Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch). William Shakespeare

Читать онлайн книгу.

Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) - William Shakespeare


Скачать книгу
Mich trifft, obschon den Unvermögendsten,

       Am meisten der Verdacht des grausen Mordes,

       Weil Zeit und Ort sich gegen mich erklärt.

       Hier steh ich, mich verdammend und verteidgend,

       Der Kläger und der Anwalt meiner selbst.

      PRINZ

       So sag ohn Umschweif, was du hievon weißt!

      LORENZO

       Kurz will ich sein, denn kurze Frist des Atems

       Versagt gedehnte Reden. Romeo,

       Der tot hier liegt, war dieser Julia Gatte,

       Und sie, die tot hier liegt, sein treues Weib.

       Ich traute heimlich sie, ihr Hochzeittag

       War Tybalts letzter, des unzeitger Tod

       Den jungen Gatten aus der Stadt verbannte;

       Und Julia weint' um ihn, nicht um den Vetter.

       Ihr, um den Gram aus ihrer Brust zu treiben,

       Verspracht und wolltet sie dem Grafen Paris

       Vermählen mit Gewalt. Da kommt sie zu mir

       Mit wildem Blick, heißt mich auf Mittel sinnen,

       Um dieser zweiten Heirat zu entgehn,

       Sonst wollt in meiner Zelle sie sich töten.

       Da gab ich, so belehrt durch meine Kunst,

       Ihr einen Schlaftrunk; er bewies sich wirksam

       Nach meiner Absicht, denn er goß den Schein

       Des Todes über sie. Indessen schrieb ich

       An Romeo, daß er sich herbegäbe

       Und hülf aus dem erborgten Grab sie holen

       In dieser Schreckensnacht, als um die Zeit,

       Wo jenes Trankes Kraft erlösche. Doch

       Den Träger meines Briefs, den Bruder Markus,

       Hielt Zufall auf, und gestern abend bracht er

       Ihn mir zurück. Nun ging ich ganz allein

       Um die bestimmte Stunde des Erwachens,

       Sie zu befrein aus ihrer Ahnen Gruft,

       Und dacht in meiner Zelle sie zu bergen,

       Bis ich es Romeo berichten könnte.

       Doch wie ich kam, Minuten früher nur,

       Eh sie erwacht', fand ich hier tot zu früh

       Den treuen Romeo, den edlen Paris.

       Jetzt wacht' sie auf; ich bat sie, fortzugehn

       Und mit Geduld des Himmels Hand zu tragen;

       Doch da verscheucht' ein Lärm mich aus der Gruft.

       Sie, in Verzweiflung, wollte mir nicht folgen

       Und tat, so scheints, sich selbst ein Leides an.

       Dies weiß ich nur; und ihre Heirat war

       Der Wärterin vertraut. Ist etwas hier

       Durch mich verschuldet, laßt mein altes Leben,

       Nur wenig Stunden vor der Zeit, der Härte

       Des strengsten Richterspruchs geopfert werden.

      PRINZ

       Wir kennen dich als einen heilgen Mann. -

       Wo ist der Diener Romeos? Was sagt er?

      BALTHASAR

       Ich brachte meinem Herrn von Juliens Tod

       Die Zeitung, und er ritt von Mantua

       In Eil zu diesem Platz, zu diesem Grabmal.

       Den Brief hier gab er mir für seinen Vater,

       Und drohte Tod mir, als er in die Gruft ging,

       Wo ich mich nicht entfernt und dort ihn ließe.

      PRINZ

       Gib mir den Brief; ich will ihn überlesen. -

       Wo ist der Bub des Grafen, der die Wache

       Geholt? - Sag, Bursch, was machte hier dein Herr?

      PAGE

       Er kam, um Blumen seiner Braut aufs Grab

       Zu streun, und hieß mich fern stehn, und das tat ich.

       Drauf naht' sich wer mit Licht, das Grab zu öffnen,

       Und gleich zog gegen ihn mein Herr den Degen;

       Alsbald lief ich davon und holte Wache.

      PRINZ

       Hier dieser Brief bewährt das Wort des Mönchs,

       Den Liebesbund, die Zeitung ihres Todes;

       Auch schreibt er, daß ein armer Apotheker

       Ihm Gift verkauft, womit er gehen wolle

       Zu Juliens Gruft, um neben ihr zu sterben. -

       Wo sind sie, diese Feinde? - Capulet, Montague!

       Seht, welch ein Fluch auf eurem Hasse ruht,

       Daß Liebe eure Freuden töten muß!

       Und ich, weil ich dem Zwiespalt nachgesehn,

       Verlor auch zwei Verwandte. Alle büßen.

      CAPULET

       O Bruder Montague, gib mir die Hand!

       Das ist das Leibgedinge meiner Tochter,

       Denn mehr kann ich nicht fordern.

      MONTAGUE

       Aber ich

       Vermag dir mehr zu geben; denn ich will

       Aus klarem Gold ihr Bildnis fertgen lassen.

       Solang Verona seinen Namen trägt,

       Komm nie ein Bild an Wert dem Bilde nah

       Der treuen, liebevollen Julia.

      CAPULET

       So reich will ich es Romeo bereiten.

       O arme Opfer unsrer Zwistigkeiten!

      PRINZ

       Nur düstern Frieden bringt uns dieser Morgen;

       Die Sonne scheint, verhüllt vor Weh, zu weilen.

       Kommt, offenbart mir ferner, was verborgen,

       Ich will dann strafen oder Gnad erteilen,

       Denn nie verdarben Liebende noch so

       Wie diese: Julia und ihr Romeo.

       Alle ab.

      ROMEO AND JULIET

      (englisch)

       Table of Contents

       PERSONS REPRESENTED

       THE PROLOGUE

       ACT I

       SCENE I

       SCENE II


Скачать книгу