Savitri – Eine Legende und ein Symbol. Sri Aurobindo
Читать онлайн книгу.der Nacht,
Die schattenhaften schrecklichen Boten ein,
Eindringlinge aus einer gefährlichen Welt der Macht,
Botschafter des Absolutums des Bösen.
Im Schweigen sprachen die unhörbaren Stimmen,
Hände, die keiner sah, pflanzten den fatalen Samen,
Keine Form war zu sehen, doch wurde ein schauerliches Werk getan,
Ein eisernes Gebot, geschrieben in krummen Buchstaben,
Zwang ein Gesetz von Sünde und verhängnisvollem Schicksal auf.
Die Lebensmacht blickte ihn mit veränderten und düsteren Augen an:
Ihre Schönheit sah er und das sehnende Herz in den Dingen,
Das sich mit ein wenig Glück zufrieden gibt,
Antwortend einem schwachen Strahl von Wahrheit oder Liebe;
Er sah ihr goldenes Sonnenlicht und ihren fernen blauen Himmel,
Das Grün ihrer Blätter und die Farbe und den Duft der Blumen,
Den Liebreiz der Kinder und die Liebe der Freunde
Und die Schönheit der Frauen und das gütige Herz der Männer,
Doch sah er auch die fürchterlichen Mächte, die ihre Launen steuern
Und die Qualen bestimmen, die sie auf ihre Wege ausgestreut hat,
Das Schicksal, das der unsichtbaren Schritte des Menschen harrt,
Und ihr Böses und ihr Leid und den Tod als letzte Gabe.
Ein Hauch von Desillusion und Dekadenz
Lauerte verderbenbringend der Reife des Lebens auf
Und ließ der Seele volles Korn verrotten:
Fortschritt wurde zum Versorger des Todes.
Eine Welt, die sich an das Gesetz eines erschlagenen Lichtes klammerte,
Ergötzte sich an den verwesten Leichen toter Wahrheiten,
Pries entstellte Formen als die freien, neuen und wahren Dinge,
Trank Schönheit aus Hässlichkeit und Übel,
Und fühlte sich selbst als Gast bei einem Bankett der Götter,
Genießend Korruption als ein gut gewürztes Mahl.
Ein Finsteres senkte sich auf die schwere Luft;
Es scheuchte das helle Lächeln von den Lippen der Natur
Und erschlug in ihrem Herzen das angeborene Vertrauen
Und legte in ihre Augen den irren Blick der Angst.
Die Lust, die das natürliche Wohl des Geistes verfälscht,
Ersetzte durch fabrizierte Tugend und Laster
Den unbefangenen spontanen Impuls der Seele:
Quälend die Natur mit der Lüge eines zweigeteilten Wesens,
Deren zweierlei Werte eine verbotene Lust anregten,
Das Böse zu einer Erleichterung von verfälschtem Guten machten,
Das Ego mit Selbstgerechtigkeit und Sünde aufblähten
Und jedes wurde ein Instrument der Hölle.
In verschmähten Haufen neben einer monotonen Straße
Wurden die alten einfachen Freuden zurückgelassen
Im Ödland von des Lebens Abstieg zur Nacht.
Alle Herrlichkeit des Lebens war verblasst, getrübt durch Zweifel;
Alle Schönheit fand ihr Ende in einem alternden Gesicht;
Alle Macht wurde als eine von Gott verfluchte Tyrannei angesehen
Und Wahrheit als Fiktion für den Bedarf des mentalen Geistes:
Die Jagd nach Freude war nun eine müde Hatz;
Vom Wissen blieb nur fragende Unwissenheit.
Auftauchen wie aus einem obskuren Schoß sah er
Den Körper und das Gesicht eines dunklen Unsichtbaren,
Versteckt hinter den schönen Fassaden des Lebens.
Sein gefahrvoller Handel ist der Grund unseres Leidens.
Sein Atem ist ein subtiles Gift im Herzen des Menschen;
Alles Böse stammt aus diesem zweideutigen Antlitz.
Eine Gefahr suchte jetzt die gewöhnliche Luft heim;
Die Welt füllte sich mit bedrohlichen Energien,
Und wo er auch hinsah, um Hilfe oder Hoffnung zu finden,
Zu Feld und Haus, zu Straße, Lager und Markt,
War räuberisches und verstohlenes Kommen und Gehen
Von beunruhigenden leibhaftigen Einwirkungen, ausgerüstet mit Waffen.
Ein Aufmarsch von Göttin-Gestalten, dunkel und nackt,
Schreckte die Luft mit grandiosem Unbehagen auf;
Entsetzliche Schritte näherten sich unsichtbar,
Gebilde, die eine Bedrohung waren, drangen in das Traum-Licht ein,
Und unheilbringende Wesen zogen auf der Straße an ihm vorbei,
Deren schlimmer Blick schon ein Unglück war:
Ein Charme und eine Süße, unerwartet und beeindruckend,
Gesichter, die verführerisch Lippen und Augen hoben,
Nahten sich ihm gewappnet mit Schönheit wie mit einer Schlinge,
Aber eine fatale Bedeutung in jedem Zuge bargen
Und jeden Augenblick sich in Gefahr verwandeln konnten.
Doch nur er bemerkte diesen getarnten Angriff.
Ein Schleier lag über dem inneren Schauen,
Eine Kraft war da, die ihre schauerlichen Schritte verbarg;
Alles ward Lügen gestraft, hielt sich aber selbst für die Wahrheit;
Alle wurden bedrängt, wussten aber nichts von der Belagerung:
Denn niemand konnte die Urheber ihres Sturzes sehen.
Einer dunklen, noch vorenthaltenen Weisheit gewahr,
Die dieser Stärke Siegel und Garant war,
Folgte er der Spur von düsteren schreckensvollen Schritten
Zurück in jene Nacht, aus der sie kamen.
Ein Gebiet erreichte er, unbebaut und im Besitz von niemandem:
Alle konnten es betreten, aber niemand konnte lange bleiben.
Es war ein Niemandsland voller übler Luft,
Ein dicht gedrängtes Viertel ohne ein einzig Heim,
Ein Grenzland zwischen Welt und Hölle.
Unwirklichkeit war dort Herr der Natur:
Es war ein Raum, in dem nichts wahr sein konnte,
Denn nichts war so, wie es zu sein behauptet hatte:
Eine hohe Erscheinung umhüllte eine trügerische Leere.
Doch nichts wollte seine Vortäuschung eingestehen,
Nicht einmal sich selbst im eigenen zwiespältigen Herzen:
Eine gewaltige Täuschung war das Gesetz der Dinge;
Einzig durch diese Täuschung vermochten sie zu leben.