Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch). William Shakespeare

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Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) - William Shakespeare


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Ich bin so wahrhaft, wie der Wahrheit Einfalt,

       So einfach, wie die Wahrheit spricht im Kinde.

      CRESSIDA

       Den Wettkampf nehm ich an.

      TROILUS

       O hold Gefecht,

       Wenn Recht um Sieg und Vorrang ficht mit Recht!

       Treuliebende in Zukunft werden schwören

       Und ihre Treu mit Troilus versiegeln;

       Und wenn dem Vers voll Schwür und schwülstgen Bildern

       Ein Gleichnis fehlt, der oft gebrauchten müde,

       Als – treu wie Stahl, wie Sonnenschein dem Tag,

       Pflanzen dem Mond, das Täubchen seinem Tauber,

       Dem Zentrum Erde, Eisen dem Magnet,

       Dann, nach so viel Vergleichungen der Treu,

       Wird als der Treue höchstes Musterbild

       »So treu wie Troilus« den Vers noch krönen

       Und weihn das Lied.

      CRESSIDA

       Prophetisch sei dies Wort!

       Werd ich dir falsch, untreu nur um ein Haar,

       Wenn Zeit gealtert und sich selbst vergaß,

       Wenn Regen Trojas Mauern aufgelöst,

       Blindes Vergessen Städte eingeschlungen

       Und machtge Reiche spurlos sind zermalmt

       Ins staubge Nichts – auch dann noch mög Erinnrung,

       Spricht man von falschen, ungetreuen Mädchen,

       Schmähn meine Falschheit; sagten sie, so falsch

       Wie Luft, wie Wasser, Wind und lockrer Sand,

       Wie Fuchs dem Lamm, wie Wolf dem jungen Kalbe,

       Panther dem Reh, Stiefmutter ihrem Sohn,

       Ja, schließ es dann und treff ins Herz der Falschheit:

       »So falsch wie Cressida!«

      PANDARUS

       Wohlan, der Handel ist geschlossen; das Siegel drauf, das Siegel drauf, ich will Zeuge sein. Hier faß ich Eure Hand, hier die meiner Nichte; wenn ihr je einander untreu werdet, die ich mit so viel Mühe zusammengebracht habe, so mögen alle armen Liebesvermittler bis an der Welt Ende nach meinem Namen Pandarus heißen; alle unbeständigen Liebhaber soll man Troilus nennen, alle falschen Mädchen Cressida und alle Zwischenträger Pandarus. Sagt Amen!

      TROILUS

       Amen!

      CRESSIDA

       Amen!

      PANDARUS

       Amen! Und somit will ich euch eine Kammer und ein Bett nachweisen; und damit das Bett euer artiges Liebeständeln nicht ausschwatze, drückt es tot. Nun fort!

       Und Amor gönne allen scheuen Kindern

       Bett, Kammer, Pandar, ihre Not zu lindern!

       Sie gehn ab.

       Englisch

      DRITTE SZENE

       Inhaltsverzeichnis

       Das griechische Lager

       Fanfare. Es treten auf Agamemnon, Ulysses, Diomedes, Nestor, Ajax, Menelaus und Kalchas.

      KALCHAS

       Nun, Fürsten, für den Dienst, den ich getan,

       Ermahnt der Zeit Gelegenheit mich laut,

       Zu fordern Lohn. Erinnert euch, wie ich,

       Vorahnend das Geschick mit Seherblick,

       Mein Eigentum und Troja aufgegeben,

       Schmach des Verräters trug und eingetauscht

       Für wohlerworbnen ruhigen Besitz

       Unsichre Zukunft, losgesagt von allen,

       Die Zeit, Bekanntschaft, Umgang und Gewöhnung

       Zu Freunden und Vertrauten mir gemacht,

       Und hier, um euch zu dienen, bin geworden

       Ein Neuling in der Welt, fremd, unbekannt.

       Deshalb ersuch ich euch, als Vorgeschmack

       Mir jetzt ein kleines Gunstgeschenk zu geben,

       Aus jenen vielen mir von euch verheißnen,

       Die ihr mir zugedacht nach euerm Wort.

      AGAMEMNON

       Was willst du von uns, Troer? Fordre denn!

      KALCHAS

       Ihr machtet einen Troer zum Gefangnen,

       Antenor, gestern; Troja schätzt ihn sehr.

       Oft habt ihr – und ich dankt euch oft dafür –

       Mir meine Cressida auswechsein wollen,

       Die Troja stets verweigert. Doch Antenor

       Ist, weiß ich, solche Triebkraft ihres Tuns,

       Daß ihre Volksberatung, fehlt sein Wirken,

       Erschlaffen muß, und diesen einzutauschen

       Gäben sie wohl 'nen Prinzen von Geblüt,

       Ja, einen Sohn des Priam. Den entlaßt

       Als Preis für meine Tochter; ihre Freiheit

       Zahlt alle Dienste, die ich Euch erwies,

       In hocherkannter Müh.

      AGAMEMNON

       Geleit ihn, Diomed,

       Und bring uns Cressida; gewährt sei Kalchas,

       Was er von uns gewünscht. Ihr, Diomed,

       Rüstet Euch stattlich aus zu diesem Tausch;

       Zugleich erforscht, ob Hektor seines Aufrufs

       Erwidrung morgen wünscht; Ajax ist fertig.

      DIOMEDES

       Dies übernehm ich gern als eine Bürde,

       Die ich zu tragen stolz bin.

       Diomedes und Kalchas gehn ab. Achilles und Patroklus treten aus ihrem Zelt.

      ULYSSES

       Achilles steht am Eingang seines Zelts;

       Wollt nun, mein Feldherr, fremd vorübergehn,

       Als wär er ganz vergessen; und, Ihr Fürsten,

       Nachlässig nur und achtlos blickt ihn an.

       Ich folg Euch nach; gewiß dann fragt er mich,

       Warum so seitab kalt man auf ihn sah.

       Dann, als Medikament, soll Ironie

       Behandein seinen Stolz und Euer Fremdtun,

       Die er freiwillig gern verschlucken wird.

       Das mag wohl helfen: Stolz hat keinen Spiegel,

       Sich selbst zu schaun, als Stolz; des Knies Verehrung

       Mästet den Hochmut, wird des Stolzen Zehrung.

      AGAMEMNON

       Wir tun nach Euerm Rat und wolln uns fremd

       Gebärden, wie wir ihm vorübergehn.

       So tue jeder Lord und grüß ihn gar nicht

       Oder verächtlich: das verdrießt ihn mehr,

       Als sah ihn keiner an. Ich geh voraus.

      ACHILLES

      


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