Evolution Bundle. Thomas Thiemeyer

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Evolution Bundle - Thomas Thiemeyer


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wich instinktiv zurück. Eine gruselige Sekunde lang glaubte er, es handele sich um riesige Spinnen, aber dann sah er, dass es eine mechanische Kreatur war. So ähnlich wie der scheibenförmige Staubsauger, der bei ihnen zu Hause herumfuhr und die Katze verrückt machte.

      Und dieses Gerät war nicht allein. Vier kleinere Exemplare folgten ihm. Mit einer Vielzahl von Fühlern und Borsten besetzt, fingen sie sofort an, die Scherben rund um die Füße der Eindringlinge aufzusammeln. Dabei kommunizierten sie mit Piep- und Quietschlauten, die irgendwie witzig klangen.

      Eine der Drohnen hielt vor M.A.R.S. an und richtete ihr rotes Elektronenauge auf ihn. Die Laute, die aus dem Lautsprecher drangen, klangen vorwurfsvoll.

      M.A.R.S. antwortete in derselben merkwürdigen Maschinensprache und es war, als würde man einer Unterhaltung unter Freunden zuhören.

      Marek schüttelte den Kopf. »Du meine Güte«, sagte er. »Roboter, die mit Robotern reden. Ich will gar nicht wissen, worüber die sich gerade unterhalten. Aber immerhin haben wir Strom, das ist doch auch schon etwas.«

      In diesem Moment erklang von etwas weiter hinten eine wohlklingende Stimme. Alle fuhren herum.

       »Hallo und herzlich willkommen. Es freut mich, Sie bei uns willkommen zu heißen. Es ist lange her, dass ich hier Besucher empfangen durfte. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«

      Wie aus dem Nichts war hinter dem Informationsschalter eine Gestalt aufgetaucht.

      Marek kniff die Augen zusammen. Wer oder was war denn das?

      Der Neuankömmling sah aus wie ein Mensch, war aber komplett durchsichtig. Sein Erscheinungsbild wirkte gepflegt – Anzug, Krawatte –, sein Auftreten war höflich und sein Englisch gut verständlich. Sein blondes Haar war ordentlich zur Seite gescheitelt und schimmerte bläulich mit leichten elektrischen Entladungen. Auf seiner Nase thronte eine Brille und in seinem Jackett steckte ein Einstecktuch. Ein Hologramm, wenn auch viel plastischer und lebensechter als das in Arthurs Holotalkie.

      »W… wer bist du«, fragte Marek.

      »Mein Name ist Roderick«, sagte die Erscheinung. »Ich bin der Bibliothekar. Wenn Sie eine Frage haben oder sich einfach nur ein bisschen unterhalten möchten, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Nach was suchen Sie denn?« Die Hände gefaltet, sah er sie erwartungsvoll an.

      »Nun ja, zuerst mal: Wir sind fremd hier.«

       »Ausländische Gäste?«

      »Ja.«

       »Welches Land, wenn ich fragen darf?«

      »Deutschland.«

      »Einen Moment, bitte.« Rodericks Abbild verschwamm, dann wurde es wieder klar. Er sah jetzt anders aus. Wie ein Professor.

      Arthur lachte laut auf. »Albert Einstein!«

      »Zu Ihren Diensten, mein Herr. Benötigen Sie Informationen zum Thema Reisen?« Im selben Augenblick trug Einstein eine Safariausrüstung mit Tropenhelm.

      Niemand sagte etwas. Marek schien nicht der Einzige zu sein, der von den Ereignissen völlig überrollt wurde.

      »Vielleicht lieber Geschichte?« Mit einem Mal stand Julius Cäsar vor ihnen. »Oder vielleicht doch lieber Kunst und Musik?« In schneller Folge erschienen Pablo Picasso und Wolfgang Amadeus Mozart. Der Komponist schnippte mit dem Finger und wurde wieder zu Roderick.

      »Also, was darf es sein?« Die Augen hinter der Designerbrille blickten erwartungsvoll.

      Lucie und Connie hatten beschlossen, das Untergeschoss des Bahnhofs zu erkunden, und waren dabei auf einen großen Supermarkt gestoßen. Die meisten Dinge, die es dort zu kaufen gab, waren so verrottet, dass sie sie nicht mal mit Fingerspitzen anzufassen wagten, aber das eine oder andere war tatsächlich noch in Ordnung. Wie zum Beispiel die Kartoffelchips. Es waren genug Tüten da, um sie für die nächsten Tage über Wasser zu halten.

      »Irgendwie unheimlich hier unten, findest du nicht?«, sagte Lucie. Durch die großen Fenster der Bahnhofshalle drang wenigstens Licht, aber im Untergeschoss war es stockdunkel. Darüber hinaus wirkte der Boden unter ihren Füßen äußerst instabil. Er war an manchen Stellen aufgewölbt und fühlte sich irgendwie wabbelig an. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätten sie ihren Rundgang schon längst wieder beendet.

      »Mach dir einfach ein paar schöne Gedanken«, lachte Connie. »Dann vergisst du irgendwann, wo du eigentlich bist.«

      Wenn das so einfach wäre, dachte Lucie. Sie stopfte sich noch eine Handvoll Chips in den Mund und beeilte sich, Connie zu folgen. Im Schein der Taschenlampe tanzten Hunderte von Staubpartikeln.

      »Apropos schöne Gedanken. Läuft da eigentlich etwas zwischen dir und Jem?«, fragte Connie völlig unvermittelt.

      Lucie bekam sofort heiße Ohren. »Wie … laufen?«

      »Na ja, seid ihr verliebt oder so?«

      Sie sagte das betont beiläufig. Lucie ahnte, dass Connie dieses Gespräch nur führte, um sie abzulenken. Um ihr die Angst zu nehmen. Trotzdem wusste sie nicht, was sie antworten sollte. War sie in Jem verliebt? Sie war sehr gern in seiner Nähe, das schon. Aber er schien auch kein ganz einfacher Typ zu sein.

      Connie schien ihre Verlegenheit zu spüren. »Ach, das geht mich ja eigentlich auch gar nichts an. Mir ist nur aufgefallen, dass ihr viel Zeit miteinander verbringt und dass er dich auf so eine bestimmte Art ansieht …«

      »Findest du?« Sie spürte, wie sich ihr Herzschlag ein wenig beschleunigte.

      »Also, wenn du mich fragst, ist der Junge bis über beide Ohren in dich verknallt.« Sie zögerte kurz. »Und wenn ich mir dich so anschaue, dann würde ich sagen …«

      Ihre Stimme wurde abgeschnitten.

      Ein hässliches Knirschen ertönte. Risse liefen über den Boden, Holzplatten wölbten sich auf und brachen. Staub wirbelte auf. Wo eben noch halbwegs solider Boden gewesen war, klaffte auf einmal eine Öffnung, die wie das gezackte Maul eines Haifischs aussah.

      Connie hatte es gerade noch geschafft, zur Seite zu springen, doch der Boden unter ihren Füßen knackte erneut. »Was zum Teufel …?«, rief sie, als die nächsten Holzplatten auseinanderbrachen. Connie sackte schlagartig nach unten und konnte sich gerade noch so mit den Händen am Rand des Loches festklammern.

      »Hilfe«, schrie sie. »Ich stürze ab!«

      Ihre Hände tasteten panisch umher, doch das Material war so brüchig, dass es unter ihren Händen einfach zerbröselte.

      Lucie stand da wie gelähmt. Was sollte sie tun? Sie machte einen Schritt nach vorne, wurde aber sofort von einem furchterregenden Knirschen am Weitergehen gehindert.

      Dann ertönte ein schriller Schrei.

      Connie war verschwunden.

      Lucie vernahm einen dumpfen Schlag und das Herabprasseln von Steinen und Holz. Es war das furchtbarste Geräusch, was sie jemals gehört hatte.

      Dann wurde es still. Staub tanzte wie Schneeflocken um Lucies Lampe, hüllte alles ein und sank langsam nieder.

      Lucies Herz schlug bis zum Hals. Sie bekam keine Luft. Es schnürte ihr die Kehle zu. War das der Staub oder die Panik? Sie versuchte, sich zu beruhigen, doch das war leichter gesagt als getan.

      Warum hatte sie Connie nicht geholfen? Tränen stiegen ihr in die Augen.

      Das dunkle Loch gähnte sie an, verspottete sie mit hämischem Grinsen.

      Jem hätte vor Freude am liebsten einen Luftsprung gemacht. Sie hatten endlich jemanden gefunden, der ihnen weiterhelfen konnte. Es war ein verrücktes


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