Gesammelte Werke. Джек Лондон
Читать онлайн книгу.gewiß«, versicherte Daylight.
Doch die Frage war nur im Scherz getan, und Elijah tat, als hörte er nicht das Ja des andern.
»Wir wollen den Stewart in Angriff nehmen«, fuhr er fort. »Al Mayo hat mir erzählt, daß er das erstemal, als er den Stewart hinunterkam, einige Spalten gesehen hat, die so aussahen, als wäre etwas draus zu machen, und wir wollen es versuchen, solange der Fluß noch gefroren ist. Hör' zu, Daylight, was ich sage, und pass' gut auf, es wird die Zeit kommen, da man im Winter gräbt. Dann wird man sich über unsere Sommerarbeit und unser Wälzen im Schlamm lustig machen.«
Damals ließ man sich am Yukon noch nichts davon träumen, im Winter Gold zu suchen. Von Moos und Gras bis zur Felsunterlage war der ganze Boden gefroren, und die Erde, die hart wie Granit war, trotzte der Hacke und der Schaufel. Im Sommer wühlte man den Boden auf, soweit die Sonne ihn auftaute. Dann war es Zeit zum Goldsuchen. Während des Winters verfrachteten sie Proviant, gingen auf die Elchjagd, bereiteten alles für die Sommerarbeit vor und vertrieben sich die dunklen, traurigen Monate in den großen Lagern wie Circle City und Forty Mile, so gut es eben ging.
»Gewiß wird man im Winter graben«, stimmte Daylight zu. »Wartet nur, bis der große Fund am Flusse oben gemacht ist. Dann werdet ihr eine neue Art von Goldgraben erleben, Jungens! Warum sollte man nicht Feuer anmachen, Schächte graben und auf der Felsunterlage arbeiten können? Man braucht sie nicht einmal zu zimmern. Der gefrorene Schutt wird stehen, bis die Hölle gefriert und der Höllenpfuhl zu Eiscreme wird. Ja, in kommenden Tagen wird man in Lagern arbeiten, die hundert Fuß tief unter der Erde liegen. Gewiß gehe ich mit euch, Elijah!«
Elijah lachte, rief seine beiden Kameraden und machte einen neuen Versuch, die Tür zu erreichen.
»Halt!« rief Daylight. »Es ist mein Ernst.«
Da wandten die drei Männer, mit freudiger Überraschung auf den Gesichtern, sich plötzlich um.
»Ach was, du machst dich nur über uns lustig«, sagte Finn, der andere Holzfäller, ein ruhiger, zuverlässiger Mann aus Wisconsin.
»Da sind meine Hunde und mein Schlitten«, antwortete Daylight. »Das gibt zwei Gespanne und das halbe Gewicht; wir können allerdings in der ersten Zeit nicht sehr schnell reisen, denn die Hunde sind müde.«
Die drei Männer waren außer sich vor Freude, aber immer noch ungläubig.
»Hör' mal,« platzte Joe Hines heraus, »halt uns nicht zum besten, Daylight. Es ist Geschäft. Willst du mit?«
Daylight ergriff seine Hand und schüttelte sie.
»Dann tätest du am besten, auch ins Bett zu gehen«, rief Elijah. »Wir wollen um sechs Uhr fort, und vier Stunden Schlaf ist nicht viel.«
»Vielleicht warten wir noch einen Tag, damit er sich ausruhen kann«, schlug Finn vor.
Das verletzte aber Daylights Stolz.
»Auf keinen Fall«, schrie er. »Um sechs geht's los. Wann wollt ihr geweckt werden? Um fünf? Schön, ich hol' euch 'raus.«
»Du müßtest doch auch etwas Schlaf haben«, riet Elijah ernsthaft. »Du kannst das nicht so in alle Ewigkeit aushalten.«
Daylight war müde, zum Umfallen müde. Selbst sein eiserner Körper mußte diesmal daran glauben. Jeder Muskel sehnte sich nach Schlaf und Ruhe und schrak zurück vor weiterer Anstrengung und dem Gedanken an eine neue Reise. Und der Protest seines Körpers wallte aufrührerisch zum Gehirn empor. Aber tiefer saß, verächtlich und herausfordernd, das Leben selbst, die Triebfeder von allem, und flüsterte Daylight zu, daß alle seine Kameraden dabeiständen und zusähen, und daß jetzt der Zeitpunkt gekommen wäre, daß er Tat auf Tat häufen, seine ganze Kraft zeigen müßte. Es war nur das Leben, das seine alten Lügen flüsterte. Und verbündet mit ihm der Whisky mit all seinem tollen Übermut und seiner Prahlerei.
»Ihr meint vielleicht, daß ich das Trinken nicht mehr gewohnt bin?« fragte Daylight. »Ich hab' nicht ein Glas getrunken, nicht einen Tanz getanzt, nicht eine Seele gesehen in den zwei Monaten, was? Geht ihr nur zu Bett. Ich wecke euch schon um fünf.«
Und die ganze Nacht tanzte er auf Strümpfen, und als er um fünf Uhr an die Tür seiner neuen Kameraden donnerte, konnten sie ihn das Lied singen hören, dem er seinen Namen verdankte:
»Das Himmelslicht brennt, ihr Glücksritter vom Stewart-River! Das Himmelslicht brennt! Burning Daylight! Burning Daylight!«
Siebentes Kapitel
Diesmal ging die Reise leichter. Der Weg war besser gebahnt, sie hatten keine Post zu fahren und mehr Zeit. Die Tagesreisen waren kürzer und der Arbeitstag auch. Auf seiner Postfahrt hatte Daylight die Indianer zuschanden gefahren, aber seine jetzigen Kameraden wußten, daß sie sich nicht überanstrengen durften, weil es noch genug zu tun gab, wenn sie am Stewart angekommen waren, und reisten daher langsam. Während die Reise aber seine Kameraden ermüdete, erholte Daylight sich und ruhte sich aus. In Forty Mile blieben sie der Hunde wegen zwei Tage, und in Sixty Mile ließen sie Daylights Gespann beim Kaufmann zurück. Im Gegensatz zu ihrem Herrn waren die Hunde durch die wahnsinnige Fahrt von Selkirk nach Circle City furchtbar mitgenommen und hatten auf der Rückreise keine frischen Kräfte sammeln können. So fuhren die vier Männer von Sixty Mile mit einem frischen Gespann vor Daylights Schlitten weiter.
In der folgenden Nacht lagerten sie auf der Inselgruppe in der Mündung des Stewart. Daylight redete von Baugründen, und obgleich die andern ihn auslachten, steckte er dennoch dies ganze Labyrinth hoher bewaldeter Inseln ab.
»Wenn nun der große Goldfund gerade hier am Stewart gemacht wird«, schloß er. »Vielleicht seid ihr mit dabei, Jungens, vielleicht auch nicht. Aber ich will jedenfalls mit dabei sein. Überlegt es euch lieber und macht es wie ich.«
Aber sie wollten nicht hören.
»Du bist gerade so verrückt wie Harper und Joe Ladue«, sagte Joe Hines. »Die machen das immer so. Du kennst doch die große Ebene unten am Klondike, bei der Moosehidequelle? Schön. Der Registrator von Forty Mile hat mir erzählt, daß sie sie vor kaum einem Monat abgesteckt haben – die Harper-und Ladueschen Grundstücke. Ha! Ha! Ha!«
Elijah und Finn fielen in sein Lachen ein. Aber Daylight blieb ernst.
»Da habt ihr's!« rief er. »Da ist die Chance! Sie liegt in der Luft, sag' ich euch! Wozu sollten sie die große Ebene abstecken, wenn sie nicht selbst daran glaubten? Ich wollte, ich hätte es getan.«
Das Bedauern in seiner Stimme erregte wieder schallendes Gelächter.
»Lacht nur, Jungens! Lacht nur! Ihr meint, die einzige Art, sein Glück zu machen, sei Gold zu graben. Aber das sag' ich euch, wenn der große Fund kommt, dann habt ihr verflucht wenig von eurer Buddelei. Ihr lacht, wenn man Quecksilber in die Büchsen tut, und meint, daß Gott in seiner Allmacht den Goldstaub nur geschaffen habe, um Verrückte und Chechaquos zu narren. Ihr nehmt nur den gröbsten Goldstaub mit, und die Hälfte laßt ihr im Schutt stecken, den ihr wegschmeißt.
Aber den Hauptgewinn ziehen die Männer, die den Boden abstecken, die Handelskompanien organisieren und Banken gründen –«
Hier unterbrach ihn wieder schallendes Gelächter. Banken in Alaska! Der Gedanke war zum Schreien.
»Ja, und dann fehlt nur noch die Börse –«
Wieder wanden sie sich vor Lachen. Joe Hines wälzte sich in seinem Schlafsack und hielt sich die Seiten.
»Und hinterher werden die großen Minengauner kommen und die Landstrecken aufkaufen, wo ihr wie die Hühner im Sand gescharrt habt, und sie werden im Sommer mit hydraulischen Motoren arbeiten und im Winter mit Dampf auftauen –«
Mit Dampf auftauen! Das war die Höhe. Daylight hatte schon manchen guten Einfall gehabt, aber heute übertraf er sich selbst. Auftauen mit Dampf – wo selbst das