Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan

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Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan


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konnten nur hoffen, dass wenigstens die Lebenserhaltung weiterhin ihren Dienst versah.

      »Es erklärt nicht die Explosionen«, sagte Sichu, nur um sich sofort selbst zu verbessern: »Oder doch. Eine nicht nur dezent, sondern massiv erhöhte Hyperimpedanz würde als Folge der Ausfälle und Rückkopplungen die gesamte technische Konfiguration völlig überlasten. Überhitzungen, detonierende Aggregate ...« Sie sprach immer leiser, die letzten Worte gingen in ein Murmeln über, das Rhodan nicht mehr verstehen konnte. Dann straffte sich ihre Haltung. »Ich brauche Zugang zum Hauptrechner. Und zu den Systemen der Lebenserhaltung.«

      »Offenbar denkst du dasselbe wie ich«, sagte Rhodan.

      Während Sichu zur Mitte der Zentrale eilte, meinte sie: »Könnte man ja fast romantisch nennen.«

      Rhodan folgte ihr. »So kenne ich dich ja gar nicht.«

      »Wie denn?«

      »So ... süffisant?«

      »Todesgefahr weckt ungeahnte Talente«, konterte sie, als sich plötzlich das Holo wieder aufbaute. Beim nächsten Schritt stieß ihr Kopf mitten durch die Sonne. Sie blieb stehen. »Ich brauche Zugriff zu einer Arbeitsstation, die nicht energetisch tot ist!« Merkur zog über ihren Oberkörper. »Da das Holo aktiv ist ... Terzio?«

      »Es gibt teilweisen Speicherzugriff. Keine aktuellen Ortungseingänge, die Projektion greift die alten ...«

      Da stand Sichu neben ihm. »Lass mich die Systeme der Lebenserhaltung prüfen!«

      Aus der Arbeitskonsole drang eine Stimme – Hope Tiranjaar meldete sich. »Meine Leute hatten sich bereits um den Antrieb gekümmert. Totalausfall sämtlicher Aggregate. Und ja – wir stehen Triton zu nahe. Seine Schwerkraft zieht uns an. Wir stürzen ab. Die Daten kommen nur sehr verzögert und ...« Sie stockte. »Fragt nicht. Jedenfalls bleiben uns etwa fünfzehn, höchstens zwanzig Minuten bis zum Aufschlag.«

      »Sind die Beiboote manövrierfähig?«, fragte Sichu.

      »Wir überprüfen es«, sagte Hope.

      »Unwahrscheinlich«, meinte Rhodan. »Ich brauche den genauen Absturzwinkel. Die Lage der TESS QUMISHA im Verhältnis zum Mond. Wenn wir ein Schott öffnen und Atmosphäre ablassen, wird das unseren Kurs minimal verändern.«

      »Kommandant?«, rief Sichu. »Habe ich freie Hand, den Hauptrechner völlig abzuschalten und neu zu starten?«

      »Du willst TESS ...«

      »Ich muss. Vorher übergebe ich funktionierende Bereiche an niederrangige Teile des Logikprogrammverbunds, die hoffentlich nicht betroffen sind. Beim Neustart kann ich möglicherweise auf marginale Triebwerksfunktionen zugreifen. Die Zeit drängt.«

      »Freie Hand«, entschied Muntu Ninasoma.

      »Kümmere dich um eine Notfall-Evakuierung, Perry«, befahl Sichu, die sich bereits durch die Holoschaltflächen an Terzio Adamotos Arbeitsstation wühlte. »Ich weiß nicht, ob ich hier weiterkomme. Wir müssen für alles gewappnet sein.«

      Rhodan berührte kurz Sichus Schulter. »Heute sterben wir nicht«, wiederholte er ihre Worte und ging zum Platz des Kommandanten. »Kannst du etwas über den Zustand der Rettungskapseln sagen?«

      »Ich habe keinen Zugriff, stehe aber mit einem Technikerteam in Funkverbindung. Wir ...« Ein dumpfes Grollen ließ ihn verstummen.

      Die Zentrale bebte, ein Teil der Wand platzte mit ohrenbetäubendem, metallischem Kreischen auf. Eine zerfetzte Energieleitung flirrte. Ein Überschlagsblitz zuckte und schlug in die Pilotenarbeitsstation.

      Rhodan rannte instinktiv zu seiner Enkelin. Farye schrie auf, riss die Hände zurück. Ein Irrlichtern tanzte über die Displays, die im nächsten Augenblick erloschen. Farye warf sich auf den Boden. Rhodan zerrte sie in Sicherheit. Der Sessel ging in Flammen auf.

      Ein scheibenförmiger Löschroboter surrte aus seiner Nische neben dem Ausgang und fuhr einen Tentakelarm aus, aus dem Schaum zischte. Das Feuer erstickte.

      Ein weiterer Beweis dafür, dass vergleichsweise einfache Technologie reibungslos funktionierte. Was für Rettungskapseln vielleicht galt, für Beiboote sicher nicht. Eine Evakuierung der kompletten Mannschaft war so gut wie unmöglich.

      »Ich empfange einen Funkspruch auf Normalfrequenz!«, rief Kommandant Ninasoma. »Ich schalte ihn laut!«

      Im nächsten Moment klang eine Männerstimme auf.

      Sie sprach Interkosmo – was im echten Solsystem das Natürlichste der Welt wäre, aber in diesem fremden Gefilde zugleich höchst unwahrscheinlich.

      »Hier spricht Hanko Lee, terranischer Kommandant des Kugelraumers CISTOLO KHAN. Wie ich sehe, braucht ihr Hilfe.«

      2.

      Ein Traumspiel (1)

      Ich träume, obwohl es eigentlich kein Traum ist, denn ich schlafe nicht. Und kann man träumen, wenn man nicht schläft?

      Die Bilder rufen mir in Erinnerung, was geschehen ist. So ist es jedes Mal, vielleicht weil es zu wichtig ist. Weil es nicht in Vergessenheit geraten darf.

      *

      »Wenn es heute«, sagte Homer G. Adams, »am Neujahrstag des Jahres 1614 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, ein Gefühl gibt, das die allgemeine Stimmung auf Terra beschreibt, dann ist es eines, das mir nicht gefällt. Aber es nützt nichts, es zu leugnen oder mit schönen Worten drum herum zu reden. Also nennen wir es beim Namen.«

      Der alte Mann, der das Schicksal der Erde und der Menschheit seit Jahrtausenden begleitete, legte eine genau bemessene Sprechpause ein. Er stand auf einer Bühne, mitten in Terrania City, nur wenige Hundert Meter Luftlinie vom Tekener-Tower, im Dao-Lin-H'ay-Theater.

      Das Gebäude war erst vor drei Wochen eröffnet und dabei von einem findigen Journalisten wegen seiner geradezu katzenhaft geschmeidigen Architektur gelobt worden. Die Ränge waren bis auf den letzten Platz besetzt, und natürlich übertrugen Kamerasonden seine Rede nach ganz Terra, auf die anderen solaren Planeten und weit darüber hinaus.

      Vor einer Stunde hatte Reginald Bull eine Nachricht an Adams geschickt, dass er es sich ebenfalls anhören werde und dass er ihm alles Gute wünsche im kommenden, höchst unsicheren Jahr. Ich kann verstehen, dass du auf Terra bleibst, hatte er geendet, und ich hoffe, du verstehst, dass ich mich anders entschieden habe.

      Selbstverständlich verstand er. Dem alten Weggefährten war gar keine Wahl geblieben – Bulls Amt, sein Ansehen, die Rolle, die er in der Öffentlichkeit spielte ... all das zwang ihn dazu. Homer G. Adams wusste, wie sich politische Verantwortung auswirkte und dass sie unterschiedliche Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen zu unterschiedlichen Entscheidungen führte.

      Als sich in seiner 15.000 Personen umfassenden Zuhörermenge Unruhe breitmachte, weil die dramaturgische Pause zu lange dauerte, trat Adams einige Schritte vor. Das Akustikfeld, das seine Worte aufnahm und verstärkte, folgte ihm automatisch.

      »Also nennen wir diese vorherrschende Stimmung beim Namen: Angst hat sich auf Terra breitgemacht. Und ich kann es niemandem verübeln. Ich fürchte mich ebenfalls.«

      Dieses klare Bekenntnis, dieses Zugeben einer vermeintlichen Schwäche, verfehlte seine Wirkung nicht. Ein Raunen ging durch die Menge. Irgendwo zirpte ein Vogelartiger so laut, dass es alles andere übertönte – eine sintatarische Schreckensmelodie, wenn Adams sich nicht täuschte, eine unwillkürliche Lautäußerung dieses Volkes.

      »Es gibt hyperphysikalische Phänomene im Solsystem, deren Natur wir nicht verstehen, weil unsere Wissenschaftler keine Ursache dafür erkennen können. Beängstigende Phänomene, die zu allem Überfluss zunehmen. Sich ausbreiten. Häufiger auftreten. Sich intensivieren.«

      Homer G. Adams hatte den Arm erhoben und bei jedem der knappen Halbsätze einen weiteren Finger in die Höhe gestreckt. Nun winkte er ab.

      »Euch ist das bekannt. Unmöglich, es in diesen Tagen zu ignorieren, auch wenn man es noch so sehr möchte. Die Medien


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