Gesicht des Todes. Блейк Пирс

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Gesicht des Todes - Блейк Пирс


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der Männerschuhe war sichtbarer, er musste sie hier anscheinend in den Würgegriff genommen haben, so dass ein Teil ihres Gewichts auf ihm lag.

      Die Leiche war schon abtransportiert worden, aber das Blut sprach für sich.

      Es musste schnell gegangen sein, sie würde sich nicht lange gequält haben.

      Zoe sah hinunter, um einen genaueren Blick auf die Fußabdrücke zu werfen, die sie gesehen hatte, jene des männlichen Täters. Ihr Aussehen war interessant. Während sie ein schwaches Muster in den vom Opfer hinterlassenen Spuren ausmachen konnte – genug, um ihr einen Eindruck der Marke und der bequemen Schuhform zu geben – waren seine Fußabdrücke nur ein schwacher Umriss, meistens nur ein Fersenabdruck.

      Zoe ging den gleichen Weg zurück, prüfte es unterwegs. Es gab nur zwei Stellen, an denen sie seine Abdrücke ausmachen konnte: in der Nähe der Türe, wo er gewartet hatte, und hier, zum Todeszeitpunkt. In beiden Fällen waren alle identifizierenden Merkmale – inklusive der Länge und Breite des Schuhs – getilgt worden.

      Um es anders auszudrücken, er hatte hinter sich aufgeräumt.

      „Abgesehen von der Leiche gab es keine physischen Beweise?“ fragte Zoe den Polizisten, der seine Position bei der Türe bis jetzt nicht verlassen hatte.

      Er hatte seine Daumen in seine Gürtelschlaufen gehakt, sah mit zusammengekniffenen Augen in alle Richtungen die Straße entlang. „Nein, Ma’am“, sagte er.

      „Keine Haarfollikel? Reifenspuren?“

      „Nichts, das wir dem Täter zuordnen können. Es sieht aus, als ob alle Reifenspuren auf dem Parkplatz verwischt wurden, nicht nur seine.“

      Zoe kaute nachdenklich auf ihrer Lippe. Er mochte seine Opfer zufällig ausgewählt haben, aber er war alles andere als ein rasender Irrer. Wie Shelley gesagt hatte – er hatte sich unter Kontrolle. Mehr noch, er war geduldig und gründlich. Sogar Mörder, die ihre Angriffe planten, waren normalerweise nicht so gut.

      Zoes Klingelton zerriss die Stille der leeren Straße und ließ den Polizisten zusammenfahren. „Special Agent Prime“, sagte sie automatisch, ohne überhaupt auf die Anruferanzeige zu sehen.

      „Z, ich habe eine Spur. Brutaler Exmann“, sagte Shelley. Sie legte wohl keinen Wert auf Förmlichkeiten. Ihre Stimme klang hastig, aufgeregt. Der Nervenkitzel des ersten Hinweises. „Sieht so aus, als ob die Scheidung gerade erst durch ist. Möchtest du mich abholen kommen und es überprüfen?“

      „Hier gibt’s nicht viel zu sehen“, erwiderte Zoe. Es hatte keinen Sinn, dass sie beide den Tatort untersuchten, wenn es andere Spuren gab, die überprüft werden mussten. Außerdem hatte sie das Gefühl, dass Shelley es unbedingt vermeiden wollte, den Ort zu sehen, an dem eine Frau ihr Leben verloren hatte. Sie war eben doch in mehreren Dingen noch unerfahren. „Ich bin in zwanzig Minuten bei dir.“

      ***

      „Also, wo waren Sie gestern Abend?“ fragte Shelley nachdrücklich, lehnte sich vor, um dem Typen den Eindruck zu vermitteln, dass es ihr kleines Geheimnis sein würde.

      „Ich war in einer Bar“, knurrte er. „Lucky’s, drüben an der Ostseite der Stadt.“

      Zoe hörte kaum zu. Von dem Moment an, in dem sie hereingekommen war, hatte sie gewusst, dass dies nicht ihr Mörder war. Vielleicht hatte der Exmann gerne den starken Macker markiert, als sie verheiratet waren, aber es gab da ein Problem: sein Gewicht. Er war um die 45 Kilo zu schwer, um jene Abdrücke hinterlassen zu haben, und außerdem zu klein. Er war groß genug, um seine Frau außer Gefecht zu setzen – eine kleinere Frau, die zweifellos schon viele Male Opfer seiner Fäuste geworden war – aber nicht das größte Opfer. Er war knappe 1,68, wohl eher 1,67. Er hätte zu weit hochgreifen müssen.

      „Kann jemand bestätigen, dass Sie dort waren?“ fragte Shelley.

      Zoe wollte sie unterbrechen, keine weitere Zeit verschwenden. Aber sie sagte kein Wort. Sie wollte nicht etwas erklären müssen, dass für sie so offensichtlich war wie der blaue Himmel draußen.

      „Ich bin aus den Latschen gekippt“, sagte er, warf die Hand frustriert in die Luft. „Checken Sie die Kameras. Fragen Sie den Barmann. Er hat mich weit nach Mitternacht vor die Tür gesetzt.“

      „Hat der Barmann einen Namen?“ fragte Zoe, öffnete ihren Notizblock, um mitzuschreiben. Das wäre wenigstens etwas, das sie leicht überprüfen könnten. Sie schrieb auf, was er ihr sagte.

      „Wann haben Sie Ihre Exfrau zuletzt gesehen?“ fragte Shelley.

      Er zuckte mit den Schultern, sein Blick schweifte zur Seite, als er nachdachte. „Ich weiß nicht. Die Schlampe kam mir ständig in die Quere. Wahrscheinlich vor’n paar Monaten. Sie war total aufgebracht wegen Unterhalt. Ich hab ’n paar Zahlungen versäumt.“

      Seine Art zu reden machte Shelley sichtbar gereizt. Es gab einige Gefühle, die Zoe schwer erkennen konnte, schwer definierbare Dinge, die keine Bezeichnungen hatten, oder in etwas begründet waren, mit dem sie sich nicht identifizieren konnte. Aber Ärger war einfach. Ärger hätte genauso gut ein blinkendes rotes Schild sein können und es erschien gerade über Shelleys Kopf.

      „Halten Sie alle Frauen für Unbequemlichkeiten, oder nur die, die sich nach einem gewalttätigen Angriff von Ihnen scheiden ließen?“

      Die Augen des Mannes traten fast aus seinem Kopf. „Hey, hören Sie, Sie können—”

      Shelley unterbrach ihn, bevor er seinen Satz beenden konnte. „Sie haben eine Vorgeschichte tätlicher Angriffe auf Linda, oder nicht? Ihre Akte weist mehrere Verhaftungen wegen diverser Beschwerden über häusliche Gewalt auf. Anscheinend haben Sie es sich zur Gewohnheit gemacht, sie grün und blau zu schlagen.“

      „Ich…“ Der Mann schüttelte den Kopf, als ob er ihn so wieder klar bekommen könnte. „Ich hab sie nie so verletzt. Also, nie schlimm. Ich würde sie nicht umbringen.“

      „Warum nicht? Sie wollten doch sicher diese Unterhaltszahlungen loswerden?“ beharrte Shelley.

      Zoe spannte sich an, ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Wenn das noch länger ging, würde sie eingreifen müssen. Shelley ließ sich hinreißen, ihre Stimme wurde gleichzeitig schriller und lauter.

      „Ich hab’ sie sowieso nicht bezahlt“, stellte er klar. Seine Arme waren abwehrend über der Brust verschränkt.

      „Nun, vielleicht haben Sie ein letztes Mal rotgesehen, oder nicht? Sie wollten sie verletzen und es ging weiter als je zuvor?“

      „Hören Sie auf!“ brüllte er, seine Beherrschung zusammenbrechend. Unerwarteterweise verbarg er sein Gesicht hinter seinen Händen, dann ließ er sie fallen und man sah die Nässe, die von seinen Augen auf seine Wangen hinunter verschmiert war. „Ich hab’ mit den Unterhaltszahlungen aufgehört, damit sie zu mir kam. Ich hab’ sie vermisst, okay? Ich hab’ die dumme Schlampe nicht vergessen können. Ich bin jeden Abend ausgegangen und hab’ mich betrunken, weil ich ganz alleine bin. Ist es das, was Sie hören wollten? Ja?“

      Sie waren durch – das war klar. Trotzdem dankte Shelley dem Mann steif und gab ihm ihre Karte, bat ihn, sie anzurufen, wenn ihm noch etwas einfiel. Das, was Zoe gemacht hätte, wenn sie davon ausgegangen wäre, dass es Sinn gehabt hätte. Die meisten Leute riefen Zoe nicht an.

      Sie bezweifelte, dass Shelley diesmal einen Anruf bekommen würde.

      Shelley stieß die Luft aus, als sie fortgingen. „Sackgasse, toter Punkt. Sorry, das Wortspiel war nicht beabsichtigt. Ich glaube ihm. Was sollen wir deiner Meinung nach als Nächstes tun?“

      „Ich möchte die Leiche sehen“, antwortete Zoe. „Wenn es weitere Beweise gibt, dann finden wir sie beim Opfer.“

      KAPITEL FÜNF

      Das


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