Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch). William Shakespeare

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Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) - William Shakespeare


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Ich darf nicht, Herr.

       Mein Herr weiß anders nicht, als ich sei fort,

       Und drohte furchtbarlich den Tod mir an,

       Blieb ich, um seinen Vorsatz auszuspähn.

      LORENZO

       So bleib, ich geh allein. - Ein Graun befällt mich;

       Oh, ich befürchte sehr ein schlimmes Unglück!

      BALTHASAR

       Derweil ich unter dieser Eibe schlief,

       Träumt ich, mein Herr und noch ein andrer föchten,

       Und er erschlüge jenen.

      LORENZO

       Romeo?

       Er geht weiter nach vorn. O wehe, weh mir! Was für Blut befleckt Die Steine hier an dieses Grabmals Schwelle? Was wollen diese herrenlosen Schwerter, Daß sie verfärbt hier liegen an der Stätte Des Friedens? Er geht in das Begräbnis. Romeo? - Ach, bleich! - Wer sonst? Wie? Paris auch? Und in sein Blut getaucht? O welche unmitleidge Stund ist schuld An dieser kläglichen Begebenheit? - Das Fräulein regt sich.

      JULIA

       erwachend. O Trostesbringer! Wo ist mein Gemahl? Ich weiß recht gut noch, wo ich sollte sein; Da bin ich auch. Wo ist mein Romeo? Geräusch von Kommenden.

      LORENZO

       Ich höre Lärm. - Kommt, Fräulein, flieht die Grube

       Des Tods, der Seuchen, des erzwungnen Schlafs;

       Denn eine Macht, zu hoch dem Widerspruch,

       Hat unsern Rat vereitelt. Komm, o komm!

       Dein Gatte liegt an deinem Busen tot,

       Und Paris auch; komm, ich versorge dich

       Bei einer Schwesternschaft von heilgen Nonnen.

       Verweil mit Fragen nicht; die Wache kommt.

       Geh, gutes Kind!

       Geräusch hinter der Szene. Ich darf nicht länger bleiben. [Ab.]

      JULIA

       Geh nur, entweich, denn ich will nicht von hinnen. -

       Bruder Lorenzo geht ab. Was ist das hier? Ein Becher, festgeklemmt In meines Trauten Hand? - Gift, seh ich, war Sein Ende vor der Zeit. - O Böser! Alles Zu trinken, keinen gütgen Tropfen mir Zu gönnen, der mich zu dir brächt? - Ich will Dir deine Lippen küssen. Ach, vielleicht Hängt noch ein wenig Gift daran und läßt mich An einer Labung sterben. Sie küßt ihn. Deine Lippen Sind warm.

      ERSTER WÄCHTER

       hinter der Szene. Wo ist es, Knabe? Führ uns!

      JULIA

       Wie? Lärm? - Dann schnell nur!

       [Sie ergreift Romeos Dolch.] O willkommner Dolch! Sie ergreift Romeos Dolch. Dies werde deine Scheide. Ersticht sich. Roste da Und laß mich sterben! Sie fällt auf Romeos Leiche und stirbt. Wächter mit dem Pagen des Paris.

      PAGE

       Dies ist der Ort, da, wo die Fackel brennt.

      ERSTER WÄCHTER

       Der Boden ist voll Blut; durchsucht den Kirchhof,

       Ein paar von euch; geht, greifet, wen ihr trefft.

       Einige von der Wache ab. Betrübt zu sehn! Hier liegt der Graf erschlagen, Und Julia blutend, warm und kaum verschieden, Die schon zwei Tage hier begraben lag. - Geht, sagts dem Fürsten! Weckt die Capulets! Lauft zu den Montagues! Ihr andern sucht! Andre Wächter ab. Wir sehn den Grund, der diesen Jammer trägt; Allein den wahren Grund des bittern Jammers Erfahren wir durch näh're Kundschaft nur. Einige von der Wache kommen mit Balthasar zurück.

      ZWEITER WÄCHTER

       Hier ist der Diener Romeos; wir fanden

       Ihn auf dem Kirchhof.

      ERSTER WÄCHTER

       Bewahrt ihn sicher, bis der Fürst erscheint!

       [Ein andrer] Andere Wächter kommen zurück mit Lorenzo.

      DRITTER WÄCHTER

       Hier ist ein Mönch, der zittert, weint und ächzt;

       Wir nahmen ihm den Spaten und die Haue,

       Als er von jener Seit des Kirchhofs kam.

      ERSTER WÄCHTER

       Verdächtges Zeichen! Haltet auch den Mönch!

       Der Prinz und sein Gefolge.

      PRINZ

       Was für ein Unglück ist so früh schon wach,

       Das Uns aus Unsrer Morgenruhe stört?

       Capulet, Gräfin Capulet und andre kommen.

      CAPULET

       Was ists, daß draußen so die Leute schrein?

      GRÄFIN CAPULET

       Das Volk ruft auf den Straßen: »Romeo«

       Und »Julia« und »Paris«; alles rennt

       Mit lautem Ausruf unserm Grabmal zu.

      PRINZ

       Welch Schrecken ists, das Unser Ohr betäubt?

      ERSTER WÄCHTER

       Durchlauchtger Herr, entleibt liegt hier Graf Paris;

       Tot Romeo; und Julia, tot zuvor,

       Noch warm und erst getötet.

      PRINZ

       Sucht, späht, erforscht die Täter dieser Greuel!

      ERSTER WÄCHTER

       Hier ist ein Mönch und Romeos Bedienter;

       Man fand Gerät bei ihnen, das die Gräber

       Der Toten aufzubrechen dient.

      CAPULET

       O Himmel!

       O Weib! Sieh hier, wie unsre Tochter blutet.

       Der Dolch hat sich verirrt; sieh seine Scheide

       Liegt ledig auf dem Rücken Montagues,

       Er selbst steckt fehl in unsrer Tochter Busen.

      GRÄFIN CAPULET

       O weh mir! Dieser Todesanblick mahnt

       Wie Grabgeläut mein Alter an die Grube.

       Montague und andre kommen.

      PRINZ

       Komm, Montague! Früh hast du dich erhoben,

       Um früh gefallen deinen Sohn zu sehn.

      MONTAGUE

       Ach, gnädger Fürst, mein Weib starb diese Nacht;

       Gram um des Sohnes Bann entseelte sie.

       Welch neues Leid bricht auf mein Alter ein?

      PRINZ

       Schau hin, und du wirst sehn.

      MONTAGUE

       O Ungeratner! Was ist das für Sitte,

       Vor deinem Vater dich ins Grab zu drängen?

      PRINZ

       Versiegelt noch den Mund des Ungestüms,

       Bis wir die Dunkelheiten aufgehellt

       Und ihren Quell und wahren Ursprung wissen.

       Dann will ich Eurer Leiden Hauptmann sein

       Und selbst zum Tod Euch führen. - Still indes!

       Das Mißgeschick sei Sklave der Geduld. -

       Führt die verdächtigen Personen vor!

      LORENZO

      


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