Sündige Herrschaft. Andreas Nass

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Sündige Herrschaft - Andreas Nass


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er sich und ging.

      Wie verabredet fanden wir uns in dem Baderaum wieder. Mehrere, großzügig gehaltene Waschtröge standen zur Verfügung. Trennwände boten die Möglichkeit, ungestört zu sein, aber wir verzichteten darauf und verteilten uns in dem wohlig gewärmten Wasser. Die Bediensteten gaben immer wieder neues, erhitztes Wasser hinzu und sorgten für einen angenehmen Badeverlauf.

      »Ich hoffe, alles ist Euren Wünschen entsprechend«, erkundigte sich unser Haus- und Hofmeister.

      »Nicht schlecht«, grummelte Wogar, »vielleicht etwas kühl, das Wasser.«

      Yana und ich kicherten, Moi’ra schüttelte verständnislos über den Luxus erwärmten Wassers den Kopf.

      »Wenn es den Herrschaften genehm ist, kann das Essen aufgetischt werden«, berichtete Barnus.

      »Essen?«, horchte unser Halbdrache auf.

      »Oder haben die Herrschaften schon unsere Sauna kennen gelernt?«, führte der Haus- und Hofmeister seine Vorschläge fort.

      »Sauna? Das hört sich interessant an«, gab ich zu verstehen, »erzählt mir mehr davon.«

      »Es ist eine Besonderheit am Ort. Wir verdampfen Wasser auf einen Rost und fügen anregende Duftstoffe hinzu, die zur Entspannung beitragen. Die Wärme sorgt dafür, dass Müdigkeit und sogar tief verborgene Unreinheiten aus dem Körper geschwitzt werden. Üblicherweise wird die Sauna gemeinsam genutzt.«

      »Oh, das scheint mir vielversprechend zu sein«, lachte ich. »Essen kann ich immer noch.«

      Ich sah Yana an. Sie hatte den gleichen Gedanken und das gewisse Glitzern in den Augen. Zusammen gingen wir in die Sauna, verpassten lieber das Essen und labten uns einander. Bald glänzten unsere Körper im gemeinsamen Schweiß und ich leckte das Salz von der Haut meiner Geliebten. Nachdem wir unserem fleischlichen Appetit nachgekommen waren, machte sich ein Grummeln in unseren Mägen breit.

      Im Rittersaal wurden die Speisen an einer großen Tafel eingenommen. Unsere Gefährten hielten bereits ihre gesättigten Bäuche als wir eintrafen. Ich nahm mit Yana an einer Seite Platz. Bedienstete schoben unsere Stühle zurecht und reichten die üppige Mahlzeit an. Es gab viel Fisch von der Küste, dazu Fleisch vom Wild und Waldfrüchte. Zum Hinunterspülen stand süffiges Bier und im Hals brennender Korn bereit. Die Burg verfügte über gute Köche. Als Nachtisch gab es dank der Herbstmonate einen dampfenden Apfelkuchen.

      »Ich habe mir die Bücher zeigen lassen«, flüsterte mir Wogar zu, »die Finanzen umfassen lediglich das Gold, das wir mitgebracht haben. Alles andere wurde von den Kriegsvorbereitungen aufgezehrt. Hier gibt es nichts zu holen!«

      Seine Feststellung überraschte mich nicht. Aber es gab einige, noch ungeklärte Fragen.

      »Barnus«, erhob ich meine Stimme, »was ist mit den Verwandten des vorherigen Markgrafen? Sind sie noch in der Ostmark?«

      »Oh, nein, Markgräfin«, entgegnete er sofort. »Als sie von dem Tod des Markgrafen erfuhren, haben sie sich in die Hauptstadt der Provinzen aufgemacht.«

      »Welch eine Überraschung«, konstatierte Moi’ra monoton. »Sicherlich haben sie alles, was nicht in den Büchern verzeichnet war, ebenfalls mit sich gehen lassen. Wir sollten unser Gold nehmen und es besser anlegen.«

      »Ich erinnere dich nur ungern daran, aber wir haben das Gold für die Ostmark bekommen, und nicht für uns persönlich. Gerade von dir hätte ich mehr Loyalität erwartet«, sagte ich und richtete mein Wort wieder an den Haus- und Hofmeister.

      »Auf dem Weg zur Burg haben wir einen ungewöhnlich hohen Turm in der Stadt gesehen. Wer wohnt dort?«

      »Das ist der Turm von Shirkan, dem Magier der Stadt. Er bietet allerlei Dienste an und war der Berater und Hausmagier des bisherigen Markgrafen.«

      »Dann soll er uns vorstellig werden«, donnerte Wogar seine Forderung, »und auch alle Obrigkeiten aus den Dörfern in der Ostmark sollen hierher zur Burg kommen.«

      »Ich werde alles Notwendige veranlassen, aber die Obrigkeiten werden ihre Zeit brauchen, bis sie hier ihre Aufwartung machen können.«

      »Ist mir egal, wie lange sie brauchen«, der Halbork gab einen Rülpser von sich, »Hauptsache, sie erscheinen!«

      »Erzählt uns etwas über die Handelsbeziehungen der Ostmark«, brachte ich das Thema wieder auf unsere Markgrafschaft.

      »Der überwiegende Handel erfolgt über Wasser mit der Provinzhauptstadt. Als Markgrafen stehen Euch Abgaben der Handwerker und Bauern zu, diese erfolgen in Naturalien. Zusammen mit den Gütern der Mark werden sie auf den Handelsplätzen der Provinz gegen Waren oder Gold getauscht.«

      »Was ist mit dem Fluss?«, grummelte Wogar, »als wir diesen überquerten wollten, konnten wir den Fährmann nicht finden. Lediglich ein Blutfleck auf dem Floß.«

      »Das wundert mich doch sehr«, sagte Barnus, »denn er ist ein erfahrener Fährmann und Übergriffe sind mir nicht bekannt. Er lebt zwar alleine, ist dafür aber ein sehr fähiger, kräftiger Troll. Ich werde Büttel aussenden.«

      »Wir haben auch«, setzte ich fort, »von Siedlungen gehört, die nicht von Menschen allein bewohnt werden. Wulock hat uns schon begrüßt, aber was ist mit den Nachtelben und den Trollen? Gibt es Probleme mit ihnen?«

      »Durchaus nicht, werte Markgräfin«, berichtete der alte Mann, »als Hüter der Wälder stellt der Waldriese an sich selbst die größten Ansprüche. Besuche aus der Trollsiedlung sind sehr selten, aber sie sind gute Jäger und halten ihre Abgaben ein. Die Nachtelben, nun ja, die sind unter sich. Ein sehr zurückgezogenes Volk, aber sie machen keinen Ärger, wenn Eure Sorge danach ist.«

      »Und wer ist für die Stadtwache verantwortlich?«

      »Hauptmann der Wachen ist Umbold«, Moi’ra sah auf, ihr spezieller ›Freund‹ vom Burgtor hatte demnach eine hohe Stellung inne. Unbekümmert berichtete Barnus weiter. »Es hat uns sehr viel Mühen gekostet, ihn nicht mit auf den Feldzug zu schicken.«

      »Wie das?«, grunzte Wogar.

      »Nun, wie soll ich es sagen? Er ist der beste Kämpfer in der Stadt, und war auch in der Provinzhauptstadt ein Begriff. Als die Anforderung kam, die Truppen für den Feldzug abzustellen, stand sein Name auf einer gesonderten Liste. Wir haben viele gute Gardisten entsenden müssen, und Umbold wollte sogar freiwillig gehen. Letztlich konnte ihn der Markgraf überzeugen, hier nach dem Rechten zu sehen.«

      »Der beste Krieger?«, schrie Moi’ra fast und der Haus- und Hofmeister zuckte zusammen, fürchtete, etwas Falsches gesagt zu haben. »Das will ich sehen!«

      »Lasst ihn rufen«, befahl Wogar, »und mit ihm den besten Bogenmacher!«

      »Seit wann führt Umbold denn die Stadtwache?«, hakte ich nach, als die Befehle weitergegeben wurden.

      »Oh, das müssen jetzt gut und gerne sieben Jahre sein, werte Markgräfin«, antwortete der alte Mann, »und wie ich schon erwähnte, rankten sich schon Sagen um ihn als fähigsten Kämpfer der Stadt, das machte es schwierig, einen guten Grund zu finden, ihn in der Stadt zu belassen. Die Ostmark hat ganz allgemein sehr viele Kämpfer in den Feldzug geschickt und auch zu einem großen Teil der Ausrüstung beigetragen. Nahezu alle Pfeile und Bögen stammen aus diesen Wäldern. Zudem trugen wir zum Bau der Belagerungsmaschinen bei. Das Holz in unseren Wäldern, besonders aus dem Nordwald, hat eine sehr gute Qualität.«

      Umbold trat in den Rittersaal ein und verbeugte sich tief vor uns. Unser Mönch schnaufte.

      »Ich will testen, wie gut der Hauptmann der Wache wirklich ist«, sie betonte seinen Titel abfällig.

      »Wie ihr wünscht, Markgräfin.« Umbold verneigte sich gehorsam. »Wir haben einen Übungsraum in der Wache. Dort stehen uns auch sämtliche Waffen zur Verfügung …«

      »Nehmt Ihr nur die Waffe, die Ihr wünscht«, fiel sie ihm ins Wort, »los, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!«

      »Das will ich sehen«, erklärte Wogar.

      »Ich


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