Leopold von Ranke: Historiografische Werke. Leopold von Ranke

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Leopold von Ranke: Historiografische Werke - Leopold von  Ranke


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rel="nofollow" href="#ulink_b7a2475f-2b35-5855-9250-490eab865583">337 worin es von dem persischen Könige heißt, er bekümmere sich ebensoviel um den Landbau wie um den Krieg, bereise die verschiedenen Landschaften seines Reiches oder lasse sie besuchen; nach dem Zustand, worin er sie finde, messe er Belohnung und Strafen ab. So lebte und webte auch er in dieser doppelten Richtung der Tätigkeit. Alle Jahre finden mir ihn von einer Provinz zur andern reisen. Was ihn dabei am meisten beschäftigt, ist die Verbesserung der Domänen, mit der er systematisch vorgeht, nicht in allen Provinzen zugleich, sondern in einer nach der andern. Er hat dabei, wie seine Aufzeichnungen zeigen, auch allenthalben die lokalen Interessen im Auge: in den östlichen Provinzen den Mangel an kleinen Städten, in Brandenburg die Regulierung des Forstwesens, namentlich den Verkauf des Holzes an die Holländer und Hamburger, um nicht etwa durch die Beamten selbst übervorteilt zu werden, im Magdeburgischen den Vertrieb des Salzes, die Erhöhung der Rente von den Kohlenbergwerken. Man sieht überall den sorgsamen und gebieterischen Hausherrn, der seine Erträge erhöhen will, ohne jedoch, wie er versichert, die Untertanen zu drücken, die er vielmehr in bessern Stand zu bringen sucht.

      An seiner Stelle fand nun König Friedrich Wilhelm in dem Bedürfnis der Armee ein Mittel, die Manufaktur zu heben, indem er ihr eine umfassende Beschäftigung anwies. Er wollte, daß die Bekleidung der Armee ganz durch einheimischen Stoff beschafft würde. Einer der früheren Minister, der bei dem neuen König übrigens wenig in Gunst stand, erwarb sich doch das Verdienst, den Gedanken ausführbar zu machen. Noch war die einheimische Manufaktur gerade in diesem Punkt sehr mangelhaft. Jener Minister, der Generalempfänger Kraut, zog geschicktere Arbeiter heran und wußte den Preis der Wolle mit dem Gelde, das man aufzuwenden hatte, in Verhältnis zu bringen. Nach einiger Zeit gelang es zugleich feine und wohlfeine Tuche zu erzielen, welche nicht nur die ausländischen verdrängten, sondern auch selber Eingang in fremde Länder fanden. Bald zeigte sich mehr ein Mangel als ein Überfluß an Wolle; das Lagerhaus, so nannte man das Institut, beschäftigte Tausende von fleißigen Händen in Berlin und im ganzen Lande.

      Auch die preußischen Schaumeister schwuren, die Tücher, wenn sie vom Wirkstuhl, aus der Walke und aus der Färbe kommen, genau zu prüfen, die vorkommenden Mängel zu gebührender Bestrafung anzuzeigen. Dem Gildebrief der Garnweber ward eine Tabelle beigegeben, aus der ein jeder sehen könne, wieviel Ellen Linnen er von seinem Garn zu fordern habe. In den Jahren 1734-36 erhielten 63 Gewerke neue Gildebriefe, um allen eingerissenen Mißbrauchen zu steuern und jedem sein besonderes Gebiet anzuweisen. Auch die fünf Handwerke, die man auf dem Lande duldete, wurden durch beschränkende Gesetze an die städtischen Innungen gebunden. In den Städten aber untersuchte man nach der Zahl der Einwohner und der Summe des Verbrauches, wieviel Handwerker etwa in dem einen oder andern Zweige noch fehlen und daselbst ihre Nahrung finden möchten. Ausländern, welche sich dazu melden würden, bot man nicht unansehnliche Begünstigungen dar; Einheimische ließ man nur dann zu, wenn sie nachwiesen, daß sie in dem Ort ihres Aufenthaltes nicht zu bestehen vermöchten. Man organisierte gleichsam die Arbeit vom monarchischen Standpunkt.


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