Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch). William Shakespeare

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Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) - William Shakespeare


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Ei, so abzuziehn!

      PATROKLUS

       Paris und ich, wir küssen stets für ihn.

      MENELAUS

       Erlaubt mir, meinen Kuß will ich nicht missen.

      CRESSIDA

       So sagt: empfangt Ihr oder gebt im Küssen?

      [MENELAUS

       Ich nehm und geb im Kusse. ]

      PATROKLUS

       Er nimmt und gibt im Kusse.

      CRESSIDA

       Dann vergönnt:

       Ihr nehmt Euch bessern, als Ihr geben könnt;

       Drum keinen Kuß.

      MENELAUS

       Ich zahl Euch Aufgeld, geb Euch drei für einen.

      CRESSIDA

       Von einem halben Manne nehm ich keinen.

      MENELAUS

       Ein halber? Und wo wär die andre Hälfte?

      CRESSIDA

       Die hat Prinz Paris längst sich eingefangen,

       Als er mit Eurer Frau davongegangen.

      MENELAUS

       Ihr schnippt mir an die Stirn.

      CRESSIDA

       O nein, fürwahr!

      ULYSSES

       Wie bracht Eur Händchen seinem Horn Gefahr?

       Darf ich um einen Kuß Euch bitten, Schöne?

      CRESSIDA

       Ihr dürft!

      ULYSSES

       Gern hätt ich einen!

      CRESSIDA

       Nun, so bittet!

      ULYSSES

       Um Venus werde mir ein Kuß von dir,

       Wenn Helena als Jungfrau lebt, und hier!

      CRESSIDA

       Sobald die Schuld verfallen, zahl ich sie.

      ULYSSES

       Dann hat es gute Zeit, Ihr küßt mich nie.

      DIOMEDES

       Fräulein, ein Wort: ich bring Euch Euerm Vater.

       Geht mit Cressida ab.

      NESTOR

       Sie hat behenden Witz.

      ULYSSES

       Pfui über sie!

       An ihr spricht alles, Auge, Wang und Lippe,

       Ja selbst ihr Fuß; der Geist der Lüsternheit

       Blickt vor aus jedem Glied und Schritt und Tritt.

       O diese stets Bereiten, Zungenglatten,

       Die Willkomm schielen, eh man sie noch grüßt,

       Und weit aufklappen ihres Herzens Buch

       Für jeden Lesers Kitzel! Merkt sie euch

       Als niedre Beute der Gelegenheit

       Und Töchter schnöder Lust.

       Trompetenstoß.

      ALLE

       Trojas Trompete!

      AGAMEMNON

       Seht, es naht der Zug!

       Es treten auf Hektor, bewaffnet, Äneas, Troilus , Paris, Helenus und Trojaner mit Gefolge.

      ÄNEAS

       Heil, Griechenfürsten! Was wird dem zuteil,

       Der obsiegt? Oder habt Ihr nicht den Vorsatz,

       Daß ein Sieger sei? Sollen die Ritter

       Aus aller Kraft sich bis aufs äußerste

       Bekämpfen? Oder wird der Streit geschieden

       Durch irgendein Gebot und Kampfgericht?

       So fragt Euch Hektor.

      AGAMEMNON

       Was ist Hektors Wunsch?

      ÄNEAS

       Ihm gilt es gleich, er fügt sich der Bestimmung.

      ACHILLES

       Ganz Hektorn ähnlich, doch sehr zuversichtlich,

       Ein wenig stolz, und überaus mißachtend

       Den Gegner.

      ÄNEAS

       Wenn Achilles nicht, mein Fürst,

       Wer seid Ihr?

      ACHILLES

       Wenn Achilles nicht, dann nichts.

      ÄNEAS

       Achilles also. Doch was auch, vernehmt:

       In beiden Äußersten von groß und klein

       Sind Mut und Stolz in Hektor unerreicht;

       Der eine fast so endlos wie das All,

       Der andre leer wie nichts. Erwägt ihn recht,

       Und was Euch stolz scheint, ist nur Höflichkeit:

       Held Ajax ist von Hektors Blute halb,

       Zuliebe dem bleibt Hektor halb zu Hause;

       Halb Herz, halb Hand, halb Hektor naht er, wo er

       Den Bastardhelden sucht, halb Griech, halb Troer.

      ACHILLES

       Ein Scheingefecht also! Ha, ich versteh Euch!

       Diomedes tritt auf.

      AGAMEMNON

       Hier kommt Fürst Diomed. Auf, edler Ritter,

       Stellt Euch zu unserm Ajax; so wie Ihr

       Und Lord Äneas ordnen dies Gefecht,

       So sei es: ob ein Anlauf, ob ein Gang

       Auf Tod und Leben; weil die zwei verwandt,

       Ist halb der Kampf erloschen, eh entbrannt.

       Ajax und Hektor steigen in den Ring.

      ULYSSES

       Sie stehn sich gegenüber.

      AGAMEMNON

       Wer ist der Troer, der so finster schaut?

      ULYSSES

       Des Priam jüngster Sohn, ein echter Ritter;

       Kaum reif, schon unvergleichbar; fest von Wort,

       Beredt in Tat und tatlos in der Rede;

       Nicht bald gereizt, doch dann nicht bald besänftigt;

       Sein Herz wie Hand gleich offen, beide frei:

       So gibt er, was er hat, spricht, was er denkt;

       Doch gibt er nur, lenkt Urteil seine Güte.

       Nie adelt er durch Wort unwürdges Denken;

       Mannhaft wie Hektor, doch gefährlicher;

       Denn Hektor, selbst in Zornes Glut, bleibt immer

       Noch schonungsvoll; doch dieser, kampfentflammt,

       Ist rachedurstiger als die Eifersucht.

       Man nennt ihn Troilus und baut auf ihn

       Die zweite Hoffnung, stark, wie Hektor selbst;

       So spricht Äneas, der den Jüngling kennt

       Ganz durch und durch und in Geheimgespräch

       Im großen Ilion mir ihn so geschildert.

       Trompeten. Hektor und Ajax kämpfen.

      AGAMEMNON

      


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