The Trial and Death of Socrates. Plato

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The Trial and Death of Socrates - Plato


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Herr Prenzlau, »da könnte ich Ihnen etwas anderes sagen. Der Unsrige – ja – und dann der liebe junge Prinz! Ach Herrje! Wenn Sie ihn so gesehen hätten! Wie ein junger Herrgott, freundlich lächelnd und, die Reitpeitsche in der Hand, mit den Herrn Offizieren schäkernd; und die Hüte alle ab, wer immer ihn nur sieht; und er so mir nichts dir nichts, ganz gemein und doch so hoch; – ja, wer sich für den nicht mit tausend Freuden totschießen läßt, der muß ja gar kein Deutscher sein.«

      Die guten Deutschen wurden in ihren Herzensergießungen über die Herrlichkeiten ihres, und das Elend unsers heillosen Landes, dem es so ganz an aller Hoheit ermangelt, durch einen in die Stube tretenden Milizsergeanten unterbrochen, dessen Uniform und flittergoldene Epauletten den Herrn Prenzlau mit seinen drei Landsmännern plötzlich von ihren Sesseln aufprallen und zugleich mit den Händen nach ihren Kappen und Mützen fahren machten. Des Herrn Prenzlau schärferes Auge hatte jedoch die flittergoldenen Epauletten am ersten bemerkt, und, sich setzend, ermahnte er, ein gleiches zu tun. »Setzen Sie sich doch, meine Herrn,« sprach er, »und behalten Sie auf. Wir sind ja in einem freien Lande, und das ist ja nur ein Sergeant, der Ihnen nichts zu befehlen hat.«

      Des Herrn Prenzlau treu gemeinte Vorstellung hatte die etwas erschrockenen guten Deutschen wieder beruhigt; der scharfe und musternde Blick des Sergeanten schien ihnen jedoch alle Lust zu fernern politischen Debatten benommen zu haben, und sie tranken nun still und ruhig ihre Gläser aus, worauf sie sich, unter oftmals wiederholten Wünschen »einer guten, geruhsamen Nacht« trennten.

      Mit dem Sergeanten, der die Mexikaner und Franzosen nach der Reihe angesehen und abgezählt hatte, verloren sich auch die übrigen Gäste, und mit diesen schien plötzlich den olivenfarbigen Wirt die frohe Stimmung verlassen zu wollen, die ihn bisher in der Bedienung seiner Kunden so rührig gemacht hatte. Es fing in ihm zu zucken an, und eine gewisse Unsicherheit und Verlegenheit war an ihm wahrzunehmen. Er verließ die Stube, eilte zur Haustüre, sah sich forschend um – kehrte langsam zurück, und sein Blick, sowie er in die dunkle Ecke fiel, wurde zusehends verstörter. Auf einmal erschallte es aus dieser »Benito!« Der Mann schrak zusammen und rüttelte sich, als ob ihn ein Fieberschauer ergriffen hätte. Als wäre er von einer unsichtbaren, feindlichen Macht getrieben, schwankte er dem Tische zu.

      »Benito!« sprach der mit dem verbundenen Kopfe. »Kennst du mich nicht mehr?«

      »Wollte die heilige Jungfrau! Ich hätte Euch nie gekannt. Seid Ihr es oder ist's Euer Geist?«

      »Beides«, erwiderte der Vermummte und brach dann in ein lautes, widerliches Gelächter aus, in das alle einstimmten, den Wirt ausgenommen, der mit jedem Augenblicke unruhiger zu werden anfing.

      »Setze dich, Benito! habe dir etwas zu sagen.«

      »Still! kein Wort. Dies ist hier nicht mein Name.«

      »Ich glaube, du hast so viele Namen, wie wir Flaggen, nur mit dem Unterschiede, daß wir die unsrigen öfters aufziehen, du aber die deinen für immer ablegst. Bist doch ein wahrer Hasenfuß.«

      »Was wollt Ihr mit mir? Hat Euch der Böse auch hierhergebracht? Ist man vor Euch nirgends sicher?«

      »So hat er, und zugleich hat er mir eine kleine Sendung mit auf den Weg für dich gegeben.«

      Der Wirt zuckte wie Espenlaub zusammen. »Bedenkt, ich habe Weib und Kind und bin ehrlich geworden.«

      Alle schlugen ein lautes Gelächter auf.

      »Wer nimmt dir deine Ehrlichkeit, Narr!« fuhr der Verbundene fort. »Nur einen kleinen Freundschaftsdienst mußt du uns erweisen.«

      »Sucht Euch einen andern.«

      »Wenn wir das wollten, so wären wir nicht zu dir gekommen. Ich will dich nicht länger auf die Folter spannen, armer Wicht.«

      »Was soll ich wieder?«

      »Narr! nichts. Nur unsern armen Doktor Pompey aus dem Loch befreien. Er ist mit uns gekommen und, von seinem vormaligen Herrn erkannt, im Gebäude mit dem Wachtposten logiert worden.«

      »Seid Ihr rasend?« winselte der Wirt. »Ihr wollt einen Neger aus der Baumwollenpresse herausholen, wenn, nicht dreihundert Schritte davon, im Gasthause eine Versammlung abgehalten wird, wo über fünfhundert Bürger beisammen sind?«

      »Was zu tun ist, wirst du am besten wissen. Nur so viel sage ich dir, daß wenn der Neger noch morgen früh hier ist, er uns und dich in seiner Dummheit verrät, und du uns folglich bei der großen Trauung Gesellschaft leisten mußt.«

      Der Mann krümmte sich wie ein Wurm. »Habt Barmherzigkeit mit mir, einem verheirateten Mann, der Weib und Kind hat.«

      »Ist sie jung?« fragte der Verbundene.

      »Beim heiligen Jakob!« fuhr der Spanier giftig heraus, »wenn Ihr mir da zu nahe kommt – – –«

      »Halt's Maul, Hasenfuß! – haben andere Dinge im Kopfe, als deine Seespinne von Weib zu amüsieren, wenn's die ist, die ich gesehen. Verdammter Narr! Wer wird sie dir nehmen?«

      Der Wirt lief in der Stube wie ein Rasender herum.

      »Bist doch ein erbärmlicher Wicht, Benito! Haben dich die zwei Jahre unter den Republikanern so zum Hasenfuß gemacht?«

      »Lacht nur,« sprach Benito; »aber wenn man einmal den Satan abgestreift und Weib und Kind hat und von allen Seiten beobachtet wird! Wenn sie das mindeste spüren, so bin ich auf immer ruiniert. Man muß hier ehrlich sein.«

      »Genug des Geschwätzes,« sprach der Verbundene; »kein Wort weiter.«

      »So muß ich denn?«

      »Glaubst du, ich scherze oder sei des Spaßes wegen gekommen? – Fort mit dir!«

      Der arme Benito fuhr schaudernd zusammen und zog sich ächzend zurück und durch die Türe hinaus, aus der ihm ein höllisches Hohngelächter nachhallte. Es war schon spät in der Nacht, als er, in einen Mantel gehüllt und ein Bündel in der Hand, wiederkam.

      »Wenn die Regulären in der Kottonpresse sind, dann kann ich absolut nichts tun«, sprach er in einem Tone, dem man es ansah, daß er sich Gewalt antat, entschlossen zu scheinen.

      Der Vermummte trank sein Glas aus, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.

      »Es sind ihrer zwei mit einem Sergeanten und Leutnant da, die die Milizen einexerzieren.«

      Der Verbundene schwieg noch immer. »Ich sag' es Euch nochmals,« fuhr der Wirt fort, – »ich will es versuchen; aber nur auf den Fall, als diese sich entfernen. Und wer wird mich begleiten, und was wollt Ihr mit dem Neger?«

      »Ihn über den Mississippi bringen, wo er auf dem Wege, den wir von Nacogdoches kamen, wieder zurück muß.«

      »Um der heiligen Jungfrau willen! Was denkt Ihr? Ihr wollt über den Mississippi? Ihr seid nicht in drei Stunden zurück. Und wenn die Milizen aus der Versammlung zurückkehren? Es schlafen ihrer vier oben in der Stube neben Euch.«

      Der Vermummte schenkte sich wieder ein und trank, ohne aufzublicken.

      »Ihr kommt nicht von Nacogdoches,« fuhr Benito fort, »Ihr habt Arges mit dem armen Neger vor; dazu will ich mich bestimmt nicht hergeben.«

      »Höre, Benito,« sprach nun der Vermummte, »ich habe dein Geschwätz satt; du kennst mich. Ich gebe dir vier unserer besten Männer mit; sie sind verwundet, werden aber den Neger über den Strom schaffen.«

      »Und Ihr bleibt zurück?« brummte der Wirt.

      »Narr, um deiner Frau die Cour zu machen. Glaubst du, man denk' an solche Lappalien, wenn einem der Tomahawk einen Zoll tief im Kopfe gesessen?«

      Benito schlich jedoch zur Seitentür und zog den Schlüssel ab. »So kommt in Teufels Namen!« sprach er. »Es sind doppelte Wachen des Spions halber aufgestellt; es wird schwer halten. Heiliger Jakob, steh' uns bei! Seid Ihr auch sicher, daß er unten in der Kottonpresse ist?«

      »Wir haben ihn alle dahin abführen gesehen«, erwiderte der Vermummte. »Benito, nimm dich zusammen. Ich gebe dir meine besten Freunde mit. Wenn du einen dummen


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