Leopold von Ranke: Historiografische Werke. Leopold von Ranke

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Leopold von Ranke: Historiografische Werke - Leopold von  Ranke


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mit den öffentlichen Angelegenheiten zu beschäftigen. Der Kurfürst hat sich bei ihren Ratschlägen wohlbefunden; er hat sie nach ihrem Tode oft vermißt. Seine zweite Gemahlin, Dorothea von Holstein-Glücksburg, war aus stärkerem Stoff gebildet; sie begleitete ihn auf seinen Feldzügen, in das Getümmel des Feldlagers, in die Gefahren der Belagerungen; niemals wollte sie ihn verlassen. Sie behandelte ihn als den großen Mann, der er war, und war besorgt für sein Glück und seinen Ruhm. Man findet nicht, daß sie in den großen Angelegenheiten Einfluß auf seine Entschlüsse ausgeübt hat; dagegen in seiner äußeren Umgebung herrschte sie unbedingt. Unter den Freunden und Genossen der Familie war sie bekannt dafür, daß es ihr das größte Vergnügen auf der Welt mache, zu befehlen. Dem Kurfürsten, der sie gewähren ließ, verschaffte sie eine seiner Natur entsprechende Häuslichkeit. Er erscheint als ein Hausvater alter Zeit, wie wenn er vor Tische im Lehnstuhle sitzend die Begrüßung seiner Kinder empfing, die ihn ehren, aber auch fürchten. Wie ihn seine Bildnisse zeigen und die, welche ihn kannten, versichern, in ihm war eine seltene Verbindung von Ernst und Wohlwollen, Güte und Majestät. In jedem Augenblick erschien er würdig und gediegen, seiner Stellung bewußt, die doch großenteils sein eignes Werk war.

      Die Verbindung Brandenburgs mit dem Reiche war die Grundlage seiner Politik. Die Idee des Reiches trug er tief in seiner Seele; man sagte wohl, er sei der einzige, in welchem diese Idee lebe, ohne ihn würde sie zugrunde gehen. Und wenn Brandenburg durch ihn eine gesicherte Stellung in Deutschland und Europa gewann, so hat er gleichsam seinen Nachkommen ihre künftigen Bahnen demgemäß vorgezeichnet. Die Erwerbung von Pommern in den Verbindungen, in denen sie später ausgeführt worden ist, die Eroberung von Schlesien schon mit Andeutung eines Feldzugsplanes zu diesem Behuf, selbst ein Unternehmen gegen Frankreich, wo er das alte durch Parlamente und mächtige Stände beschränkte Königtum, mit welchem Europa in Frieden leben konnte, herzustellen gedachte, hat er entworfen; eine kleine Marine, die freilich wieder zugrunde ging, hat doch die Idee einer brandenburgischen Seemacht lebendig erhalten.

       Unterwerfung der ostpreußischen Stände, Preußische Geschichte 1 u. 2, S. 284 bis 288. Schlacht bei Fehrbellin, S. 318-321. Aufnahme der französischen Reformierten, S. 351-360. Testament. S. 388-401.

      39. Staatsverwaltung König Friedrich Wilhelms I. von Preußen

       Inhaltsverzeichnis

      Preußische Geschichte III u. IV, Werke Bd. 27 u. 28 S. 160-183.

      Wenn es unleugbar ist, daß die gesamte Administration den Zweck hatte die Armee zu erhalten und zu vermehren, so wäre derselbe doch nicht durch einseitig drückendes Gebot zu erreichen gewesen. Die Verwaltung Friedrich Wilhelms charakterisiert es, daß sie zugleich die natürlichen Hilfsquellen des Landes erschloß und seine Ertragsfähigkeit hob. Dabei eröffnete sich ihm ein weites Feld für sein eigentümliches Talent und eine dem Bedürfnis entsprechende Tätigkeit. Bei seines Vaters Tode, sagt er einmal, habe er nicht allein die Armee in ungenügendem Stande gefunden, sondern auch die Domänen verpfändet und zum Teil in Erbpacht ausgetan, die Finanzen einem Bankerott nahe, in allen Dingen eine unbeschreibliche Unordnung, überdies das Land Preußen durch eine verderbliche Seuche herabgebracht. Alledem abzuhelfen, und zwar in verhältnismäßig kurzer Zeit, erklärt er für sein Meisterstück.


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