Über das Aussterben der Naturvölker. Georg Karl Cornelius Gerland

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Über das Aussterben der Naturvölker - Georg Karl Cornelius Gerland


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zu deren Entvölkerung sie wesentlich beigetragen haben. Ueberall, in ganz Amerika, waren die Verwüstungen so arg, dass die Todten bisweilen unbeerdigt blieben, weil es an Händen hierzu fehlte (Waitz b, 15). Man begreift es, dass, wenn die Pocken ausbrachen, die Indianer im äussersten Entsetzen vielfach ihre Hütten verbrannten, ihre Kinder tödteten und in die Einsamkeit flohen (Humboldt b 4, 224); oder dass z.B. die Chilesen die Hütte mit sammt den in ihr liegenden Kranken verbrannten (Waitz 1, 161). Waitz ist der Ansicht und wir stimmen ihm bei, denn alle Quellen sprechen dafür, dass diese Krankheit zahlreichere Opfer forderte, als Krieg und Branntwein zusammengenommen; dass ihr gewiss die Hälfte bis zwei Drittel der Urbevölkerung Amerikas erlegen sind.

      Allein nicht bloss auf Amerika beschränken sich die Verheerungen der Pocken. 1767 brachen sie, eingeschleppt durch einen russischen Soldaten, in Kamtschatka aus und wütheten wie die Pest: nicht weniger als 20,000 Kamtschadalen, Kuriler und Koriäken sollen ihnen erlegen sein. Ganze Dörfer starben aus und Cooks Reisebegleiter fanden selbst noch eine Menge ganz leer stehender Dörfer vor. Ein anderes, vor der Epidemie mit 360 Menschen bevölkert, hatte nachher noch 36 Seelen (Cook 3. Reise 4. 174-75). Aehnliche, wenn auch minder starke Epidemien traten 1800 und 1801 auf, welche gegen 5000 Kamtschadalen dahinrafften und bei dem schon lange immer mehr um sich greifenden Schwinden der Bevölkerung so verheerend wirkten, dass in den Ostrogen (kleinen Dörfern des Inneren), welche vorher meist 30-40 Einwohner hatten, nachher meistens nur 8-10, in einigen wenigen 15-20 Bewohner übrig blieben (Krusenstern 3, 49. 52. 2. Theil, 2. Abtheil. Cap. 8).

      Auf Neuholland brachen die Blattern zuerst 1789 aus und verwüsteten ganz Cumberland; 1830 verheerten sie, bis zur Nordküste hin das Innere von Ostaustralien (Meinicke a 2, 179). Auch diese Seuche entstand nach Meinicke a.a.O. ohne Einschleppung spontan unter den Eingeborenen. Von einer furchtbaren Pockenepidemie auf Ponapi (Puinipet, Banabe, Carolinen) erzählt die Novarareise 2, 395: die Krankheit war durch einen englischen Matrosen eingeschleppt und raffte 3000 Menschen hin; 2000 blieben übrig. Auf der Hawaiigruppe starben 1853 an den Pocken 5-6000 Menschen (Waitz 1, 176).

      Auch die Hottentotten, wenigstens in der Nähe der Capstadt, sind wesentlich durch die Pocken vermindert (Waitz 2, 346).

      Ausser dieser Krankheit haben dann die Masern und Rötheln schlimm unter den Naturvölkern gehaust, so in Brasilien, Guyana, im Mosquitolande (Waitz 1, 162), in Neuholland (Darwin 2, 213); und noch gefährlicher verschiedene Fieber, welche z.B. die Oregonindianer schwer heimsuchten, die oberen Tschinuks 1823 von 10,000 auf 500 zusammenschmolzen und zwar so schnell, dass die Zahl der Ueberlebenden nicht hinreichte, die Todten zu begraben (Wilkes und Haie bei Waitz 1, 162).

      Doch sind wir durch diese Fieber bei den Seuchen angekommen, denen die Naturvölker vor dem Auftreten der Europäer unterworfen waren. Epidemische Krankheiten sind zwar vorher selten, doch finden sie sich auch. So jene Seuche, welche vor Cook auf der Ostküste von Neu-Seeland wüthete, und zwar so heftig und rasch, dass auch hier nicht alle Todten begraben werden konnten (Dieffenbach 2, 12-14); so die Fieber, welche, wie es scheint, durch das Klima hervorgerufen am Orinoko epidemisch sind (Humboldt b 4, 215), so und vor allen jene berüchtigte mexikanische Krankheit, Matlazahuatl von den Eingeborenen genannt, ein furchtbares, dem gelben Fieber verwandtes Gallenfieber mit Blutbrechen, das schon lange vor Cortes Ankunft in Mexiko, ja wohl schon im 11. Jahrhundert unter den Tolteken, die damals noch in Nordamerika waren, herrschte (Humboldt a 4, 379), wie sich denn überhaupt die Krankheit mit Leichtigkeit in die kalte Zone verpflanzt und ihr »die kupferfarbige Raçe in beiden amerikanischen Hälften seit undenklichen Zeiten unterworfen ist« (eb. 380). Wie furchtbar aber diese Krankheit wüthete, geht aus den Zahlen hervor, welche Torquemada für die beiden Epidemien 1545 und 1576 angibt: 1545 sollen 800,000, 1576 zwei Millionen Indianer gestorben sein (Humboldt a 1, 97). Mag auch Humboldt, obgleich er sich verwahrt, Torquemadas Glaubwürdigkeit anzuzweifeln, Recht haben — und er hat es gewiss — dass diese Zahlen nur auf ungefährer und ungenauer, vielleicht übertriebener Schätzung beruhen: auch wenn wir die Ziffern halbiren, welch furchtbarer Verlust an Menschenleben bleibt immer noch! Humboldt meint (a.a.O.), dass auch diese Krankheit sich alle hundert Jahre einmal zeige: da er aber 4, 379 die Jahre 1545, 1576, 1736, 1761 und 1762 als Jahre, worin die Krankheit wüthete, aufstellt, so ist, wenn anders die Periodicität dieser Krankheit richtig ist, ihr Erscheinen in den einzelnen Jahren dann auf Stämme und Landschaften eingeschränkt, welche sie früher nicht hatten.

      Einen Hauptgrund für die furchtbare Wirksamkeit solcher eingeschleppter Krankheiten, auf den wir später zurückkommen, führt Humboldt an, wenn er a 4, 410-11 sagt: »Die Niedergeschlagenheit des Geistes und die Furcht vermehren natürlich die Prädisposition der Organe, um die Miasmen aufzunehmen; daher es kein Wunder ist, wenn solche Epidemien namentlich dann besonders heftig sind, wenn sie von siegreichen Eroberern eingeschleppt werden.«

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