Lederstrumpf. Джеймс Фенимор Купер

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Lederstrumpf - Джеймс Фенимор Купер


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hast, Judith, sagte sie, Gott ist gütig gegen mich gewesen, und hat mir eine Last vom Herzen genommen. Mutter hatte viele solche Lasten, so pflegte sie mir zu sagen, und schaffte sie sich immer auf solche Weise vom Herzen. Es ist die einzige Weise, Schwester, wie man so etwas tun kann. Einen Stein, oder ein Stück Holz kannst du mit der Hand aufheben; aber das Herz muss durch’s Gebet erleichtert werden. Ich meine, du betest nicht mehr so oft, Judith, als da du jünger warest!

      Lass das – lass das, Kind, antwortete Judith mit hohler Stimme – davon handelt es sich jetzt nicht. Mutter ist dahin, und Thomas Hutter ist dahin, und die Zeit ist gekommen, wo wir für uns selbst denken und handeln müssen.

      Während das Canoe sich von der Stelle entfernte, unter den leisen Ruderschlägen der ältern Schwester, saß die jüngere in sinnendem Brüten da, wie sie pflegte, so oft ihr Geist durch eine abstraktere und schwerer zu fassende Idee beschäftigt und verwirrt war.

      Ich weiß nicht, was Du unter Zukunft verstehst, Judith, bemerkte sie am Ende plötzlich. Mutter pflegte den Himmel die Zukunft zu nennen, aber du scheinst damit die nächste Woche oder den morgenden Tag zu meinen.

      Es bedeutet beides, liebe Schwester; alles was noch kommen soll in dieser Welt oder in einer anderen. Es ist ein ernstes Wort, und am ernstesten, fürchte ich, für diejenigen, die am wenigsten daran denken. Der Mutter Zukunft ist die Ewigkeit; die unsrige kann noch bedeuten, was uns begegnen wird, so lange wir in dieser Welt leben – ist das nicht ein Canoe, was eben hinter dem Castell vorüberfährt? – Dort, mehr in der Richtung des Vorsprungs meine ich; es ist versteckt, jetzt; aber gewiss, ich sah ein Canoe hinter die Stämme sich stehlen.

      Ich habe es schon einige Zeit gesehen, versetzte Hetty ruhig, denn die Indianer hatten wenig Schreckliches für sie, aber ich hielt es nicht für recht, über der Mutter Grab von solchen Dingen zu schwatzen. Das Canoe kam von dem Lager her, Judith, und ward gerudert von einem einzigen Manne; und der schien mir Wildtöter und kein Irokese zu sein.

      Wildtöter! erwiderte die andere wieder ganz mit ihrem natürlichen Ungestüm. Das kann nicht sein! Wildtöter ist ein Gefangener, und ich habe auf Mittel gedacht, ihn frei zu machen. Warum bildest du dir ein, es sei Wildtöter, Kind?

      Du kannst selbst schauen, Schwester, da kommt uns das Canoe wieder zu Gesicht, diesseits der Hütte.

      Wirklich war das leichte Boot an dem Gebäude vorbeigefahren und näherte sich jetzt stetig der Arche, wo die an Bord befindlichen Personen sich schon im Vorderteile der Fähre zusammendrängten, um den Besuch zu empfangen. Ein einziger Blick genügte, Judith die Gewissheit zu verschaffen, dass ihre Schwester recht hatte, und Wildtöter allein in dem Canoe sich befand. Aber sein Herankommen war so still und gemächlich, dass sie sich darüber wundern musste, da ein Mann, dem es gelungen, seinen Feinden durch List oder Gewalt zu entfliehen, schwerlich im Stand sein könnte, mit der Stetigkeit und Bedächtlichkeit sich zu bewegen, womit sein Ruder das Wasser durchschnitt. Mittlerweile neigte sich der Tag stark zum Ende, und man sah die Gegenstände an den Küsten nur noch dämmernd. Auf der Breite des See’s jedoch weilte noch das Licht, und gerade unmittelbar um die Szene der gegenwärtigen Ereignisse her, die weniger beschattet war als die meisten Gegenden des See’s, in dessen größter Breite sie lag, goss es einen Schimmer aus, der eine schwache Ähnlichkeit hatte mit den warmen Tinten eines italienischen oder griechischen Sonnenuntergangs. Die Stämme der Hütte und der Arche bekamen eine Art Purpurfarbe, vermischt mit der wachsenden Dunkelheit, und die Rinde an des Jägers Boot verlor ihre schärfere Deutlichkeit in reicheren aber weicheren Farben, als die sie beim hellen Sonnenglanz gezeigt hatte. Als die beiden Canoe’s sich einander näherten – denn Judith und ihre Schwester hatten sich mit ihren Ruderschaufeln so gerührt, dass sie dem unerwarteten Besuch begegneten, noch eh’ er die Arche erreichte – da hatte selbst Wildtöters sonnverbranntes Gesicht ein glänzenderes Aussehen als gewöhnlich, unter den lieblichen Tinten, die in der Atmosphäre zu tanzen schienen. Judith bildete sich ein, die Freude, sie wieder zu sehen, habe einigen Anteil an diesem ungewohnten, einnehmenden Ausdruck. Sie wusste nicht, dass ihre eigne Schönheit in Folge derselben natürlichen Ursache sich noch vorteilhafter als gewöhnlich darstellte; auch wusste sie nicht, was zu wissen ihr eine so große Freude gemacht hätte, dass wirklich der junge Mann sie, als sie ihm näher kam, für die anmutigste Creatur ihres Geschlechtes hielt, die seine Augen je gesehen.

      Willkommen – willkommen, Wildtöter! rief das Mädchen, als die Canoes an einander heranschwammen, nachdem die Ruder ihre Dienste eingestellt hatten, wir haben einen traurigen – einen entsetzlichen Tag gehabt – aber Eure Rückkehr ist wenigstens Ein Unglück weniger. Sind die Huronen menschlicher geworden, und haben Euch gehen lassen; oder seid Ihr den Elenden durch Euern Mut und Eure Geschicklichkeit entkommen?

      Keines von beiden, Judith, weder das eine noch das andere. Die Mingo’s sind noch Mingo’s, und werden als Mingo’s leben und sterben; es ist nicht wahrscheinlich, dass ihre Natur je eine Verbesserung erfahren wird. Nun, sie haben ihre Gaben, und wir die unsrigen, Judith, und es geziemt sich auch nicht, übel zu reden von dem, was der Herr geschaffen hat; obwohl, wenn ich die Wahrheit sagen soll, ich es eine harte Probe finde, mild zu denken, oder mild zu reden von jenen Vagabunden. Was das betrifft, sie zu überlisten, so hätte das wohl geschehen können, und es ist auch geschehen, von der Schlange dort und von mir, als wir Hist auf der Spur waren – hier hielt der Jäger inne und lachte in seiner geräuschlosen Weise; – aber es ist nicht so leicht, den Überlisteten wieder zu überlisten. Selbst die Rehe lernen die Schliche der Jäger kennen, eh’ Eine Jagdzeit vorüber ist; und ein Indianer, dem einmal durch eine Überlistung die Augen geöffnet worden sind, schließt sie nimmer wieder genau an demselbigen Platz. Ich habe weiße Männer gekannt, die das taten, aber nie eine Rothaut. Was sie lernen, das lernen sie durch Erfahrung, und nicht durch Bücher; und unter allen Schulmeistern gibt die Erfahrung die am längsten im Gedächtnis haftenden Lehren.

      Das ist alles wahr, Wildtöter; aber wenn Ihr den Wilden nicht entwischt seid, wie kommt Ihr denn hierher?

      Das ist eine natürliche Frage und zum Bezaubern gestellt. Ihr seid wirklich wunderbar hübsch diesen Abend, Judith, oder Wilde Rose, wie Schlange Euch nennt, und wie ich wohl auch sagen darf, da ich in allem Ernst so denke. Ihr mögt sie wohl Mingo’s nennen, und Wilde auch, denn wild genug sind sie gesinnt. und wild genug handeln sie, sobald Ihr ihnen einmal Gelegenheit gebt. Sie empfinden ihren Verlust hier, bei dem letzten Scharmützel, bis ins innerste Herz, und sind bereit, ihn an jeder Creatur von englischem Blute zu rächen, die ihnen in den Weg kommen mag. Ja, was das betrifft, ich glaube, sie würden sich auch nicht besinnen, ihre Genugtuung an einem Holländer zu nehmen.

      Sie haben Vater getötet; das sollte ihren ruchlosen Blutdurst befriedigen, bemerkte Hetty in vorwurfsvollem Tone.

      Ich weiß es, Mädchen – ich weiß die ganze Geschichte – teils aus dem, was ich von der Küste aus gesehen habe, denn sie führten mich von dem Landvorsprung dahin, – teils aus ihren Drohungen gegen mich und ihren übrigen Reden. Nun, das Leben ist im besten Fall ein ungewisses Ding, und wir alle hängen Tag für Tag in dieser Beziehung vom Atem unsrer Nase ab. Wenn Ihr einen kräftigen Freund und Beschützer verloren habt, wie ich das nicht bezweifle, so wird Euch die Vorsehung neue an seiner Statt erwecken; und sintemal unsre Bekanntschaft auf diese ungewöhnliche Art begonnen hat, will ich dies als einen Wink ansehen, dass es in Zukunft auch zu meiner Pflicht gehört, falls sich Gelegenheit zeigt, Sorge zu tragen, dass Ihr keinen Mangel an Lebensmitteln leidet im Wigwam. Ich kann die Toten nicht wieder zum Leben bringen, aber die Lebenden zu ernähren – darin tun es mir Wenige zuvor auf dieser ganzen Grenze, was ich aber nur aus Mitleid und zum Trost für Euch sage, und keineswegs in der Absicht zu prahlen!

      Wir verstehen Euch, Wildtöter, versetzte Judith hastig, und nehmen alles, was von Eurem Munde kommt, so wie es gemeint ist, in Wohlwollen und Freundschaft. Wollte Gott, alle Männer hätten so wahrhafte Zungen und so redliche Herzen!

      In der Hinsicht sind die Menschen verschieden, ganz gewiss, Judith. Ich habe Solche gekannt, denen nicht weiter zu trauen war, als man sie mit Augen sehen konnte; und wieder andere, auf deren Botschaften, mit einem kleinen Stück Wampum gesandt, man sich vielleicht ebenso sicher verlassen konnte, als sähe man das ganze Geschäft vor Augen beendigt. Ja, Judith, Ihr spracht nie ein wahreres Wort, als da Ihr sagtet, auf manche Männer könne man sich verlassen, und auf andere nicht.

      Ihr


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