Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch). William Shakespeare

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Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) - William Shakespeare


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eben hier.

      TROILUS

       Um aller Frauen Ehre, glaubt es nicht!

       Denkt, daß wir Mütter hatten, laßt nicht zu,

       Daß rohe Lästrer, die auch ohne Grund

       Die Fraun erniedern, jedes Weib nun messen

       Nach Cressida! Eh'r denkt, sie war es nicht!

      ULYSSES

       Was tat sie, unsre Mütter zu beflecken?

      TROILUS

       Nichts, gar nichts, wenn dies Cressida nicht war.

      THERSITES

       Will er seinen Augen einen blauen Dunst vormachen?

      TROILUS

       Dies wäre sie?

       Nein, dies ist Diomedes' Cressida!

       Hat Schönheit Seele, dann war sie es nicht.

       Wenn Seele Eide zeugt, wenn Eide heilig,

       Wenn Heiligkeit den Göttern Wonne ist,

       Wenn Maß und Ordnung in der Einheit walten,

       Dann war sie's nicht. O Wahnsinn der Gedanken,

       Der Gründe aufstellt für und gegen sich!

       Zweideutige Gewalt! Wo sich Vernunft

       Empört und nicht vernichtet, wo Verlust

       Alle Vernunft mit fortreißt ohn Empörung,

       So war dies Cressida und war es nicht!

       In meiner Seele hebt ein Kämpfen an

       Seltsamster Art, das ein unteilbar Wesen

       Mehr voneinander reißt als Erd und Himmel!

       Und doch gewährt die weitgespaltne Kluft,

       Um einzudringen, nicht den kleinsten Zugang

       Für einen Punkt, fein wie Arachnes Faden.

       Beweis, Beweis, so fest wie Plutos Pforte:

       Ein Himmelsband schließt mich an Cressida –

       Beweis, Beweis, fest wie der Himmel selbst:

       Das Himmelsband ist mürb, erschlafft, gelöst.

       Ein andrer Knoten, den fünf Finger knüpften,

       Schlingt jetzt die Trümmer ihrer Lieb und Treu,

       Den Abhub, Nachlaß, Rest und ekle Brocken

       Der abgestandnen Lieb, um Diomed.

      ULYSSES

       Und kann der würdge Troilus nur halb

       Das fühlen, was der Wahnsinn aus ihm spricht?

      TROILUS

       Ja, Griech, und offenkundig solls erscheinen

       In Lettern purpurrot wie Mavors' Herz,

       Entflammt von Venus! Nimmer liebt' ein Jüngling

       Mit so unendlich ewig fester Treu!

       Hör, Grieche, wie ich Cressida geliebt,

       Ganz so unendlich haß ich Diomed.

       Die Kraus' ist mein, die er am Helm will tragen;

       Und war der Helm ein Schmiedewerk Vulkans,

       Mein Schwert zerschnitt' es; nicht der grause Schall

       Des Meers, den Schiffer Hurricano nennen,

       Durch den allmächtgen Sol zum Berg verdichtet,

       Betäubt mit mehr Gekrach das Ohr Neptuns

       Im Niedersturz, als meines Schwertes Wucht

       Einschmettern soll auf Diomed.

      THERSITES

       Er wird ihn kitzein für seine Fleischeslust!

      TROILUS

       O falsche Cressida! O falsch, falsch, falsch!

       Zu deinem schnöden Namen hingestellt,

       Glänzt alle Untreu rein!

      ULYSSES

       Bezähmt Euch, Prinz!

       Eur Toben wird gehört!

       Äneas tritt auf.

      ÄNEAS

       Seit einer Stunde such ich Euch, mein Prinz;

       Hektor legt schon die Waffen an in Troja,

       Und Ajax, Eur Geleitsmann, harrt auf Euch.

      TROILUS

       Ich steh zu Dienst. – Mein gütger Fürst, lebt wohl! –

       Falsche, fahr hin! Und stürze, Diomed,

       Ob auch ein Turm auf deinem Haupte steht!

      ULYSSES

       Ich bring Euch bis ans Tor.

      TROILUS

       Empfangt verwirrten Dank.

       Troilus, Äneas und Ulysses ab.

      THERSITES

       Käme mir nur der Schurke Diomed in den Wurf, ich wollte krächzen wie ein Rabe! Dem wollt ich – dem wollt ich prophezeien! Patroklus gibt mir, was ich will, wenn ich ihm von dieser Hure sage; kein Papagei tut mehr für eine Mandel, als er für eine willige Metze. Unzucht, Unzucht; lauter Krieg und Liederlichkeit; die bleiben immer in der Mode. Daß ein brennender Teufel sie holte!

       Er geht ab.

       Englisch

      DRITTE SZENE

       Inhaltsverzeichnis

       Troja, vorm Palast des Priam

       Hektor und Andromache treten auf.

      ANDROMACHE

       Wann war mein Gatte je so schlimm gelaunt,

       Sein Ohr zu schließen einer Warnungsstimme?

       Leg ab die Waffen, kämpfe heute nicht!

      HEKTOR

       Du zwingst mich, hart zu sein; geh nun hinein!

       Bei allen ewgen Göttern, ich will kämpfen!

      ANDROMACHE

       Mein Traum weissagt ein Unglück diesem Tag!

      HEKTOR

       Nichts weiter, sag ich!

       Kassandra kommt.

      KASSANDRA

       Wo ist mein Bruder Hektor?

      ANDROMACHE

       Bewaffnet, Schwester, und auf Blut gestellt.

       Stimm ein mit mir in lautem, heftgem Flehn!

       Beschwören wir ihn kniend; denn mir träumte

       Von blutgem Wirrwarr, und die ganze Nacht

       Sah ich Phantome nur und Mordgestalten.

      KASSANDRA

       Oh, das trifft ein!

      HEKTOR

       Laß die Trompete schallen!

      KASSANDRA

       Kein Ton zum Angriff; Gott verhüt es, Bruder!

      HEKTOR

       Hinweg, die Götter hörten meinen Schwur!

      KASSANDRA

       Taub sind die Götter raschen, törgen Eiden;

       Das sind entweihte Spenden, mehr verhaßt

       Als fleckige Lebern eines


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