Sündige Herrschaft. Andreas Nass

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Sündige Herrschaft - Andreas Nass


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wo wir uns als Zuschauer setzen konnten.

      Moi’ra brauchte nicht viel ablegen. Sie löste lediglich die beiden Ketten um ihre Hüfte und breitete sie aus. Knackend lockerte sie ihre Gelenke.

      Der Hauptmann erschien mit einer Hellebarde in den Händen, seiner bevorzugten Waffe, als Gardist nicht anders zu erwarten. Beide Krieger hatten genug Platz, ihre Waffen uneingeschränkt zum Einsatz zu bringen, auch wenn ich an der Überlegenheit des Mönches keinen Zweifel hatte.

      Ich konzentrierte mich auf die Gedanken von Umbold und erkannte seinen geschulten, kriegerischen Geist. Auf Grund schlechter Erfahrungen mit dem Sohn des Markgrafen fürchtete der Gardist, Moi’ra zu verletzten und dafür schwer bestraft zu werden. Ich flüsterte Wogar und Yana meine Erkenntnisse zu, dann wurden wir vom ersten Geräusch der Waffen abgelenkt.

      Moi’ra griff mit ihrer Adamantkette an, die so verzaubert war, dass sie gegen Menschen besonders üble Verletzungen verursachte. Die Kettenenden wirbelten schlangengleich an der zur Parade geführten Hellebarde vorbei, trafen zweimal in schneller Folge und rissen blutige Fleischklumpen aus Brust und Oberschenkel des Gardisten.

      Krampfhaft den Schmerz unterdrückend setzte Umbold zu einem gut platzierten Stich an. Geschmeidig wie eine Raubkatze wich der Mönch aus, rollte sich über den Boden ab und jagte die Ketten gezielt auf die Arme des Mannes. Dieser konnte nicht mehr rechtzeitig aus der Reichweite treten und wurde förmlich gefesselt.

      Moi’ra erkannte ihren Sieg und in ihren Augen stand blinder Zorn. Ein Ruck, und die Arme ihres Opfers wären abgetrennt gewesen.

      »Nicht!«, riefen Wogar und ich gleichzeitig.

      »Sein Tod wäre nur Verschwendung«, ergänzte ich unseren Einwand.

      »Wenn Ihr demnächst das Wort an uns richtet, dann mit der gebührenden Unterwürfigkeit!«, funkelte Moi’ra Umbold an. »Ihr werdet weiterhin als Hauptmann der Wachen tätig sein, aber ich werde die Wache persönlich beaufsichtigen. Und jetzt, geht!« Mit einem Ruck gab sie den Mann frei und er humpelte hinaus.

      »Das war ja eine enttäuschende Vorstellung. Und der soll der beste Kämpfer sein?«, sagte Wogar.

      »Was habt ihr erwartet?«, entrüstete ich mich. »Eine Elitearmee? Es sind einfache Menschen. Meines Erachtens handelt es sich bei Umbold um eine sehr gute Wahl, er wird uns nicht enttäuschen.«

      »Das rate ich ihm«, dräute Moi’ra.

      Kopfschüttelnd zog ich mich mit Yana zurück. Aufgebracht von der Dummheit meiner Abenteuergefährtin brauchte ich meine Partnerin zum Reden. Bald darauf war ich wieder heiter und wir lachten bei den Possen, die wir einander erzählten. Dann bezog ich sie in die einstündige Huldigung meines Patrons und Vaters Arkhmandeo mit ein. Als Dämonenprinz gewährte er mir für meine rituelle Unzucht zauberähnliche Kräfte des Abyss.

      Erschöpft aber unglaublich befriedigt lagen wir aneinander gekuschelt in den verschwitzten Laken. Sie schmunzelte.

      »Woran denkst du? Lachst du über mich?«, stupste ich sie heiter.

      »Ich finde es einfach nur wundervoll, hier mit dir allein im Bett zu liegen.« Sie drückte mich liebevoll und seufzte. »Endlich muss ich dich mit niemand mehr teilen!«

      Damit spielte sie auf Torvac an und ich gab meiner Geliebten einen spielerischen Klaps auf den perfekt geformten Oberschenkel.

      »Hey, mein Schatz, gewöhn dich nicht daran«, lachte ich, »es gibt hier eine ganze Stadt voller möglicher Affären. Immerhin bin ich die Markgräfin und kann sie in mein Bett befehlen!«

      »Mit wem willst du denn anfangen?«, stichelte sie, »vielleicht Barnus, so auf seine letzten Tage?«

      »Na warte«, drohte ich und wir begannen eine Rangelei. Zwischen unserem Lachen neckte sie mich weiter.

      »… oder dieser Shirkan? Miau!«, maunzte sie und kratzte verspielt über meine Arme. Ich packte ihre ›Krallen‹, presste ihre Hände auf das Bett, drückte ihren Körper mit dem meinen herunter und konnte der Einladung ihrer bebenden Lippen nicht widerstehen …

      Genau zur Frühstücksstunde am nächsten Tag erschien der Rakshasa. Wogar war an diesem Morgen mürrisch und hielt sich mit verständlichen Worten zurück.

      »Shirkan, vom Turm des Magus zu Ostmark«, kündigte der Haus- und Hofmeister unseren Gast an, der sich in perfekter Manier verneigte. Seine edle Kleidung zeugte von ausgesuchtem Luxus, ebenso die glänzenden Schmuckstücke um seinen Hals oder an den Tigerpranken. Eine Pfote umfasste einen ebenholzfarbenen Stock mit goldenem Knauf. Wenn ich mich nicht täuschte, hatte er seine Krallen maniküren lassen und das Fell glänzte. Ein sanfter Hauch Parfum ging von ihm aus, dezent und doch deutlich wahrnehmbar.

      Ich wusste um den Wert des Rakshasa, denn ihre Art stammte ebenso wie ich aus den äußeren Ebenen. Ihre Verbundenheit mit der Magie machte sie immun gegen jegliche Zauberwirkung oder einer vergleichbaren Kraft. Gleichzeitig ermöglichte ihre Intelligenz einen Aufstieg zu den mächtigsten Magiern überhaupt. Noch wusste ich nicht, wie gut Shirkan war und ich hatte auch nicht mit einem so frühen Besuch gerechnet, so dass ich meine Gedanken nicht abgeschirmt hatte. Wenn es ihm gelang, diese zu lesen, bestand die Gefahr, dass er Informationen an Moi’ra gab, die meinen Plänen schaden konnten. Mein Misstrauen konnte ich kaum verhehlen.

      »Wir freuen uns«, begann ich meine Begrüßung, »einen Meister Eurer Kunst in unserer Stadt zu haben und sind uns über die besondere Stellung, die Ihr unter dem bisherigen Markgrafen innehattet, bewusst.«

      »Nett geschnurrt, Sukkubus«, erwiderte er charmant. Nur sehr machtvolle Zauber konnten meine wahre Natur enthüllen. Oder eine sehr gute Beobachtungsgabe. Ich nickte anerkennend, bevor ich meine Worte weiterführte.

      »Um uns einen Eindruck von Euren Möglichkeiten zu verschaffen, haben wir Euch zu uns rufen lassen. Welchen Beschäftigungen geht Ihr in Ostmark nach?«

      »Nun«, maunzte Shirkan und stütze sich auf seinen Stock, »ich arbeite für Geld.« Eine Kunstpause unterstrich seine Aussage. »Meine Fähigkeiten umfassen alle Arten der Verzauberung. Wenn Euch an Tränken, Stäben und allem was sonst noch magische Energie aufnehmen kann, gelegen ist, dann bin ich gerne bereit, über den Preis zu verhandeln.«

      Hinter ihm versuchte gerade, der kleine rote Drache ein Loch in das Gewand des Gastes zu ritzen, um an eine darin versteckte Leckerei oder Ähnlichem zu kommen. Der Rakshasa sah auf den Schlingel hinab.

      »Oh, wie interessant, ein Hypodrache«, entlarvte Shirkan das vermeintliche Drachenkind.

      »Pah«, schnaufte Turgan und formte mit seinen kleinen Klauen obszön wirkende Gesten. Wogar packte ihn weg.

      »Seid wie vielen Jahren«, säuselte ich mit aneinander gelegten Fingern, »werter Shirkan, befindet Ihr Euch schon in Ostmark?«

      »Wenn der Winter vorbei ist, Markgräfin, bin ich seit drei Jahren hier.«

      »Und was hat Euch seinerzeit an diesen Ort verschlagen?« Süffisant fügte ich hinzu: »Es war doch sicherlich nicht der Handel an so einer entlegenen Stelle.«

      »Nein, wie Euch schon aufgefallen ist, gibt es nicht viele Kunden für meine exquisiten Waren in dieser Stadt.« Seine Andeutung umfasste uns direkt mit. »Ich bin an diesem entlegenen Ort, weil er so entlegen ist, oder anders gesagt, weil er so nahe an den Narbenlanden liegt. Die Narbenlande sind mein Forschungsobjekt, ich studiere sie schon lange«, ein Maunzen folgte, »leider sind Informationen so was von kostspielig, dass ich sehr viel Geld verlangen muss, um eine Weitergabe zu rechtfertigen.

      Wobei«, er hob eine Kralle an, »es nicht unbedingt Gold sein muss als Bezahlung. Ich akzeptierte durchaus auch Zutaten, an die ich sonst nicht so leicht heran komme. Wenn Eure Herrschaften zum Beispiel an das Silber gelangen, das die Nachtelben herstellen, könnten wir ins Geschäft kommen.« Ein Schnurren mischte sich in seine feinen Worte. »Mondsilber nennt es sich.«

      »Wir werden sicherlich auf das Angebot zurückkommen«, bemerkte ich trocken. »Ihr dürft Euch entfernen.«

      Unter zahlreichen, höfisch gekonnten


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