Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch). William Shakespeare

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Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) - William Shakespeare


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Ehrwürdger Nestor, froh umschließ ich dich.

      NESTOR

       O daß mein Arm dirs gleichtun könnt im Kampf,

       Wie er nun kämpft mit dir in Freundlichkeit!

      HEKTOR

       Ich wünscht es gleichfalls.

      NESTOR

       Ha,

       Bei diesem weißen Bart, ich föchte mit dir morgen.

       Willkommen denn, willkomm'n! Ich sah die Zeit –

      ULYSSES

       Mich wundert nur, wie jene Stadt noch steht,

       Da wir jetzt ihren Grund und Pfeiler haben!

      HEKTOR

       Wohl kenn ich Eure Zuge, Fürst Ulyß! –

       O Herr, schon mancher Griech und Troer fiel,

       Seit ich zuerst Euch sah mit Diomed

       In Ilion als Gesandte Griechenlands.

      ULYSSES

       Da sagt ich Euch vorher, was folgen würde;

       Noch weilt auf halbem Weg die Prophezeiung,

       Denn jene Mauern, kühn die Stadt umschirmend,

       Die Türme, die den Wolken keck sich nähern,

       Sie küssen bald den eignen Fuß!

      HEKTOR

       Ich glaubs nicht!

       Da stehn sie noch; bescheiden mein ich auch,

       Uns zahlt für jedes phrygschen Steines Fall

       Ein Tropfen Griechenblut. Das Ende krönts,

       Und jener alte, ewge Richter, Zeit,

       Wird einst es enden.

      ULYSSES

       Lassen wir es ihm!

       Höchst edler, tapfrer Hektor, seid willkommen!

       Nach unserm Feldherrn bitt ich Euch zunächst,

       Mein Gast zu sein und mich im Zelt zu sehn.

      ACHILLES

       Dawider muß ich Einspruch tun, Ulysses!

       Nun, Hektor, hast du meinen Blick gesättigt.

       Mit scharfem Aug durchforscht ich dich, o Hektor,

       Und prüfte Glied für Glied.

      HEKTOR

       Ist dies Achilles?

      ACHILLES

       Ich bin Achilles.

      HEKTOR

       Ich bitte, stell dich so, daß ich dich schaue.

      ACHILLES

       Sieh dich nur satt!

      HEKTOR

       Nun, ich bin fertig schon.

      ACHILLES

       Du bist zu eilig. Ich durchmustre dich

       Noch einmal Zug für Zug, als wärs zum Kauf.

      HEKTOR

       So wie ein Schwankbuch blätterst du mich durch?

       Doch mehr wohl liegt in mir, als du verstehst!

       Was will mich so dein Auge niederdrücken?

      ACHILLES

       Ihr Götter, sagt, an welchem Teil des Körpers

       Vernicht ich ihn? Ists hier, dort oder da?

       Daß ich genau den Sitz der Wunde nennen

       Und scharf das Tor bezeichnen mag, wodurch

       Sein großer Geist entflieht. Antwort, ihr Götter!

      HEKTOR

       Mißziemen würd es heilgen Göttern, Stolzer,

       Antwort zu geben solcher Frage. Sprich:

       Glaubst du mein Leben so im Scherz zu fangen,

       Daß du vorzeichnen willst im scharfen Umriß,

       Wo treffen soll der Tod?

      ACHILLES

       Ja, sag ich dir.

      HEKTOR

       Und wärst du, solches kündend, ein Orakel,

       Nicht glaubt ich dir. Hinfort sei auf der Hut!

       Denn nicht hier töt ich dich, noch dort, noch da,

       Nein, bei dem Hammer, der Mars' Helm geformt,

       Dich töt ich, wo's auch sei; ja über und über.

       Verzeiht, ihr weisen Griechen, meinem Prahlen;

       Sein Hochmut zwingt mich, Törichtes zu reden.

       Doch streb ich, so zu tun, wie ich gesprochen,

       Sonst mög ich nie –

      AJAX

       Kommt nicht in Eifer, Vetter!

       Und Ihr, Achilles, unterlaßt dies Drohen,

       Bis Zufall oder Vorsatz wahr es macht.

       Genug könnt Ihr von Hektor täglich haben,

       Wenn es Euch hungert: doch ganz Griechenland

       Bringt Euch wohl kaum mit ihm in Hader, denk ich.

      HEKTOR

       Ich bitt Euch, laßt im Feld uns Euch begegnen;

       Es gab nur kleinen Krieg, seit Ihr verließt

       Die griechschen Fahnen.

      ACHILLES

       Du verlangst nach mir?

       Dir nah ich morgen, furchtbar wie der Tod –

       Heut abend sein wir Freunde!

      HEKTOR

       Wohl, schlag ein!

      AGAMEMNON

       Vorerst, Ihr griechschen Herrn, kommt in mein Zelt,

       Dort wolln wir Tafel halten; und hernach,

       Wie Hektors Muß' und Eure Gastlichkeit

       Zusammentrifft, bewirtet ihn dann einzeln.

       Nun laßt die Pauken, laßt Trompeten schallen:

       Willkommen sei der Troerfürst uns allen!

       Sie gehn ab. Es bleiben Troilus und Ulysses.

      TROILUS

       Ich bitt Euch, Fürst Ulysses, gebt mir Kunde,

       In welchem Teil des Lagers Kalchas weilt.

      ULYSSES

       In Menelaus' Zelt, mein edler Prinz;

       Dort speiset Diomed rnit ihm zu Nacht,

       Der nicht an Erde mehr noch Himmel denkt

       Und, ganz von Lieb entflammt, nur Augen hat

       Für Fräulein Cressida.

      TROILUS

       Erzeigt Ihr mir die Huld, mein werter Fürst,

       Wann wir verlassen Agamemnons Zelt,

       Mich hinzuführen?

      ULYSSES

       Schaltet über mich!

       Gleich freundlich sagt, mein Prinz, in welchem Ruf

       Hielt Troja diese Schöne? Weint ihr dort

       Kein Liebster nach?

      TROILUS

       O Fürst, wer rühmend prahlt mit seinen Wunden,

       Verdient nur Spott. Gehn wir zusammen, Herr?

       Sie liebt' und ward geliebt und wirds noch heute,

      


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