Blauer Himmelsstern. Bianca Wörter

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Blauer Himmelsstern - Bianca Wörter


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legte meine Hand in seine, küsste ihn auf die Wange und sagte liebevoll und warmherzig: "Ich danke dir, ich steh tief in deiner Schuld."

      Das Feuer des Kamins zog meinen Blick magisch an. Es loderte kaum mehr und die Schatten in dem Raum bewegten sich langsamer, wie in Trance. Es war bis auf das Licht aus dem Kamin dunkel in der Hütte und ich fühlte mich geborgen. Don‘kar stand auf und zog sich sein Hemd aus. Ich blinzelte in seine Richtung. Er löste das Band seiner Hose und zog diese ebenfalls aus. Darunter trug er einen Lendenschurz. Don‘kar bewegte sich ganz natürlich vor mir, ließ weder Scheu noch Scham erkennen und ich war froh, dass es in der Hütte dunkler war, weil ich spürte, dass mir das Blut in den Kopf schoss. Nicht, dass ich noch nie einen nackten Mann gesehen hatte, Don‘kar trug zudem noch die nötigste Bedeckung, aber die Situation war eine andere, als ich sie vorher mit anderen Männern erlebt hatte. Ich schüttelte meine Bedenken von mir ab. Wenn er sich natürlich und ungehemmt fühlte, musste ich nicht an Anstand und Sitte denken. Mir fiel ein, dass ich mein Kleid seit drei Tagen ununterbrochen trug und konnte das Gefühl des Stoffes auf meiner Haut nicht mehr ertragen. Ich roch den Schweiß und das vergangene Fieber darin und wollte es ausziehen, den Geruch des besiegten Todes nicht mehr an mir haften haben. Schnell zog ich mir das Kleid über den Kopf, legte es auf den Boden und bemerkte, dass mich Don‘kar beobachtete. Er nahm das Kleid vom Boden auf und hängte es an einen der Haken an der Tür. Unterdessen betrachtete ich ihn näher - ohne dass er es bemerkte. Was ich sah, gefiel mir sehr. Seine Muskeln saßen an den richtigen Stellen und waren denen eines Mannes angemessen. Ein Bild von einem Mann! Plötzlich drehte er sich um, sein Blick traf mich, wie ich nur mit einer Unterhose bekleidet auf dem Bett saß. Seine Augen glänzten und leuchteten, sie verbreiteten dazu einen verträumten Schimmer…

      ‚Eine Nacht mit diesem Engel‘, fing ich einen seiner Gedanken auf.

      Don‘kar ging um das Bett herum und legte sich neben mich. Ich kuschelte mich tief in die Felle ein, legte mich auf den Rücken und begann bald darauf unbewusst die Astlöcher in der Holzdecke zu zählen. An Einschlafen war nicht zu denken. Ob es daran lag, dass ich zwei Tage ununterbrochen geschlafen hatte? Oder lag es daran, dass Don‘kar neben mir lag? Ich verschränkte meine Arme hinter dem Kopf und entnahm eine Weile danach dem unregelmäßigen Atem Don‘kars, dass auch er nicht schlafen konnte.

      „Bist du noch wach?", fragte er leise.

      „Ja."

      Ich drehte mich auf die Seite und blickte ihm in die Augen. Sie lagen vollständig im Schatten, leuchteten von sich heraus - ein inneres Glänzen.

      „Warum kannst du nicht schlafen, du warst doch so lang wach?"

      „Ich fürchte, ich bin übermüdet. Oder zu aufgeregt."

      „Aufgeregt? Warum das?"

      Ein Seufzen war die Antwort.

      Ich streichelte ihm über das Haar. Er richtete sich halb auf, stützte sich auf seinem Arm ab und wandte seinen Blick nicht von mir. Ich fuhr ihm in zärtlicher Geste über seine Wangen, sein Kinn und Hals bis hinunter zur Brust. Als mir plötzlich bewusst wurde, was ich da tat, hörte ich abrupt auf. Don‘kar unterdrückte ein Seufzen, rückte zu mir herüber, legte sich halb auf mich, schob seinen Arm unter meinen Rücken und küsste mich mit einer Heftigkeit, die mir den Atem nahm. Ich spürte sein Gewicht, seine Wärme, seinen Körper, seinen Atem, seine warme Zunge, seine vollen Lippen, sein langes Haar und plötzlich war alles vorbei.

      Don‘kar drehte sich um, rückte ein Stück von mir ab, klang verwirrt: "Entschuldige, ich wollte dich nicht..."

      Warum war er verstört? Es war nur ein Kuss gewesen. Ein wunderbarer Kuss, der unendlich hätte sein können…

      Ich brannte innerlich, wollte, dass dieses Brennen nicht erlosch, doch ich blieb mit einem Sehnen liegen und flüsterte: "Don‘kar, es war schön, es gibt nichts zu entschuldigen."

      Don‘kar drehte sich zu mir um, schaute mich leicht ungläubig an und lächelte schließlich. Ich rückte zu ihm herüber, bettete meinen Kopf auf seine Brust, er legte den Arm um mich und hielt mich fest, bis wir einschliefen.

      Am nächsten Morgen erwachte ich in dem Bewusstsein, dass ich nicht zuhause war. Ich öffnete die Augen und fand mich allein in zahlreiche Felle gehüllt in einer Hütte, die aus einem Raum bestand. Ich wusste sofort, wie ich in diese Situation gekommen war und erhob mich träge. Wo war Don‘kar? Ich blickte zum Tisch, wo wir am Tag zuvor zusammen gegessen hatten und entdeckte, dass mein Frühstück darauf stand. Zumindest hoffte ich, dass es für mich bestimmt war, da ich einen entsetzlichen Hunger verspürte. Barfuß tapste ich zum Tisch, fröstelte, da das Feuer im Kamin erloschen war - es war kaum Glut zu erkennen. Ich huschte zurück zum Bett, ergriff ein Fell, schlang es um mich und inspizierte erneut den Tisch. Dass ich etwas erkennen konnte, lag an der kleinen Kerze, die neben dem Teller brannte. Wie romantisch! Das Frühstück bestand aus einer Scheibe Brot und einem großen Stück Käse. In einem Holzbecher entdeckte ich kristallklares, kühles Wasser. Ich aß und trank alles leer, begann mich müde zu fühlen, ging zurück zum Bett und legte mich hin. Wo blieb Don‘kar?

      Energisch öffnete sich die Tür und Don‘kar schritt herein.

      „Entschuldige, ich wollte hier sein, wenn du aufwachst."

      Ich lachte: "Du kannst doch gar nicht wissen, wann ich aufwache."

      Er lächelte mich an.

      „Es hat sehr gut geschmeckt und ich wurde wieder müde", erklärte ich auf den Tisch deutend.

      „Ich hab etwas für dich", weckte Don‘kar meine Neugier.

      Er setzte sich auf den Bettrand, zog unter seinem Fell ein braunes Gebinde hervor und reichte es mir. Ich richtete mich auf, faltete den Stoff auseinander und entdeckte, dass es sich hierbei um eine Hose und ein dazu passendes Hemd handelte, ein bisschen groß zwar, aber besser als das Sommerkleid, das ich bei meiner Ankunft getragen hatte. Ich wollte ihm danken, als etwas anderes meine Aufmerksamkeit erregte. Im Hemd eingeschlagen lag ein Amulett eingebettet - vier Zentimeter lang, drei Zentimeter breit und oval geformt. In dem Amulett ragte ein Einhorn auf seinen Hinterläufen in die Höhe, sein gewundenes Horn, das der Stirn entsprang, endete auf dem Rand des Amulettes, ebenso waren seine Mähne und Schweif mit diesem verflochten. Es kam mir merkwürdig bekannt vor. War es das gewesen, was Don‘kar an dem Tag, als ich aus meinem Fieberschlaf erwachte, so intensiv betrachtet hatte? Es zog mich magisch an. Ich streckte meine Hand wie in Trance aus. Kurz vor der Berührung zögerte ich. Ich konnte es mir nicht erklären, was mich tief in meinem Inneren berührte. Wie die Saite eines Instrumentes, das sacht angezupft wurde, innerlich schwang und seinen weichen Ton in alle Bereiche meines Kopfes verströmte.

      „Es ist sehr schön", erklärte ich tonlos.

      „Es ist ein altes Erbstück."

      War es das? Konnte ich seine Gefühle, die er mit diesem Amulett verband, wahrnehmen? Berührte ihn der Gedanke an seine Familie? Oder war es doch etwas anderes?

      Ich berührte das Amulett mit meinen Fingerspitzen, vorsichtig, als hätte ich Angst, mich daran zu verbrennen. Es fühlte sich warm an, was wohl daran lag, dass es Don‘kar zusammen mit der Hose und dem Hemd unter seinem Vulkanfell verborgen hatte. Als ich es in die Hand nahm, war ich überrascht von seinem Gewicht und vermutete, dass es aus Zinn gegossen worden war. Beim genauen Hinsehen stellte ich fest, dass es so war, wie ich mir ein Einhorn in meiner Fantasie vorgestellt hatte. Lange, feingliedrige Beine, schmaler Körper, ein langes, gewundenes Horn und eine prächtige, im Wind wehende Mähne. Ich riss mich von dem Anblick los, in den ich minutenlang versunken war. Wäre das Einhorn nicht grau gewesen, hätte ich es als eine echte Miniaturausgabe angesehen. Ich gab Don‘kar das Amulett zurück, dankte ihm für die Kleidung und schlüpfte sofort hinein. Natürlich wäre ein Spiegel jetzt fantastisch – Hemd und Hose waren etwas zu groß für mich, aber in Don‘kars Augen erkannte ich, dass es ihn weniger amüsierte, als ich angenommen hatte. Das Amulett ließ mich nicht los. Ich hatte es in dem Moment vermisst, als ich es Don‘kar zurückgab. Dieser hielt mir das Amulett entgegen. Seine Hand war ausgestreckt und das Amulett baumelte an dem schwarzen Lederband verlockend hin und her. Ich ging auf ihn zu, streckte ebenfalls meine Hand aus und berührte


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