Die Apachen. Michael Franzen
Читать онлайн книгу.er die bisonreichen Gebiete der südlichen Plains erreicht hatte.
Das Bergvolk der Ute nannte sie Koh-máts = „Jene, die immer mich bekämpfen wollen“, ein Wort, das aber auch für alle anderen feindlichen Stämme, (Arapahoe, Kiowa, Cheyenne u. a. m.) ebenso galt, während die Spanier in Mexiko ihnen den daraus abgewandelten Namen Komántica gaben, welches später in Comanchen abgeändert wurde. Die Comanchen selber nannten sich schlicht Ne-me-ne = „Volk“ und waren, ähnlich den Apachen, ebenfalls in mehrere Untergruppen aufgeteilt, darunter die: Peneteka = „Honigesser“, Nokomi = „die zurückschlagen“, Kotsoteka = „Bisonesser“, Tanima = „Leberesser“, Yamparika = „Kümmelwurzesser“, Tenawa = „die flussabwärts leben“ und die Kwahadi = „Antilopen“ und verfügten wie die Apachen ebenfalls über keine zentrale Stammesorganisation.
Ursprünglich mit den Shoshonie verwandt, lebten die Comanchen im Gebiet des heutigen östlichen Wyomings, bevor sie begannen, nach dem Süden zu wandern. Um das Jahr 1650 herum gelangten die Comanchen in den Besitz von Pferden und begannen nun, die Apachen zusammen mit den ihnen um die Zeit herum verbündeten Ute (diese Allianz zerbrach 1726 wieder und beide Völker wurden zu erbitterten Feinden), den Wichita, Caddo, Tonkawa u. a. Stämmen, aus den südlichen Plains zu verdrängen, was ihnen gegen 1740 herum auch fast vollständig gelang. Das Gebiet vom Oberlauf des Arkansas im heutigen Oklahoma und der östliche Teil der Llano Estacado bis hin zum Edwards-Plateau bis hinein nach Südtexas wurde nun das neue Stammesgebiet der Ne-me-ne - die Comancheria.
Unter dem Expansionsdruck der Comanchen litten insbesondere die Jicarilla, Mescalero und Lipan-Apachen, da deren Bisonjagd am Ende auch immer ein Konfliktpunkt mit den Comanchen darstellte. Sie nannten die Eindringlinge: Indá = „Feinde“ oder Ida-hi = Schlangen“, denn vor langer Zeit waren die Athapasken-Apachen auch durch das Gebiet der Shoshonie oder „Schlangen-Indianer“ gezogen, wobei es zu beiderseitigen feindlichen Handlungen gekommen war. Die Comanchen wiederum erinnerten sich ebenfalls dunkel an ihre alten Feinde, die von ihnen Navône oder Neepan genannt wurden.
Außer gegen die Apachen und Ute kämpften die Comanchen nun auch gegen die Caddo und Pawnee, hauptsächlich, um deren Pferde zu erbeuten. Sie erkannten aber schnell, dass die Apachen durch ihre festen Ansiedlungen und bebauten Felder leichter auszumachen und anzugreifen gewesen waren, als z. B. die Pawnee, die durch das Pferd ähnlich mobil wie sie selber waren, bzw. die Ute, die sich bedingt durch die Angriffe der stärkeren Comanchen in ihre schützenden Bergverstecke zurückzogen.
Immer mehr Gruppen der Comanchen überschritten in der Folgezeit den Arkansas River und drangen in die fruchtbaren, bisonreichen Gebiete der südlichen Plains vor. Sie überfielen die Dörfer der Apachen, stahlen ihr Vieh und ihre Pferde, entführten die Frauen und Kinder und töteten die männlichen Bewohner, wann immer ihnen sich die Gelegenheit dazu bot. Die Östlichen Apachen wurden durch diese Angriffe in ihrer Anzahl mehr und mehr dezimiert und mussten sich aus Kansas und Oklahoma nach dem Süden hin zurückziehen. Auch die Spanier, die nach dem Pueblo-Aufstand seit 1692 damit beschäftigt gewesen waren, ihre zurückeroberten Gebiete zu sichern, registrierten zunächst nicht, was sich dort weiter weg an ihrer nördlichen Grenze tat. Erst als die dezimierten Apachen begannen, nach dem Süden und Westen zu wandern, wurde ihnen langsam klar, dass ein neues, stärkeres Volk in ihrem Gebiet aufgetaucht war. Jeder Comanche war seit der Zeit ein erklärter Feind der Apachen und umgekehrt verhielt es sich nicht anders. Ab 1720 waren die Spanier damit beschäftigt gewesen, einen defensiven Krieg gegen die Apachen zu führen und unterstützten ihre neuen „Verbündeten“ die Comanchen. Die Apachen wurden zersprengt, versklavt oder mussten fliehen, darunter die Gruppen der Paloma („Tauben“), Carlana, Faraones, Perillo, Trementina, Perillo, Quartelejo, Calchufine, Limita und die Cuampe. Sie wurden entweder aufgerieben oder schlossen sich notgedrungen zu neuen Gruppierungen zusammen. 1724 wurden die Jicarilla von den Comanchen vernichtend geschlagen und ließen sich mit Duldung der Spanier im Nordosten New Mexikos nieder. Die Mescalero zogen sich in den Südwesten von Texas bzw. in die Wüsten und Berge zwischen dem Rio Pecos und Rio Grande hin zurück. Andere Reste der Östlichen Apachen wie die der Querecho, Paloma und Carlana schlossen sich unter dem Häuptling Ipa als Lipan-Apachen zusammen und kämpften einen verzweifelten neuntägigen Kampf gegen die überlegenden Comanchen am Red River, wo sie vernichtend geschlagen und weiter nach dem Südwesten hin vertrieben wurden. Ob diese Schlacht tatsächlich stattgefunden hatte oder ob sie lediglich der Legendenbildung der Spanier entsprungen war, ist jedoch nicht sicher zu belegen. Diejenigen Apachen, die die bisonreichen Plains nun mit den zerklüfteten Gebirgen und trockenen Halbwüsten New Mexikos und Arizonas tauschen mussten, hegten von da an eine erbitterte Todfeindschaft zu den Comanchen, während aus der ehemaligen Apacheria nun die Comancheria, die neue Heimat der Ne-me-ne geworden war, die Teile des östlichen New Mexikos, das heutige westliche Oklahoma, Zentraltexas, den Südwesten von Kansas und das südöstliche Colorado umfasste. Um das Jahr 1736 herum begannen die Apachen ihre anderen indianischen Nachbarn zu bekämpfen und ihre Raubzüge bis ins nördliche Mexiko hineinzuführen. 1749 kam es zwar zu einem kurzzeitigen Frieden mit den Spaniern, doch bis ins Jahr 1786 hinein, gelang es diesen nicht, durch Handelskontakte den Frieden mit den umherziehenden Apache-Banden zu sichern, sodass ganze Siedlungen und Missionen von ihnen aufgegeben werden mussten.
In ihrer neuen Heimat, bestehend aus Wüsten, Halbwüsten, Buschsteppen, fruchtbaren Flussauen, Schwemmland, Tafelgebirgen und Hochebenen mit dichtem Nadelholzbewuchs und reichlich Schnee in den Wintermonaten sowie durchzogen von tief erodierten Flussläufen, wurden die Apachen zu jenen gefürchteten Guerillakämpfern, die sich dem menschenfeindlichen Gebiet in nahezu perfekter Weise anzupassen verstanden. Dort lebten sie in ihren Bergfesten, den Apacherias, die von den Spaniern und Mexikanern Rancheritas genannt wurden und die Schutz vor den Angriffen der Comanchen und anderen Feinden boten. Das waren zumeist schwer zugängliche Täler in den Bergen, wo es ausreichend Wasser, Jagdwild und ein Fleckchen fruchtbaren Bodens gab, wo die Apachen Kürbisse, Mais, Melonen und Bohnen anbauten. Diese Bergfesten gab es z. B. in den Chiricahua,- Dragoon,- oder Mogollon Mountains, um hier nur die bekanntesten zu nennen. Sie galten zu jener Zeit als uneinnehmbar und lagen zudem so gut versteckt, dass ein weißes Auge sie kaum zu entdecken vermocht hatte. Von der Bisonjagd durch die Comanchen weitestgehend abgeschnitten, mussten die Apachen nun ihre Lebensweise ändern und sich von nun an die meisten Dinge des Lebens durch Raub von ihren indianischen Nachbarn und vor allem bei den Mexikanern besorgen. Ihre Kriegstaktik war dabei so einfach wie effizient: Überraschend aus dem Hinterhalt angreifen, eigene Verluste vermeiden und sich danach mit der Beute in alle Himmelsrichtungen zerstreuen, um eine erfolgreiche Verfolgung z. B. durch eine Einheit der US-Armee, unmöglich zu machen. Um solch eine außergewöhnliche Leistung vollbringen zu können, wurden die Jungen bereits von frühester Kindheit an zu großer Tapferkeit und Härte gegen sich selbst erzogen. Sie erlernten das klaglose Ertragen von Schmerzen, Hunger, Hitze, Kälte und Durst und übten sich früh im Ringkampf, Schwimmen, Gebrauch von Waffen und im Reiten. Erwachsene Krieger konnten dabei 65 km am Tag zu Fuß zurücklegen, ohne dabei Wasser oder Nahrung zu sich zu nehmen und das bei Temperaturen, die oftmals 45° im Schatten überschritten. Auch die Mädchen erlernten den Gebrauch von Waffen und konnten so im Ernstfall das Lager mitverteidigen. So gab es neben den Männern auch erfolgreiche Kriegerinnen, als Beispiel wäre hier Lozen = „geschickte Pferdediebin“ genannt. Sie war eine jüngere Schwester von Victorio, hatte bei den Apache den Status einer heiligen Frau und schaffte es, durch ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten, in den Rat der Krieger aufgenommen zu werden.
Hoch zu Pferd sitzend oder zu Fuß griffen die Apachen jeden Gegner an, der sich unbefugt in ihrer nun neuen Apacheria aufhielt. Durch das Pferd konnten die Krieger dabei größere Entfernungen zurücklegen, gleichwohl ihre bevorzugte Vorankommensweise zu Fuß erfolgte. Pferde dienten zum Abtransport der Beute oder auch schon mal als lebender Proviant. Brach ein erschöpftes Pferd tot unter einem Krieger zusammen, so schnitt sich dieser womöglich noch ein Stück Fleisch aus dem toten Tier, um sich bei der nächstbesten Gelegenheit irgendwo ein neues Reittier zu besorgen. Maultierfleisch galt u. a. auch als Delikatesse bei ihnen.
Lebensweise