Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма

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Der Graf von Monte Christo - Александр Дюма


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zwischen diesen zwei Sorglosen. Villefort, der ihm nicht hatte Alles sagen wollen, damit ihm nicht ein Anderer den ganzen Nutzen seines Geheimnisses entziehe, hatte ihm jedoch genug gesagt, um ihn in große Unruhe zu versetzen.

      »Fahren Sie forte Dandré,« sprach Ludwig XVIII., »Blacas ist noch nicht überzeugt, er glaubt noch nicht an die Bekehrung des Usurpators.«

      Der Polizeiminister verbeugte sich.

      »Bekehrung des Usurpators!« murmelte der Graf und schaute den König und Dandré an, welche abwechselten wie zwei Schäfer von Virgil. »Der Usurpator ist bekehrt!«

      »Vollkommen, mein lieber Graf.«

      »Aber wozu bekehrt?«

      »Zu guten Grundsätzen. Erklären Sie das, Baron.«

      »Hören Sie, mein lieber Graf, wie sich:diese Sache verhält,« sprach der Minister mit dem größten Ernste der Welt. »Kürzlich hielt Napoleon eine Revue, und als ein paar Murrköpfe, wie er sie nennt, das Verlangen, nach Frankreich zurückzukehren, äußerten, gab er ihnen ihren Abschied und ermahnte sie dabei, ihrem guten Könige zu dienen. Das waren seine eigenen Worte, mein Herr Graf, ich weiß es ganz gewiss.«

      »Nun, Blacas, was denken Sie davon?« sprach der König triumphierend, indem er einen Augenblick den großen Scholiasten, der vor ihm lag, zu durchblättern aufhörte.

      »Ich sage, Sire, daß einer von uns Beiden sich täuscht, entweder der Polizeiminister oder ich; da aber dem Polizeiminister die Bewachung des Heils und der Ehre Euerer Majestät übertragen ist, so bin ich ohne Zweifel in einem Irrtum begriffen. An der Stelle Euerer Majestät würde ich übrigens die Person befragen, von der ich gesprochen habe. Ich wage es sogar, darauf zu bestehen, daß Euere Majestät ihr diese Ehre erweist.«

      »Gerne, Graf, unter Ihren Auspicien empfange ich, wen Sie wollen. Doch ich will ihn die Waffen in der Hand empfangen. Herr Minister, haben Sie einen neueren Bericht, als diesen hier, denn dieser ist schon vom 20. Februar, und wir haben heute den 3. März?«

      »Nein, Sire, aber ich erwarte jeden Augenblick einen. Ich bin schon am Morgen ausgegangen, und er ist vielleicht während meiner Abwesenheit eingetroffen.«

      »Gehen Sie auf die Präfectur, und wenn keiner da ist,  . . . nun, nun,« fuhr Ludwig XVIII. lachend fort, »so machen Sie einen, denn nicht wahr, so treibt man das doch gewöhnlich?«

      »Oh! Sire,« antwortete der Minister, »es ist Gott sei Dank in dieser Hinsicht nicht nötig, etwas zu erfinden. Jeden Tag überhäuft man unsere Kanzlei mit den umständlichsten Denunciationen, die von einer Menge armer Schlucker herrühren, welche auf eine gewisse Belohnung für die Dienste hoffen, die sie nicht leisten, aber gerne leisten möchten. Sie rechnen auf den Zufall und denken, irgend ein unerwartetes Ereignis werde eines Tages ihren Prophezeiungen eine Art von Wahrheit verleihen.«

      »Gut, gehen Sie, mein Herr,« sprach Ludwig XVIII., »und bedenken Sie, daß ich Sie erwarte.«

      »Ich eile, Sire, und bin in zehn Minuten wieder zurück.«

      »Und ich, Sire,« sprach Herr von Blacas, »ich hole meinen Boten.«

      »Warten Sie doch, warten Sie doch,« sagte Ludwig XVIII. »In der Tat, Blacas, ich muß Ihr Wappen verändern, ich gebe Ihnen einen Adler mit ausgebreiteten Schwingen, der in seinen Klauen eine Beute hält, welche vergebens ihm zu entkommen sucht, mit dem Wahlspruche: Tenax.«

      »Sire, ich höre,« sagte Herr von Blacas, vor Ungeduld an den Nägeln kauend.

      »Ich wollte Sie über die Stelle: Molli fugies anhelitu um Rath fragen. Sie wissen, es handelt sich von dem Hirsche, der vor dem Wolfe flieht. Sind Sie nicht selbst Jäger und Oberjägermeister bei der Wolfsjagd? Wie finden Sie bei diesem doppelten Titel das molli anhelitu

      »Bewunderungswürdig, Sire, aber mein Bote ist wie der Hirsch, von dem Sie sprechen, denn er hat 220 Lieues in einem Zuge, und zwar in kaum drei Tagen gemacht.«

      »Das heißt viel Anstrengung und Sorge übernehmen, während wir den Telegraphen haben, der nur drei bis vier Stunden dazu braucht, ohne daß sein Atem im Geringsten darunter leidet.«

      »Ach! Sire, Sie belohnen diesen armen jungen Mann sehr schlecht, während er von so fern herkommt und sich so eifrig zeigt, um Euerer Majestät eine nützliche Kunde zu geben. Ich bitte, empfangen Sie ihn gut, und wäre es nur Herrn von Salvieux zu Liebe, der ihn mir empfiehlt.«

      »Herr von Salvieux, der Kammerherr meines Bruders?«

      »Er selbst.«

      »In der Tat, er ist in Marseille.«

      »Von dort aus schreibt er mir.«

      »Spricht er auch von dieser Meuterei?«

      »Nein, aber er empfiehlt mir Herrn von Villefort, und beauftragte mich, denselben bei Eurer Majestät einzuführen.«

      »Herr von Villefort,« rief der König; »der Bote nennt sich also Herr von Villefort?«

      »Ja, Sire.«

      »Und er kommt von Marseille?«

      »In Person.«

      »Warum nannten Sie mir seinen Namen nicht sogleich?« versetzte der König, und ein Anfang von Unruhe trat auf seinem Gesichte hervor.

      »Sire, ich glaubte, dieser Name wäre Eurer Majestät unbekannt.«

      »Nein, nein, Blacas, es ist ein ernster, gebildeter, ehrgeiziger Geist, seinen Vater müssen Sie bei Gott kennen.«

      »Seinen Vater!«

      »Ja, Noirtier.«

      »Noirtier, den Girondisten, Noirtier, den Senator?«

      »Allerdings.«

      »Und Eure Majestät hat den Sohn eines solchen Menschen angestellt?«

      »Blacas, mein Freund, Sie verstehen nichts hiervon, ich habe Ihnen gesagt, Villefort wäre ehrgeizig: um zu steigen, wird Villefort Alles opfern, selbst seinen Vater.«

      »Ich soll ihn also eintreten lassen, Sire?«

      »Auf der Steller Graf, wo ist er?«

      »Er muß mich unten in meinem Wagen erwarten.«

      »Dann holen Sie ihn.«

      »Ich laufe.«

      Der Graf entfernte sich mit der Lebhaftigkeit eines jungen Menschen. Der Eifer seines aufrichtigen Royalismus gab ihm zwanzig Jahre.

      Ludwig XVIII. blieb allein. Er wandte die Augen wieder seinem geöffneten Horaz zu und murmelte:

      Justum et tenacem propositi virum.

      Herr von Blacas stieg mit derselben Geschwindigkeit wieder herauf, mit der er hinabgestiegen war. Aber im Vorzimmer sah er sich genötigt, die Autorität des Königs anzurufen. Die bestaubte Kleidung von Villefort, sein in keiner Beziehung mit der Vorschrift des Hofes im Einklange stehendes Costume erregten die Empfindlichkeit von Herrn von Brezé, der ganz darüber erstaunt war, daß dieser junge Mann es sich anmaßte, so gekleidet vor dem.König erscheinen zu wollen. Doch der Graf beseitigte alle Schwierigkeiten mit dem einzigen Worte: Befehl Seiner Majestät. Und Villefort wurde, trotz aller Bemerkungen, die der Ceremonienmeister zur Ehre des Grundsatzes zu machen fortfuhr, bei dem.König eingeführt.

      Ludwig XVIII. saß auf demselben Platze, wo ihn der Graf gelassen hatte. Als Villefort die Thüre öffnete, befand er sich dem.König gegenüber: der junge Mann blieb auf der Stelle stehen.

      »Treten Sie ein, Herr von Villefort,« sagte der König.

      Villefort verbeugte sich, machte einige Schritte vorwärts und wartete darauf, daß ihn der König befragen würde.

      »Herr von Villefort,« fuhr Ludwig XVIII. Fort, »hier ist der Herr Graf von Blacas, welcher behauptet, Sie haben mir etwas Wichtiges mitzuteilen.«

      »Sire, der Herr Graf hat Recht, und ich hoffe Euere Majestät wird es selbst erkennen.«

      »Zuerst und vor Allem, mein Herr: ist das Übel Ihrer Meinung nach, so groß, als man mich glauben machen will?«

      »Sire,


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