Zeitreise auf Abwegen. Matthias Arndt
Читать онлайн книгу.aber im Wesentlichen nicht weiter störte, da sich die Hausbaufirma in der Pflicht sah.
Während Elke den Hausvertrag sichtete, suchte ich das Gespräch mit dem Hausverkäufer.
>>Richtig schön sieht ihr Musterhaus aus<<, bemerkte ich beiläufig.
>>Ja da sieht man erst einmal was so ein Haus Wert ist. Wir haben hier vor neun Jahren begonnen, den Grundstein für dieses Haus zu legen. Von da an ging alles Stein auf Stein. Zuerst das Fundament, dann die tragenden Wände, die Fassade, der Dachstuhl und so weiter… Schauen Sie sich ruhig um, aber glauben Sie mir Herr Wagner, ihr Haus wird sicher genauso schön werden, wie unseres<<.
>>Das will ich hoffen<<, fügte ich hinzu.
>>Da machen Sie sich mal keine Gedanken. Dazu sind wir doch da, Ihnen die Arbeit weitestgehend abzunehmen<<.
>>Nun wir möchten schließlich auch ein paar Eigenleistungen mit einbringen<<.
>>Ich verstehe Sie vollkommen Herr Wagner, dass Sie dadurch sicher einen gewissen finanziellen Vorteil erwirtschaften wollen<<.
>>Sie sagen es…<<.
>>Es freut uns natürlich außerordentlich, dass sie sich für unsere Hausbaufirma entschieden haben. Aber ich verspreche Ihnen, dass wir alles Erdenkliche tun werden, damit ihr Haus in dem Glanz erscheint, wie Sie es sich praktisch gewünscht haben<<.
Der Verkäufer machte noch ein paar interdisziplinäre Anmerkungen, was den Ablauf der einzelnen Gewerke betraf, während Elke ihre Unterschrift unter den Vertrag setzte.
Jetzt bat man uns an einen Tisch, wo Champagnergläser gefüllt wurden.
Wir erhoben feierlich unser Glas und besiegelten so endgültig den Kaufvertrag.
Alles fand in einem feierlichen Rahmen statt und wurde peinlichst genau vermerkt.
Danach war eine gewisse Erleichterung zu spüren und ich merkte wie sich die Anspannung der letzten Tage legte. Den Abend über genossen wir unser gemeinsames Glück und fielen uns in die Arme.
6. Kapitel
Die Belastungen hinsichtlich der doppelten Haushaltsführung waren in den letzten Wochen nur schwer zu verkraften, weshalb wir uns hier und da etwas einschränken mussten.
Derweil bemühte ich mich, um eine neue Anstellung und schrieb mehrere Bewerbungen an verschiedene Unternehmen in der Region, bekam aber während dieser Zeit nur Absagen.
Schon nach einigen Tagen erhielt ich per Post die eingesandten Bewerbungen zurück, mit der Begründung, man passe nicht in das Profil und außerdem suche man Bewerber aus einem anderen Umfeld. Und so blieb mir nichts anderes übrig, als mich mit meiner derzeitigen Situation abzufinden.
Natürlich war Elke alles andere als begeistert, als ich ihr doch noch die Geschichte über jene Auseinandersetzung mit dem Geschäftsführer schilderte. Letztendlich hinderte das Elke aber nicht daran, den Bau unseres Eigenheims noch einmal zu verschieben, zumal der Auftrag schon unter Dach und Fach war.
Als Elke eines Tages abermalig auf das Dorf zu Silka und Julian fuhr, blieb mir nicht mehr viel Zeit, um mich von Elke zu verabschieden, weil ich an diesem Tag noch einen Termin zu einem Vorstellungsgespräch wahrnehmen wollte.
Nach einem reichhaltigen Frühstück schaffte ich zunächst Ordnung in unseren vier Wänden im Wohnblock. Anschließend zog ich die Cellophan Planen vom Sofa und von der Schrankwand und räumte den restlichen Bauschutt weg.
Die allgemeinen Versorgungslücken der letzten Tage wurden durch die Wohnungsverwaltung endgültig geschlossen. Ein neuer Aushang im Treppenhaus informierte umfassend über die derzeitigen Baumaßnahmen bezüglich unseres Wohnblocks. Somit wurde Wasser und Elektrizität dem privaten Haushalt wieder tagtäglich zur Verfügung gestellt, ohne dass man dabei auf andere Versorgungsträger zurückgreifen musste. Bis auf die Außenfassade, wo immer noch das Baugerüst stand und Bauschutt lag, war jetzt soweit alles im Reinen.
Ich packte meine Bewerbungsmappe in die Aktentasche, zog ein frisches Hemd an und fuhr wieder ins Zentrum unserer Stadt. Aber irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass es erneut Probleme geben könnte, die darauf schließen lassen, was zuletzt vorgefallen war. Nach einem kurzen Intermezzo mit dem Personalleiter jener Firma, stellte ich kurz mein Bewerberprofil vor. Anschließend begann das Frage- und Antwortspiel, dass ich zu meiner Verblüffung einigermaßen beherrschte. Der Personalleiter nahm meine Bewerbung zur Kenntnis, ließ aber offen, ob eine Einstellung in absehbarer Zeit möglich sei.
Wieder sah ich mich getrieben von der Hektik, die das Zentrum der Stadt versprühte und so zog es mich im Anschluss daran, wieder in jenes Restaurant, wo mein Cousin Michael als Kellner arbeitete. Wie beim vorherigen Mal setzte ich mich an einem Tisch in die Ecke und bestellte ein kleines Menü. Nachdem ein anderer Kellner das Essen servierte, fragte ich nach Michael, woraufhin dieser mir mitteilte, dass Michael heute seinen freien Tag hat und er erst Morgen wieder im Restaurant kellnert. Daraufhin kramte ich in meiner Jackentasche, zog die Visitenkarte von Michael heraus und wählte dessen Rufnummer. Nach einem kurzen Besetztzeichen meldete sich Michael mit durchdringender Stimme am Apparat.
>>Hallo wer da?<<.
>>Dreimal darfst du raten<<, entgegnete ich.
>>Clemens, prima das du anrufst…, gibt es irgendwas neues zu berichten?<<.
>>Nur so viel, ich bin gerade im Restaurant am Anger und hab dich dort gesucht<<.
>>Tja, heute habe ich meinen freien Tag, aber am Abend gebe ich ein Gastspiel in der Rotplombe, wenn du Zeit hast, dann komm doch heute Abend einfach vorbei<<.
>>Mal sehen, wie sich das Einrichten lässt<<, gab ich zur Antwort.
>>Also Clemens bis heute Abend…<<.
Das Gespräch wurde abrupt unterbrochen, dadurch das Michael einfach auflegte.
Nahezu pausenlos fuhren Straßenbahnen durch das Zentrum der Stadt Erfurt.
An einem Zeitungskiosk kaufte ich schließlich ein paar Zeitschriften und zwei Tageszeitungen in der Hoffnung, einen passenden Job in den Stellenanzeigen zu finden.
Aber erst zu Hause schaute ich mir in aller Ruhe die Anzeigen genauer an. Jedes Mal, wenn ich ein interessantes Stellenangebot entdeckte, machte ich mir diesbezüglich eine Randnotiz in der jeweiligen Zeitung oder Zeitschrift. Zwischendurch schaute ich mir auch eine ganze Reihe artfremder Anzeigen an und entdeckte dabei eher zufällig eine gerahmte Anzeige, die für Hormonpräparate aus der Schweiz Werbung machte.
“Die Firma MPS mit Sitz in der Schweiz ist führend in Chromosomen- und Hormonforschung und Gewinner von Auszeichnungen. Innovation und jahrelange Forschung haben unsere Firma in der Schweiz zu einem der aufstrebenden Global Trader werden lassen. Unsere Lifestyle Hormone sind von höchster Qualität und garantieren einen sicheren Umgang für ihre persönliche Entscheidung zu unseren Produkten. Fordern Sie noch heute den großen Farbkatalog an.”
Die Anzeige schien interessant zu sein, zumal mir bekannt war, dass die Schweiz zu den innovativsten Ländern der Welt zählte. Kurz notierte ich mir die Adresse dieser Firma MPS in mein Notizbuch. Fortwährend schrieb ich einen Brief und bat um die Zusendung jenes Katalogs von dieser Firma. Im Anschluss daran brachte ich den Brief zur Post, in der Hoffnung, von dort eine Antwort zu erhalten.
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Die Reklame an der Rotplombe leuchtete in farblichen Nuancen, als ich am Abend kurz nach einundzwanzig Uhr dort eintraf. Es waren schätzungsweise zwei Dutzend Gäste dort, die sich zum größten Teil am Tresen an einer Bar aufhielten. Musikalische Unterhaltung aus einer Art Musik Box dröhnte aus mehreren Lautsprechern in den kleinen Saal. Mein Blick erhaschte die Bühne im Saal, wo in der Mitte eine E-Orgel stand. Offensichtlich hatte das Abendprogramm noch nicht begonnen, daher beschloss ich, vorerst an die Bar zu gehen, wo sich fast alle Gäste aufhielten. Im dichten Gedränge stand