The Trial and Death of Socrates. Plato

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The Trial and Death of Socrates - Plato


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Die Gesellschaft, als sehe sie die bezaubernde Wirkung voraus, welche die Musik auf das Naturkind hervorbringen würde, erhob sich von der Tafel und trat in den Saal.

      Rosa hatte mit der naiven Neugierde eines Kindes die prachtvolle Einrichtung, die herrlichen Fußteppiche, die glänzend seidenen Vorhänge, die duftenden Rosaholzmöbel, die marmornen Statuen angestaunt und war in lieblicher Einfalt von einem Gegenstande zum andern gehüpft, als Gabriele zum Pianoforte schlüpfte und einige Töne anschlug. Diese horchte hoch auf, als die zarten Finger über die Tasten hinschwebten und einige ergreifende Akkorde erklangen. Sie flog auf das Instrument zu und sah hinein mit kindisch naiver Einfalt und breitete die Hände darüber, als wollte sie die sanften Töne erhaschen, und mit verwundertem Blicke hielt sie es, als fürchtete sie sich, sie würden entfliehen. Allmählich, als Gabriele nach dem sanften Vorspiele in die Romanze des Troubadours einschlug, da malte sich in ihrem Gesichte ein stilles, namenloses Entzücken, ihre Augen begannen zu leuchten mit der Glut unnennbarer Wonne, ihre ganze Gestalt schien von einem elektrischen Feuer berührt. Sie umgaukelte sich selbst, wie ein lieblicher Schmetterling, und, sowie dieser seine zarten Flügel, so breitete sie ihre Hände aus, als wollte sie die zarten Töne umarmen; ihre Füße hoben sich, sie berührte kaum mehr den Teppich, jede ihrer Bewegungen war die schönste Poesie, ihr ganzes Wesen Verklärung geworden. Eben war die Gesellschaft eingetreten, als die Töne ihre Kraft auf das holde Geschöpf zu äußern anfingen.

      Sie sahen dem Ausdrucke der Natur mit Verwunderung und Staunen zu. Ein herrlicherer Tanz war nie gesehen worden. Zuletzt flog sie, mit Tränen in den Augen, überwältigt von der süßen Empfindung, Gabrielen an den Hals.

      »Ich bitte dich um Gottes willen, Schwester, töte mich nicht; ich sterbe, meine Seele eilt davon mit den entzückenden Tönen.«

      Und dann setzte sie sich hin, und eine Träne perlte nach der andern über ihre Wangen.

      »Ach,« lispelte sie; »wäre ich doch gestorben! wäre ich gestorben!« –

      Neunundzwanzigstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Das liebe Mädchen hatte innerhalb der zwei Wochen, während welcher wir sie aus den Augen verloren haben, unendlich gewonnen. Sie war zuversichtlicher, natürlicher; ihr Blick hatte sich aufgehellt, ihr ganzes Wesen war selbstvertrauender, ja selbständiger geworden. Der gänzliche Mangel an Selbständigkeit oder vielmehr das Gefühl ihrer gänzlichen Hilflosigkeit, vorzüglich aber das empörende Bewußtsein, sich einem Menschen aufgeopfert zu wissen, den ihr reines Gemüt verabscheuen mußte, hatte ihrem ganzen frühern Wesen etwas schmerzlich Demütiges, etwas Trostloses gegeben, das um so peinlicher auffiel, als ihr dunkles Verhältnis, ihr selbst nicht ganz klar, ihrem ganzen Äußern etwas unnatürlich Geheimnisvolles verlieh. Mit dem Aufhören dieses unnatürlichen Verhältnisses zum Seeräuber hatte sich nun ihr niedergedrücktes Gemüt nicht nur aufgelichtet, sondern die schreckliche Katastrophe, welche die Wilden und vorzüglich den Miko getroffen, hatte auch ihre Lage auf eine Art geändert, die, so schmerzlich sie das jammervolle Ende ihrer Freundin noch immer empfand, nichtsdestoweniger einen vorteilhaften Einfluß auf sie äußern mußte. Der durch den Tod der Seinigen in stumpfe Bewußtlosigkeit versunkene Miko hatte vieles von dem ihm eigentümlichen herrisch-starren, unbeugsamen Sinn verloren und war nun gewissermaßen selbst in jene Hilflosigkeit versunken, die, wie es schien, in ihr und ihrem reinen, kindlichen Gemüte allein Trost, Stütze und Labung fand. Nur sie war imstande gewesen, ihn zuweilen aufzuhellen; seine erstarrte Seele, schien es, fand es für nötig, sich an sie zu halten und sich zuweilen zu sonnen an den Erinnerungen verflossener Tage. Diese allmähliche Anerkennung einerseits, sowie die zarte Aufmerksamkeit des jungen Häuptlings andererseits hatte das edle, reine, sich selbst vergessende und nur im Wohle anderer lebende Gemüt auf den Fittichen der Liebe emporgehoben und ihr allmählich eine höhere Bedeutung gegeben. Sie war noch immer Kind, eine zarte unschuldige Seele; aber die Katastrophe war der Prüfstein ihres Lebens geworden, dem sie nun eine höhere Richtung gab. Die höhere Würde der zarten Jungfrau fing an, sich in ihr zu regen.

      Und die Wechselwirkung dieses erhebenden Gefühles war allmählich in einer Art von Herrschaft bemerkbar geworden, der sich willig zu unterziehen ihre Umgebungen einen besondern Reiz zu finden schienen; eine Erscheinung, die vielleicht ebensosehr durch die bezaubernde Anmut des Mädchens, als die selbst von dem stolzesten Indianer der weißen Rasse gewissermaßen notgedrungen zugestandene Überlegenheit zu erklären gewesen sein dürfte. Selbst der Miko hatte sich in den letztern Tagen einer scheuen Ehrerbietigkeit nicht erwehren können. El Sol schien sie als ein Wesen höherer Art zu betrachten und nahte sich ihr mit einer Schüchternheit, einer Zartheit, die vielleicht den gebildetsten Damenritter beschämt haben würde. Auf dem ganzen Wege hatte er sozusagen mit freudiger Furcht ihre leisesten Wünsche erfüllt, mit der zartesten Sorgfalt jeden Schritt ihres Pferdes bewacht, jeden Wink ihrer Augen abgesehen und beinahe nur in ihrem Dienste gelebt. Sowie diese Anerkennung ihres sittlichen Wertes auf ihren Geist, so hatten die Zerstreuung auf der langen Reise, die abwechselnd prachtvollen Naturszenen und die reinen Lüfte der grenzenlosen Wiesen der Attacapas und Opelousas, auf ihren Körper gewirkt und ihr eine Lebhaftigkeit, eine Frische verliehen, die ihrer herrlichen Luftgestalt ungemein wohl standen.

      Man konnte kaum etwas Rührenderes sehen, als dieses anmutsvolle Wesen, wie sie dem erstarrten Wilden süß schmeichelte und ihn durch die zartesten, unschuldigsten Liebkosungen zu neuem Leben zu erwecken sich bemühte. Allmählich war es ihren unausgesetzten Bemühungen auch gelungen, den alten Mann wieder zu einigem Bewußtsein zurückzubringen. Nur erschien mit diesem auch eine gewisse Beklommenheit, eine Ängstlichkeit, die in demselben Maße zunahm, als er sich den Niederlassungen der Weißen näherte. Mit jedem Schritte, den der kleine Zug vorwärts tat, wurde nämlich die Miene des alten Häuptlings grollender, seine Ungeduld stärker; sein Stumpfsinn schien ihn nur zu verlassen, um einer keifenden, zanksüchtigen Laune Platz zu machen. Als sähe er die Demütigungen voraus, die er von den Weißen zu erwarten habe, versuchte er sich zuvor gegen sie zu stählen und zu ermutigen. Stundenlang war er im zankenden, grollenden Selbstgespräche begriffen, in dem er den Weißen Reden in den Mund legte, um sie mit Trotz und Hohn zu beantworten.

      So waren sie auf demselben Wege, den der Indianer den Briten geführt, nämlich auf dem Pfade der Coshattaes dem Atchafalaya zugeritten, den Miko und seine Oconees ausgenommen, die, getreu der Sitte ihres Stammes, neben den Pferden einherschritten. Oberhalb Opelousas am Atchafalaya angekommen, hatten sie diese mit den Pawnees zurückgesandt und angefangen ein Rindenkanu zu bauen, als sie in dieser Beschäftigung von zweien der vom Magistrate von Opelousas ausgesandten Männer entdeckt und bald darauf von einer kleinen Abteilung Milizen überrascht und zu Gefangenen gemacht wurden.

      Obwohl die Indianer weder Widerstand noch Flucht versuchten und ihr Boot gelassen vollendeten, so hatte die starre, herrische Art, mit der man sie aufforderte, unverzüglich zu folgen, und die gehässigen, mißtrauischen Blicke, mit denen sie gemessen wurden, ihren Stolz so empfindlich gekränkt, daß, ohne des Miko eindringliche Bitten, wahrscheinlich ein Kampf daraus entstanden wäre. Als fürchtete er nun jede Berührung mit seinen trotzigen Erbfeinden, hatte er sich schnell an die Seite seiner Pflegetochter zurückgezogen, die, in eine Wolldecke gehüllt, auf einem Baumstamme gesessen war. Noch sprach sie freundlich mit dem alten Manne, als El Sol kam, um sie in das Boot zu führen. Die Wolldecke war ihr zum Teil in der Bewegung entfallen, als sie auf das Fahrzeug zutrat. Der Anblick des weißen reich gekleideten Mädchens, das freundlich und froh sich mit dem alten Indianer unterhielt, hatte in den Hinterwäldlern eine Umwandlung hervorgebracht, die, wäre sie durch einen Zauberschlag bewirkt worden, nicht plötzlicher oder größer hätte sein können. Ihr rauhes, gebieterisches Wesen war auf einmal der zuvorkommendsten Aufmerksamkeit gewichen. Alle waren zurückgetreten, als sich ihnen das Mädchen grüßend nahte, ihr Führer hatte artig seine Hand angeboten, um ihr beim Einsteigen zu helfen, war aber vom Cumancheehäuptlinge zurückgestoßen worden. Selbst diese Beleidigung ertrug der Befehlshaber zur nicht geringen Verwunderung des Miko, dem, obgleich scheinbar starr und in sich versunken, keine Bewegung seiner Feinde entgangen war. Während der ganzen Überfahrt waren sie mit einer Schonung von den Weißen behandelt worden, die gegen das barsche, herrische Benehmen


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