Lederstrumpf. Джеймс Фенимор Купер
Читать онлайн книгу.eines Freundes werden einem nie zu Viel.
Ich will etwas länger sprechen, Häuptling, aber Ihr werdet es entschuldigen in Betracht alter Kameradschaft, falls ich jetzt von mir selbst rede. Wenn das Schlimmste zum Schlimmsten kommt, wird von mir schwerlich Viel mehr übrig bleiben, als Asche; somit wäre ein Grab überflüssig und eine Art Eitelkeit. Auf diesen Punkt bin ich nicht sonderlich versessen, obgleich es nicht übel wäre, die Überbleibsel von dem Holzstoß anzusehen, und sollten sich noch Knochen oder sonst Stücke finden, so wäre es anständiger, sie zu sammeln und zu begraben, als sie liegen zu lassen, dass die Wölfe daran nagten und darüber heulten. Diese Sachen machen am Ende keinen großen Unterschied, aber Männer von weißem Blut und christlichem Gefühl haben doch eher eine Gabe für Gräber.
Es soll geschehen, wie mein Bruder sagt, versetzte der Indianer ernst. Wenn sein Gemüt voll ist, leere er es aus in die Brust eines Freundes.
Dank Euch, Schlange; mein Gemüt ist leicht genug, ja, es ist ziemlich leicht. Ideen drängen sich wohl auf, an die ich freilich gewöhnlich nicht denke, es ist wahr; aber wenn ich gegen die einen ankämpfe, und den anderen Luft mache, wird am Ende alles in Ordnung kommen. Ein Ding jedoch ist, Häuptling, das mir unvernünftig scheint, und gegen die Natur, obgleich die Missionäre es als wahr gelten lassen; und bei meiner Religion und Farbe fühle ich mich verpflichtet, ihnen zu glauben. Sie sagen, ein Indianer möge den Leib martern und peinigen nach Herzensgelüsten, und skalpieren und schneiden, und reißen und brennen, und alle seine Erfindungsgabe und Teufelei aufbieten, bis Nichts übrig bleibt als die Asche, und diese nach den vier Winden des Himmels verstreuen: dennoch, wenn die Posaune Gottes erschalle, werde sich alles wieder zusammenfinden, und der Mensch werde wieder in seinem Fleisch dastehen, dieselbe Creatur im Aussehen, wenn auch nicht im Gefühl, wie zuvor, eh’ er misshandelt worden!
Die Missionäre sind gute Männer; sie meinen es gut, versetzte der Delaware höflich, sie sind keine großen Ärzte. Sie glauben alles, was sie sagen, Wildtöter; das ist kein Grund, dass Krieger und Redner ganz Ohr sein sollten. Wenn Chingachgook den Vater Tamenunds in seinem Skalp und Bemalung und Kriegslocke stehen sehen wird, dann wird er den Missionären glauben.
Sehen ist Glauben, gewiss. Ach ja! und einer von uns sieht vielleicht dies alles eher als wir gedacht hätten. Ich verstehe Eure Meinung in Betreff von Tamenunds Vater, und die Idee ist eine bündige Idee. Tamenund ist jetzt ein alter Mann, wir wollen sagen achtzig, wohlgezählt; und sein Vater ward skalpiert und gemartert, als der jetzige Prophet ein junger Bursch war. Ja, wenn man das geschehen sähe, dann wäre es nicht mehr schwer, allem Glauben zu schenken, was die Missionäre sagen. Indes ich bin jetzt nicht gegen ihre Ansicht; denn Ihr müsst wissen, Schlange, dass der große Grundsatz des Christenthums ist: zu glauben ohne zu sehen; und ein Mann sollte immer nach seiner Religion und seinen Grundsätzen handeln, seien sie welche sie wollen.
Das ist sonderbar für eine weise Nation. sagte der Delaware mit Nachdruck. Der rote Mann schaut scharf hin, um zu sehen und zu verstehen.
Ja, das ist plausibel und dem menschlichen Stolz angenehm, aber es ist nicht so tief als es scheint. Wenn wir Alles verständen, was wir sehen, Schlange, so wäre es nicht nur klug, sondern auch sicher, jedem Ding unsern Glauben zu versagen, das wir unbegreiflich finden; aber wo es so viele Dinge gibt, von denen wir gar Nichts zu verstehen bekennen müssen, so nützt es Wenig und hat keinen vernünftigen Grund, bedenklich zu sein gerade in einem Punkt. Was mich betrifft, Delaware, meine Gedanken sind nicht alle bei der Jagd gewesen, wenn wir in unsrer Jugend auf Jagd und Kundschaft auszogen. Manche Stunde habe ich ganz angenehm zugebracht mit dem, was man bei meinem Volke Beschaulichkeit nennt. Bei solchen Gelegenheiten ist der Geist tätig, obschon der Körper träg und gleichgültig scheint. Ein offener Platz auf einem Berg, wo man Erde und Himmel weithin übersieht, ist ein höchst gutgewählter Ort für einen Mann, um eine richtige Idee von der Macht Manitou’s und von seiner eignen Kleinheit zu bekommen. Zu solchen Zeiten hat man keine große Neigung, sich an kleinen Schwierigkeiten im Begreifen zu stoßen, da so große da sind, sie zu verbergen. Zu solchen Zeiten kommt mich das Glauben leicht genug an; und wenn der Herr zuerst den Menschen aus Erde machte, wie sie mir sagen, dass in der Bibel geschrieben stehe, und dann im Tod ihn in Staub verwandelt, sehe ich keine große Schwierigkeit darin, dass er ihm wieder zu seinem Leibe verhilft, obgleich davon Nichts als Asche übrig geblieben. Diese Dinge liegen über unser Verständnis hinaus, wie nahe sie unsern Gefühlen liegen mögen, und wirklich liegen. Aber von allen Lehren, Schlange, ist, die mich am meisten stört und mein Gemüt in Unruhe versetzt, diejenige, welche uns glauben heißt: ein Bleichgesicht komme in einen Himmel, und eine Rothaut in einen anderen; sie möchte im Tod diejenigen trennen, die viel zusammen lebten, und einander im Leben herzlich liebten.
Lehren die Missionäre ihre weißen Brüder dies glauben? fragte der Indianer mit gemessenem Ernst. Die Delawaren glauben, dass gute Männer und tapfere Krieger miteinander jagen werden in denselben luftigen Wäldern, welchem Stamme sie auch angehören mögen; dass alle ungerechten Indianer und Feigen mit den Hunden und Wölfen herumkriechen müssen, um Wildpret für ihre Hütten zu bekommen.
Es ist wunderbar, wie mancherlei Einbildungen die Menschen haben, Glück und Elend betreffend in einem anderen Leben! rief der Jäger aus, hingerissen von der Macht seiner eignen Gedanken. Einige glauben an Feuer und Flammen, und andere halten es für Strafe, mit den Wölfen und Hunden zu essen. Dann wieder bilden sich Einige ein, der Himmel sei nur die Befriedigung ihrer irdischen Wünsche, während andere ihn sich ganz voll Gold und glänzender Lichter denken! Nun, ich habe meine eigne Idee in dieser Sache, Schlange, und zwar diese. So oft ich Unrecht getan, habe ich in der Regel gefunden, dass es von einer Blindheit des Geistes herrührte, welche mich hinderte, das Rechte zu sehen und wenn das Gesicht wieder gekehrt war, dann kam Kummer und Reue. Nun bilde ich mir ein, dass nach dem Tod, wenn der Körper abgelegt, oder, wenn überhaupt noch gebraucht, gereinigt und von seinen Bedürfnissen und Wünschen befreit ist, der Geist alle Dinge in ihrem wahren Licht sieht, und nie gegen Wahrheit und Gerechtigkeit blind wird. Wenn dies der Fall, schaut man alles, was man im Leben getan, so klar, wie die Sonne am Mittag; das Gute bringt Freude, und das Böse Kummer. Daran ist nichts Unvernünftiges, sondern es ist der Erfahrung jedes Menschen gemäß.
Ich glaubte, die Bleichgesichter hielten alle Menschen für Sünder, Wer soll dann je den Himmel der Weißen finden?
Das ist sinnreich, aber es trifft nicht mit den Lehren der Missionäre zusammen. Ihr werdet eines Tags, ich zweifle nicht, ein Christ werden, und dann wird Euch alles klar einleuchten. Ihr müsst wissen, Schlange, dass eine große Tat der Rettung und Erlösung vollbracht worden ist, die mit Gottes Hilfe alle Menschen in Stand setzt, Vergebung zu finden für ihre Sündhaftigkeit, und das ist das Wesentliche der Religion der Weißen. Ich kann mich nicht aufhalten, weitläuftiger hierüber mit Euch zu sprechen, denn Hist wartet im Canoe, und der Urlaub ruft mich weg; aber die Zeit wird, hoffe ich, kommen, wo Ihr das fühlen werdet; denn gefühlt muss es am Ende doch werden, mehr als mit dem Verstande ergründet. Ach weh! nun, Delaware, da ist meine Hand. Ihr wisst, es ist die eines Freundes, und werdet sie als solche schütteln, obgleich sie Euch nicht halb so viel Gutes erwiesen, als ich gewünscht hätte!
Der Indianer ergriff die dargebotene Hand, und erwiderte den Druck mit Wärme. Dann wieder seinen erworbenen Stoicismus annehmend, den man so häufig für angeborne Gleichgültigkeit hielt, stand er mit Fassung und Zurückhaltung auf, und schickte sich an, von seinem Freunde mit aller Würde sich zu trennen. Wildtöter jedoch war natürlicher; und er hätte sich wohl gar Nichts daraus gemacht, seinen Gefühlen ganz freien Lauf zu lassen, hätte ihn nicht das Benehmen und die Sprache Judiths vor einer kleinen Weile mit geheimer, obwohl unbestimmter Besorgnis vor einer Szene erfüllt. Er war zu bescheiden, um die Wahrheit hinsichtlich der wahren Gefühle dieses schönen Mädchens zu ahnen, während er zu gut beobachtete, als dass er nicht ihren innern Kampf hätte bemerken sollen, der sie so oft einer Entdeckung ihres Geheimnisses so nahe gebracht hatte. Dass etwas Außerordentliches in ihrer Brust sich verberge, war ihm augenfällig genug; und vermöge eines männlichen Zartgefühls, das der feinsten und höchsten Bildung Ehre gemacht haben würde, scheute er zurück vor einer Offenbarung dieses Geheimnisses, welche später das Mädchen selbst hätte reuen können. Daher beschloss er jetzt aufzubrechen, und das ohne weitere Kundgebung von Gefühlen von seiner Seite oder von anderen.
Gott segne Euch! Schlange