Namen geben, daß wir es etwa das gewalttätige nennten.
Theaitetos: Ja.
Fremder: In welchem aber Wort gegen Wort, o Theaitetos, wie sollte man das anders nennen als Streit?
Theaitetos: Gar nicht anders.
Fremder: Was aber unter den Streit gehört, ist wieder zwiefach zu setzen.
Theaitetos: Wie fern?
Fremder: So fern er nämlich mit langen Reden gegen lange über das Recht und Unrecht öffentlich geführt wird, ist er der Rechtsstreit.
Theaitetos: Ja.
Fremder: Den in Fragen und Antworten zerschnittenen aber unter Einzelnen, sind wir den anders zu nennen gewohnt als Wortwechsel?
Theaitetos: Nicht anders.
Fremder: Was nun wortwechselnd im Handel und Wandel gestritten wird durcheinander und kunstlos, dies muß man zwar als die eine Art setzen, da die Erklärung es als ein verschiedenes anerkennt, aber einen Namen hat es weder von den Früheren erhalten, noch verdient es einen durch uns zu erlangen.
Theaitetos: Gewiß nicht. Auch ist es gar zu sehr ins kleine und vielfach geteilt.
Fremder: Den kunstgerechten Wortwechsel aber, sowohl über Recht und Unrecht als über andere Dinge, sind wir nicht gewohnt den das Streitgespräch zu nennen?
Theaitetos: Wie auch anders?
Fremder: Das Streitgespräch aber ist teils geldverzehrend teils geldbringend.
Theaitetos: Ganz gewiß.
Fremder: So laß uns also den Beinamen, mit dem wir beides bezeichnen müssen, zu bestimmen versuchen.
Theaitetos: Das ist nötig.
Fremder: Mir scheint das Streitgespräch aus reiner Lust an solcher Verhandlung mit Vernachlässigung eigner Angelegenheiten geschieht, in Hinsicht auf den Vortrag aber von den meisten Hörern nicht mit Vergnügen angehört wird, nach meiner Meinung nicht anders als das geschwätzige genannt werden zu können.
Theaitetos: So pflegt man es ja zu nennen.
Fremder: Wer aber im Gegenteil aus dem Streitgespräch mit Einzelnen Geld erwirbt, diesen versuche du deinerseits mir zu nennen.
Theaitetos: Und was sollte man wohl ohne fehl zu gehn anders sagen, als daß schon wiederum herauskomme jener wunderbare von uns nun schon zum viertenmal eingeholte Sophist?
Fremder: So wäre also nichts anderes als die geldbringende Art der streitsprecherischen Kunst, welche von dem Wortwechsel, (226) also der streitenden fechtenden kampfgeschickten und so erwerbenden Kunst ein Teil ist, wie die Rede uns jetzt gezeigt hat, der Sophist.
Theaitetos: Ganz offenbar.
Fremder: Siehst du also, wie richtig das gesagt ist, daß dies gar ein schlaues Tier ist, und wie man spricht nicht mit Einer Hand zu fangen?
Theaitetos: Also müssen wir beide dazu nehmen.
Fremder: Das müssen wir und zwar aus allen Kräften tun, indem wir auch noch dieser Spur von ihm nachgehn. Sage mir nämlich, wir haben doch gewisse von knechtischen Diensten gebrauchte Ausdrücke?
Theaitetos: Gar viele; aber nach welchen von diesen Vielen fragst du.
Fremder: Solche meine ich wie durchseihen, durchsieben, ausschwingen und verlesen.
Theaitetos: Wie werde ich die nicht kennen!
Fremder: Und außer diesen noch krämpeln, spinnen, schlagen mit der Weberlade und tausend ähnliche Verrichtungen wissen wir daß es auch in anderen Gewerben gibt. Nicht wahr?
Theaitetos: Aber um was doch an ihnen allen deutlich zu machen, hast du diese als Beispiele aufgestellt und danach gefragt?
Fremder: Aussonderndes ist doch das angeführte insgesamt.
Theaitetos: Ja.
Fremder: So laß uns ihm auch nach meiner Weise als Einer Kunst zu diesem Behuf in allen Dingen Einen Namen erteilen.
Theaitetos: Und wie wollen wir sie nennen?
Fremder: Die Aussonderungskunst.
Theaitetos: So soll es sein.
Fremder: Sieh nun zu, ob wir auch von dieser wiederum zwei Arten erblicken können?
Theaitetos: Zu schnell für mich trägst du mir die Untersuchung auf.
Fremder: Von den genannten Aussonderungen war doch die eine ein Ausscheiden des schlechteren vom Besseren, die andere des Ähnlichen vom Ähnlichen?
Theaitetos: Nun es gesagt wird, kommt es mir auch wohl eben so vor.
Fremder: Von der einen nun weiß ich keinen üblichen Namen, von jener Aussonderung aber welche das bessere zurückläßt und das schlechte wegwirft weiß ich einen.
Theaitetos: Sage welchen.
Fremder: Eine jede solche Aussonderung wird soviel ich verstehe von Jedermann eine Reinigung genannt.
Theaitetos: Das ist richtig.
Fremder: Und sollte nicht Jeder sehn, daß auch das Reinigen ein zwiefaches ist?
Theaitetos: Bei Muße vielleicht, jetzt sehe ich wenigstens es noch nicht.
Fremder: Die vielen Arten der Reinigungen der Körper sollten wir unter Einem Namen zusammenfassen.
Theaitetos: Was für welche und unter welchem?
Fremder: Zuerst die der Lebendigen, wie sie innerlich von der (227) Kunst der Leibesübungen und der Heilkunst durch richtige Aussonderung gereiniget werden, und dann auch von außen was geringfügig zu sagen die Badekunst leistet. Dann