The Trial and Death of Socrates. Plato
Читать онлайн книгу.rief er den Mexikanern zu, »euer Landsmann ist noch am Leben.«
» Es verdad! Ist's wirklich!« kreischten die Mordgenossen und wandten das Boot stromabwärts.
Der Neger war allmählich zu sich gekommen und kauerte nun zu den Füßen seines Retters. Auch er stierte in den Wasserspiegel auf den Elenden hin.
»Um Gottes willen, Massa!« kreischte er, das Ruder des Briten ergreifend, »das Miguel sein, Massa ihn totschlagen; Miguel sehr böse.«
»Laß das sein, Pompey!« rief ihm dieser zu, der aus Leibeskräften anlegte, um dem Mexikaner beizustehen. Das Boot schwamm dicht neben dem Baumstamme, und der Mexikaner hatte gerade noch so viele Kraft übrig, um seine Hand herüberzustrecken, die der Jüngling erfaßte.
»Um Gottes willen, Massa! die Seeräuber uns beide totmachen«, rief der Neger.
Der Mexikaner hatte die Hand des Jünglings im Todeskampfe erfaßt, während einer der Hintensitzenden an ihn herangekrochen war. In diesem Augenblicke erhielt das Boot einen furchtbaren Stoß, eine Welle schlug hinein und warf den Mexikaner an die Bootswand, über welcher er nur mit halbem Leibe mehr tot als lebendig lag.
»Fasse den Mexikaner!« rief der Brite dem Neger zu.
»Ah, Pompey kein Narr sein – Pompey Massa zu lieb haben. Die hinten nicht rudern; – Schau Massa, die nur warten, Massa totzumachen.«
»Hört ihr!« sprach der Brite zu den Mexikanern, indem er dem Nächsten einen Stoß mit dem Ruder versetzte – »der erste, der einen Ruderschlag ausläßt – ihr versteht mich!« Das Boot schwankte auf dem ungeheuern Wasserspiegel inmitten der Baumstämme, jeden Augenblick bedroht, von einem derselben zerschellt oder vom Strome verschlungen zu werden; die Mexikaner lauerten in stiller verbissener Wut; tückische Mordlust grinste aus ihren schwarzen, rollenden Augen; der Neger hatte den Strick des Bootes um den Leib des Mexikaners herumgeschlungen, der, » Misericordia!« stöhnend, beide Hände an das Boot geklammert, wie ein Gespenst nachfolgte.
»Ah, Massa! Miguel ein guter Schwimmer sein, die Taufe ihm nicht schaden. Massa«, brummte der nie ruhende Schwarze nach einer Weile, »Massa nicht vergessen, sein Ruder mitzunehmen.«
»Und Pompey nicht vergessen, das seinige ein wenig fleißiger zu handhaben«, entgegnete ihm dieser.
Der Neger fuhr eine Weile kräftig in der ihm aufgegebenen Richtung fort, dann stierte er den Jüngling an, der bedenklich über den Wasserspiegel hinhorchte.
»Ah, Massa nicht sorgen, die Milizen gut schlafen, der Sippi nur lärmen. Pompey wissen die Wege, Massa Parker ihn nicht kriegen.«
Wieder verfloß eine Viertelstunde, die Kräfte der Rudernden fingen an von der stundenlangen Anstrengung zu ermatten.
»Massa nun bald die Ufer sehen. Wir schon im stehenden Wasser«, rief der Neger. Noch dauerte es eine Viertelstunde, und dann erblickten sie das Ufer; der Brite sprang aus dem Boote, und der mit seinen Ketten belastete Neger kroch ihm nach, als die drei Mexikaner zugleich an beide herankamen.
»Vergeßt euer Boot nicht«, rief er ihnen drohend entgegen. Statt der Antwort schwirrte ein Dolch herüber, der, mit sicherer Hand geworfen, ihm an die Brust fuhr, aber am Lederwamse der Indianerin hängen blieb.
»Elende Meuchelmörder!« schrie der Getroffene, der die flache Hälfte seines Ruders abgebrochen und mit der andern auf die Banditen losstürzen wollte, sich aber aus Leibeskräften vom Neger erfaßt sah.
»Massa kein Narre sein, die Seeräuber noch mehr Dolche haben, gerne sehen, wenn Massa nahe kommen, ihn dann leicht totmachen.«
»Du hast recht, Pompey«, versetzte dieser, halb lachend, halb ärgerlich über den zähnefletschenden Neger. »Die Hunde sind nicht wert, daß ein ehrlicher Mann sie totschlägt.«
Eine Weile hielten die drei Mordgesellen noch an, brüllten dann ein » Buen viaje a los infiernos! glückliche Reise in die Hölle!« herüber und sprangen in ihr Boot, in das sie ihrem Genossen halfen, und verschwanden in Nacht und Nebel.
Siebenundzwanzigstes Kapitel
Die vier Mordgesellen hatten soeben ihr Boot verlassen, das, in den Strom zurückgestoßen, mit den Wellen fortschoß, und waren oberhalb des Bayou dem Städtchen zugeschlichen, als ein plötzliches Gemurmel vor dem Wachthause entstand, das sie einen Augenblick horchen und dann mit der Eile flüchtiger Diebe ihrem Verstecke, der Schenke zum Kaisergardisten, zueilen machte.
Ein Mann war atemlos aus dem Wachthause auf den Gasthof zugerannt, in dem das Meeting gehalten wurde, hatte sich durch die vor dem Hause und im Gange an der Türe zusammengepreßte Menge hindurchgedrängt und war in das Zimmer des Kapitäns gestürzt.
»Sergeant William! Was gibt es?« fragte dieser. »Der Spion ist entwischt.«
Dem Offizier entfuhr jenes Kernwort, das nach der Meinung des witzigen Figaro die Quintessenz der englischen Sprache enthält und, von einem kräftigen Munde ausgesprochen, die Beine so flink in Bewegung setzt. Rasch seinen Tschako auf den Kopf werfend, sprang er, den Degen in der Hand, die Stiege hinab und drängte durch die Menge unaufhaltsam in die Mitte des Saales vor, der ganz gefüllt war.
»Um Vergebung«, fiel er dem soeben in der Rede begriffenen Sprecher ein. »Der Spion ist entwischt.«
»Wohl«, versetzte der General, der zur rechten Seite des im Präsidentenstuhle sitzenden Squire saß und aufmerksam dem Redner zuhorchte.
»General!« wiederholte der Offizier, »der Spion ist entwischt.«
»Das Bataillon wird zusammenrücken und ihm nachsetzen, sobald das Meeting vorüber ist«, erwiderte der General, und wieder horchte er dem Redner.
Der Offizier knirschte mit den Zähnen. »Es ist vor der Türe und im Saale«, – sprach er mit wuterstickter Stimme.
»Um an den Beratungen teilzunehmen«, flüsterte ihm der General zu.
»Nur zwanzig, dreißig Mann«, entgegnete der Kapitän.
»Vergessen Sie nicht, daß die Mannschaft Bürger, und zwar angesessene, geborene und angesehene Bürger, jetzt in der Ausübung ihres souveränen Rechtes begriffen sind, Interessen wahrzunehmen haben, für die es morgen vielleicht zu spät sein dürfte.«
Der Kapitän eilte aus dem Saale und stürzte auf die Wache; die Trommeln rührten sich; die Wache ausgenommen, zeigte sich keine Seele. Die Milizen standen wie eingewurzelt in atemloser Stille vor der Türe horchend.
»Mein lieber Kapitän!« sprach einer, »Ihr könnt Euch das Gehör vertrommeln lassen, und es wird's doch keiner hören. Wartet geduldig, bis das Meeting vorüber ist und das Wichtigere abgetan, und dann wollen wir in die Rocky Mountains hinauf, wenn es not tut.«
»Kapitän!« sprach der Sergeant, »es ist nun einmal so, und wenn, glaube ich, die Feinde anrückten, so würde das souveräne Volk zuerst bedächtig seine Beschlüsse fassen.«
»Hol' der Teufel das souveräne Volk! Ich wollte lieber beim Großtürken kommandieren.«
»Pfui, Kapitän!« rief ein Milize, »das ist nicht die Stimme eines Amerikaners.«
Der junge Mann sah den Milizen betroffen an.
»Wenn Ihr über den Bayou Sara Sumpf geht,« sprach ein zweiter, »so müßt Ihr festen Tritt haben, sonst versinkt Ihr, und die Alligatoren fressen Euch. Ihr seid beinahe zu jung für einen Kapitän.«
Der Offizier verschluckte die bittere Pille, murmelte etwas zwischen den Zähnen und rannte dann, begleitet von dem Sergeanten, dem Wachthause zu.
Es war keine Spur vom Flüchtling zu sehen oder zu hören; aber an der Außenwand fand man Schnüre an den Brettern befestigt, die das Schwanken und Schnarren derselben erklärten. Auch zwei Boote wurden vermißt. Während dieser Untersuchungen hatte