Die Apachen. Michael Franzen
Читать онлайн книгу.über die aus Gras geflochtene Matten gelegt wurden und die im Inneren mit Decken oder Fellen ausgelegt waren. Diejenigen Apachen, die der Bisonjagd nachgingen, lebten wie die Indianer der Plains in konischen Tipis. Auch die Kleidung war einfach und den rauen Begebenheiten ihrer Heimat angepasst. Anfangs gänzlich aus Leder gefertigt, kamen später Baumwollhemden, derbe Hosen und die für die Apachen typischen hochschäftigen Stiefel hinzu, die einen gewissen Schutz gegen Schlangen- und Insektenbisse, dem Geröll sowie den stacheligen Kakteen boten, die es in ihrer neuen Heimat zuhauf gab:
„Kleine Kinder trugen im Winter nur sehr wenig Kleidung und überhaupt keine im Sommer. Die Frauen trugen normalerweise einen einfachen Rock, der aus einem Stück Baumwolltuch bestand, der um die Taille geschlungen war und bis zu den Knien reichte. Die Männer trugen Lendenschurze und Mokassins. Im Winter hatten sie zusätzlich Hemden und Gamaschen (…).“
Geronimo, „EIN INDIANISCHER KRIEGER ERZÄHLT SEIN LEBEN“, S. 32
Das lange Kopfhaar wurde zumeist durch ein turbanähnliches Baumwolltuch zurückgehalten, das zudem Schutz vor der sengenden Sonne bot. Im Kampf trugen die Krieger lediglich einen Lendenschurz, um genügend Bewegungsfreiheit zu haben. Federschmuck und anderer Zierrat wie Brustschilde, perlenbestickte Hemden oder Mokassins, kannten die Apachen in dem Sinne nicht und bewaffnet mit Pfeil und Bogen, dem Steinkopfbeil, der Lanze oder Steinschleuder, waren sie gefürchtete und mit allen Wassern gewaschene Experten im Nahkampf.
Die Pfeil- und Speerspitzen als auch die Messerklingen bestanden ursprünglich aus hartem, behauenen Quarzgestein, später übernahmen die Apachen von den Weißen aber auch Stahlklingen für ihre Waffen. Sie galten darüber hinaus als exzellente Bogenschützen. Von den Lipan z. B. weiß man, dass sie ein apfelgroßes Ziel noch aus 100 m Entfernung zu treffen vermocht hatten. Zu diesen lautlosen Waffen, mit denen sich die Krieger ganz achtbar schlugen, kamen später noch die Pistolen und Gewehre der Weißen hinzu, die entweder durch Raub oder durch Handel in die Hände der Apachen gelangten.
Die Naturreligion der Apachen umfasste alle Gegebenheiten ihres kargen Lebensraumes, darunter die Pflanzen, Tiere, Berge, Naturgewalten, Flüsse, Wüsten, Jahreszeiten u. a. m., wobei die verschiedenen Berggeister und die Wildgans als hohe Gottheiten verehrt wurden und durch den Begriff: „Usen“ ihren Ausdruck fanden. Tiergeister, wie der des Bären symbolisierten die Berge, die Schlange stand für die Wüste, während die Eule Bú oder der Kojote als Sinnbild für ein sich nahendes Unglück, einer Krankheit oder gar den Tod standen, da sie in der Nacht jagten. Apachen waren in der Hinsicht sehr abergläubisch gewesen. In einer mondlosen Nacht getötet zu werden, bedeutete für sie, dass sie auch im Jenseits im Dunklen leben mussten. Der Ruf einer Eule in unmittelbarer Nähe konnte in ihren Augen nichts Gutes bedeuten und ließ selbst dem abgebrühtesten Apache-Krieger eine Gänsehaut über den Rücken laufen.
Erfolgreiche Anführer der Apachen, auch „Nantan“ genannt, verfügten in der Regel über die „Macht der Wildgänse“, in der Sprache der Apache Ida-kehho-n´di genannt, während die Medizinmänner oder Schamanen („Di-yin“) böse Geister vom Dorf fernhielten, die Zukunft vorhersagten, Krankheiten heilten oder darüber entschieden, wann die Zeit für einen erfolgreichen Raub- oder Kriegszug gekommen war. Dieses geschah durch den Wurf kleinerer Knochen oder dem Deuten von Mustern farbigen Sandes auf dem Boden, begleitet durch allerlei geheimnisvollem Gemurmel und man konnte Vertrauen darin setzen, oder nicht. Die Heilungspalette der Schamanen war vielfältig und sie reichte von der Behandlung von Verwundungen, Knochenbrüchen, Insektenbissen- und stichen, bis hin zu den ganz alltäglichen Krankheiten, von denen es eine ganze Reihe gab und die wir selber auch schon in der einen oder anderen Form am eigenen Leibe zu spüren bekommen haben. Der Di-yin kannte die verschiedenen Kräuter, Blätter und Wurzeln, die zu Pulver zermahlen und als Brei zubereitet, je nach Mixtur und Art der Darreichung bei dem einen oder anderen Leiden halfen:
„Die Indianer wussten, welche Kräuter als Medizin gebraucht werden konnten, wie man sie zubereitet und verabreicht. Das war ihnen zu Beginn von Usen gelehrt worden und jede nachfolgende Generation besaß Männer, die die Kunst des Heilens verstanden. Beim Sammeln, Zubereiten und Anwenden von Heilkräutern wurde in das Gebet ebenso viel Vertrauen gesetzt, wie in die eigentliche Wirkung der Medizin (…) Einige Indianer waren geschult im Herausschneiden von Kugeln, Pfeilspitzen oder anderen Geschossen, durch die Krieger verwundet worden waren. Ich selber habe das oft mit einem gewöhnlichen Dolch oder Schlachtermesser gemacht (…).“
Geronimo, „EIN INDIANISCHER KRIEGER ERZÄHLT SEIN LEBEN“, S. 32
Die Frauen errichteten die Wickiups oder Tipis, kümmerten sich um den Haushalt, verarbeiteten die Jagdbeute, bereiteten das Essen zu und übernahmen auch die Feldarbeiten. Das verheiratete Ehepaar zog zur Familie der Frau, die ferner die Aufzucht der Kinder unter sich hatte, bis diese in einem Alter waren, um ihre Ausbildung als Krieger zu beginnen bzw. die Pflichten einer Apache Frau zu erlernen, wobei die Initiationsfeier zum Zeitpunkt der ersten Menstruation auch heute noch eines der wichtigsten Feste bei den Apachen darstellt. Einige Frauen verhielten sich Zeit ihres Lebens wie Krieger und kämpften zusammen mit den Männern. Es konnte aber auch nur eine einmalige Handlung sein, wenn z. B. die Frau den Tod ihres Mannes oder eines nahen Verwandten rächen wollte.
Auf ihren kleinen, versteckten Feldern bauten die Apachen Melonen, Mais und wilde Bohnen an, sammelten Sonnenblumenkerne, Wacholderbeeren, Eicheln, Kaktusfeigen und Pinônnüsse und holten sich das, was sie ferner zum Leben benötigten, bei ihren indianischen Nachbarn oder bei den weißen Siedlern. Zwischen den Monaten August und Oktober wurden die Felder abgeerntet, eine Aufgabe, die hauptsächlich von den Frauen besorgt wurde:
„Melonen ernteten wir, je nach Bedarf; im Herbst die Kürbisse und Bohnen, die in Beutel oder Körbe gelegt wurden. Die Maiskolben wurden an den Schalen zusammengebunden und die Ernte dann auf den Ponyrücken hinauf zu unseren Heimen gebracht (…) Tabak bauten wir nicht an, er wuchs aber wild (…) Wenn Beeren oder Nüsse gesammelt werden sollten, gingen die kleinen Kinder und Frauen in Gruppen weg, um welche zu suchen, und bleiben manchmal den ganzen Tag über fort. Wann immer sie weiter vom Lager weggingen, nahmen sie Ponys mit, die die Körbe trugen (…).“
Geronimo, „EIN INDIANISCHER KRIEGER ERZÄHLT SEIN LEBEN“, S. 30/31
Auf dem Speiseplan der Apachen stand außerdem jede erdenkliche Wildart, die ihre Heimat zu bieten hatte, wie Rotwild, Antilopen, Bison, Bären, Kaninchen, Dickhornschaf, Truthühner, Wölfe, Puma u. a. m. Wenn jedoch nichts Derartiges in der Nähe zu finden war, begnügten sich die harten Krieger der Wüste aber auch schon mal mit einer Klapperschlange oder anderem „niederen Wüstengetier“, was ihnen bei den Comanchen den verächtlichen Namen „Schlangenesser“ eintrug. Wasser war rar und daher kostbar in der Wüste und nur die Apachen wussten um diese Wasserquellen, die dem weißen Auge zumeist verborgen blieben. Zudem konnten die Krieger noch Wasser aus Kakteen und Wurzeln gewinnen und somit in der Wüste überleben. In den späteren Kämpfen mit der US-Armee vergifteten Apache-Krieger Wasserlöcher mit totem Aas, sodass die Soldaten dieses Wasser nicht mehr trinken konnten und am Ende in der Hitze verdursten mussten.
Anfangs kannten die Apachen wahrscheinlich nur die Monogamie, doch als die Anzahl der Krieger in den späteren Kämpfen gegen die Weißen beständig abnahm, nahmen sie sich neben ihren Apache Frauen auch noch einige Nebenfrauen, zumeist gutaussehende Mexikanerinnen, die in ihre Bergverstecke entführt wurden und deren künftige Aufgabe darin bestand, den Kriegern viele Kinder zu gebären, um den Fortbestand des Stammes zu sichern. Manche von diesen Frauen fanden dann sogar Gefallen an ihrem neuen Leben und ihrem Ehemann, derweil Kinder in einem Alter von ein bis drei Jahren geraubt wurden, einem Alter, wo man aus ihnen noch Apachenkrieger „formen“ konnte, die dann später gegen ihre eigene Rasse kämpften. Lüge, Diebstahl und Ehebruch galten als schwere Vergehen. Einen Apachen zu beschuldigen, dass er lügen würde, galt als eine große Beleidigung, die oftmals nur mit Blut abgewaschen werden konnte. Schwere Vergehen konnten mit der Verbannung aus dem Stamm geahndet werden. Ein fast sicheres Todesurteil für den oder die Missetäter, denn von da ab waren sie ihren Feinden schutzlos ausgeliefert und durften fortan von jedem Apache-Krieger getötet werden.
Die Liste ihrer Feinde war lang: Pima, Marikopa, Papago, Comanchen, Kiowa,