Einstellungen erkennen, beeinflussen und nachhaltig verändern. Jens-Uwe Martens

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Einstellungen erkennen, beeinflussen und nachhaltig verändern - Jens-Uwe  Martens


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gelernt haben, nicht bestehen oder krank werden.

      Können wir nun wirklich immer unsere Einstellung „schnitzen“, wie Ziglar meint? Wie wir oben ausgeführt haben, entsteht die Einstellung durch die Wahrnehmung, besser gesagt durch die Konzentration auf bestimmte Aspekte und durch die Bewertung des Wahrgenommenen. Nun kann man dagegenhalten, dass niemand darin etwas Positives wahrnehmen wird, wenn er plötzlich und unfreiwillig seinen Arbeitsplatz verliert oder krank wird. Andererseits ist auch das eine Frage der Blickrichtung.

      Die größte Entdeckung meiner Generation ist die, dass man sein Leben ändern kann, einfach indem man seine Einstellung ändert.

James Truslow Adams

      Vielleicht werden Sie einwenden: „Das klingt doch wohl zu einfach. Mein Leben ist doch von so vielen Bedingungen abhängig, die ich nicht beeinflussen kann, dass ich mein Leben in grundlegenden Dingen doch wohl nicht verändern kann. Für einen, der gerade seine Arbeit verloren hat und nicht weiß, wie es weitergehen soll, muss das doch wie Hohn klingen.“

      Die Entstehung des Romans „Der scharlachrote Buchstabe“

      Nathaniel Hawthorne lebte in den USA. Er war Angestellter des Staates und fühlte sich daher einigermaßen sicher. Eigentlich wollte er von klein auf Schriftsteller werden, aber um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, nahm er lieber eine sichere Stelle als Staatsdiener an.

      In der Rezession 1930 musste auch der Staat in den USA den Gürtel enger schnallen und das Personal reduzieren. So traf es auch Nathaniel Hawthorne. Als er an dem Tag der Entlassung nach Hause kam, war er völlig niedergeschlagen. Völlig verzweifelt fragte er sich: „Wie soll es jetzt weitergehen?“

      Seine Frau sah ihm sofort an, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. Sie hörte sich in Ruhe seine Geschichte an, aber sie sprach ihm keinen Trost zu. Sie holte nur Tinte und einen Federhalter, stellte beides auf den Tisch, zündete das Feuer im Kamin an, legte den Arm um seine Schultern und sagte: „Jetzt kannst du dein Buch schreiben“.

      Hawthorne tat es, und die Literatur wurde bereichert durch den meisterlichen Roman „Der scharlachrote Buchstabe“ („The Scarlet Letter“)(2004).

      Hawthorne hatte in seiner Frau eine große Stütze und er hatte ein Ziel, auf das er sich mit Erfolg konzentrieren konnte. Was ist, wenn wir keine solche Unterstützung haben? Wenn wir uns bemühen, der Erfolg sich aber nicht einstellt? Welche Rolle spielt in einem solchen Fall unsere Einstellung? Hierzu noch eine andere wahre Geschichte von einem berühmten Mann, der durch die Veränderung seiner Blickrichtung eine negative Situation als Herausforderung interpretiert und dadurch etwas aus sich macht.

      Der Umgang mit Misserfolgserlebnissen

      Michael spielte für sein Leben gerne Basketball. Er hatte den Eindruck, auch gar nicht so schlecht zu sein. Als es daher einmal darum ging, seine Schule in einem wichtigen Basketballspiel zu vertreten, rechnete er sich große Chancen aus. Michael hatte viel trainiert und war sich sicher, dass er zu der Schulauswahl gehören würde. Als nun die Liste der Spieler ausgehängt wurde, die in die Schulmannschaft gehörten, las er sie immer wieder und konnte nicht begreifen, dass er seinen Namen nicht darauf fand. Seine Enttäuschung war so groß, dass er Schwierigkeiten hatte, sich richtig auf die Liste zu konzentrieren. Die Namen wurden immer wieder undeutlich. Aber solange er auch auf die Liste starrte, er musste schließlich akzeptieren: Sein Name war nicht darauf.

      Er war nicht verzweifelt und entmutigt, sondern verstärkte daraufhin seinen Eifer noch. Er intensivierte seine Trainingsanstrengungen, wurde immer besser und schließlich wurde Michael Jordan zum Vorbild ganzer Basketballgenerationen.

      In seinem Buch „I Can’t Accept Not Trying“ („Ich kann nicht akzeptieren, es nicht zu versuchen“) schreibt er:

      „Wenn ich mich mit irgendeiner neuen Situation konfrontiere, stelle ich mir vor, dass ich erfolgreich sein werde. Ich denke nicht daran, was passieren könnte, wenn ich versage.

      Aber ich sehe immer wieder, wie einige Menschen aus Angst vor einem Versagen erstarren, sich nicht aufraffen können, etwas zu tun. Sie ahmen dabei andere nach oder sie reagieren einfach so, weil ihnen die Gedanken an mögliche negative Resultate keine andere Chance geben. Sie haben wohl Angst, eine schlechte Figur zu machen oder in Verlegenheit zu geraten. Das ist für mich nicht wichtig genug. Ich habe mir klargemacht, dass ich angreifen muss, wenn ich etwas in meinem Leben erreichen will. Ich muss rausgehen und etwas unternehmen. Ich glaube nicht, dass du etwas erreichen kannst, wenn du passiv bist. Ich weiß, dass Angst für einige Menschen ein Hindernis darstellt, aber für mich ist sie Einbildung.“

      Ob man diese Haltung jetzt als Blickrichtung, als Einstellung oder nur als positive Gewohnheit bezeichnet, ist unerheblich. Beide Geschichten (und es gibt noch viele andere in dieser Art), sowohl die von Nathaniel Hawthorne als auch die von Michael Jordan machen deutlich, dass wir mit der geeigneten Einstellung ein Unglück zu etwas Positivem verwandeln können. Und das Entscheidende dabei ist: Eine solche Einstellung können wir mit einiger Übung tatsächlich erwerben.

      Du kannst nicht kontrollieren, was dir widerfährt, aber du kannst deine Einstellung kontrollieren, die du gegenüber dem hast, was dir passiert und dadurch wirst du die Veränderung eher meistern, als dass die Veränderung dich meistert.

Brian Tracy

      3.2 Die Einstellung zur Arbeit und zum Leben

      Eine der Einstellungen, die unser Leben wesentlich bestimmt, ist die Einstellung zu unserer Arbeit. Warum tun Sie beruflich das, was Sie tun? Sehen Sie darin einen Sinn oder tun Sie es nur wegen des Geldes, das Sie dabei verdienen? Wie fühlen Sie sich, wenn Sie das Haus verlassen und zur Arbeit gehen? Wie fühlen Sie sich, wenn Sie abends oder am Wochenende von der Arbeit nach Hause kommen?

      Die Maurer vom Petersdom

      Drei Maurer am Petersdom werden gefragt: „Was machen Sie gerade?“

      Der erste sagt ohne aufzusehen: „Ich tue meine Pflicht, damit ich am Ende meinen Lohn bekomme.“

      Der zweite antwortet und zeigt dabei auf eine halbfertige Mauer: „Das sehen Sie doch! Ich mauere Ziegel, ich baue eine Mauer, ich tue meine Arbeit.“

      Der dritte wendet sich dem Fragenden zu und mit leuchtenden Augen führt er aus: „Ich arbeite mit am Bau einer der größten Kathedralen der Welt, an einem Gebäude, das viele Hunderte von Jahre Zeugnis davon ablegen wird, was Menschen mit Hilfe der Inspiration Gottes leisten können.“

      Alle drei Maurer haben das Gleiche getan, sie unterschieden sich nur hinsichtlich ihrer Einstellung zu der Tätigkeit. Der Unterschied mag als so klein erscheinen, dass man ihn vernachlässigen kann, aber im Erleben der drei Maurer ist er entscheidend.

      Der dritte Maurer ist ein Mensch mit einer Vision. Er hat das Ganze, an dem er arbeitet, im Blick; er verrichtet seine Arbeit mit Freude und sicher ist die Qualität seiner Arbeit auch besser, als die des ersten und zweiten Maurers. Als man die Arbeit rationalisierte, indem man sie in viele Teile zergliederte und so das Fließband erfand, entdeckte man bald, dass dadurch die Motivation der Arbeiter und die Qualität des Arbeitsergebnisses litt. Man führte daraufhin „Qualitätszirkel“ ein, man bildete Teams, die sich gemeinsam um größere Einheiten bemühten und so wieder den Sinn ihrer Arbeit von Augen hatten. Aber diese Orientierung bei der Arbeit ist nicht primär davon abhängig, wie die Arbeit organisiert ist, sondern wie unser Blick auf die Arbeit, d. h. unsere Einstellung zur Arbeit beschaffen ist.

      Letztlich kommt es darauf an, ob wir bei dem, was wir tun, den Blick für das Ganze haben oder behalten. Es kommt darauf an, eine Vogelperspektive einzunehmen, vielleicht sogar die Welt gleichsam aus dem Weltraum betrachten zu können, so wie der Astronaut Russel (Rusty) Schweickart, der als einer der ersten den Planeten Erde aus dem Weltraum sah und daraus seine Vision entwickelte. „Wenn Sie das große Bild Ihres Lebens sehen, so wird Ihnen dies helfen, einen Plan, eine Mission zu entwickeln, die es Ihnen ermöglicht, dieses Leben auf umfassende und erfüllende Weise zu leben.“ Jeder von uns hat die Möglichkeit, sich in seiner Vorstellung zu erheben und den Blickwinkel eines Astronauten einzunehmen.

      Natürlich gibt es Berufe, bei denen es leichter ist, einen


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