Der Eroberer. Paul Weidmann

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Der Eroberer - Paul Weidmann


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entzücken mein Auge! – Warum lächelst du?

      Lus. Dort eilt auf einem Klepper ein wunderbares Geschöpf; welch ein Kontrast!

      Edu. Die Natur hat das arme bucklichte Männchen sehr mißhandelt. Er drängt sich zu uns durch die Haufen. Was muß er wollen?

      Piron. Ich lege mich Eurer Majestät zu Füssen –

      Edu. Was suchst du, mein Freund?

      Piron. Kriegsdienste —

      Edu. Du bist ein wenig übel gebaut —

      Pir. O sehr übel; aber ich bin kein Parlament, daß ich mir selbst Glieder wählen könnte. Die Natur macht den Körper; aber ich habe meinen Kopf und mein Herz gebildet!

      Edu. Wie heissest du?

      Pir. Piron —

      Lus. Der Name ist gnug! – Er ist mein Landsmann, aus einer Familie, die Helden zeugte, und ich nehme ihn mit Eurer Majestät Erlaubniß unter meine Geschwader. Bruder Piron, laß uns zeigen, daß nur der Kopf und das Herz tapfre Krieger macht!

      Bardiet

Arnold, Dietrich, Gotmayer, und andere Hauptleute. Hedwig Arnolds Gattin, viele Jungfrauen, Krieger, Druiden, Barden, hernach Adelreich und Gefolge.5

      (Die Scene ist ein Schlachtfeld und die benachbarten Gegenden.)

      Arnold. Lassen wir die Cherusker im Hinterhalt! – Mäßiget eure voreilige Hitze! – Erwartet das Zeichen des Angriffs! – Wir fallen den Feinden in den Rücken!

      Dietr. Kühn sind unsre Anschläge, noch kühner mein Vorsatz! – Bruder, wenn ich falle; so laß mich mit meinen Waffen begraben!

      Arn. Der Prüfungskampf weissaget uns Sieg.6 Mein jüngster Sohn hat den Römer besieget!

      Dietr. Sind es nicht erst zwey Monden, daß du ihm feyerlich die Waffen reichtest?

      Arn. Der Nämliche!

      Dietr. Welche Hofnung reifet für Deutschland heran! Freund, meinen Glückwunsch! – Du bist Vater edler Söhne! – Ha! Gotmeyer! – Priester unserer Götter sey uns gegrüßt! – Was weissagen die Opfer?

      Gotm. Sieg! – Das Blut floß rein wie eine Quelle!

      Arn. Bleib mit deinem Gefolge im Rückzug! Ich gebe Euch tapfere Haufen zum Schutze. Verdoppelt eure Opfer, es ist heut ein entscheidender Tag! – Ihr Barden befeuert mit Kriegsgesängen die Herzen der Streiter! – Die sichersten Gräben und die Wagenburg umringen die Freystäte der Weiber und Kinder. – Hedwig, meine theure Hedwig, mein Lebewohl! – Ich lasse dich von Söhnen und Töchtern umringet!

      Hedw. Der Segen der Götter begleite dich, Freund meines Herzens! Das ist ein Tag wie mein Brauttag! Ich sehe den Gatten und die Söhne für das Vaterland streiten! – O mein Sohn Adolph, Segen auf dich! – Die mütterliche Thräne ist mein wärmster Glückwunsch! – Götter, lasset seinen Sieg zum allgemeinen Siege werden! – Junger Adler, flieg den raschen Fittigen deines Vaters nach!

      Arn. Dank Weib für diesen Segen! – Meinen Abschiedskuß! – Der Führer kömmt!

      Adelr. Willkommen, meine theuren Freunde! – Der warme brüderliche Handschlag sey unsere Loosung! – Der Feind nähert; unsere ersten Haufen beunruhigen seinen Zug! – Freymund, wende dich links in das Eichenthal! – Tuder, zieh dich gegen das Harzgebüsche! Vangio, behaupte die Spitze des Mondhügels! – Ihr andern bedeckt die Wagenburg und den Altar! – Gotmayer —

      Gotm. Wie soll ich die Verbrecher strafen?

      Adelr. Verräther hänget auf die Bäume; Verzagte ersäufet in den Pfützen! – So wird der schwarze Frevel an das Licht gebracht, und die Schande begraben! – Ich höre Schlachtgeschrey – Dort blinken die Adler der Römer! – Zur Schlacht!

      (Er geht ab mit seinen Kriegern.)

      Gotm. Druiden beginnet das Schlachtopfer! – Ihr Jungfrauen befeuert mit euren Kriegesgesängen die Krieger!

Chor der Jungfrauen

      Sehet die dräuenden Schaaren! Sie wanken daher

      Wie die goldenen Aerndten im Felde,

      Furchtbar den Feinden, uns aber hochzeitlich schön!

      Seht, sie bevölkern das schreckliche Todesthal,

      Das die Besiegten verschlingt!

      Auf, ihr Cherusker, Gelonen, ihr Heruler auf!

      Katten, ihr Ubier, ihr Markomannen,

      Auf ihr Gothonen, ihr Sueven, ihr Hirrier eilt!

      Ha! Schon brüllet das Schlachtgeschrey fürchterlich;

      Häufiges Feindeblut fliesst!

      Sehet, sie klettern auf Leichen und Schedeln empor!

      Und die zermalmten Iberier röcheln,7

      Unter dem Hufe des schnaubenden Rosses! O jauchzt

      Freudengesänge dem siegenden Helden zu,

      Der unser Vaterland liebt!

      Wodan, durchmähe mit grimmigem Schwerte das Feld;

      Schrecke die staunenden Schaaren der Feinde,

      Mit dem Donnergebrülle der Räder; laß sie

      Eilen mit Schande zur ewigen Todesnacht,

      Die nie Vallhalla bewohnt.

      Gotm. Unsere feurigen Katten stürmen schon unter die Feinde! – Opferknabe, steig dort auf die höchste Eiche! – Was siehst du?

      Der Jüngling. Die Römer weichen! – Nein, es sind ihre Bundesgenossen –

      Gotm. Wo ist Adelreich?

      Jüngl. Er wirft ganze Geschwader zu Boden! – Alles weicht seiner Tapferkeit!

      Gotm. Segen auf sein Haupt! Wie geht es am rechten Flügel?

      Jüngl. Da fechten die Römer hartnäckig!

      Gotm. Barden, wendet Euch dahin! Beginnet ein feuriges Schlachtlied!

Chor der Barden

      Fasset die goldenen Saiten, ihr Barden;

      Lockt feurige Töne hervor!

      Röchelt ihr Hörner den Feinden zum Schrecken!

      Vaterlandsliebe befeuert

      Uns, und das schlachtenbegierige Heer!

      Die Alrunen8 weissagten uns Siege;

      Der silberne Vollmond ruft uns!9

      Suchet ihr Kämpfer das winkende Schlachtfeld,

      Das eure Väter verewigt,

      Und die Römer mit Schande bedeckt!

      Hier faulen sklavische Zeichen des Liktors,

      Die goldenen Adler sind in

      Morschen Ruinen der Schlösser begraben;

      Römergebeine bedecket

      Auf der Fläche der blutige Sand!

      Da fand einst Caßius dräuende Sieger;10

      Der rühmliche Bojorix schlug

      Scaurus den Führer der Römerchohorten;11

      Die


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<p>5</p>

Den Musen sey Dank! Ich hasche mit Begierde diese gewünschte Gelegenheit mein bischen Belesenheit in der Nationalgeschichte glänzen zu lassen. In der ersten Hitze wollte ich einen ganzen Band von den Sitten und Gebräuchen der Deutschen schreiben; aber endlich habe ich bey kälterm Blut meine Leser begnadigt, und mich auf einige Kleinigkeiten beschränkt. Welche großmüthige Gefälligkeit von einem Kommentar! Oft bin ich willens meine Leser fühlen zu lassen, was es ist, ein Kommentar zu heissen. Der Dichter geht hier mit einem magischen Sprunge von einer modernen Schlacht in eine Altdeutsche über, und verändert nach seinem Belieben die Namen selbst. Adelreich ist Eduard, und die übrigen sind seine Obersten.

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Sie liessen einen Deutschen und einen gefangenen Römer fechten, und der Ausschlag des Zweykampfes war ihre Weissagung.

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Iberier, Spanier als Bundesgenossen Roms vertreten hier auch einen Theil der Feinde.

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Alrunen sind Weissagerinnen, und kluge Weiber, die sie bey Krankheiten und Staatsgeschäften zu Rath zogen.

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Der Vollmond war die gewöhnliche Zeit ihrer Schlachten.

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Caßius Longinus ward von dem Führer der Tiguriner geschlagen.

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Der Feldherr der Cimbrer schlug den Aurelius Scaurus.