Evolution Bundle. Thomas Thiemeyer

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Evolution Bundle - Thomas Thiemeyer


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ein Rad aufgetrieben?«

      »Haben wir.« Er schwenkte die Kamera, sodass die anderen es sehen konnten. »Müsste eigentlich passen. Ich warte nur noch auf Jaeger, dann kommen wir zurück. Rechnet so in einer Stunde mit uns.«

      »Ja, o.k. … Sonst noch was?«

      Komische Frage. »Nein«, sagte er. »Haltet die Ohren steif. Over und out.« Er drückte den Kopf.

      Irgendetwas stimmte nicht, das spürte er. Die Jugendlichen waren im Inneren eines Gebäudes gewesen, aber es hatte nicht ausgesehen wie ein Bahnhof.

      Er stand auf. Jaeger hatte jetzt wirklich genug Zeit gehabt.

      Er ging nach draußen, wo inzwischen riesige Gewitterwolken aufgezogen waren. Nicht mehr lange und es würde wie aus Eimern regnen.

      »Jaeger, wo sind Sie? Ich will los.«

      Keine Antwort. Jaeger war nach dort drüben verschwunden, wo die Bäume besonders dicht beisammenstanden.

      »Verdammt noch mal, Jaeger, das ist nicht witzig. Kommen Sie endlich raus und lassen Sie uns gehen. Ansonsten mache ich mich alleine auf den Weg.«

      Er musste sich räuspern. Er spürte, dass seine Stimmbänder die Anstrengung nicht mehr gewohnt waren.

      Keine Antwort.

      Mit einem Fluch auf den Lippen machte Bennett sich auf die Suche. Er konnte seinen Kollegen ja schlecht zurücklassen. Was, wenn ihm etwas zugestoßen war?

      Das Gestrüpp wurde zunehmend dichter. Merkwürdig gewundene Wurzeln versperrten ihm den Weg. Äste ragten aus der Luft und krallten nach Haaren und Stoff. Bärte von Flechten und Moosen hingen von den Zweigen. Eine lähmende Schwüle lag über dem Land. Die Stämme bildeten ein Spalier, durch das er nur wenig erkennen konnte. Dunkelheit quoll wie Rauch zwischen den Bäumen hervor. Auch die Geräusche hatten sich verändert. Statt des hellen Zirpens der Grillen und des lieblichen Vogelgezwitschers von heute Morgen erklangen nun dunklere Laute. Das dumpfe Quaken großer Frösche. Das dröhnende Summen dicker Bienen und Libellen. Mit einem Schmatzen blieb er im Matsch stecken. Er blickte nach unten und sah, dass sein Schuh bis zur Spitze im Morast eingesunken war. Rasch rettete er sich auf eine nahe gelegene Wurzel.

      War es möglich, dass Jaeger so tief in den Wald gegangen war?

      Er wollte schon umdrehen, als er zwischen Moosen und Flechten etwas schimmern sah. Er ging näher, beugte sich vor und hob es auf. Jaegers Pistole!

      Er schnupperte am Lauf. Die Waffe war nicht abgefeuert worden. Abgesehen davon hätte er den Schuss gehört. Nun war er doch alarmiert.

      »Jaeger, sind Sie hier irgendwo? Sind Sie verletzt?«

      Er lauschte.

      »Wenn Sie nicht sprechen können, klopfen Sie irgendwo auf Holz, ich finde Sie dann schon.«

      Er spitzte die Ohren.

      Nichts.

      Unweit der ersten Stelle war eine zweite, die noch rätselhafter war. Ein Schuh lag dort. Fetzen von Stoff hingen in einem Baum. War das nicht das Muster von Jaegers Hemd?

      Bennett spürte Panik in sich aufsteigen. Man brauchte nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, was hier geschehen war.

      »Jaeger? Bitte, sagen Sie doch etwas …«

      Er verstummte.

      Er hatte den zweiten Schuh gefunden. Daneben lag eine völlig zerfetzte Hose. Sie war voller Blut.

      Lucie kroch, auf dem Bauch liegend, an die Öffnung heran. Sie hatte eine ganze Weile suchen müssen, doch dann war sie in der Abteilung für Handwerkszubehör auf eine einrollbare Feuerleiter gestoßen. Das Teil sollte laut Packungsangaben sechs Meter lang sein. Vielleicht reichte das ja aus. Einen Versuch war es auf jeden Fall wert.

      Sie befestigte das eine Ende an einem Heizungsrohr und ließ die Leiter ins Loch hinabfallen. Die dünnen Metallglieder klirrten leise beim Entrollen.

      »Connie, hörst du mich?«

      Von unten kam keine Antwort. Die Öffnung gähnte ihr stockfinster entgegen. Lucie leuchtete hinab, konnte aber nichts erkennen. Sie hoffte, dass Connie einfach nur bewusstlos war.

      Spröde, verfaulte Holzbalken ragten wie vertrocknete Finger in die Luft. Vielleicht hatten sie ja ihren Sturz gemildert.

      Lucie prüfte den Halt der Leiter. Die Heizungsrohre machten einen stabilen Eindruck. Sie nahm all ihren Mut zusammen, schwenkte die Beine über die Öffnung und stieg Sprosse für Sprosse nach unten. Die Leiter schwankte bedenklich.

      Lucie war noch nie auf einem Segelschiff gewesen, aber so musste es sich wohl anfühlen, wenn man am Mast hinunterkletterte. Ihre Gedanken wurden von einem einzigen Satz beherrscht: Hoffentlich lebt Connie noch. Je weiter sie hinabstieg, desto größer wurde ihre Angst. Was, wenn Connie nicht mehr aufwachte? Oder wenn sie so schwer verletzt war, dass sie Hilfe brauchte? Woher sollte Lucie in dieser gottverdammten verlassenen Welt Hilfe bekommen?

      Ihre Finger krampften sich so fest um das Metall, dass es teilweise schon einschnitt.

      Die Taschenlampe zwischen den Zähnen haltend, drehte sie den Kopf so, dass sie nach unten leuchtete. Zu ihrer Erleichterung war der Grund der Grube bereits zu sehen.

      Vorsichtig legte sie die letzten Meter zurück und sprang das letzte kleine Stück nach unten.

      Sie leuchtete in die Dunkelheit. Grober schwarzer Schotter umgab sie. Holzbohlen waren zu sehen, auf denen Gleise verliefen. Was war das, ein alter U-Bahn-Tunnel?

      Von Connie fehlte jede Spur. Lucie wurde plötzlich übel, ihre Hände begannen zu zittern. Sie hielt sich an einem wackeligen Eisengeländer fest und atmete langsam ein und aus.

      Noch nie zuvor in ihrem Leben hatte sie ein derart überwältigendes Gefühl von Einsamkeit und Verzweiflung gespürt. Warum war sie überhaupt auf diese Expedition mitgekommen? Natürlich, sie suchte nach Überlebenden, genau wie alle anderen. Aber hatte sie überhaupt die Kraft, diesen Trip durchzustehen?

      Sie dachte an Jem und an das, was Connie vorhin zu ihr gesagt hatte. Ob er wirklich in sie verliebt war? Sie würde auf jeden Fall versuchen, das herauszufinden. Und deshalb durfte sie jetzt auch nicht aufgeben.

      Ihre Atmung ging wieder ruhiger und flacher. Sie hob den Kopf.

      »Connie, wo bist du? Kannst du mich hören?«

      Sie wartete, doch es kam keine Antwort.

      Noch einmal leuchtete sie jeden Winkel der steinernen Röhre aus. Keine Spur von Connie. Nun, das musste nichts Schlechtes heißen, im Gegenteil. Vielleicht war der Sturz gar nicht so schlimm gewesen. Vielleicht war Connie bereits auf dem Weg nach draußen.

      Einige Hundert Meter weiter voraus war ein helles Oval zu sehen. Tageslicht strömte dort herein, wo die Schienen wieder an die Oberfläche kamen.

      Lucie entschied sich, dem Licht zu folgen.

      Jem ertappte sich dabei, wie er intensiv an Lucie dachte. Was sie wohl gerade machte? Ob sie mit Connie irgendwo im Freien saß und quatschte? Zu ärgerlich, dass sie nur zwei von den Holotalkies hatten. Sonst hätten sie wenigstens mal miteinander reden können.

      Er lächelte bei der Vorstellung, Lucies Gesicht in Arthurs pinkem Apparat zu sehen.

      »Leute, kommt mal alle her«, rief Arthur und riss Jem aus seinen Gedanken. »Ich glaube, ich habe etwas gefunden.«

      »Was denn?«, wollte Marek wissen.

      »Ich bin Rodericks Hinweis gefolgt und habe tatsächlich ein paar Datenpakete mit erhöhter Sicherheitsstufe gefunden. Höher als bei allen anderen, die wir bisher entdeckt haben. Ein Haufen Daten, ziemlich stark verschlüsselt.


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