Leopold von Ranke: Historiografische Werke. Leopold von Ranke

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Leopold von Ranke: Historiografische Werke - Leopold von  Ranke


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überlassen und nach Holland zurückkehren müsse. Für den Fall, daß eine demnächst zu erwartende neue Debatte in Sachen der Armee abermals gegen ihn ausfallen würde, hatte er bereits den Entwurf einer Rede abgefaßt, in der er dem Parlament diesen Entschluß aussprechen wollte. Er dachte darin in Erinnerung zu bringen, wie er es mit Gottes Hilfe so weit gebracht habe, daß England im Besitz seiner Freiheiten und seiner Religion fortan ruhig leben könne, wenn es nur für seine Sicherheit Sorge tragen wolle; aber er sehe jetzt, daß es des Rates, den er gebe, nicht mehr achte, sich der Mittel der Verteidigung beraube und ins Verderben stürze. Davon wolle er nicht selbst Augenzeuge sein, und da es ihm unmöglich werde, das Reich zu verteidigen und zu schützen, so ziehe er vor es zu verlassen. Man möge ihm die Männer bezeichnen, denen er die Regierung an seiner Stelle übergeben solle; würde man seiner später wieder bedürfen, so werde er zurückkommen, um sein Leben abermals für England zu wagen.

      Unausführbar aber war das Vorhaben selbst für ihn, auf seinem Standpunkt. Denn welche Verwirrung würde schon eine Erklärung dieser Art zur Folge gehabt, welche Förderung würden die Jakobiten, die noch immer sehr zahlreich und mächtig waren, für ihre Ansprüche und Versuche dadurch gewonnen haben; wie wäre sie selbst dem Übergewicht von Frankreich zustatten gekommen! Das ganze Lebenswerk Wilhelms III. würde dadurch gefährdet und vielleicht zugrunde gerichtet worden sein. Die Erfolge unsrer Handlungen werden uns selbst zu Bedingungen unsrer Existenz; vergebens kämpft die zuweilen aufblitzende Indignation des persönlichen Selbstgefühls dagegen an.

      und ein Beamter der Schatzkammer, Pelham. Pelham war in der vorigen Sitzung für eine größere Anzahl von Truppen gewesen, aber jetzt stimmte er dagegen, weil nun der Friede allenthalben gesichert sei. Die Majorität des Hauses wurde dadurch um so mehr in ihrer Meinung bestärkt. Nur dann hätte sich vielleicht etwas bei ihr ausrichten lassen, wenn ein jeder erfahren hätte, daß ihm der König für die erwähnte Nachgiebigkeit zu Dank verpflichtet sein werde. Der König war aber weit entfernt das hoffen zu lassen; nur die Bestätigung der vorhandenen Truppenzahl hätte ihn befriedigen können. Die Minister trugen selbst Bedenken, es zu einer Abstimmung zu bringen, weil dann alle, welche mit der Majorität gestimmt hätten, sich an dieselbe gebunden geachtet haben würden. Die Zurückverweisung an das Komitee wurde abgelehnt.

      Der König führte seinen Gedanken nun doch nicht aus. Ein Unwohlsein, von dem er befallen wurde, schrieb man dem Mißvergnügen zu, das er empfinde; er durfte es nicht einmal laut werden lassen. Bei den Lords fand er zwar in der Sache selbst Beistimmung. Als ihnen die Auflösungsbill vorgelegt wurde, sprechen sich sachkundige Mitglieder wie Marlborough, und nach ihnen die meisten andern, gegen die geringe Truppenzahl aus. Sie meinten, die Commons hätten die Frage in einer Konferenz mit den Lords in Erwägung ziehen sollen; sie machten es ihnen zu einem besonderen Vorwurf, daß sie auch die französischen Refugiés ausgeschlossen hatten, die nach keinem Vaterland zurückgehen könnten. Aber die Bill verwerfen wagten sie darum doch nicht; nicht allein weil sie als Geldbill angesehen werden konnte, sondern hauptsächlich um keine Entzweiung mit den Commons hervorzurufen, die auf den König zurückgefallen wäre und dessen Stellung unsicherer gemacht hätte als die Verringerung seiner Truppen.

      Die Regierung hatte noch die Hoffnung, bei der Beratung über die Stärke der Marine einen Vorteil davonzutragen, der sich für die Wünsche des Königs hätte benutzen lassen. Statt 12 000 Mann, wie bisher, wurden 15 000 Mann für die Marine bewilligt. Die Absicht war, die angenommene Mehrzahl zu militärischem Zweck zu benutzen, und schon wurden darauf Entwürfe zur Beibehaltung von Soldaten gegründet, die in der Marine verwendet werden sollten. Der nächste Beschluß des Hauses war jedoch, daß die gesamte Anzahl ausschließend aus Matrosen bestehen solle. Nachdem die Auflösungsbill in beiden Häusern durchgegangen war, konnte der König, wenn er nicht mit der Nation geradezu zerfallen wollte, nicht anders als sie genehmigen. Er tat das bereits am 1. Februar, zugleich mit einigen andern Bills, in einer Versammlung beider Häuser. Er hoffte, indem er den Widerspruch in der Hauptsache fallen ließ, in einem Nebenpunkt eine Milderung zu erlangen. Er erwähnte, wie unangenehm es ihm sei, daß er sich von seinen Garden trennen solle, die zum Beistand für England mit ihm herübergekommen und in allen Aktionen um ihn gewesen seien. Das brachte jedoch um so weniger eine Wirkung hervor, da die Garden Holländer waren, welche man von allen Fremden am wenigsten im Lande zu behalten wünschte.


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