Der Page des Herzogs von Savoyen. Александр Дюма

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Der Page des Herzogs von Savoyen - Александр Дюма


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dem Wege her, der von Parcq nach dem Lager führt.

      »Sie sind etwa zweihundert Schritte von unserer Waldspitze fern.

      »Das zur Rechten.

      »Eine andere kleine Schaar kommt dagegen auf dem Wege vom Lager nach dem Schlosse zu.

      »Sie besteht aus sieben Mann, einem Vornehmen, einem Knappen, einem Pagen und vier Soldaten.

      »So viel ich von hier aus erkennen kann, ist der Vornehme der Herzog Emmanuel Philibert.

      »Seine Schaar ist ungefähr eben so weit auf unserer Linken entfernt als die des Grafen Waldeck auf der Rechten.

      »Wenn Beide in gleichem Schritte sich bewegen, müssen sie gerade an der Waldecke einander begegnen.

      »Wenn der Herzog Emanuel, wie es wahrscheinlich ist, durch Philipp Nachricht von dem erhalten hat, was im Schlosse geschehen ist, so können wir etwas Merkwürdiges zu sehen bekommen.

      »Achtung, Cameraden, – es ist der Herzog!«

      Damit endete das Billet Yvonnet’s, aber es ließ sich schwerlich mehr in so wenigen Worten sagen und einfacher ein Schauspiel versprechen, das in der That sehr sehenswürdig seyn mußte, wenn der Abenteurer sich in den Personen und deren Absichten nicht täuschte.

      Alle schlichen sich denn auch vorsichtig an den Waldsaum, um unter so wenig Gefahr und so bequem als möglich das Schauspiel mit anzusehen, das ihnen Yvonnet versprochen hatte.

      Wenn der Leser dem Beispiele unserer Abenteurer folgen will, so kümmern wir uns nicht um den Grafen von Waldeck und dessen Söhne, die wir bereits aus der Beschreibung Gertrudens kennen, sondern schlüpfen ebenfalls an den linken Waldsaum und achten auf die neue Person, die uns Yvonnet angekündigt hat und die keine geringere ist als der Held unserer Geschichte.

      Yvonnet hatte sich nicht geirrt. Der Herr, welcher zwischen seinem Pagen und Knappen herankam und vor dem, als gelte es eine einfache Patrouille, nur vier Bewaffnete ritten, war in der That der Herzog Emanuel Philibert, Oberbefehlshaber des Kaisers Carl  V. in den Niederlanden.

      Er war um so leichter zu erkennen, als er seiner Gewohnheit gemäß seinen Helm nicht auf dem Kopfe trug, sondern an der linken Seite seines Sattels hängen hatte, wie er es fast immer that, im Sonnenschein und Regen, ja bisweilen sogar in der Schlacht, weshalb denn auch die Soldaten ihn seiner Unempfindlichkeit gegen die Witterung wegen Eisenkopf genannt hatten.

      In der Zeit, in welcher wir uns befinden, war er ein schöner junger Mann von siebenundzwanzig Jahren, von mittlerer aber kräftiger Gestalt, mit sehr kurz geschnittenen Haar, hoher und freier Stirn, braunen schön geformten Augenbrauen, lebhaften blauen Augen, gerader Nase, vollem Schnurrbart, spitz geschnittenem Kinnbart und einem Halse, der etwas tief zwischen den Achseln saß, wie es fast bei allen Nachkommen kriegerischer Geschlechter der Fall ist, deren Vorfahren seit mehren Generationen den Helm getragen haben.

      Wenn er sprach, war seine Stimme zu gleicher Zeit unendlich sanft und auffallend fest. Seltsam! Sie konnte sich zur heftigsten Drohung erheben, ohne um einen Ton höher zu werden.

      Die Folge davon war, daß nur die Personen, die ihn ganz genau kannten, die Gefahr errathen konnten, welcher die Unvorsichtigen sich aussetzten, welche seinen Zorn weckten und die ihm trotzten, jenen Zorn, den er so fest in sich niederhielt, daß man die Stärke dessen nur dann erkennen und seinen Umfang ermessen konnte, wenn er, nach einem Blitze in seinen Augen, wie der Blitz losbrach, donnerte und zermalmte. Wie aber auch, nachdem der Blitz gefallen ist, das Gewitter sich verzieht und das Wetter sich wieder aufklärt, so erhielt nach dem Losbruche des Zornes das Gesicht des Herzogs seine gewöhnliche Ruhe wieder, sein Auge den festen wilden Blick und sein Mund das wohlwollende königliche Lächeln.

      Der Knappe der zu seiner Rechten ritt und das Visir aufgeschlagen hatte, war ein blonder junger Mann etwa von demselben Alter und genau von derselben Größe wie der Herzog. Alles an ihm zeugte von ungewöhnlicher Körperkraft: seine hellblauen stolzen Augen, sein voller Bart von röthlicher Farbe, seine Nase mit den weiten Löchern, seine Lippen, deren Fülle und Röthe der Bart nicht bergen konnte, die rothbraune Farbe des Gesichts, eine Folge des Wetters und der Gesundheit. Nicht an der Seite, sondern auf dem Rücken trug er eines jener fürchterlichen Schwerter, die mit beiden Händen gefaßt werden mußten, deren Franz I. drei in der Schlacht von Marignan zerhieb und die man ihrer Länge wegen über die Achsel hing, während sich am Sattelbogen eines der Schlachtbeile oder eine der Streitäxte befand, welche an der einen Seite eine Schneide, an der andern eine Keule und an der Spitze ein scharfes, dreieckiges Eisen hatten, so daß man mit dieser Maße allein, je nach Gelegenheit spalten konnte wie mit einem Beile, daraufschlagen wie mit einem Hammer und durchbohren wie mit einem Dolche.

      Links von dem Herzoge ritt sein Page, ein schöner Jüngling von kaum sechzehn oder achtzehn Jahren mit blauschwarzem Haar, das deutsch geschnitten war, so wie es die Ritter Holbeins und die Engel Raphaels tragen. Seine Augen, die von langen Sammtwimpern beschattet wurden, hatten jene unbeschreibliche und unbenennbare Farbe zwischen Braun und Violett, welche man nur an arabischen und an sicilianischen Augen findet. Seine mattweiße Gesichtsfarbe – jenes eigenthümliche schöne Mattweiß in den nördlichen Theilen der italienischen Halbinsel – glich der Farbe des carrarischen Marmors, der lange und liebreich von der römischen Sonne geküßt worden ist. Seine kleinen schmalen weißen Hände lenkten mit bemerkenswerther Geschicklichkeit ein kleines tunesisches Pferd, das keinen Sattel, sondern nur einen Sitz von Leopardenfell mit Glasaugen und Zähnen wie Klauen von Gold und statt des Zügels eine leichte seidene Schnur hatte. Die einfache aber zierliche Kleidung des Pagen bestand in einem Wamms von schwarzem Sammt, das sich über einem kirschrothen Koller öffnete, mit weißen Atlaspuffen, um den Leib durch eine goldene Schnur zusammengehalten, welche einen Dolch trug, dessen Griff aus einem einzigen Achatstück geschnitzt war. Sein zierlich geformter Fuß befand sich in einem Stiefel von Maroquin, in dessen oberem Theile, in der Gegend der Knie, eine Hose von schwarzem Summt gleich dem des Wammses sich verlor. Auf dem Kopfe endlich trug er ein Baret von demselben Stoffe und derselben Farbe wie die Kleidung und um das sich, über der Stirn durch eine Diamantagraffe festgehalten, eine kirschrothe Feder legte, deren in jedem Windhauche sich bewegende Spitze anmuthig zwischen den beiden Schultern niederfiel.

      Nachdem wir so die neu auftretenden Personen geschildert haben, können wir zu der Handlung zurückkehren, die wir unterdeß aus den Augen verloren haben.

      Während unserer Beschreibung setzten der Herzog Emanuel Philibert, dessen zwei Begleiter und vier Soldaten den Weg fort, ohne den Schritt ihrer Pferde zu beschleunigen noch anzuhalten. Je mehr sie sich aber der Waldecke näherten, um so mehr verdüsterte sich das Gesicht des Herzogs, als habe er im voraus das Schauspiel der Verwüstung erwartet, das sich seinen Augen darbieten sollte, sobald sie über die Waldecke hinausgekommen seyn würden. Mit einem Male befanden sich, wie Yvonnet es vorausgesehen hatte, an der äußersten Ecke die beiden Trupps einander gegenüber und merkwürdiger Weise hielt der zahlreichste an, übermannt von Ueberraschung, in welche sich sichtlich auch einige Furcht mischte.

      Emanuel Philibert dagegen verrieth das, was in ihm vorgehen mochte, weder durch ein Zucken seines Körpers, noch durch eine Geberde seiner Hand, noch durch eine Bewegung in seinem Gesichte, sondern ritt gerade auf den Grafen von Waldeck zu, der ihn zwischen seinen beiden Söhnen erwartete.

      Zehn Schritte von dem Grafen winkte Emanuel seinem Knappem seinem Pagen und seinen Reitern, die mit militärischer Regelmäßigkeit hielten und ihn allein den Weg fortsetzen ließen.

      Als er so weit herangekommen war, daß er den jungen Grafen von Waldeck mit der Hand erreichen konnte, der wie eine Mauer zwischen ihm und seinem Vater hielt, machte der Herzog ebenfalls Halt.

      Die drei Herren legten zum Zeichen des Grußes die Hand an den Helm, der Bastard von Waldeck aber ließ dabei zugleich das Visir herab, um auf jedes Ereigniß gefaßt zu seyn.

      Der Herzog antwortete auf den dreifachen Gruß nur durch ein leichtes Nicken seines bloßen Kopfes.

      Dann wendete er sich an den jungen Grafen und sagte mit dem herzgewinnenden Tone, der seine Stimme so wohlgefällig machte:

      »Herr Graf, Ihr seyd ein tapferer und würdiger Edelmann, wie sie mein hoher Herr, der Kaiser Carl  V. liebt. Lange schon gedachte ich etwas für Euch zu thun;


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